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  #1  
Alt 28.01.2009, 21:37
Geske Geske ist offline
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Standard Zuhause verstorben

Zuhause verstorben

Ein Thread für Hinterbliebene und zu Hause pflegende Angehörige, gern auch für Personen, die Ihre Lieben in professionelle Pflege geben mussten, weil eine Pflege Zuhause nicht möglich war.

Liebe Forumsuser,
ich beginne hier mal einen neuen Thread über das Sterben von an Krebserkrankten in ihrem Zuhause.
Ich will keinen dieser beiden Wege Zuhause/ Krankenhaus bewerten. Mir geht es vielmehr um einen Gedankenaustausch mit Hinterbliebenen in ähnlicher Situation, aber auch mit Angehörigen, die jetzt schon absehen können, dass sie diesen Weg in absehbarer Zukunft gehen müssen.

Mein Mann ist vor fünf Monaten infolge eines Krebsleidens zu Hause verstorben, damit ist er den Weg gegangen, den er sich schon seit sehr langer Zeit für den Notfall vorgenommen hatte. Nach einer ersten Krebserkrankung 1973 (wir leben damals schon zusammen) und anschließender Bestrahlung lebten wir über 30 Jahre ein insgesamt „normales Leben“, jedoch nicht ganz ohne physische und psychische Belastungen, so dass wir über das Sterben vielleicht häufiger nachgedacht und gesprochen haben als „Gesunde“.

Es war von vornherein klar, dass mein Mann zu Hause bleiben möchte, diesem Wunsch wurde auch entsprochen, mit der Begleitung durch einen Hausarzt. Hier fängt das Problem schon an: Der Hausarzt verschreibt Medikamente, schaut mal vorbei – kurz wie in der Sprechstunde, aber eben nur zu Hause. Ein Palliativdienst ist zwar gleich am Anfang gekommen, aber das war wohl zu früh, mein Mann wollte so wenig Schmerzmittel einnehmen wie möglich, die körperliche Pflege hat er mit meiner Hilfe allein erledigt, was sollte der ambulante Palliativdienst also bei uns tun.

Gespräche mit einer ehrenamtlichen Sterbebegleitung - einer ihm unbekannten Person, zu seinem ganz persönlichen Befinden -lehnte mein Mann ab. Er hat seine Situation mit sich selbst abgemacht und in Gesprächen mit mir. Familienmitglieder und ein Freund haben sich „gelegentlich“ telefonisch gemeldet, aber dann auch überwiegend von ihren eigenen Problemen erzählt. Entferntere Bekannte, die sich spontan zu Besuchen bereiterklärt hatten, wollte mein Mann, so gebrechlich wie er sich vorkam, nicht mehr empfangen. Es wurde um uns recht einsam, da wir auch nicht mehr mobil waren. Im August letzten Jahres spitzte sich der gesundheitliche Zustand zu, jetzt musste ein Pflegedienst eingeschaltet werden, weil mein Mann bewegt werden musste, dazu wurden starke Schmerzmittel erforderlich. Ich habe mit dem Palliativdienst, einer Diakoniestation gleich in unserer Nähe keine guten Erfahrungen gemacht. Es kamen nacheinander zwei leitende Mitarbeiterinnen zur Besprechung, aber auch gleich mit der Ansage, dass die Gabe des Schmerzmittels nicht von ihnen erledigt wird, das erledigte eine Pflegekraft - einmal, mein Mann ist kurz darauf verstorben.

Der Palliativdienst wirbt dafür, mit Fachpersonal die Sterbebegleitung zu übernehmen - bei uns bestand die Begleitung aus zwei Telefonaten mit der Nachfrage, ob mein Mann ruhig atme. Als er dann verstorben war, kam nichts mehr, keine Nachfrage, kein Beileid, auch vom Hausarzt nicht. Der Fall war medizinisch abgeschlossen.

Mein Mann wollte friedlich sterben und eigentlich wollte er den Zeitpunkt selbst festlegen, aber das ist uns in unserer Kultur ja verwehrt bzw. es ist sehr schwer, das selbst zu steuern, zumal die Ehefrau (ich) damit ohne Begleitung psychisch überfordert gewesen wäre, dachte ich zumindest. Mein Mann ist eines natürlichen Todes verstorben, aber sein plötzliches Ende hat ihn dann doch wohl selbst überrascht, mich auch. Er ist auch relativ ruhig verstorben, wir haben das gerade noch so hinbekommen, d.h. wirklichen Einfluss hat man da nicht mehr.

Geholfen haben mir die Berichte einiger „Töchter“ aus dem Angehörigenforum des KK. Diese Threads liefen unauffällig, und ich habe (nur) still mitgelesen. Die häufigen Verweise auf PN-Schriftverkehr, wären für mich keine Lösung gewesen, da ich hier im KK niemanden näher kannte. Eine Kontaktaufnahme gestalte sich für mich insofern schwierig, da die meisten Threads von Hoffnung getragen wurden. Mein Mann konnte sich damit nicht anfreunden, er wollte nicht von Hoffnung per PC inspiriert werden, er wollte sich mit seinem Lebensweg real ohne Verschönerung der Realität auseinandersetzen.

Ich schreibe unsere Geschichte hier rein, um vielleicht mit Personen, die auch ähnliches erfahren haben, oder den Weg in absehbarer Zukunft vor sich haben, ins Gespräch kommen. Hätte ich vorher schon einen aktiven Erfahrungsaustausch gehabt, wie er hier im Forum schon einmal begonnen hat, dann aber leider abgebrochen wurde, wäre ich vielleicht weniger verkrampft mit der Situation umgegangen (ich bin leider keine Krankenschwester).

