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  #91  
Alt 19.12.2016, 23:21
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

So wirklich ausruhen kann ich mich nicht, der Behördenkram gibt viel Arbeit und es eilt. Meine Schwester rief mich heute x-mal an, weil sie findet, dass die Pflegefachfrauen sich zu wenig um unsere Mutter kümmern im Krankenhaus. Aber wenigstens kann sie essen und auf die Toilette, was bei mir nicht mehr optimal lief aufgrund meiner Schwierigkeit, meine Mutter zu heben. Sie bekommt auch relativ viel Besuch von Angehörigen. Vielleicht übertreibt meine Schwester. Aber eine der Pflegefachfrauen ist wirklich nicht freundlich, das fiel mir auch auf und wurde auch von meiner Mutter selbst beklagt. Aber manche sind auch nett und die Zimmernachbarin soll auch eine ganz Liebe sein.

Leider wohne ich zu weit weg vom Krankenhaus, um täglich oder sogar rund um die Uhr dort zu sein. Der Behördenkram lässt sich derzeit auch nicht mobil mitnehmen ins Krankenhaus. Es eilt, da sie sonst wieder entlassen wird und ich keine Lösung habe.

Ich leide immer wieder an meinen eigenen Einschränkungen und unter dem Druck, der auf mich ausgeübt wird von allen Seiten. Dabei wäre ich jetzt gern bei meiner Mutter und würde ihr gerne gut zureden. Doch geht das aus benannten Gründen nicht. Aber morgen werde ich sie sehen, sobald ich die behördlichen Verpflichtungen erledigt habe.
__________________
LG Dream
  #92  
Alt 20.12.2016, 02:06
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber Lotol.

"Hat die Deinem Namen angehängte 2 etwas damit zu tun, daß Du Dein Leben zweigeteilt siehst/empfindest?
Sozusagen derzeit Wolle2 und früher Wolle1?"

Die meinem Namen angehängte 2 ist historisch bedingt. Ich bin seit 2007 in einigen technischen Foren aktiv und habe als Nickname den Namen "Wolle" gewählt. Da in zwei Foren der Name "Wolle" bereits vergeben war, habe ich "Wolle2" gewählt.
Hier im Krebs - Kompass war der Name "Wolle2" noch zu haben und so habe ich ihn beibehalten.

"Ja, als nicht Betroffener kann man sich das kaum vorstellen.
Eine allerletzte Alternative haben wir immer.
Bedenk bitte bei Deiner Einordnung "lebensunwertes Leben", was Du tust.
Und auch immer noch tun kannst. Z.B. auch für andere."

Lieber Lotol, mit meiner Einschätzung zum Leben stelle ich mich der Realität. Alles andere wäre Augenwischerei. Die "allerletzte Alternative" wäre für mich ein Suizid. Davor habe ich keine Angst, schiebe aber den Gedanken weit weg. Das zeigen meine Beiträge hier und in anderen Foren.

Ich wünsche Dir alles an Kraft und an Optimismus, die ich bieten kann. Und danke Dir herzlich für den Tieflader an Kraft. Die Kraft wünsche ich auch Dir.

Liebe Dream.
"Ich leide immer wieder an meinen eigenen Einschränkungen und unter dem Druck, der auf mich ausgeübt wird von allen Seiten. Dabei wäre ich jetzt gern bei meiner Mutter und würde ihr gerne gut zureden. Doch geht das aus benannten Gründen nicht. Aber morgen werde ich sie sehen, sobald ich die behördlichen Verpflichtungen erledigt habe".
Lass Dich bitte von den behördlichen Verpflichtungen nicht runterziehen. Für die Begegnung mit Deiner Mutti wünsche ich Dir schöne Stunden.

Mit lieben Grüßen.
Wolle2
  #93  
Alt 20.12.2016, 04:53
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Zitat:
Zitat von Wolle2 Beitrag anzeigen
Lass Dich bitte von den behördlichen Verpflichtungen nicht runterziehen. Für die Begegnung mit Deiner Mutti wünsche ich Dir schöne Stunden.
Danke, Wolle2!

