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  #1  
Alt 03.12.2013, 21:26
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Guten Abend,

gibt es in diesem Forum Hinterbliebene, die um ihre verstorbenen erwachsenen Geschwister trauern? Ich selber habe vor einem Vierteljahr ganz plötzlich meinen geliebten Bruder im Alter von 32 Jahren verloren, der vor 10 Jahren an Leukämie erkrankt war und der eigentlich als geheilt galt. Ich bin Mitglied in einer Trauergruppe und die Einzige, die nicht dort ist wegen des Verlusts ihres Partners, andere Gruppen und auch Trauerliteraur beschäftigen sich in der Regel neben dem Verlust des Partners mit dem Verlust von Kindern oder auch von Eltern, was alles auch unsagbar schlimm und traurig ist, aber ich habe das Gefühl, dass die Trauer um verstorbene Geschwister nicht so wirklich in unserer Gesellschaft etabliert ist. Hier ist das vielleicht anders und es würde mich so sehr freuen, mich hier mit Angehörigen austauschen zu können, die so sehr wie ich um verstorbene Geschwister trauren, weil ich diesen Austausch im wirklichen Leben einfach nicht finde. Ich möchte keinesfalls verschiedene Trauerformen bewerten, bin aber einfach der Meinung, dass es doch kleine "Unterschiede" gibt; ich z. B. bin nicht alleine, wenn ich nach Hause komme, da dort mein Partner auf mich wartet, der mir Schutz und Halt gibt und meine Zukunft ist. Hingegen habe ich dass Gefühl, dass mit meinem Bruder, der 32 Jahre in meinem Leben war und in dem dasselbe Blut wie in mir floss, ein Teil meiner eigenen Identität, meines Urspungs und meiner Vergangenheit verlorgen gegangen ist. Ich werde es vielleicht gerade mal so schaffen, mit meinem aktuellen Partner überhaupt 32 Jahre meines Lebens zu teilen; wisst Ihr, was ich meine?

Liebe Grüße
Störchin
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  #2  
Alt 03.12.2013, 22:25
Benutzerbild von Sternschnubbe
Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo störchin,

Es tut mir leid für deinen großen Verlust deines Bruders. Ich weiß, ich bin nicht diejenige, die du sprechen möchtest, weil ich habe meine Mama und kein Geschwisterteil verloren. Aber ich wollte dir sagen, dass meine Mama ein Zwilling war und dementsprechend meine Tante nun allein ist. Ihr geht es sehr schlecht. Daher weiß ich, wie es dir gehen muss. Ich kann deine Erklärung mit deiner Identität auch nachvollziehen, erstens geht es mir genauso, aber außerdem ist für meine Tante eine Welt zusammengebrochen. Sie haben ja nun wirklich ihr ganzes Leben zusammen geteilt. Keiner davon länger als der andere. Außerdem waren sie beste freunde. Meine Tante wird nun immer einen schweren Geburtstag haben, einfach weil sie immer zu zweit waren.
Dein Bruder war auch noch viel zu jung. Wie gesagt, ich kann nicht mitreden, aber ich kann dich trotzdem verstehen und deine Trauer als Schwester ist nicht weniger oder minder wert als die Trauer eines Kindes, Elternteils oder Partners.

Ich schicke dir liebe Grüße
__________________
Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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  #3  
Alt 04.12.2013, 08:40
Benutzerbild von Rachel
Rachel Rachel ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

mein aufrichtiges beileid zu deinem schweren verlust - viel kraft für die kommenden zeit wünscht dir von herzen

gitti
__________________
mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka
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  #4  
Alt 04.12.2013, 20:45
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Störchin,

ich habe bereits in deinem anderen Thread mitgelesen und möchte dir sagen, wie sehr mich der plötzliche Tod deines Bruders betroffen gemacht hat.

Deine hier gestellte Frage ist auch für mich von großem Interesse. Meine beiden Söhne sind verwaiste Brüder und haben ihre Probleme damit. Die beiden sind allerdings viel jünger als du.

Ich hoffe, dass sich hier weitere Betroffene melden und du Unterstützung und Austausch findest. Werde in jedem Fall fleißig mitlesen.