Ich bitte alle eventuellen Beitragsschreiber diese Thematik zu beachten und wertende Kommentare zu Fragen der Moral an einem anderen Ort zu besprechen. Ich habe auch nicht an Hinweise darauf, wo man professionelle Hilfe erhalten könnte gedacht, oder an Ratschläge wie man es besser machen könnte.

Es würde mich freuen, wenn ich hier mit Betroffenen ins Gespräch kommen könnte.

Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (28.01.2009 um 21:50 Uhr)
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  #2  
Alt 28.01.2009, 22:44
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condesa condesa ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Geske,

es tut mir sehr leid mit deinem Mann!
Sehr interessanter Thread
Wir haben unsere Mutter auch nach Hause geholt aus dem Krankenhaus-leider ist sie dann nur noch 9 Tage bei uns gewesen
Ich muss sagen das ich jederzeit daran geglaubt habe das sie noch lange lebt, trotz der schweren Erkrankung. Denke dabei handelt es sich aber wohl evt. um einen Schutzmechanismus. Unsere Mutter hat phychologische Hilfe jederzeit abgelehnt. Sie hatte sich mit ihrer Krankheit arrangiert, hat nicht mit ihrem Schicksal gehadert und ich muss sagen das es richtig angenehm war immer bei ihr zu sein.
Wir hatten ebenfalls einen ambulanten Pflegedienst. Im Erstgespräch sagte uns die Dame "Sie würde es ja verstehen, sie könnte auch niemanden aus ihrer Familie pflegen" - vor unserer Mutter! Nach kurzer Spachlosigkeit dieser "gedankenlosen Aussage" konterte meine Schweter glücklicherweise. Öfter kam mal ein anderer Pfleger...die enzigen Aufgaben (An,-und abhängen der Nahrung, Wundversorgung von 2 offenen Stellen-hätten wir am liebsten auch noch selbst gemacht,wollte uns aber keiner zeigen ) - waren irgendwie schon pure Überforderung (hatte jedenfalls das Gefühl). Unsere Mutter hat denen vertraut, man ist ja auch abhängig , da haben wir dann nicht viel gesagt, da wir wollten das sie sich wohlfühlt. Toilettengänge e.t.c haben wir gemacht. Der Lebenspartner unserer Mama war Tag und Nacht bei ihr - (ich/wir bin/sind ihm unendlich dankbar, das ist wahre Liebe)
Unsere Mutter ist nachdem wir Weihnachten mit der ganzen Familie verbracht haben morgens nach Besuch des Notarztes (sie hatte wieder Angstzustände) verstorben...
Ich bin unendlich glücklich das wir sie aus dem Krankenhaus geholt haben, und bin mittlerweile davon überzeugt das dies ihr einen Schub gegeben hat noch ein wenig bei uns zu bleiben.
Jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist anders und jeder Mensch geht mit dieser Situation anders um, nimmt sein Schicksal an oder kann es einfach nicht. Der Kranke und die Angehörigen müssen entscheiden wie und für welchen Weg sie sich entscheiden, soweit sie noch die Möglichkeit dazu haben.
Ich wünsche allen Bertoffenen die vor Entscheidungen stehen viel Kraft und die positive Energie den richtigen Weg zu finden!

Liebe Grüsse
__________________
In endloser Liebe, tiefer Dankbarkeit & ewiger Verbundenheit!
Deine Töchter Elisabeth & Katarina


Diagnose CUP Syndrom im August 2008

* 26.03.1953 + 25.12.2008 3:53h

Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #3  
Alt 29.01.2009, 00:09
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Condesa,
danke für Deinen Beitrag. Zum Tode deiner Mutter möchte ich Dir mein herzliches Beileid aussprechen. Deine Mutter war ja noch jung, na ja, jedenfalls zwei Jahre jünger als ich.

Meinem Mann und mir war auch klar, dass Situationen eintreten können, in denen eine Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist, wir mussten unsere Entscheidung zum Glück nicht überdenken.

Liebe Grüße
Geske
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  #4  
Alt 29.01.2009, 10:22
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condesa condesa ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Geske,

danke für deine Anteilnahme
Wir haben nach ihrem Tod gedacht das es gerne hätte so weitergehen können, hauptsache sie ist bei uns. Natürlich ist uns dann auch sofort klargewesen das es weiterhin bergab gegangen wäre, und sich der Zustand nicht mehr hätte verbessern können.
Sie ist nun aber auch "eingeschlafen". Da gibt es durchaus auch andere Fälle, die die Pflege eines Schwerkranken sehr erschweren, und ich kann mir vorstellen das man dann schon an das Ende seiner Kräfte gelangt bez. das so nah miterlebte "Sterben" schwer verarbeiten kann , obwohl es eigentlich "ein natürlicher Weg ist" der früher oder später nun Jedem bevorsteht...

Liebe Grüsse
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* 26.03.1953 + 25.12.2008 3:53h

Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #5  
Alt 29.01.2009, 13:54
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Condesa,

Zitat:
Zitat von condesa Beitrag anzeigen
Wir haben unsere Mutter auch nach Hause geholt aus dem Krankenhaus-leider ist sie dann nur noch 9 Tage bei uns gewesen
(...)
Unsere Mutter ist nachdem wir Weihnachten mit der ganzen Familie verbracht haben morgens nach Besuch des Notarztes (sie hatte wieder Angstzustände) verstorben...
Meine Frau ist Anfang des Jahres an Brustkrebs verstorben, und bei ihr war es ähnlich wie bei deiner Mutter. Sie hatte ihr Schicksal "akzeptiert" (zumindest vom Kopf her; es war klar, dass sie sterben muss), wollte unbedingt noch Weihnachten Zuhause erleben, und es ist uns gelungen, sie am 18.12. nach Hause zu holen. 2 Wochen später ist sie gestorben, nachdem sie Weihnachten hier erlebt und ihre Familie, ihre Tiere und manche ihrer Freunde nochmal gesehen hat.