Also eines hab ich wenigstens geschafft, nämlich eines der Kellerzimmer komplett auszuräumen. Dort lag alles quer herum. Hab nun grob sortiert und die Unterlagen für mein Formular zusammen bzw. eine große volle Box, die ich weiter aussortieren muss. Aber das Thema ist zusammen. Ich muss das auf heute fertigkriegen wegen der Frist.
__________________
LG Dream
  #94  
Alt 20.12.2016, 21:15
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber Wolle2,

Zitat:
Lieber Lotol, mit meiner Einschätzung zum Leben stelle ich mich der Realität. Alles andere wäre Augenwischerei. Die "allerletzte Alternative" wäre für mich ein Suizid. Davor habe ich keine Angst, schiebe aber den Gedanken weit weg.
Das war mir schon klar.
Weshalb ich auch von der "allerletzten" Alternative sprach, die es uns bei uneingeschränkter Handlungsfreiheit erlaubt, "fremdbestimmtem" Sterben "entrinnen" zu können.
Freut mich, daß Du den Gedanken weit weg schiebst.

Und danke für Deine Wünsche bzgl. Kraft und Optimismus.


Liebe Dream,

Zitat:
...Aber das Thema ist zusammen. Ich muss das auf heute fertigkriegen wegen der Frist.
Hat alles geklappt?
Wie geht es Dir und Deiner Mutter?


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #95  
Alt 21.12.2016, 06:23
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Guten Morgen lieber lotol

Ja, es hat geklappt, ich war sogar eine halbe Stunde früher bei der Terminabgabe. Das wäre für diese Woche erledigt, hab aber auf den Januar noch einiges nachzuliefern.

Keine Zeit fürs Sterben - das wäre wohl ein guter Romantitel und sehr passend für meine Mutter, denn wir wollen das Haus verkaufen und haben einen potenziellen Käufer gefunden, der vielleicht schon heute bei mir vorbeischauen will. Ich will meine Mutter in ihrem gewünschten Altersheim im Schoß der Stadtkirche platzieren, werd deswegen auch noch anrufen. Gleichzeitig soll die Verkaufsabwicklung angebahnt werden, bevor meine Mutter stirbt und es dadurch zu einer noch komplizierteren Liegenschaftsverwaltung käme. Es geht nicht um einen Gewinn, sondern um die Deckung von allfälligen Schulden und die amtliche Regelung unserer Wohnverhältnisse. Im Zuge dessen werde ich mir dann auch eine kleine Wohnung für mich alleine suchen.

Meiner Mutter geht es das erste Mal wieder etwas besser, was wahrscheinlich auf die Spritze zurückzuführen ist, die ihr gegeben wurde. Soll für die Knochen sein, aber das macht ja nur Sinn im palliativen Sinne. Ihre Arthrose wird damit ja nicht behoben. Sie hat sich sehr gefreut, mich zu sehen. Wir vermissen uns gegenseitig, ich im nun verwaisten großen Haus, sie mich bei sich. Wir hängen sehr aneinander. Ohne sie ist das Haus einfach seelenlos. Sie freute sich über diesen Satz. Ich glaub, ein bisschen will sie schon vermisst werden, wenn sie stirbt. Nur nicht so stark, dass wir nicht klarkommen. Also leicht wird es für uns alle nicht, wenn ich sie schon im Haus so vermisse.

Aber vielleicht geht es doch nicht so schnell und sie kann noch 2 Jahre gut leben. Diese Hoffnung kann ich noch nicht aufgeben und wer weiß, vielleicht erholt sich meine Mutter wirklich noch so weit, jetzt, wo ich so viel erledige, was sie auch entlastet! Jedenfalls brachte ich sie zu einem breiten Lächeln gestern mit meinen aufbauenden Scherzen.

