Ich wurde amputiert.........

[heike_mike]

Liebe Erle,

ach meine arme. Man kann beim lesen förmlich deine Hin und Hergerissenheit spüren.
Deine Trauer um Alfred und seine vielen Zeichen.

Drück dich ganz doll

LG Heike

[Erle]

Mein Herz, mein Allerliebster, ich hab Dir soviel zu verdanken, ich bin ganz innig in Gedanken bei Dir.
Du willst wirklich, dass sich mein Leben ändert.
Ach Schatz, das mit dem Unfall hat sich ja Gott sei Dank alles zum Guten geklärt, Axel bemüht sich, das alles zu verarbeiten, aber er und K. sind körperlich wohlauf. Was will ich mehr.
Ich habe Abschied genommen von unserem letzten, gemeinsamen Auto. Es war wieder ein Abschied und er hat weh getan. Unter Tränen habe ich versucht, den Aufkleber der ColorMagic zu retten, das Schiff, mit dem wir nach Oslo geschippert sind. Natürlich vollkommen unmöglich.

Jetzt habe ich ein wunderschönes Auto vor der Tür stehen, alles alles ist wieder gut. Ich kann nur erleichtert sein, wie so alles gekommen ist.

Und auch "das andere" ist gut, alles ist gut. W. und ich sind nun ein Paar, oder wie soll ich es beschreiben.. ich weiß nicht. Wir haben über so vieles gesprochen. Was dieses Kind für einen Namen hat, wir wissen es nicht.
"seid ihr offiziell zusammen?" werden wir immer wieder gefragt. Offiziell... noja, muss ich eine öffentliche Erklärung abgeben oder was?
Wir sind uns einig, wir tun uns gegenseitig gut und wollen nicht mehr darauf verzichten. Gleichzeitig sind wir beide von unseren Gefühlen überwältigt und wissen kaum, damit umzugehen. Jeder hat mit seinen Kindern gesprochen, meine haben logischerweise mehr Schwierigkeiten als sein Sohn. Aber meine Kids sagen alle drei, es war ihnen klar, dass es irgendwann so kommen würde und immer noch besser mit einem Mann, den sie schon lange kennen und mögen als mit einem völlig Fremden.
Trotzdem herrscht eine Traurigkeit hier, wenn ich sage, ich komme vielleicht erst zum Frühstück heim. Dann leide ich mit den Kindern mit und kann nicht 100%ig abschalten.
Ich muss ihnen Zeit geben, dass weiß ich ja. Werde ich auch, versprochen mein Herz. Und W. wird hier nicht den Ersatz-Papa machen, wäre ja totaler Oberblödsinn. Aber diese Angst hatte Axel schon. Und Andi will nicht, dass er hier einzieht. Auch Schwachsinn, W. hat ein eigenes Haus. Das ist also neverever ein Thema.

Es wird alles gut werden, ich weiß es.
Als Frau fühle ich mich im siebten Himmel im Augenblick. Du bist das Beste, was mir passieren konnte, Wenn das vorbei wäre, würde ich in ein riesiges Loch fallen.... ja wenn man das als Frau gesagt bekommt, ist man doch glücklich.

Es entwickelt sich.... und das ist spannend.
Alfred, bleib bei mir, halt die Hand drüber!!!!!!!!!

[Erle]

Mein Geliebter,
diese Woche habe ich Dein letztes Erdzuhause wieder "aufgemöbelt". Ich bin so froh, dass nun bunte Blumen wieder dort leuchten, ich konnte dieses Grau-in-Grau nicht mehr ertragen.
Wir haben viel miteinander gesprochen, nicht wahr? Ich fühle so intensiv, dass Du mit meiner Wahl einverstanden bist und die Hand darüber hälst.
Ach mein Herz, ich kann kaum verstehen, wieso gerade ich wieder so glücklich sein darf.