Zitat:
Ich bin unendlich glücklich das wir sie aus dem Krankenhaus geholt haben, und bin mittlerweile davon überzeugt das dies ihr einen Schub gegeben hat noch ein wenig bei uns zu bleiben.
Genau so empfinde ich das auch. Es war für meine Frau und mich eine große Gnade, dass sie Zuhause in ihrer gewohnten Umgebung und mit ihren geliebten Menschen sterben durfte, so wie sie es wollte. Es hätte so viel dazwischen kommen können, und bei vielen kommt halt auch etwas dazwischen, das verhindert, dass der Sterbende seine letzte Zeit so verbringt, wie er es möchte (ob nun in Klinik, Hospiz oder Zuhause). Insofern war das ein großes Glück für uns alle, und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Viele Grüße,
Stefan
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  #6  
Alt 29.01.2009, 19:08
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condesa condesa ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Stefan,

von Herzen viel Kraft für Dich! Es tut mir sehr leid mit deiner geliebten Frau!
Ich habe einen riesen Respekt vor "Männern" die ihre Frauen bis zum Ende begleiten, das ist für mich wahre Liebe. Und ich hoffe sollte ich jemals in eine solche Situation kommen, das mein Partner mir ebenfalls so zur Seite stehen wird (es ist leider nicht selbstverständlich).
Desweiteren denke ich das man mit der Trauer anders umgeht wenn der geliebte Mensch zuhause stirbt. Das kann aber auch nur mein Empfinden sein

Alles Liebe
Katarina
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Diagnose CUP Syndrom im August 2008

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Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #7  
Alt 29.01.2009, 20:47
mana mana ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

hallo zusammen
auch ich habe meinen Mann zu Hause gepflegt und er konnte, so wie er es wollte zu Hause in seinem Bett sterben.
2 Monate vor seinem Tod mußte ich ihn nach dem Sport, den er trotz Schmerzen noch immer gemacht hat,ins Krankenhaus bringen.Er bekam zu dieser Zeit noch Chemoth. und hatte auf einmal hohes Fieber. Nachdem er untersucht wurden war,sagten die Ärzte, dass das Fieber Tumorfieber ist und keine Infektion.
Nach diesem Aufenthalt im KH, sagte er mir,dass er nie wieder ins KH will. 2 Wochen ging es ihm noch relativ gut, die Kraft ließ nach, aber er sagte immer, naja dann mach ich eben langsam.Dann fingen die starken Schmerzen an, er wurde immer schwächer, ich ließ mich krankschreiben,mein Arbeitgeber und die KollegInnen haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt, und war von diesem Tag an rund um die Uhr bei ihm. Zuerst stand er immer noch auf und legte sich dann auf sein Sofa, doch es dauerte nicht mehr lange und auch dieses ging nicht mehr.Ich hatte zu dieser Zeit schon einen ambulanten Hospizdienst eingeschaltet, doch von den fremden Menschen wollte er sich nicht helfen lassen, sie kamen trotzdem jeden Tag um mich zu unterstützen und wenn es bei einer Tasse Kaffe nur das Reden war. 3 Wochen vor seinem Tod sollte ich alle Bekannten und Verwanten anrufen und sie nach einander einladen zum Kaffee. Immer wenn jemand kam, raffte er sich auf und setzt sich mit an den Kaffeetisch. Es war unglaublich welche Anstengung das für ihn sein musste. Jeden Tag kam meine Nichte und jeden zweiten der Hausarzt, der uns immer sehr unterstützt und begleitet hat. Nachdem auch seine Mutter und Schwester bei ihm waren verkündete er mir, dass er ab jetzt nichts mehr essen würde, dem war auch so. 2 Wochen danach starb er in der Nacht von Samstag auf Sonntag, ich, seine Schwester,meine Schwester und unser Hausarzt waren bei ihm. Seine letzten Worte waren" Ich will nach Hause,ich weis nur nicht wohin". Das letzt Buch was er 1 Woche vorher noch gelesen hat, hatte den Titel" Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling.
Auch wen das jetzt schon 2 Jahre her, ist diese Zeit immmer noch sehr präsent für mich. Sie war schwer,anstrengend und leidvoll, aber sie war auch eine sehr intensive und reiche Zeit.
ich wünsche euch allen viel Kraft
Mana
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  #8  
Alt 30.01.2009, 11:37
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo zusammen,

ich habe mal gelesen, dass Männer sehr standfeste Betreuer in der partnerschaftlichen Pflege wären. Das hat mich damals ungemein beruhigt, auf meinen Mann hätte ich mich auch voll verlassen können.

Hallo Mana, wie du es beschreibst, so ging das auch bei uns los. Mein Mann wurde zunehmend dünner und schwächer, weigerte sich dann aber zum Arzt zu gehen. Er hat auch darüber nachgedacht, die Nahrung einzustellen. Es kam dann nicht mehr dazu, diesen Weg zu gehen - ich stelle mir die Begleitung sehr schwer vor.

Beste Grüße
Geske
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  #9  
Alt 30.01.2009, 12:42
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo,

auch mein Vater durft zuhause sterben. Er war während seiner Erkrankung 3 oder 4 Mal im Krankenhaus. Er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs, wo die Lebenserwartung eh sehr gering ist. Nach dem setzten des Gallen-Stands sagte er, er ginge in kein Krankehaus mehr. Meine Mutter hat ihn gepflegt.

Für mich und meine Familie war es ein "schönes" Erlebnis Abschied in aller Ruhe zuhause von ihm nehmen zu dürfen. Ich hätte es mir nicht vorstellen können, das das in der Anonymität eines Krankenhauses passiert. Wir hatten 6 Stunden Zeit, solange dauerte es, bis er abgeholt wurde. In dieser Zeit haben wir alleine und gemeinsam geweint und gelacht.
Ich glaube er hätte uns für verrückt erklärt, wenn er noch hätte sprechen können. "Was steht ihr denn jetzt hier rum, ich bin doch eh schon tot" Leicht ironisch, vielleicht noch. Er war so ein Mensch.

