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Alt 15.08.2006, 10:53
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
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Standard Wer bin ich ohne dich?..das ungewollte Leben*Lebensentwürfe ?!

Hallo alle zusammen!

Ich habe eine Weile überlegt, ob das Forum tatsächlich noch einen neuen Thread braucht. Habe mich heute entschlossen es zu versuchen...Warum?

Es gab eine Zeit, da habe ich überhaupt nur stundenweise im Voraus denken können/ wollen. Leben ohne meinen Liebsten...???? Wie soll es gehen, WARUM sollte es gehen, WARUM sollte ich es wollen....??? "Das Leben MUSS weiter gehen!" - solche Aussagen machen mich wütend, WARUM - WER hat das zu bestimmen ??? Es ist eine ERWARTUNG an MICH und ich WILL KEINE ERWARTUNGEN ERFÜLLEN !!! ICH MUSS doch dieses Leben nun so leben wie es geworden ist, wie ich es nie wollte ...

Ich weiß noch, dass mein Liebster einmal nicht mehr leben wollte und auch aktiv gegen das Leben gearbeitet hat, das war zu einer Zeit als es ihm noch "gut" ging ... (im Nachhinein glaube ich, es war der Zeitpunkt als er ahnte, wie krank er war) Er hatte überlebt, sein Plan war nicht aufgegangen und ich war sauer, stinkwütend - war unsere Liebe nicht GRUND genug leben ZU WOLLEN ???

Was will ich mit all dem sagen? Ich habe das Gefühl unsere Sprache verändert sich, je länger wir den schrecklichen Verlust "überleben". Es ist ein schleichender Vorgang. Bei mir habe ich es so empfunden:
ABSOLUTE ABWEHR, was das Leben jetzt noch soll - WAS will das Leben von mir ??? >>> Die vernunftsmäßige Überlegung : SIND es mir meine Weiberchen , meine Mutter Freunde nicht WERT weiterleben zu wollen ??? Die gleiche Frage, die mich bei ihm so sauer gemacht hat, nun auf mich und mein Denken bezogen... Und doch es geht um meine Zukunft, WELCHE ZUKUNFT DENN OHNE IHN ??? >>> gut, ich finde keine Antworten, also mache ich erst mal weiter - HEUTE, versuche für meine Familie wieder Interesse am Leben, IHREM Leben zu haben - HEUTE - und das habe ich auch - es sind unsere Kinder !!! Es sind die Kinder, mit denen wir früher zusammen gebangt haben, gelernt, gelacht und gealbert, die wir lieben, auf die wir früher und heute stolz sind ... ja wir wollten es ZUSAMMEN sein ! Ich rede mir krampfhaft ein, er sieht sie, er sieht uns - ich brauche das zum Überleben - ich WILL es GLAUBEN WOLLEN !!! Versteht ihr meinen wirren Kopf ? Es vergehen Tage, Wochen (ich versuche es immer nur für "HEUTE") und ich denke, die Zeit ist einfach so vorbei gegangen ... woran werden sich die Kinder erinnern, wenn ich mal nicht mehr da bin. WAS WILL ICH WORAN sie sich erinnern ??? Fange ich etwa an Pläne zu machen, LEBENSENTWÜRFE für MEIN UNGEWOLLTES LEBEN, SO WIE ES JETZT IST ? Zugegeben, es ist nicht aus vollstem Herzen der Plan "Ich will was draus machen aus meinem Leben - ihm zu Liebe...", aber ich merke die Wut lässt etwas nach, die WUT, dass ich keine andere Wahl habe - ich kann durch den Schmerz langsam die Bemühungen meiner Umwelt sehen, IHREN Schmerz WENN SIE MICH AN DIE TRAURIGKEIT UND DEN STUMPFSINN VERLIEREN ... WILL ICH DAS ??? Außer Schmerz scheint da noch ein Gefühl zu sein (die Gefühlstarre /-taubheit eines Marsmännchens lässt langsam nach ?), Liebe zu meiner Familie ... Und ich mache einen Plan, was könnten wir am Wochenende unternehmen...? Und dann natürlich der Rückschritt, der Hieb - die Unternehmung war toll und ER FEHLT - SCHMERZ - BLANKES FLEISCH - ER IST NICHT DA !!! Fast unbemerkt bin ich ein kleines Stück vorwärts gegangen, ungeplant, eigentlich vielleicht sogar ungewollt und doch ich nehme wohl wieder am Leben teil ... einen Tag verbracht, einen Tag die Starre gelöst - habe Freude an dem was ich für sinnlos hielt. Geht das ? ...Trauersizophrenie ... haben wir es genannt. >>> wieder ein kleiner Gedanke mehr : WENN ICH SCHON KEINE WAHL HABE: WER BIN ICH JETZT ? WER WILL ICH SEIN ? - WIE WILL ICH SEIN ?

Eröffnung dieses Threads deshalb für die, die anfangen können sich mit dieser Frage zu beschäftigen, die eine kleine Lücke in ihrem Schmerz haben und sich auf den Weg machen, sich selbst neu kennenzulernen ... Versuchen eine Vorstellung von ihrem zukünftigen Leben zu entwickeln, Idene bzw. neue Fähigkeiten entdecken:

* ... sich vornehmen sich zum Hausmeister (notgedrungen) mit Bohrmaschine zu entwickeln...
* ... ihr Fahrrad trotz schiefer Männerblicke selbst reparieren will ...

UND DAS IST DAS WICHTIGSTE : BESTÄTIGUNG UND FREUDE DARÜBER EMPFINDEN KANN ! Lange hatte ich hauptsächlich nur WUT, dass ich ALLES ALLEIN MACHEN MUSS, doch ich beginne es als selbstverständlich zu sehen ... immernoch unfreiwillig, aber nicht mehr mit so übermächtiger WUT und KRÄFTEZEHRENDER ÜBERFORDERUNG.

WER BIST DU ??? WER WILLST DU SEIN ???

LG Petra
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