Am Wochenende läute ich wieder einen neuen Abschnitt ein. W. und ich machen einen Wochendtrip, einfach so weg, nach Holland ans Meer. Nein, mein Liebster, nicht an die Orte, die wir beide kennen. Man muss es ja nicht unnötig komplizieren. Es wird so schon schwierig genug. Aber es wird Zeit, dass wir mal wirklich für uns alleine sind, raus aus dem Alltagsgebrösel, was uns umgibt.
Es ist ja alles nicht so einfach, unsere Leben sind derart unterschiedlich, dass ich manchmal Angst bekomme, ob es wirklich nicht kompatibel ist.
Aber er bemüht sich von Woche zu Woche mehr, sich zu öffnen.
Unglaublich, was da passiert. Wir werden ständig vertrauter und "selbstverständlicher" miteinander.
Wir gehen mit soviel Respekt und Liebe miteinander um, dass es mein Herz unglaublich rührt.

Wie oft gebrauche ich eigentlich das Wort "unglaublich"???
Aber es IST ja auch unglaublich, manchmal schaue ich ihm in die Augen und sage genau das, ich kann es einfach nicht fassen, was mein Herz empfindet.

Wie ist das nur möglich, nach dieser einzigartig-intensiven Liebe zu Dir, mein Geliebter? Wie ist es nur möglich?

Ich kann es nur immer wieder wiederholen........ ich bin ein Glückskind, ein Gotteskind. Der Herr schüttet bei allem Leid auch immer wieder richtige Goldkübel über mir aus.
Wieder einen solch wunderbaren Mann an meiner Seite zu haben, ist nicht zu fassen. Wieder ein Mensch, der Fels in der Brandung ist, verlässlich, vertrauenswürdig, liebenswert, zurückhaltend und treu wie Gold.

Alfred, mein Herz. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen.... nichts würde ich mir lieber wünschen, als Dich wieder an meiner Seite zu haben, mein altes, sicheres, vertrautes Leben voller Liebe zu führen.
ABer das geht eben nicht, ich muss mich damit abfinden. Also versuche ich mein Leben anders zu ordnen und kaum dass ich damit klarkomme, schickt der liebe Gott mir einen Menschen wie W. vorbei.
Ich darf bis ans Ende meines Lebens wirklich nur DAnke sagen.

[HelmutL]

Liebe Erle,

dein Alfred, weisst du, was der gerade macht? Der sitzt in seinem Zimmer am Fenster, geniesst die Sonne und schaut dir zu. Ich kann sein Grinsen sehen und höre sein Lachen. Er freut sich mit dir und an euch Beiden.

Und ich seh noch was. Diesen da ---> Du sollst dich freuen, lachen, tanzen, lieben und dein Glück geniessen und ein bisschen mehr nach vorne schauen. Er schaut dabei keineswegs grimmig sondern schmunzelt breit übers ganze Gesicht.


Alles Liebe

Helmut

[Desi]

Meine liebe Erle
Ich lese immer wieder so gerne deine Zeilen an Alfred.
Und ich freu mich soooooooooooooooooooooooooooo sehr für dich, das du wieder glücklich bist.
Und ich bin mir sicher, das dein Alfred sich auch riesig darüber freut.
Geniesse dein lück, ich gönne es dir wirklich von ganzen Herzen.

[Erle]

Desi, Helmut, Ihr zwei superlieben Menschen, danke für Euren Zuspruch, der tut mir so richtig gut. Ich bin und bleibe bei all´meiner positiven Einstellung trotzdem immer ängstlich, vorsichtig, so auf Sprung.....


Liebster Alfred,
bis gestern mittag hab ich mich wie Bolle auf das WE gefreut. Mit einemal wurde mir aber so ...hmm.... grummelig im Bauch.
Also W. hat ein bißchen Unruhe vor dem WE, sagt er. Er kennt das nicht, spontan mal ein WE abzuhauen. Dieser vorsichtige Mensch, der gerne immer die Kontrolle behalten will, sagt sich, was wird das, was will sie von mir, ähnlich wie ich, immer darum bemüht, für uns zwei alles gut und richtig zu machen. Ich hab da noch drüber gelacht und gesagt, nun sei doch entspannt, es wird einfach gemütlich schön.