Der Stress mit den Pflegefachfrauen hat sich gelegt, aber es besteht Handlungsdruck, auch von dort. Sie wollen sie offenbar nur 14 Tage dort haben. Ich muss das geregelt kriegen. Eine der Pflegefachfrauen wollte sie überreden, wieder zu mir nach Hause zu gehen, das hat meine Mutter geärgert, denn sie möchte nicht mehr nach Hause, weil sie es wie ich sieht, dass sie zuhause von mir nicht die Pflege erhält, die sie braucht aufgrund meiner Schmerzkrankheit. Sie möchte wie ich selbst nicht mehr in diese hilflose Situation geraten, wo ich sie nicht einmal auf die Toilette bringen kann oder es nicht einmal schaffe, sie im Bett umzulagern. Diese Pflege macht mich selbst zeitweise bettlägrig.

Ich hoffe, dass meine Mutter nun keinen Rückfall mehr hat, denn ihre gestrige Normalität hat mir Auftrieb gegeben und den Druck auf der Seele genommen.. Das hat mich die ganze Zeit so verfolgt, während ich das Amtliche regelte, dass sie leiden könnte, aber sie sagte, dass sie im Moment nicht leide.

Meine Schwester hat wohl wirklich auch übertrieben mit den "Zuständen" dort. Sie ist etwas neurotisch drauf und verhält sich den Schwestern gegenüber deplatziert. Ich hab sie nun darin gebremst und ihr klar gesagt, dass sie sich nicht in die Pflege des Personals einmischen soll. Meine Mutter ist so weit zufrieden. Punktuell Wünsche anbringen, ist okay, aber man muss ja nicht gleich das ganze Personal dort disqualifizieren und herabwürdigen. Die Bettnachbarin hat dies auch so gesehen, ebenso meine Mutter. Ich scherzte, dass meine Mutter nun die Rolle der Katze einnehme, um die sich meine Schwester auch immer derart übertrieben und krankhaft sorgt.

Und nun muss ich das Haus aufpolieren für den potenziellen Käufer!
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (21.12.2016 um 06:36 Uhr)
  #96  
Alt 22.12.2016, 00:07
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

was Du berichtest, klingt im Großen und Ganzen gut.

Zitat:
...Wir hängen sehr aneinander. Ohne sie ist das Haus einfach seelenlos. Sie freute sich über diesen Satz...
Ja, es ist wirklich so, daß wir Häuser als seelenlos empfinden können.
Wenn "Dazugehörige" nicht mehr in ihnen anwesend sind.

Insofern ist es auch für Dich selbst wohl die beste Lösung, Dir eine kleine Wohnung zu suchen.
Weil das in mehrerlei Hinsicht weniger "belastend" ist.

Zitat:
Aber vielleicht geht es doch nicht so schnell und sie kann noch 2 Jahre gut leben. Diese Hoffnung kann ich noch nicht aufgeben und wer weiß, vielleicht erholt sich meine Mutter wirklich noch so weit, jetzt, wo ich so viel erledige, was sie auch entlastet! Jedenfalls brachte ich sie zu einem breiten Lächeln gestern mit meinen aufbauenden Scherzen.
Uns allen bleibt nur die Hoffnung übrig.
Ich hoffe mit Dir/Euch.
Und drück Dich in Gedanken, damit Dir das vielleicht ein wenig Auftrieb gibt.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #97  
Alt 22.12.2016, 22:39
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Ja, Auftrieb kann ich jetzt gut gebrauchen, lieber lotol, denn

halt Dich fest: Ich habe heute unser Haus per Handschlag verkauft, es wird bereits der Vorvertrag vorbereitet. In ein paar Wochen muss ich alles ausgeräumt und mich zum zweitjüngsten Bruder gebeamt haben, der mich aufnimmt, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe. Und ich hab viel zu räumen und wegzuwerfen, DAS wird mich Stunden kosten und mich körperlich sehr mitnehmen aufgrund meiner Schmerzkrankheit, auch wenn mir mein Bruder helfen wird, aber aussortieren muss ich schon selbst, sonst wirft er evtl. gleich alles weg, auch das, was ich behalten will. Mein zweitjüngster Bruder ist nämlich ein Spartaner im wahrsten Sinne des Wortes: Bett, Tisch, Stuhl, Wasser und Brot - und noch etwas Alk, dem er frönt, aber auch das nur mit schlechtem Gewissen.