Im Nachhinein wünsche ich jedem Angehörigen diese Chance, es ist sehr viel wert und ich möchte es nie mehr missen.

LG Taddl
__________________
In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08
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  #10  
Alt 30.01.2009, 13:23
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo,

meine Frau ist seit dem 3.01. tot, und sie war nur noch die letzten 15 Tage Zuhause. Ich beschreibe mal mit etwas Abstand diese Phase so, wie Geske es bei ihrem Mann getan hat...

Meine Frau wollte unbedingt Zuhause sterben, also war für mich klar, dass ich das möglich mache, wenn es irgendwie geht. Es ging, aber mit vielen Schwierigkeiten, die ich vorher völlig unterschätzt hatte. Hausärztin und ambulanter Pflegedienst waren super! Den ambulanten Hospizdienst hatte ich schon benachrichtigt, war meine Frau mit einverstanden. Aber bevor da jemand kommen konnte, damit meine Frau gucken konnte, ob sie mit dieser Person „kann“, war es schon zu spät. Ebenso für eine selbst bezahlte Teilzeit-Pflegekraft, die ich hier zur Unterstützung über längere Zeit dringend gebraucht hätte.

Als meine Frau aus der Klinik kam, konnte sie nichts mehr essen und kaum noch was trinken. Parenterale Ernährung hatte sie schon in der Klinik abgesetzt, weil ihr davon übel wurde und sie Bauchschmerzen und -krämpfe bekam. Sie bekam per Infusionssystem Morphium (portable Schmerzmittel-Pumpe), Flüssigkeit und 4 mal täglich/nächtlich Kurzzeitinfusionen mit anderem Schmerzmittel und Mittel gegen Übelkeit (Novalgin, Kevatril). Die schlimmsten akuten Beschwerden waren natürlich Schmerzen, dank Morphium gut im Griff, und extreme Übelkeit. Wohl eine Nebenwirkung des Morphiums, ebenso wie chronische Verstopfung und Harnverhaltung. Also alle 3 Tage Klistier und stundenlange Pinkel-Sitzungen (gewollt, aber nicht gekonnt, trotz Plätschern vom schnell gekauften Zimmerspringbrunnen) auf dem WC-Stuhl, letztlich Blasenkatheter. Körperlich hat meine Frau (in der Klinik schon) und dann Zuhause zusehends schnell abgebaut. Sie hatte über 25 kg Gewicht in 3 Monaten verloren, und mit Steigerung der Morphium-Dosis liess das Erinnerungsvermögen stark nach, das Kurzzeitgedächtnis war fast ganz weg, und die Worte / Begriffe gerieten immer mehr durcheinander. Wenn sie z.B. Schublade sagte, meinte sie Jackentasche. Das war nicht ständig so, sondern immer abhängig von der "Tagesform". Genau wie Konzentrationsfähigkeit und Müdigkeit. Manchmal ist sie nach 3 Sätzen eingeschlafen, manchmal konnte sie 30 Min. am Stück aufmerksam sein und sprechen.

Als sie nach Hause kam, ging es ihr für einige Tage deutlich besser als in der Klinik. Die Schmerzen waren geringer, sie war aktiver, und sie konnte Familie und Freunde nochmal sehen, was natürlich sehr anstrengend war - Mutter, Bruder, Neffe... aber es war ihr extrem wichtig. Ich weiss nicht, inwieweit die Besserung ihres Befindens in dieser Zeit daran lag, dass ihr ihr Herzenswunsch erfüllt wurde, nämlich Zuhause zu sterben. Ich denke aber mal, zu einem großen Teil. Sie war kurzzeitig wirklich nochmal "ein anderer Mensch", es ging ihr deutlich besser - bei unveränderter Medikation !!! - und sie hat nochmal alle Kräfte mobilisiert, um das zu erleben, was sie noch erleben wollte. Sie wollte nicht nur die Familie nochmal sehen, sondern v.a. Zuhause sein. In unserem Haus, im Wohnzimmer, mit dem bekannten Blick aus dem Fenster. Sie wollte "Alltag" haben. Die Katze, die auf ihrem Kopfkissen liegt und den Hund, der ihr die Hand abschleckt. Mich, wenn sie Gesellschaft wollte. Und ihre Ruhe, wenn sie allein sein wollte. Das alles ging nur hier, nicht in der Klinik, im Doppelzimmer, wo 20 mal täglich Schwestern, Ärzte, Putzkräfte, ungebetener Besuch usw. reinschneien.

Nachdem sie von lieben Menschen Abschied genommen hatte, ging es ihr körperlich schlechter; Besuch von Freunden vor Ort wurde deshalb immer wieder vertagt, weil sie den gerade nicht wollte. Ich dachte damals noch, dass sie sich nur erstmal ausruhen und etwas erholen muss... Aber dann ist sie sehr schnell gestorben, ohne dass ich das erwartet hätte. Am 2.01. mittags war noch eine gute Freundin da, und mit der hat meine Frau noch gescherzt über die high heels, die sie mit ihren geschwollenen Füßen gerade nicht tragen könnnte. Abends ging es ihr dann zusehends schlecht, sie konnte nicht mehr deutlich sprechen, so dass ich "vorsichtshalber" mal die Nacht aufgeblieben bin. Und am 3.01. morgens um 4 ist sie gestorben. Wenn mir das 12 Stunden vorher jemand gesagt hätte, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt :-( Sie hat sich sehr schnell von dieser Welt verabschiedet, und sie hat mir erlaubt, in ihren letzten Stunden bei ihr zu sein.