Herzliche Grüße
Simi
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  #5  
Alt 04.12.2013, 21:57
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Sternschnubbe,
liebe Rachel,
ich danke Euch sehr für Eure tröstenden und einfühlsamen Worte, die Ihr ausgesprochen habt, obwohl ich Euch ja nicht direkt "angesprochen" habe. Sternschnubbe, auch Deine Mutter ist ja an einer Sepsis nach der heimtückischen Krankheit Leukämie gestorben, nur dass bei meinem Bruder noch 10 Jahre dazwischen lagen...

Liebe Simi,
auf jeden Fall hoffe ich auch für Deine beiden Söhne auf Unterstützung und Austausch hier (und auch für die Zwillingsschwester Deiner Mutter, Sternschnubbe). Ich denke auch nicht, dass das Alter von hinterbliebenen trauernden Geschwistern eine Rolle spielt...

Mein Bruder hatte nie die Chance auf ein sorgenfreies Leben: Als er 4 Jahre alt war, erkrankte unsere Mutter an Brustkrebs und starb, als er 12 war, an Lebermetastasen. Die nächsten Jahre kümmerte sich mein Bruder um unseren depressiven und äußerst unselbstständigen Vater. Mit 22 erkrankte er an Leukämie, hatte jahrelang mit chronischen Abstoßungen und Folgen der Behandlung zu kämpfen und starb 10 Jahre später ganz plötzlich an einer Sepsis. Seine Bachelor-Arbeit hatte er wenige Stunden vorher abgegeben. Sie wurde bewertet und sein Betreuer brachte uns die Urkunde auf die Beerdigung. Die Note hat er nicht mehr erfahren, sie lautet: 2,1. Obwohl ich mich freue, dass er sein Studium noch beenden konnte - auch wenn es ihm ja nicht mehr dazu dienen wird, Geld zu verdienen, ist all dies so wahnsinnig traurig, der Gedanke, wie sehr er um sein Leben "betrogen" wurde, ist für mich fast noch schlimmer zu ertragen als die Tatsache, dass er nicht mehr da ist. Das Positive war allerdings, dass er eine ganz tolle Freundin hatte, die ihm seit der Diagnose stets zur Seite stand. Die beiden waren bis zu seinem Tod 11 Jahre zusammen. Und mein Bruder war die ganze Zeit über der positivste und optimistischste Mensch, den ich kenne.

Allen hier Trauernden wünsche ich alle Kraft der Welt!

Liebe Grüße
Störchin
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  #6  
Alt 04.12.2013, 22:13
Daggi1 Daggi1 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Störchin,
es tut mir sehr leid das du deinen Bruder verloren hast, er war noch so jung.
Am 2.4.2009 habe ich meine Schwester verloren. Im Oktober 2008 wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Im April 2009 ist sie verstorben. Ich kann sehr gut nachfühlen wie es dir geht. Ich habe immer gedacht es ist ein Alptraum und ich würde erwachen und alles wäre wieder gut. Meine Schwester und ich hatten ein sehr inniges Verhältnis, habe mit ihr wirklich alles besprechen können. Es hat glaube ich 2 Jahre gedauert bis ich Fotos von ihr ansehen konnte ohne in Tränen auszubrechen. Im 1.Jahr konnte ich kein Foto von ihr ansehen. Habe immer darauf gewartete das das Telefon klingelt oder sie vor meiner Tür steht.
Es ist nun schon über 4 Jahre her, aber der Schmerz ist immer noch da. Wir waren früher immer gut drauf, waren beim Feiern auch ohne Alkohol lustig, hatten immer irgendwelchen Blödsinn im Kopf, trotzdem wir beide ja schon älter waren, wir waren einfach ein gutes Team. Der Verlust meiner Schwester hat mich geprägt, ich bin ernster geworden,sehe viele Dinge im Leben anders als früher. Meine Schwester hat Weihnachten immer die "Sissi-Filme" im Fernsehen gesehen, habe sie immer belächelt. Seit sie tot ist sehe ich mir Weihnachten die Filme an und fühle mich dann meiner Schwester nahe. Oder ich kaufe mir die Joghurtsorte die meine Schwester so gerne gegessen hatte.
Liebe Störchin, ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit, ganz liebe Grüße
Daggi
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  #7  
Alt 04.12.2013, 23:43
cicabohna cicabohna ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Stoerchin
Ich kann dir leider auch nur indirekt weiterhelfen..aber deine Worte haben mich angesprochen. Mein Mann ist vor knapp 3 Monaten an BSDK gestorben und ich und seine Schwester verstehen uns sehr gut und unterstützen uns bei der Trauer um ihn. Wir waren
12 Jahre ein Paar. Aber genau was du angesprochen hast ist Tatsache. Seine Schwester kannte ihn vom ersten Tag an und er war ihre Familie. Ich habe ihr gesagt, dass ich so froh sei sie noch zu haben. Wir beide ergänzen uns zum gesamten Leben meines Mannes. Sie wird unserer Tochter erzählen wie er als Kind war...was sie für Seich gemacht haben und ich werde ihr erzählen wie glücklich er war als er sie zum ersten Mal im Arm hielt.
Verstehst du was ich sagen möchte? Du bist ein Teil und wirst immer dieser bleiben. Ich kann dich sehr gut verstehn und wünsche dir, dass du dich vielleicht auch mit seiner Freundin austauschen kannst.
Alles Liebe Cica
__________________
Mein Mann
Bsdk ED Juli 2012
Whipple August 2012
Chemo Gemzar und Bestrahlung
Mai 2013 Lebermetastasen und Peritonealkarzinose
6 Zyklen 5FU palliativ
geb. 18.04.1982 - für immer eingeschlafen am 16.09.2013