Zum Glück hab ich das Internet über eine mobile Verbindung, denn er hat nichts davon in seiner Wohnung. Ich riet ihm bereits, Mönch zu werden, aber dafür ist er zu wenig katholisch.

Ich war heute Mittag noch bei meiner Mutter. Sie war wieder in einem sehr schlechten Zustand, so wie vor dem "guten Tag". Abends wurde es nicht besser, als ich telefonierte, trotz Besuch durch Schwester und Cousine. Es ist schon sehr besorgniserregend, sie spricht auch wieder recht wirr. Ihr guter Zustand hatte wohl wirklich mit der Spritze zu tun und entspricht nicht dem tatsächlichen Zustand, wo sie doch meistens enorm erschöpft ist und wie im Fieber reagiert. Auch zuhause gab es allerdings diese Wechsel von irrational bis klar. Aber sie realisiert wenigstens, wer sie umarmt und herzt, und nimmt das sehr gern an und erwidert es auch trotz Erschöpfung. Sie wirkt dement, aber sie erkennt mich gut. Wirklich dement ist sie nicht, sondern einfach total erschöpft und fiebrig.

Eine Zielgerichtetheit ist daran erkennbar, dass sie in wirrer Weise auf bestimmten Themen rumreitet und dessen Erledigung vorantreibt, z. B. ob ihre Himmelbücher nun alle erreicht haben. Und als ein weggezogener älterer Bruder zu ihr kam, redete sie dauernd vom Haus, weil besagter älterer Bruder dieses zu sehr belastet hatte und es nicht wie vereinbart zurückzahlte. Offenbar wollte sie ihn dazu bewegen, etwas zu zahlen, d. h. sie wollte etwas regeln, aber in der fiebrigen Erschöpfung wirr und diffus. Der besagte ältere Bruder war recht sauer deswegen, irgendwie kam es wohl doch an, die ungeschönte Wahrheit. Und das von einer zittrigen weisen Frau, die auch da noch ihren letzten Willen ausführte, indem sie Tacheles sprach. Meine Mutter hat wirklich Format und ist sogar in dieser Schwachheit noch stark im Wesen und Willen. Ich hoffe, dass ihr diese Eigenschaft noch etwas Zeit gibt, eine gute Zeit ohne Leid.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (22.12.2016 um 22:43 Uhr)
  #98  
Alt 23.12.2016, 03:48
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

ich mußte laut lachen als ich das hier von Dir las:
Zitat:
...aber aussortieren muss ich schon selbst, sonst wirft er evtl. gleich alles weg, auch das, was ich behalten will. Mein zweitjüngster Bruder ist nämlich ein Spartaner im wahrsten Sinne des Wortes: Bett, Tisch, Stuhl, Wasser und Brot - und noch etwas Alk, dem er frönt, aber auch das nur mit schlechtem Gewissen.

Zum Glück hab ich das Internet über eine mobile Verbindung, denn er hat nichts davon in seiner Wohnung. Ich riet ihm bereits, Mönch zu werden, aber dafür ist er zu wenig katholisch.
Kann ich mir alles lebhaft vorstellen.
Soll ja auch Mönche gegeben haben, die "andersgläubig" als katholisch waren.
Oder auch Eremiten, die von der Welt "die Schnauze voll" hatten.
Es gab ja auch mal den in einem Faß lebenden Diogenes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Diogenes_von_Sinope
dessen dringlichster Wunsch an Alexander den Großen war:
Geh mir aus der Sonne!


Es freut mich sehr für Dich/Euch, daß der Hausverkauf wohl klappen wird.