Wenn ich nachher von diesen letzten 2 Wochen erzählt habe, war die typische Reaktion der Menschen: das muss aber sehr belastend gewesen sein, einen geliebten Menschen Zuhause zu pflegen und zu begleiten. Nein, das war es nicht !!! Es war zwar für mich körperlich sehr anstrengend: mindestens alle halbe Stunde nach meiner Frau sehen, nachts eher 3 als 1 mal aufstehen, das Haus nicht verlassen können, und "nebenher" Tiere versorgen und Haushalt machen, einkaufen ... Klar, das geht allein nicht auf Dauer. Und der Pflegedienst war keine große Entlastung, weil der halt einen straffen Zeitplan hat. Der kann eben nicht stundenlang dabei hocken, wenn jemand auf dem WC-Stuhl sitzt, aber nichts kommt. Und der Kranke kann nicht "auf Kommando" auf's Klo gehen, nur weil gerade die Pflegekraft da ist. Ich war nichtmal eine Woche mit meiner Frau alleine hier. Vorher waren Schwester / Freundinnen rund um die Uhr hier, um mich zu entlasten. Aber nach ein paar Tagen allein mit meiner Frau war mit klar, dass ich das auf Dauer nicht schaffe - und habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um schnellstmöglich praktische Hilfe zu organisieren. Bei Pflege, im Haushalt, für's Einkaufen... Zum Glück konnten wir uns das leisten. Gute Freunde standen zwar zahlreich bereit. Aber Leute, die berufstätig sind, Kinder haben und nur manchmal stundenweise kommen können, wenn sie gerade Zeit haben - die waren in der Situation nutzlos.

Belastend war das für mich trotzdem kaum. Körperlich klar. Aber seelisch ging es mir wie meiner Frau sehr viel besser als in den Wochen vorher, als sie noch in der Klinik war. Weil ich fast immer bei ihr sein konnte, wenn sie es wollte, und nicht nur stundenweise als Besucher auf der Station. Ansonsten halt Zuhause rumhängen und nichts tun können als sich Sorgen machen. Oder stundenlang überarbeiteten Ärzten in der Klinik hinterherrennen, um vielleicht mit Glück mal eine kurze Info zu kriegen. Und Zuhause viel besser einschätzen konnte, wie es ihr gerade geht. Und weil ich für sie etwas tun konnte, statt hilflos zuzugucken, wie eine angeklingelte Schwester etwas anschließt / injiziert / rumstöpselt, von dem man nicht weiss, was es eigentlich ist.

Schwierig war die häusliche Versorgung v.a. aus technischen und formalen Gründen. Da muss jedes Hilfsmittel halt erst beantragt, bewilligt und geliefert werden, und das geht in D nicht ohne x Formulare und Dutzende von Telefonaten, nach denen man mit den Nerven völlig am Ende ist, ohne sich überhaupt um den zu Pflegenden gekümmert zu haben. Technisch war das schwierig, weil ich nunmal kein Krankenpfleger bin - und noch nie ein Infusionssystem gesehen hatte. Wie man einen Port durchspült, wie man steril arbeitet, welche Artikel man bei der Apotheke für die nächste Lieferung anfordern muss, warum das Intrafix Air mit 50 ml Flaschen oft nicht funktioniert, in welchen Punkten der Arztbrief aus der Klinik (auf den sich alle verlassen, von Hausarzt bis Pflegedienst) leider die völlig falsche Medikation angibt, usw... keinen Plan, woher denn auch.

Wenn ich da nicht professionelle Hilfe gehabt hätte, in der kritischen Phase auch rund um die Uhr vor Ort... von mehreren Krankenschwestern/-pflegern (meine Frau, meine Schwester, Freundin, Freund), hätte ich meine Frau einen Tag nach ihrer Heimkehr wieder zurück in die Klinik bringen müssen. _Das_ war extrem belastend. Auch, weil ich leider dazu neige, mich über formale und bürokratische Dinge schnell fürchterlich aufzuregen. Wieso ist es in D kein Problem, für 300 EUR pro Krankenhaustag dort zu sterben - aber wenn jemand "für den halben Preis" Zuhause sterben möchte, ist es plötzlich mit finanzieller und fachlicher Unterstützung aus? Der Hausarzt kann es nicht (nicht für 40 EUR pro Patient und Quartal inkl. aller Hausbesuche), der Pflegedienst kann es mangels Bezahlung nicht, die Angehörigen können es mangels Kompetenz nicht...

Das hängt mir immer noch bitter nach, wenn ich an die letzten Wochen meiner Frau denke. Nicht ihre Pflege und ihr Sterben Zuhause. Das war so, wie sie sich das gewünscht hat. Aber dass dem aus formalen und Kostengründen so viele Steine in den Weg gelegt wurden, dass es fast an ein Wunder grenzt, dass es trotzdem geklappt hat. Darüber bin ich immer noch entsetzt.

Viele Grüße,
Stefan
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  #11  
Alt 30.01.2009, 16:47
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buddylady buddylady ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Ich hoffe ich darf hier schreiben da mein Mann im KH gestorben ist