Jetzt denke ich seit gestern selbst ständig... klar, ich weiß wie das ist, sich einfach ein WE frei nehmen vom Alltag... ich weiß wie das ist mit Alfred. Herzblatt, mein Liebster, hab ich jetzt die Verantwortung, dass es ein gutes WE wird? Habe ich das richtige Hotel gebucht? Wird es für ihn auch schön? Was mache ich, wenn ihm das WE nicht gefällt? Wenn er danach sagt, sowas liegt mir nicht, wir passen so gar nicht zusammen?
Ich hab ziemlich übelst geschlafen. Und dann die Bilder im Kopf, es flashte mich mal wieder so an... Ach Alfred, wir beide am Meer, wir beide bei der Autofahrt, wir haben uns 3 Std. im Auto gemütlich unterhalten.....
Nun wird W. übermorgen in meinem Auto sitzen, er auf der Fahrerseite... wie ist es, mit ihm lange unterwegs zu sein.....

Ach nee, was bin ich bekloppt, worüber FRau sich so Gedanken macht....
Heute morgen, nach der 3. Tasse Kaffee hab ich mich entschlossen, so normal und natürlich das Ganze anzugehen. Er ist ja selbst verunsichert, will mir die Führung an dem WE überlassen... nun denn, dann tu ich einfach so, als wenn Alfred neben mir ist, also nee, das meine ich jetzt nicht, aber ich versuche mich so locker wie nur möglich zu verhalten.
Vielleicht kommt es ja von ganz alleine, wenn ich das Grübeln einstelle....

Mein Liebster, morgen bekommst Du frische Blumen und ein neues Lämpchen, dann erbitte dich Deine schützende Hand über diesem WE. Ich hab so Sehnsucht nach Dir, es wäre alles so einfach.
Jetzt freue ich mich auch.... aber es ist aufregend... naja, auch schön.... verrückt.

Ich liebe Dich, mein ST´

[HelmutL]

Guten Morgen Erle,

nu mach dir doch nicht so einen Kopf. OK, ich weiss, dass ist sehr schwer und so einfach zu sagen. Wenn ich auf meinen Touren unterwegs bin, hab ich oft das Gefühl, Myriam sässe neben mir im Auto. Die Orte, welche ich besuche, da hab ich oft das Gefühl, sie käme jeden Moment aus irgendeiner Ecke auf mich zu weil sie wieder mal in irgendeinem Geschäft mal wieder irgendwas ganz dringend gesucht hat. Am Anfang hat mich das fertig gemacht.

So ähnlich seh ich das auch bei dir. Der Gedanke daran wird noch sehr lange in deinem Kopf sein. Er wird sich jedoch ändern. Ist er jetzt noch schmerzlich, so wird er eines Tages auch ein Lächeln bei dir hervorrufen. Deine Erinnerung ist noch so frisch und lebhaft. Kein Wunder, dass du immer wieder vergleichst, Zweifel hast. Du bist, wie so viele hier, aus der Sicherheit und Geborgenheit einer glücklichen Beziehung gerissen worden. Du bist, wie die meisten hier, nicht mehr gewohnt, dich auf ein Abenteuer einzulassen. Du hast vergessen, wie das ist, du hattest geglaubt, das brauchst du nicht mehr zu tun. Alles ist (wieder) neu und fremd.

Nimm dir etwas mit, was dich an Alfred erinnert. Was Kleines. Tu es in deine Handtasche, so dass du immer danach greifen kannst. Nur, lass es drin, nicht herausnehmen! Stell dir vor, das ist dein Alfred, da, in der Tasche. Du hast ihn bei dir. Jedoch, er bleibt da drin in deiner Tasche!!! Wenn du ihn hervorholst, dann steht er zwischen euch Beiden. Das darf nicht sein. Das will Alfred nicht! Verstehst du, was ich meine?

Lass dieses Wochende auf dich zukommen. Plane nicht so viel, es kommt eh meist dann doch anders. Lass dich überraschen, das ist viel besser und aufregender. Tut, was euch gefällt und geniesst dieses gemeinsame Wochende in vollen Zügen.