Zitat:
....Und das von einer zittrigen weisen Frau, die auch da noch ihren letzten Willen ausführte, indem sie Tacheles sprach. Meine Mutter hat wirklich Format und ist sogar in dieser Schwachheit noch stark im Wesen und Willen. Ich hoffe, dass ihr diese Eigenschaft noch etwas Zeit gibt, eine gute Zeit ohne Leid.
Das hoffe auch ich mit Dir.
Hast übrigens viel vom Format Deiner Mutter geerbt.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #99  
Alt 24.12.2016, 15:13
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Ja, meine Mutter ist eine starke Frau, wir haben zusammen alles geregelt in der Familie. Ich habe ihr Alter ausgeglichen, sie meine Schmerzkrankheit. Wir waren ein Team. Sogar heute noch versucht sie, dem nachzukommen, indem sie mich anrief und fragte, wie es mir geht, obwohl sie selbst doch so erschöpft ist. 2-mal rief sie mich an, nicht etwa ihretwegen, sondern nur meinetwegen. Sie ist aber so ziemlich die Einzige, welche meine Schmerzkrankheit ernst nimmt und weiß, wie sehr mich alles anstrengt, ich oft nicht gehen kann, Tage warten muss, bis es wieder geht.

Da ich alles nach ihrem Wunsch regle um das Haus, kann ich aber leider nicht jeden Tag zu ihr ins Krankenhaus, das schaffen meine Beine einfach nicht. Ich muss mich nach dem Räumen immer wieder hinlegen und komme kaum hoch. Währenddessen macht mir meine Schwester die Hölle heiß, weil sie die Wäsche meiner Mutter waschen muss. Ihr größter Schock als Nesthäkchen ist es, dass sie auf einmal auch Verantwortung übernehmen muss und gefordert wird. Aber es geht nun mal nicht anders. Und ich verstehe echt nicht, warum es so schlimm ist, die Mutter zu besuchen, wenn sie praktisch daneben wohnt. Klar ist es ein Schock, wenn sie die Mutter in diesem schlechten Zustand sieht, aber ich hab sie davor auch allein gepflegt, ohne Hilfe des Krankenhauses.

In solchen Momenten könnte ich echt auch die Kraft verlieren. Mein Bruder, der Spartaner, hat auch sehr harte Ansichten. Er anerkennt meine Krankheit nicht. Er ist fit wie ein Turnschuh, er kann sich das einfach nicht vorstellen, dass andere krank sein könnten. Trotzdem muss ich froh und dankbar sein für seine Hilfe, wobei er aber nicht sieht, wie sehr auch ich ihm geholfen habe. Er sieht das sehr einseitig, ich bin diejenige, die in seiner Schuld steht. Fertig.

Ich bin froh, wenn ich da mal raus bin. Was schon jetzt sicher ist, dass ich mir meine Wohnung in einer anderen Stadt suchen werde. Da hilft nur Distanz. Meine Mutter kann ich trotzdem besuchen und mit ihr telefonieren. Sobald der Umzug vorbei ist, wird das auch öfter als jetzt geschehen.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (24.12.2016 um 15:21 Uhr)
  #100  
Alt 25.12.2016, 23:23
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream,

Zitat:
In solchen Momenten könnte ich echt auch die Kraft verlieren. Mein Bruder, der Spartaner, hat auch sehr harte Ansichten. Er anerkennt meine Krankheit nicht. Er ist fit wie ein Turnschuh, er kann sich das einfach nicht vorstellen, dass andere krank sein könnten. Trotzdem muss ich froh und dankbar sein für seine Hilfe, wobei er aber nicht sieht, wie sehr auch ich ihm geholfen habe. Er sieht das sehr einseitig, ich bin diejenige, die in seiner Schuld steht. Fertig.
Laß Dich davon bitte nicht "runterziehen".
Wir Menschen sind nun mal so, wie wir jeweils sind:
"Änderungs-Versuche" (= Einwirkungen Anderer auf jemand) sind im Grunde genommen völlig hoffnungslos.
Denn grundlegend wird sich niemand ändern (wollen und auch nicht können).

Wozu auch?
Gehen wir nicht alle davon aus, daß Andere uns so "nehmen" müssen/sollten, wie wir halt nun mal sind?

Sieh es einfach Deinem Bruder, dem Spartaner, nach, wie er die Dinge sieht.
Zumal es tatsächlich Menschen gibt, die eine Aversion gegenüber Kranken haben.

Um das zu tolerieren, bedarf es aus meiner Sicht keiner "christlichen" Einstellung.
Eine liberale reicht dazu allemal schon aus.