Danke für deine Liebe
Danke für dein Lachen
Danke für deine Wärme
Danke für dein grösstes Geschenk

Dini Schatzis
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  #8  
Alt 05.12.2013, 13:32
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo,

ich habe meinen geliebten Bruder schon vor 10 Jahren verloren, er war damals 34 und weiß, was Du jetzt durchmachst. Ja, ich fühlte mich irgendwie "verloren", er war mein einziger Bruder...

Es dauerte bei mir sehr lange, bis ich mit einem Lächeln im Gesicht an ihn denken konnte, viele schlaflose Nächte hinter mir...

Heute frage ich mich oft, wie er wohl jetzt aussehen würde, wie sein Leben und auch unseres verlaufen wäre, wenn das nicht gewesen wäre. Tja, darauf gibts gleich wenig eine Antwort wie auf die mir anfangs gestellte Frage "warum, warum ausgerechnet er?"

Ich weiß, es ist kein Trost für Dich (und den gibts auch nicht wirklich), aber irgendwann akzeptiert man den Tod und das eigene Leben geht wieder weiter , man kann auch mal wieder Lachen usw., vergessen tut man aber nie und in meinem Herzen hat er einfach einen festen Platz und selbst jetzt, nach 10 Jahren, gibts ab und an noch Momente, wo es mir die Tränen mal rausdrückt...
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  #9  
Alt 05.12.2013, 21:41
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Ihr Lieben,

ich danke Euch sehr für Eure Beiträge, ich hätte gar nicht gedacht, dass ich mich so wenige Stunden nach meinem Posting so verstanden fühlen würde und das sowohl von Trauernden, die sich in meine Situation hineinversetzen können, als auch von trauernden Geschwistern.

@Daggi: mein Beileid zum Verlust Deiner Schwester. Auch ich denke immer wieder, es sei alles nur ein Albtraum. Wir dachten ja schließlich, er sei geheilt, niemand hatte mehr mit seinem Tod gerechnet. Ich kann auch (noch) kein Foto von meinem Bruder angucken, ohne zu weinen. Auch der Weg zum Friedhof ist schwer, dennoch möchte ich zu ihm, um ihm nahe zu sein und ihm Blumen vorbeizubringen.

@Cica: Auch dir möchte ich mein herzliches Beileid zum Tod Deines Mannes aussprechen. Er war ja sogar noch jünger als mein Bruder. Und auch ich bin (andersherum) so froh, die Freundin meines Bruders zu haben. Mich macht es immer stark, wenn es ihr gerade relativ gut geht.

@Chrisi: Auch der Tod Deines Bruders tut mir so leid und Deine Worte taten so gut. "Warum ausgerechnet er" - Du sagst es, eine zentrale Frage meiner schlaflosen Nächte, er hatte das nie im Leben verdient und meine Schwester und ich auch nicht - wir hatten doch nach dem Tod unserer Mutter immer nur uns. Und ich habe immer versucht, meinem Bruder, der ja der Kleinste war, wann immer es ging, ein paar schöne Momente zu bereiten. Meine Geschwister bedeuten mir alles, das habe ich aber auch immer schon vorher gesagt. 2 Tage vor dem Tod meines Bruders hatte ich gerade ein Foto von uns Dreien zum Abziehen abgegeben. Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen, dass dieser kräfte, große junge Mann diese unfassbare Diagnose erhielt, dabei war es vor 10 Jahren...