Als mein Mann am 17.10.08 wegen starker schmerzen mit mir ins KH gefahren ist wurde er sofort dabehalten. Er durfte keinen Schritt mehr laufen, wegen Bruchgefahr im Oberschenkel. Bis zu diesem Tag ist er 18 Wochen vorher auf einer Krücke gelaufen. Ab diesen Tag lag er im Bett....auf dem Rücken. Er wurde erst eingegipst...das komplette rechte Bein samt Fuß, bis zu Hüfte, um die Hüfte herum in der Breite vom Scharmbereich bis übern Bauchnabel. So lag er fast zwei Wochen da. In dieser Zeit wurde uns auch mitgeteilt das er Lungenkrebs hat und die Schmerzen im Bein schwere Metastasen sind. Als das Ergebniss da war wurde der Gips entfernt, er hat die Krücken in die Hand bekommen und es wurde Tshüß gesagt. Ich weis bis heute nicht wie ich es geschafft habe meinen Mann aus dem 14 Stock herunter zu bekommen und ins Auto zu packen. Er war 184 cm groß und wog da noch um die 85kg. Ich bin 159 cm klein und hatte da ca. 64 kg. Aber ich hab es geschafft. Und Wolfgang war ganz glücklich wieder zu Hause zu sein. Aber er konnte fast nichts mehr selber machen, mit den Krücken war er sehr Hilflos, er kam damit nicht zurecht. Er hat so gut wie nur gelegen....immer auf dem Rücken. Die Schmerzen waren sehr stark. Ich habe ihn angezogen, gewaschen, aufs Klo begleitet usw usw. Aber es wurde immer schlimmer...so schlimm das ich einen Krankenwagen bestellen mußte der in ins KH bringen sollte. Aber die Rettungssanitäter hatten auch keine Chance ihn zu bewegen wegen der schmerzen. Am Ende waren zwei Krankenwagen und ein Notarztwagen da. 6 Männer sprangen durch unser Bett um zu sehen wie sie meinen Mann transportieren können. Er hat dann vier oder 5 Spritzen bekommen und einen Tropf. Dann kam so eine Scherentrage? und damit dann auf eine Vakuummatratze. Dann ist mein Mann mit 50 Stundenkilometer ins Krankenhaus gefahren worden. In dem KH wurde mein Mann richtig gut behandelt medizinisch wie menschlich. Ihm wurde ein Nagel und zwei Schrauben ins Bein operiert. Der Sozialdienst hat dafür gesorgt das wir inerhalb von einem Tag ein Krankenbett, Rollstuhl, Rollator und Urinflasche zu Hause hatten. 3 Wochen lag mein Mann in diesem KH. Die erste Chemo wurde dort gemacht, schmerztherapie eingestellt. Er hat gelernt etwas mit dem Rollator zu gehen. War aber nur bis ins Bad ca. 5 min. mehr ging nicht. Mitlerweile hatte er extrem abgenommen und war auch sehr schwach. Dann kam der Tag an dem er nach Hause durfte....es war so schön. Zu Hause hatte er es sogar geschafft die Treppen bis zu Schlafzimmer zu gehen. Er hat seinen Arm um mich gelegt und abgestütz und mit der anderen Hand am Geländer festgehalten. Er war wieder in seinem Bett. Runter ging es genauso. Aber leider nicht lange....diese verfluchten schmerzen. Es wurden immer mehr. Immer wieder neue Medikamente immer mehr Morphium, aber es half nichts. Am Donnerstagabend brach mein Mann wieder, wie sooft. Aber es war anders. Es sah aus als hätte er vorher Cola getrunken...hat er aber nicht. Aus der Nase kam auch sowas raus. Ich hatte Angst...konnte es mir nicht erklären. In der Nacht schrie er vor schmerzen laut auf. Am Freitag den 9.1. habe ich ihn gefragt ob es nicht besser sei den KW zu rufen. Er ißt nicht mehr, er trinkt nicht mehr, das Zeug was aus Mund und Nase kommt und ich kann ihm nichts mehr gegen die Schmerzen geben was hilft. Er nickt. Ich habe den KW gerufen und er wurde wieder ins KH gebracht. Es wurden Untersuchungen gemacht wie Ultraschall, Magenspiegelung und Röntgenbilder vom Rücken und Bein. Abends kom der Arzt und sagte das der Tumor in der Lunge stehen geblieben sei. Ich hab vor freude geweint....die erste gute Nachricht seit dem 17.10. Auch mein Mann hat sich riesig gefreut. Toll drei große Chemos und der Tumor steht still. Der Arzt sagte das er nun erst mit der Chemo aufhören will und erstmal bestrahlen möchte damit die Schmerzen endlich weg gehen. Mein Mann sollte jetzt erstmal aufgepeppelt werden. Ich weis nicht was er zu dem Zeitpunkt wog? Vielleicht gute 50 kg. Samstag, 10.1. Die Schmerzen immer noch sehr groß. Aber mein Mann wollte aufstehen und sich am Waschbecken waschen. Oh Gott, es war so schwer und schmerzhaft für ihn. Und keine Krankenschwester durfte auch nur ansatzweise helfen, nein, er sagte seit dem 17.10 immer nur: das macht meine Frau. Sonntag 11.11. Er hat sich vor schmerzen gewunden. Er flehte mich an den Arzt zu rufen damit er ihn ins künstliche Koma lege. Ich habe sofort gehandelt. Sie kammen mit einem Medikament was über so eine Maschine lief, dauerhaft. Sie sagten mir damit gehen die schmerzen weg aber er würde auch permanent schlafen. OK hauptsache er hat keine schmerzen mehr. Ich sagte ihm wenn er keine schmerzen mehr hätte und er schlafen würde, würde ich nach Hause fahren. Er nickte und das Medikament half. Montag 12.01. Ich kam um kurz nach 9 Uhr ins KH. Traf auf dem Flur vor dem Zimmer meines Mannes die Krankenschwester. Ich fragte sie ob mein Mann schmerzen hätte. Sie sagte wir waren grade drin und haben ihn gewaschen, er schläft ganz ruhig, er würde keine schmerzen haben. Ich, völlig beruhigt ins Zimmer, und war erschrocken. Mein Mann lag auf der linken Seite. Das erste mal, sonst nur auf dem Rücken. Er schnappte nach Luft....wie ein Fisch. Ich verstand nicht....was ist los????? Mit einem Finger tippte er aufs Bett...ich soll mich da setzten. Was ich auch getan habe. Er wollte mir was sagen was ich aber erst nicht verstanden habe. Ich habe mich dann sehr angestrengt ihn zu verstehen. Ich habe dann einiges Verstanden. Nicht trauern, Sohn soll Bewerbungen schreiben, anderer Sohn soll Schule gut weitermachen, er liebt mich und die Jungs und noch einiges mehr. Da verstand ich dann das mein Mann gehen wird. Ca. eine Std hat er sich sehr angestrengt mir das zu sagen was ihm sehr wichtig war. Ich habe ihm dann irgendwann gesagt das ich und die Jungs alles in den Griff kriegen, das wir alles schaffen werden. Er soll sich jetzt ausruhen und " schlafen". Ich habe ihn in den Arm genommen und auf seinen Kopf geküßt. Er wurde ganz ruhig und schlief dann für immer ein.