Zitat:
Ich bin froh, wenn ich da mal raus bin. Was schon jetzt sicher ist, dass ich mir meine Wohnung in einer anderen Stadt suchen werde. Da hilft nur Distanz. Meine Mutter kann ich trotzdem besuchen und mit ihr telefonieren. Sobald der Umzug vorbei ist, wird das auch öfter als jetzt geschehen.
Es ist verständlich, daß Du froh darüber bist, da mal raus zu sein.
Denn ab einem gewissen Punkt - v.a. dann, wenn wir permanent nur noch überlastet sind - "greifen" rigoros unsere "Selbstschutz-Funktionen".
Die auf unser eigenes Überleben "ausgerichtet" sind.

Was Du vorhast, zu tun, ist wohl die beste Lösung für Euch alle.
Zumal sie in Einklang damit steht, was Deine Mutter will.

Wünsche Dir die Kraft, das alles noch "durchziehen" zu können.
Danach wird es dann ruhiger und weniger beschwerlich für Dich werden.

Es ist sicher ein schmerzlicheres Weihnachten für Euch alle als gewohnt.
Ich wünsche Dir und Euch, daß es nicht das letzte ist, an dem Deine Mutter noch lebt.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #101  
Alt 26.12.2016, 14:53
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Danke für Deine guten Wünsche, auch Dir noch ein schönes Restweihnachten und die besten Wünsche für Deine Gesundheit!

Gestern Abend ging es meiner Mutter besser. Sie "vergass" das Sterben und redete auf einmal vom Hüten, weil meine Schwester Angst hat, dass ich nicht mehr ihr Kind hüte, wenn ich in die Stadt ziehe, was aber nicht zutrifft. Die Verbindung ist sehr gut.

Nachts träumte ich dann allerdings, dass ich sie sei und sterbe. Ich habe sozusagen das Sterben und den Tod geträumt als Prozess, wie auf einmal das Leben von mir wich bzw. meiner Mutter, die ich in dem Moment war im Traum.

Es bleibt so wenig Zeit, ich hab so viel zu tun, dabei bleibt mir so wenig Zeit, sie noch oft zu sehen. Ich sagte zu ihr, sie soll doch den Abflug in den Himmel etwas verschieben für mich, damit ich sie noch mehr sehen kann. Es reicht mir nicht. Ich will sie nicht gehen lassen, nicht jetzt, wo ich so viel machen muss und ich fristgerecht fertig werden muss. Es tut auch weh, ich vermisse sie schon jetzt im Haus. Sie mag so weit sein, aber nicht ich. Ich brauche noch etwas Zeit. Es wäre schön, wenn sie zuerst noch für eine Weile ins Altersheim kommt und es ihr dort möglichst gut geht. Das denke ich, wenn ich merke, dass da doch wieder Energie in ihr aufkommt, sie doch nicht fortlaufend leidet. Dann bitte ich um mehr Zeit, mein Gott.

Heute werde ich sie wiedersehen. Ich hoffe, mein Traum von ihr erfüllt sich nicht so schnell ...
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LG Dream
  #102  
Alt 28.12.2016, 10:24
Dream Dream ist offline
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Bei uns kam nicht so richtig Weihnachtsstimmung auf. Ich hab eine Mulde bestellt, worin wir nun den Großteil des Haushalts entsorgen. Zuerst dachte ich, dass dieser Container sehr groß ist und keine zweite Mulde mehr nötig sein wird. Aber jetzt, wo die entsorgten Möbel drin liegen, wird es bereits eng mit dem Füllraum.