Vielleicht kannst du ja auch mal deine Handtasche im Hotelzimmer liegen lassen, das heisst "vergessen" ............ ............ .. oder so.


ein schönes Wochende euch Beiden

Helmut

[Erle]

LIeber Helmut,
ja, Du triffst es wie immer ganz genau.
Die blöden Menschen, die zu oft den Kopf einschalten.
Ich werde genau dies tun, Deinen Ratschlag befolgen, etwas mitnehmen, es aber nicht herausholen.

Ich freue mich ja auch ganz dolle auf das WE, wir werden uns heute nachmittag sehen, um ein paar Sachen zu besprechen. Und als er mir eben die SMS mit dieser Nachricht schickte, war ich wieder ganz fröhlich und aufgeregt.

Auch da hast Du recht, man ist es nicht mehr gewohnt, ich erinnere mich irgendwie immer nur an die Liebe, innig und voller Sicherheit... diese Aufregung ist so... ich kanns gar nicht beschreiben... schön-schaurig oder so. Ein Abenteuer wagen, das klingt so groß und unwahrscheinlich für mich.

Aber ich werds tun... und ich freu mich.

[Conny44]

Liebe Erle,

ich wünsche dir einen wunderschönen Kurzurlaub!

Was deine Söhne anbelangt, kann es sein, dass sie manchmal hier im Forum gelesen haben? Sie leiden mit Sicherheit auch arg doll. Dein einer ist wohl auch psychisch am Boden, so wie ich es in Erinnerung habe. Vieles können sie halt aus ihrer Sicht einfach nicht nachvollziehen. (bezieht sich auf deine Zeilen bei Annettchen)

Ich sehe einiges anders als die Meisten hier, allerdings ja immer von meinem "persönlichen" Leid aus betrachtet.

Hoffe, dass alles sich zu Guten wendet und ihr ein paar schöne und vor allem sorgenfreie Tage verbringt.

[Erle]

Mein liebster, geliebter Alfred,
18 Monate bin ich nun schon ohne Dich, 18 lange und schmerzlich erst kurze Monate. Aber Du hast mir ein Vermächtnis aufgedrückt, hast mich unendlich geliebt und wolltest mich nie unglücklich sehen.
Ich habe lange gebraucht, ehe ich so einiges kapiert habe. Und doch, nein, es war nicht lange, denn ich habe sofort angefangen, an meiner Trauer zu arbeiten. Es heißt nun mal Trauerarbeit, und sie ist hart und schmerzlich, aber unendlich wertvoll.

Dank Deiner Hilfe und dieser Trauerarbeit bin ich soweit, wieder einen anderen Menschen ganz nah an mein Herz zu lassen und auch dafür bin ich Dir zutiefst dankbar.
Ich habe an diesem Wochenende so tiefe und emotionale Gespräche mit W. geführt... wenn ich noch einen Tick unsicher war, so ist das jetzt definitiv vorbei.
Ich habe wieder einen festen Partner fürs Leben gefunden, das ist und bleibt so. Ich konnte so herrlich offen mit ihm reden, habe auch gesagt, dass er doch weiß, wie innig und intensiv ich Dich liebe und geliebt habe, dass es mir selbst unerklärlich ist, dass sich genau dieses intensive Gefühl wieder einstellt. Dieses WE war wegweisend für meine Zukunft, denn im Anschluss gab es gestern Abend eine Aussprache mit meinen Kindern.

Ich lasse ihnen alle Zeit der Welt, aber ich habe auch klar Stellung bezogen, es gibt einen Mann an meiner Seite, das ist und das bleibt so. W. ist nicht nur so erstmal mein Freund, nein, er ist mein fester Partner. Damit werden sie sich anfreunden müssen. Es gibt viele Bereiche, an denen wir sehr viel Rücksicht auf die Kinder nehmen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es von jetzt an W. in meinem Leben gibt und er dort auch bleiben wird.

Mein Herz, nach der Aussprache bin ich gestern nochmal unplanmäßig zu W. gefahren und musste mit ihm reden. Und wir sprachen auch wieder über Dich, ja, 18 Monate, ich konnte doch gestern zu jeder Minute sagen, was ich vor 18 Monaten gemacht habe. Ich hab in W. Armen lange geweint.