Ich danke allen, die auch schon länger als ich ohne ihre geliebten Menschen sein müssen, für's Mutmachen, dass es irgendwann immer ein klein wenig besser wird. Ich weiß nämlich nicht mehr so recht, wann die Trauer um meine Mutter sich besserte...

Liebe Grüße
Störchin

Geändert von Stoerchin (05.12.2013 um 22:58 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #10  
Alt 06.12.2013, 07:05
Benutzerbild von Sternschnubbe
Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Stoerchin,

als wir von der Diagnose Leukämie erfuhren, wussen wir im ersten Moment gar nicht richtig, was das nun heisst. Man hat dann bloß Stammzellentransplantatiopn sofort im Kopf. Aber wir kannte weder die Symptome noch den Krankheitsverlauf. Anfangs beim Recherchieren im Internet dachte ich, meine Mama wird es nie schaffen. Nach dem Gespräch mit dem OA war ich fest davon überzeugt, dass meine Mama wiedr arbeiten gehen kann, wenn sie alles überstanden hat.
Das die Kranheit kein Schnupfen ist, wusste ich. Und wir hatten mit Komplikationen gerechnet. Dass man aber keine Überlebenschancen hat, wenn man eine Sepsis bekommt, das wusste ich nicht.
Erst jetzt im Nachinein, soviel Zeit hatte ich währenddessen gar nicht mich zu informieren (ich weiß nicht mal die genaue Bzeichnung von Mama's Leukämie außer AML, aber da gibt es wohl Unterformen, so schnell ging es).
Was ich sagen wollte, mit der Diagnose und auch der Hoffnung, dass Mama heile wird, war mir klar, dass meine Mami irgendwann an Krebs und den Weiten der Nachwirkungen sterben wird.
Und dein Bruder ist leider das Beispiel dafür, dass diese hässliche Krankheit tötet udn wenn nicht gleich, dann später.

Warum ich das schreibe? Keine Ahnung, ich finde es erschreckend und einfach total traurig. Grausam, ja das Leben ist bescheiden... diese Krankheit macht nicht nur ein Leben, unzwar des Kranken kaputt sondern allen nahen Angehörigen!

Ich wünsche dir trotzdem alles Gute...
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Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
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Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
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  #11  
Alt 08.12.2013, 18:42
mel2013 mel2013 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Störchin,
ich glaube in diesem Thread bin ich richtig. Ich habe im April diesen Jahres meine Schwester durch metastisierten Brustkrebs verloren. Ich habe sie sehr lange mit dieser Erkrankung begleitet und eine Zeit lang sah es auch sehr gut aus. Doch ab Januar ging es steil bergab. Sie hat es nicht geschafft und hinterlässt eine unglaublich große Lücke in meinem Leben. Bis heute komme ich nicht wirklich darüber hinweg. Und jetzt auch noch diese Weihnachtszeit, bin total am Boden. Wie gehst du damit um? Ich weiß nicht, wie wir dieses Weihnachten überstehen sollen.

Ich dich mal ganz fest

Natürlich auch alle anderen, die einen geliebten Menschen verloren haben.

Liebe Grüße
Mel
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  #12  
Alt 08.12.2013, 21:46
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Sternschnubbe,

es muss sehr schwer für Euch gewesen sein, so wenig Zeit zu haben, überhaupt zu begreifen, dass Deine Mutter krank ist, bis sie dann schon von Euch gegangen ist. Mein Bruder hatte ALL (akute lymphatische Leukämie) und davon die aggressivste Form, die eine Stammzelltransplantation unbedingt erforderlich machte. Ich habe mich damals auch überhaupt nicht mit dem Thema befasst und voll und ganz den Ärzten vertraut (wie er auch). Jeden Tag rechneten wir mit dem Schlimmsten, bis die Angst irgendwann besser wurde und er wirder ganz normal lebte. Ich habe allen immer so stolz davon erzählt, dass es das größte Glück in meinem Leben sei, dass mein Bruder geheilt wurde. Und dann - 10 Jahre später innerhalb weniger Stunden...Ja, eine Sepsis überlebt man wohl nicht, erst recht nicht, wenn man nicht ganz gesund ist. Aber auch seine Ärzte konnten es nicht fassen. Von daher beruhigen mich Deine Worte dahingehend, dass mein Bruder nicht der einzige tragische Fall (Sepsis nach eigentlicher Heilung) war. Lass Dich nochmal Bist Du als Stammzellspenderin typisiert? Als sie mich damals typisiert hatten, um zu gucken, ob ich für meinen Bruder passe, was ja aber nicht der Fall war, er wurde ja mit meiner Schwester transplantiert, habe ich dann gleich gesagt, sie sollen mich in ihre Kartei aufnehmen.