Weiter fand ich eine Lagerkabine in der Stadt, die ich für mich reservieren ließ. Dorthin soll der mir verbleibende Hausrat, sobald ich den Mietvertrag und Schlüssel erhalte. Ich weiß, was zu tun ist, bin aber auch sehr erschöpft. Deshalb kann ich sehr gut verstehen, wie es meiner Mutter geht in ihrer Erschöpfung. Ich kann mich manchmal auch kaum mehr auf den Beinen halten und hoch komme ich auch nur, wenn ich mich zur Treppe robbe, denn meine Knie schmerzen und ich liege jetzt nur noch auf der dünnen Matratze am Boden. Heute kommt noch die Ergotherapeutin bei mir vorbei. Mein Bruder will die Möbel im Container nochmal umstellen, damit mehr Platz ist, vielleicht schon zum 4. Male. Meiner Ansicht nach bringt das nichts. (Das hat schon etwas von einem Zwang, wie sich mein Bruder abmüht.) Ich werde vieles ohne Sack reinwerfen, damit die Lücken gefüllt werden. Ansonsten gibt es noch die reguläre Müllentsorgung, wo ich auch mehr hinstellen kann mit Gebührenaufschlag. Ich hoffe, dass sich damit eine weitere teure Mulde vermeiden lässt. Es nervt, dass ich mir wegen so was auch noch Gedanken machen muss. Mir ist sonst schon alles zu viel.

Gerade rief ich meine Mutter an, so schlecht klingt sie nicht. Um diese Zeit ist sie noch am ehesten klar. Und das ist auch heute so.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (28.12.2016 um 10:36 Uhr)
  #103  
Alt 28.12.2016, 22:16
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Bei uns gibt´s Neuigkeiten: Die Krankenkasse meiner Mutter hat grünes Licht gegeben, am 4. Januar wird sie in die Höhenklinik gebracht, sodass nun die nächsten 21 Tage dort gesichert sind. Ich hoffe, dass die Ärzte dort sie etwas aufbauen und sich mehr kümmern als die bisherige Station des städtischen Krankenhauses. Jedenfalls gibt es Grund zur Hoffnung, denn ich sprach mit einer Angehörigen eines Höhenklinik-Patienten, der auch Krebs hat (Lungenkrebs), sie sprach ausgesprochen positiv über das Pflegepersonal. Eine der Krankenschwestern sei immer wieder bei ihrem kranken Mann gewesen und hätte sich rundum gekümmert, lobte sie und zeigte sogar auf sie, die auch gerade den Bus bestieg, wie andere Krankenschwestern und Ärzte, d. h. so anonym läuft das dort nicht ab, das scheint den dort Arbeitenden auch bewusst zu sein. Wie es nach dem 24. Januar weitergehen wird, ist noch nicht klar, aber vielleicht wird ja bei meiner Mutter dann auch verlängert wie bei dem lungenkranken Mann der Angehörigen, mit welcher ich lange sprach. Jedenfalls gab es schon einen Termin bei der Sozialberatung, die mir dann konkret helfen wird, alles Weitere für meine Mutter zu regeln.

Jetzt wird also meine Mutter doch noch die Berge sehen.
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LG Dream
  #104  
Alt 29.12.2016, 00:27
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Ich freue mich riesig darüber, dass Du noch im alten Jahr eine Zusage der Krankenkasse für eine Reha deiner Mutter in der Höhenklinik bekommen hast. Die Luftveränderung und die Versorgung rund um die Uhr für deine Mutti bringen auch Dir eine unbedingt nötige Entlastung.
Alles Gute zum Jahresausklang und einen guten Start in das Jahr 2017 wünscht Dir mit lieben Grüßen.

Wolle2.
  #105  
Alt 29.12.2016, 03:48
lotol lotol ist offline
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Liebe Dream,

Zitat:
Die Krankenkasse meiner Mutter hat grünes Licht gegeben, ...
Auch ich freue mich unbändig mit Dir/Euch über diese sehr gute und hoffnungsvolle Entwicklung.
Daß Deine Mutter doch noch die Berge sehen kann und wird, dürfte ihr aus meiner Sicht jedenfalls "Auftrieb" geben.
Und natürlich auch Dir.

Euch beiden wünsche ich diesen Auftrieb von ganzem Herzen.
Kommt wohl auch genau zur richtigen Zeit:
Wo Ihr nichts notwendiger braucht als einen "Hoffnungs-Schub".

Ist auch Deine Mutter über diese Entwicklung glücklich?
Ist sie entschlossen, das Beste daraus machen zu wollen?

Macht in 2017 das Beste daraus!

Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
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