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Alt 25.09.2008, 11:53
jessie_co jessie_co ist offline
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Registriert seit: 25.09.2008
Ort: Berlin
Beiträge: 19
Standard In meinen Armen eingeschlafen

Hallo,
mein Mann hat den Kampf mit dem Krebs verloren. Vor 2 Jahren wurde Tonsillen CA im rechten Halsbereich festgestellt. Sofort wurde Chemo- und Strahlentherapie eingeleitet. Er hat es recht gut überstanden, mit einigen Nebenwirkungen. Er sagte zu mir noch, so schön wie alles klingt, aber das war bestimmt noch nicht alles.
ein halbes Jahr später wurden auf der linken Seite Metastasen festgestellt. Es wurde eine Neck dissection durchgeführt. Und damit fing alles böse an. Er konnte nicht mehr bestrahlt werden, weil zu viel "grey" bekommen hat. Er klagte über schmerzen. Man sagte ihm, er solle sich gedulden, die Wunde muß erst richtig heilen. Der Hals sah schlimm aus. Wieder ein halbes jahr später, sagte man ihm, es hat sich eine Fistel gebildet. Dabei haben wir immer und immer wiedeer gesagt, das er höllische Schmerzen hat. Die Fistel wurde ausgespült. Auch das wurde nicht besser. Wir wollten nicht mehr in dieses Krankenhaus, das hatten wir auch unseren Onkologen gesagt. Wir sind von Krankenhaus zu Krankenhaus gefahren. Keiner traute sich da mehr ran, weil die Carotis da lag. An der Carotis lag der Tumor und Fistel, die nach außen auf ging.
Es wurde endlich wieder die Chemo eingeleitet. Weil ein Krankenhaus sagte, es ist ein dicker Tumor da!
Weil nicht alles schlimm genug war, bekam er auf der Seite eine Gürtelrose. Fast gleich Zeit war die linke Gesichtshälfte gelähmt, bekam Krampfanfälle, Atemaussetzer beim schlafen,...
Mein Gott, er hatte doch schon genug Schmerzen.....!!!!
Ich machte ihm die Wunde, die immer größer wurde, am Hals sauber, behandelte seine Gürtelrose, massierte sein Gesicht, was ihm ein wenig half, usw.
Er wurde immer deprimierter und ich wußte nicht, wie ich ihn aufbauen konnte??? Er mochte darüber auch nicht mehr reden. Im liegen konnte er schon lange nicht mehr schlafen, nur noch im sitzen. Er hat mir immer so leid deswegen getan. Manchmal wollte er auch nicht schlafen, weil er Angst hatte nicht mehr aufzuwachen. Ich versuchte ihn zu beruhigen, sagte ihm, das ich bei ihm bin.
Da er so abgenommen hatte, bekam er über Nacht die Nahrung angeschlossen. Ein paar Wochen später kam die Morphinpumpe ran, weil die Medikamente nicht mehr halfen.
Er wurde immer schwächer, zitterte und krampfte immer mehr. Was mag nur in seinem Kopf vorgegangen sein?? Dieses Thema war unerträglich. Einmal fragte er mich, ca 2 Wochen vorher, ob ich mehr weiß wie er. Ich hab ihn angelogen und verneinte es. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Er war schon so deprimiert.
Man versuchte trotzdem den Alltag zu meistern. Ich versuchte meine Traurigkeit zu verstecken, das er es nicht mitbekommt. Dabei hatte ich so viele Fragen. Wir hatten soviel durchgemacht, wo wir schon sagten, uns bringt und kann auch nix mehr auseinander bringen.
Ich sagte drei Tage vorher zu meiner Oma, irgendwtwas passiert die Woche, ich weiß aber nicht was.
Vom 11. zum 12.9. war es mir klar, was passiert. Es war so komisch. Er roch so komisch. Er wollte aufstehen, obwohl er es nicht schaffte. Die Augen waren so komisch blau, nein es war hellblau. Ich half ihm nochmal beim puschen. Dann Krampfte er wieder. Ich legte ihn hin, wollte ihm seine Tropfen geben, wollte er nicht.
Der Hund wurde mittlerweile auch immer unruhiger, genauso wie ich. Ich fühlte seinen Puls, der raste und gleichzeichtig spürte man ihn schwächer. Die Atmung wurde ruhiger,...
Und dann, dann war es irgendwann still.....

Ich konnte und will es immer noch nicht wahr haben.
Jetzt hat er keine Schmerzen mehr, aber warum mußte er mich so früh verlassen??? Wir sind doch noch viel zu Jung für den Scheiß...
Warum mußte er mal wieder Recht haben, mit dem was er sagt:...das war noch nicht alles....! Er hatte oft Recht, wenn er was sagte.

Am Mittwoch darf ich nochmal sehen.
Ich gebe dem sch... Krankenhaus die Schuld, weil man uns kein Glauben schenken wollte. Aber wie soll man das Beweisen?
Nachts kann man nicht mehr schlafen, weil man nur noch die letzten Stunden im Kopf hat.
Und jetzt muß man irgendwie damit fertig werden!

Sorry, wenn der Text so lang geworden ist, ich hoffe Ihr steigt aber trotzdem durch.
Alle anderen, die leider auch damit betroffen sind, wünsche ich viel Kraft und das sie es schaffen. Auch wenn es sehr einfach gesagt oder geschrieben ist.
LG
Jessie
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