Liebe Mel,

mein Beileid zum Tod Deiner Schwester. Ein weiterer lieber Mensch, der mich in meiner großen Trauer um meinen Bruder versteht, auch wenn er auch so leidet. Ja, die Weihnachtszeit ist eine große Herausforderung für alle hier. In meiner Trauergruppe wurde gesagt, dass entweder, wenn man es kann und es einem damit gut geht, alles wie sonst auch machen soll oder wenn man es eben nicht kann und so ist es auch bei mir, etwas völlig anderes tun soll. Dies hat sich dankenswerterweise ohne großes Zutun meinerseits ergeben, da die Eltern meines Freundes den Rest meiner Familie mit Übernachtung zu sich eingeladen haben - an einen Ort, an dem mein Bruder noch nie war. Nun freue ich mich tatsächlich ein bisschen. Vielleich wäre etwas in der Richtung auch eine Option für Dich? Und obwohl ich mir geschworen hatte, dieses Jahr den Weihnachsmarkt zu boykottieren, war ich am Wochenende mit einer Frendin da und habe es sogar ein wenig genossen. Bei einer Sache bin ich mir allerdings unsicher: immer wenn ich bei letzten Familientreffen meinen Bruder ins Spiel bringen wollte (z. B. mal kurz für ihn in den Himmel prosten) hatte ich das Gefühl, dass die anderen nicht unbedingt dafür waren. Seufz, so vieles davon, die die anderen am liebsten mit der Situation umgehen (viel reden, wenig reden...) muss ich irgendwie erst noch herausfinden.

Ganz liebe Grüße
Störchin
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  #13  
Alt 11.12.2013, 15:28
mel2013 mel2013 ist offline
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Unglücklich AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Störchin,
leider hat sich meine Familie in den letzten Jahren sehr verkleinert, meine Mama, Tante, Onkel und nun meine Schwester habe ich alle an diese Sch..Krankheit verloren Ja, ich habe meinen Mann, meinen Sohn und meinen Papa noch, aber wir wohnen alle im selben Ort, können somit leider nicht vor Weihnachten "flüchten", selbst meine Schwiegermutter wohnt nur wenige Meter entfernt.
Auch ich habe oft das Gefühl, das meine Freunde meine Trauer nicht mehr mit mir teilen möchten. Ich verstehe es ja in gewisser Weise, ich weiss auch das ich mich verändert habe, aber oft überkommen mich und ich kann nichts dagegen tun. Die meisten von ihnen haben auch noch ihre gesamte Familie und ich denke so wirklich kann sich keiner in meine jetzige Situation versetzten. Am liebsten würde ich mich für die nächsten Wochen vergraben. Es ist wirklich so, die Krankheit lässt nicht nur den geliebten Menschen sterben, sondern auch einen Teil in uns. Ich hoffe auf Zeit (wird einem ja immer gesagt), die lässt angeblich ja alles besser werden.

Liebe Grüße
Mel
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  #14  
Alt 16.12.2013, 08:06
Benutzerbild von Sternschnubbe
Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Stoerchin,

weil alles so schnell ging, verdrängt man die Zeit auch ganz gut. Sie war ja kurz und nicht so lange so präsent, aber das hat zum Nachteil, dass ich immer wieder vergesse, dass Mami wirklich gestorben ist. Ich habe wirklich immer noch Probleme damit, den Tod zu realisieren und als Wahrheit anzunehmen. Es ist für mich immer noch so abwägig, dass meine Mama nicht mehr da ist, dass es Momente gibt, in denen ich es echt nicht verstehe.
Zum Beispiel suchen wir seit dem 1. Advent den Schwippbogen meiner Eltern. Meine Eltern sind im März umgezogen und dementsprechend weiß nur meine Mami, wo der Schwippbogen hingekommen ist... Ich möchte sie anrufen und fragen. Überhaupt habe ich so oft das Bedürfnis mich ihr mitzuteilen. Sie hat mir zugehört, wie kein anderer. Ich merke sehr, dass sie mir fehlt. Ich konnte ihr einfach alles erzählen, sie hat mir zugehört, mich verstanden. Niemanden sonst habe ich so viel erzählt, wie ihr. Das kann keiner ersetzen, nicht mein Freund, nicht meine Schwester, nicht meine Freunde.
Aber um auf deine Frage zurück zukommen. Meine Mama hatte wohl auch eine sehr aggressive Art des AML. Ich sage "wohl", weil wir nie das Ergebnis aus der ersten Knochenmarkpunktion erfahren haben, soweit kam es nämlich nicht. Daher wissen wir auch nicht, ob Mama je eine Transplantation gebraucht hätte. Aber wir Kinder wären ja eh nicht in Frage gekommen. Trotzdem habe ich damals gleich mir bei der DKMS die Typsierungsunterlagen schicken lassen. Erst letztens habe ich es aber gemacht und nun bin ich als Stammzellenspender registriert. Auch wenn es bei meiner Mama nie soweit kam, möchte ich anderen Menschen damit helfen!