Trotzdem es im Krankenhaus war waren wir doch zusammen und hatten uns. Kein Mensch hat uns in dieser Zeit gestört. Ich durfte solange bei ihm bleiben wie ich wollte...


Liebe Grüße Elke!
__________________
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  #12  
Alt 30.01.2009, 21:10
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Liebe Elke,
mein aufrichtiges Beileid zu deinem schwerem Verlust....
Ich danke dir das du so offen über den Tod deines Mannes berichtet hast,es war bestimmt nicht einfach.
Dein Mann hat gekämpft und nicht aufgegeben bis zum schluss.
Meine Hochachtung vor deinem Mann.....

Mein Mitgefühl gilt auch euren Söhnen......

Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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  #13  
Alt 30.01.2009, 22:09
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Geske,

ich finde es gut, dass du hierfür wieder Platz geschaffen hast und hoffe und wünsche mir das diesen Traed bestehen bleibt. Man sieht auch an den Anzahl der Einträge wie wichtig dies für uns alle ist.

-Dem Sterben und den Tod Raum zu geben-

Den Platz an den man sich offen und ehrlich austauschen darf und kann.

Dies ist ein sehr schmerzhaftes und emotionales Thema, wenn nicht das schmerzhafteste und emotionalste Thema überhaupt.

Wir wollten auch das Mama zu hause stirbt. Nur leider bekamen wir das mit dem Schmerzen nicht so recht in den Griff. Es ging alles so schnell. Zuhause bekamen wir auch leider noch keine palliative Versorgung. 6Monate später lief diese erst abulant an. Dennoch war geplant Mama nach Hause zu nehmen und dies über die allg. Pflegedienste abzuwickeln, Notfalls den Notarzt bzw. Hausarzt für ärtzliche Betreuung. Damit die Schmerzen im Griff waren.
Ich fühlte mich zuhause sehr oft von den Artzen in Stich gelassen und war schockiert über diese Zustände...
Es gab aber eine sehr liebe Ärtzin, die uns oft Mut machte und weitere Möglichkeiten zeigte nur war leider die Zeit zu kurz bzw. der Krebs zu weit vorangeschritten. Unser "Engel in der Nacht" der in 5 Minuten die Schmerzen nahm.
Im Krankaus war die Versorung und der Zustand aufgrund der Einsparungen unerträglich.
Es wurde erst alles besser als Mutter auf die Palliativstation kam.
Sie wurde hier erstmals richtig auf diese Schmerzen eingstellt. Die ersten 3-4 Tage schlief sie viel. Dann wurde sie wieder vitaler, aber OHNE SCHMERZEN. Auch war die Versorgung und Betreuung besser.
Die Versorgung und Betreuung hätten wir zuhause auch bieten können, aber das medizinische hätte wir ohne Untertützung (palliativ) nicht hinbekommen. Mama war ein halbes Jahr zu früh dran bzw. 1Jahr.
Der Entlassungstermin nach Hause von der Palliativstation stand auch schon fest. Papiere waren schon geschrieben.
Sie wurde auch entlassen, aber nicht in ihr irdisches Reich sondern in ihr himmlisches Zuhause.
Sie hatte sich ihren Todestag selbstgewählt. Ich hielt sowas immer für einen "Krampf" "dummes Geschwätz". Aber es war so. Ich wollte es selbst nicht wahr haben, obwohl ich es wußte. Sie hat sich ihr Datum selbst gewählt.
Sie nahm den Tag, andem er unseren Leon (weißer Schäferhund) erschossen hat siehe "Brennen im Bauch was nun".
sorry, dass ich vielleicht den Rahmen diese Tread damit gesprängt habe.

Ich glaube nicht mehr an Märchen wie Schwarzwaldklinik, der böse Wolf usw...

An alle hier viel,
Kraft
Zuversicht
Hoffnung
Vertrauen
und
Liebe
und Menschen, die sie verstehen und bei ihnen sind!

Gruß
Alex
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  #14  
Alt 31.01.2009, 19:38
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo an alle

Dieser Thread soll niemanden ein schlechtes Gewissen verursachen, er ist für alle da. Als wir, mein Mann und ich, vor Jahren über das Sterben gesprochen haben, hatten wir keinen blassen Schimmer davon, was auf uns zukommen könnte. Ich habe mir vorgestellt, dass man in diesem Thread einfach über den Verlauf der Krankheit und des Sterbens schreiben kann – ohne Wertungen, einfach ein Erfahrungsaustausch.

@ Elke
Mein Mann hatte auch Knochenmetastasen und konnte über Monate nur auf dem Rücken liegen, um die Schmerzen erträglich zu halten. Medikamente hat er so weit es ging vermieden, da hat er sich lieber nicht bewegt. Die größten Probleme hatten wir zum Schluss mit Dekubitusstellen, weil deren Behandlung immer schwieriger wurde.

@ Alex
du hast den Thread mit deinem Text nicht gesprengt, so schnell geht das nicht :-).