Es fällt mir wirklich sehr schwer alles zu akzeptieren und ich vermisse meine Mama so unendlich doll...

Liebe Mel,

es tut mir so leid, dass du soviele liebe Menschen durch diese schreckliche Krankheit verloren hast. Du hast ja so Recht mit der Aussage, dass die Krankheit nicht nur die Menschen sterben lassen, sondern auch ein Teil in uns. Seit dem Tod meiner Mama fehlt auch bei mir ein großes Stück Herz. Und das sage ich nicht nur so, sondern meine es ernst. Denn auch ich habe mich in der kurzen Zeit verändert. Ich bin ernster geworden, kann weniger lachen und habe wirklich ein Stück Glauben an diese Welt verloren! Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod und auch wenn ich mir noch immer ein erfülltes Leben wünsche, so würde ich mich auch freuen, wenn auch bei mir das Schicksal zuschlägt und ich bei meiner Mami sein kann...

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit der Zeit besser wird. Es gehört dazu und der Schmerz wird immer mitschwingen, auch wenn man deswegen irgendwann nicht mehr gleich weinen muss!

ICh euch beide.. und wünsche euch noch eine "frohe" Weihnachtszeit!
__________________
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Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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  #15  
Alt 16.12.2013, 21:52
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Sternschnubbe,
liebe Mel,
liebe alle,

mir tun Eure Beiträge so gut und ich finde mich darin so sehr wieder; ich glaube, ich lasse sie mir bald als Buch binden.

Zitat:
Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod und auch wenn ich mir noch immer ein erfülltes Leben wünsche, so würde ich mich auch freuen, wenn auch bei mir das Schicksal zuschlägt und ich bei meiner Mami sein kann...
Sternschnubbe: oh ja, wie sehr kann ich diese Gedanken nachvollziehen, für die uns vermutlich jeder in eine Therapie stecken würde, auch meine Schwester hat einmal etwas in der Richtung gesagt. Traurig, wir sollten uns doch am Leben erfreuen und daran, dass wir gesund sind...

Liebe Mel, genau, lass Dich noch einmal , auch Du hast ja neben Deinen anderen lieben Verwandten ein Geschwister- und ein Elternteil, also zwei Mitglieder Deiner engsten Familie, verloren. Wir haben familiären Brust- und Eierstockkrebs in der Familie, aber Leukämie führt man eigentlich nicht darauf zurück, also hat noch ein zusätzliches Schicksal zugeschlagen.

Ich wollte Euch fragen: Wie geht Ihr mit der (gut gemeinten) Frage "Wie geht's Dir" um? Wie ich diese Frage "liebe". Wann wird man wohl jemals wieder mit einem Lächeln "gut" erwiedern können? Ich traue mich schon gar nicht mehr, darauf mit "nicht so gut" zu antworten, da mittlerweile alle dann schon wieder nachfragen "warum das denn" - und einen anderen Grund vermuten.

Ich "liebe" auch diese täglichen Grübeleien über ein Leben nach dem Tod. In meinem Alter (ich bin 36 Jahre alt) haben sich wohl noch die wenigsten in meinem Umfeld damit beschäftigt, viele meiner Heile Welt-Freunde und Kollegen haben "gerade ma"l ihre Großeltern verloren.

Ich habe gerade das Weihnachtsgeschenk für meinen Bruder bestellt: eine Grabvase.

Allen wünsche auch ich eine so gut wie möglich schöne, weitere Vorweihnachtszeit!

Liebe Grüße
Störchin
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