Ich möchte denjenigen, die gerade erst, in diesem Jahr, ihre Angehörigen verloren haben, mein herzliches Beileid aussprechen.

Beste Grüße
Geske
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  #15  
Alt 31.01.2009, 23:33
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Zuhause verstorben

Hallo Geske,

auch ich möchte an dieser Stelle das Sterben meiner Frau beschreiben, wie ich es empfand. Vielleicht nimmt es ja dem oder der Einen oder Anderen die Angst, einen Menschen beim Sterben zu begleiten. Dazu zitiere ich lediglich aus früheren Beiträgen.

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Nach einem ersten Pleuraerguss über den Jahreswechsel hat es sie zum Zweitenmal getroffen. 14 Tage vor ihrem Tod war noch alles in Ordnung, die Verklebung hatte gehalten. Es ging langsam, wenn auch mühsehlig, bergauf. Die Hoffnung kam langsam zurück. Mittwoch, 20.2., dann die Umkehr. Rasselnde Atemgeräusche, Appetit weg, kaum noch getrunken. Samstags der Notarzt, Morphium, ab in die Klinik. Die Punktion erfolglos, gerade mal 100 ml Flüssigkeit. Der Vergleich der Röntgenbilder: die Pleura ist voller Flüssigkeit, die sich in vielen einzelnen Kammern gesammelt hat. Von der Lunge ist nichts mehr zu sehen. Eine Behandlung ist sinnlos.

Was übrig blieb war Morphium, Sauerstoff und diverse Infusionen. Mytiam ist dann eingeschlafen. Ob sie wusste, was nun kommt, ich weiss es nicht. Ich glaube aber doch. Ihre Augen, ihr Blick.

Alles ging so schnell. Keine Zeit zum Denken. Der Arzt sagte zu mir und meiner Jüngsten: "Sie werden ihre Frau nicht mehr mit nach Hause nehmen. Diesen zweiten Erguss kann man nicht mehr behandeln. Wir werden jedoch alles Menschenmögliche tun. Ihre Frau wird keine Schmerzen, keine Angst, keine Panik haben. Sie wird friedlich sterben können."

Wir bekamen ein Einzelzimmer um ungestört zu sein. Dei Älteste kam noch hinzu. Myriam hat friedlich geschlafen, wie seit Monaten nicht mehr. Sie hat gespürt, dass wir bei ihr waren. Den ganzen Abend, die Nacht waren wir bei ihr. Am Sonntagmorgen kam ihre beste Freundin und deren Freund noch hinzu. Zusammen haben wir gewacht, geweint, geredet. Geschichten aus unserem gemeinsamen Leben erzählt. Die Fahrten an die Nordsee. Bei manchen Erinnerungen sogar gelacht. Am Sonntag, 24.02., 16 Uhr 10, war es dann vorbei. Gott hatte sie zu sich gerufen. Friedlich, ohne Schmerzen und Angst ist sie gestorben. Für uns war es schlimm, auf der anderen Seite erleichternd, dass sie so gehen durfte und dass wir bei ihr waren. Für sie war es die Erlösung. Wir sind Gott dankbar, dass wir sie in ihren letzten Stunden begleiten durften.

Die Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger waren so lieb und um uns Sechs so besorgt und hilfsbereit,das kann man sich nicht vorstellen. Alle Viertelstunde war Jemand da und hat nach der Technik gesehen, hat uns Wasser, Tee oder Kaffee angeboten. Etwas zu Essen war kein Problem, selbst mitten in der Nacht. Meinen tiefsten Dank dafür.

In einem speziellen Raum konnten wir uns dann nochmal verabschieden. Doch das war schon nicht mehr unsere Myriam. Das war nur noch die sterbliche Hülle.
....und hier meine persönlichen Empfindungen im Augenblick ihres Todes:

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Ich hatte das grosse Glück bei meiner Frau sein zu dürfen. Ich war bei ihr bis zur letzten Sekunde, habe ihre Hand gehalten, ihren letzten Atemzug gespürt, ihre letzten Herzschläge gesehen. Genau das hat sie gewollt. Auch genau in diesem Moment. Sie hat damit den Stein von meinem Herzen genommen.

Alles war Friede.

Die Welt mit all ihrer Hektik, Streit, Schmerz, Angst und Not hielt für einen winzigen, langen Moment den Atem an. Es war unglaublich still. Keine Kälte, keine Wärme. Nur hell und klar.

Sie ist frei. Grenzenlos. Nicht mehr gefangen in diesem kleinen, gequälten Körper. Nichts kann ihr mehr etwas anhaben. Nichts konnte uns Beiden in diesem Moment etwas anhaben. Alles Andere war unwichtig.

Nie in unserem Leben waren wir so Eins wie in dem Moment ihres irdischen Todes.

Ich bin Gott dankbar, dass ich das miterleben durfte. Diesen winzigen Augenblick des Ausblicks in die Ewigkeit. Ich küsste zum letztenmal ihre Stirn, schloss ihre Augen.

Ihre Seele hat den Körper verlassen. Zurück bleibt nur die sterbliche Hülle. Ich hatte das Gefühl: das ist nicht mehr meine Frau, die da liegt. Nur wie ein Kleid, das man ablegt um ein neues anzuziehen. Ich ziehe nur die Falten glatt, dass es nicht noch mehr zerknittert.

Ich kann es nicht anders beschreiben. So war es und so ist es.

Helmut


Leider ist es nicht jedem vergönnt, zu Hause sterben zu dürfen und auch zu können. Eine solche
intensive ärztliche Versorgung wäre dort nicht möglich gewesen, das Ganze fand auf der Intensivstation statt. Jedenfalls hatten wir das grosse Glück auf solch mitfühlende Menschen in der Klinik zu treffen.

Mein tiefstes Mitgefühl an alle, die hier schreiben.


Liebe Grüsse

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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