Ich bin froh, dass ich gestern nach der Arbeit erst auf dem Friedhof war, habe Dir Blumen und eine Kerze gebracht und mich für das wunderbare WE bei Dir bedankt. Erst dann bin ich heimgefahren und fand die Kinder alle drei gemeinsam vor.

Mein Liebster, Du bist für immer und ewig in meinem Herzen, ich werde Dich nie vergessen.

Aber ich habe einen neuen Lebensabschnitt begonnen. So schnell oder doch so lange nach Deinem Tod??? Ich weiß nicht, aber es spielt auch keine Rolle mehr. Es ist genau die richtige Zeit nach der vielen Trauerarbeit, die hart und schmerzlich geleistet habe.
Das Leben ist nun mal so. Ich habe nicht um die ganzen schmerzlichen Erfahrungen gebeten, jetzt werde ich mich bei niemanden wegen meines Glücks rechtfertigen!!!!

[Lalesus]

Liebe Erle,

Du musst Dich auch nicht rechtfertigen, denn ich finde jeder hat ein Recht auf Glück. Mit der Zeit werden das bestimmt auch Deine Kinder verstehen. Sie sollten sich freuen, daß die Mama nicht allein durchs Leben ziehen muss sondern einen netten Mann gefunden hat der sie liebt und Verständnis für sie hat.

Ich drück Dich

Susanne

[Erle]

Oh mein Herz... wieder ein 30. , wieder geht ein wichtiges Forums-Familienmitglied genau an einem 30.
Verdammt nochmal... warum nur... warum konnte Mike seinen Bauchzwerg nicht mehr sehen... warum....
ich hab es so gefürchtet, nach allem, was Heike schrieb.

Warum Herr, warum hast Du das nicht verhindert... Ich bin wütend und verzweifelt... es ist sooo unfair... so gemein... warum....

18 Monate nach Alfred.... 15 Monate nach Simon....
Nein, nein nein nein...
ich bin so verzweifelt, warum nur........

[Erle]

Mein liebes Herz,
heute ist wieder so ein Tag, an dem mein Herz recht schwermütig ist... komisch, obwohl ich doch heute eine ganz besondere Erkenntnis erhielt.

Es war schön, das D. auf der Arbeit vorbeikam. Sie ist aus meiner ehemaligen Trauergruppe, schon vor mir ausgeschieden. Aber es geht ihr heute schlechter als damals, ist wieder in Therapie und sagt jetzt, dass sie doch den eigentlichen Unfall nie wirklich verarbeitet hat. Sie hat mit der Trauerarbeit erst mit den Ereignissen nach dem Tod ihres Mannes angefangen.

Nun weiß ich, dass es richtig ist, hier immer und immer wieder die Beiträge zu lesen, die ich Monate vor Alfreds Tod geschrieben habe. So erlebe ich immer wieder diese schlimmen Stunden... aber so verarbeite ich auch. Wie viele Leute sagen "warum bist Du immer noch in diesem Forum, warum quälst Du Dich selber... vergiss doch endlich"... aber nein, so durch Verdrängung verarbeitet man nicht.
Und die Begegnung heute hat mir mal wieder mehr als deutlich gezeigt, dass ich es genau richtig mache. Ich MUSS mich immer wieder darein quälen, mich auf den Boden hetzen... um danach wieder aufstehen zu können. Immer und immer wieder, bis der Schmerz nur noch selten kommt.

Und jetzt ist mir auch klar, warum das mit W. so gut funktioniert.
Eben weil ich "mit Gewalt" versuche, zu verarbeiten. Ich arbeite und arbeite und arbeite an meiner Trauer. Natürlich hilft auch meine innere Einstellung, immer zuerst das Gute und Positive zu sehen und dafür dankbar sein.

Ostern war eine Zitterpartie für mich, weil ich nicht wusste, wie die Jungs sich benehmen würden W. gegenüber. Aber ich hätte es mir denken sollen, meine Burschen sind gut erzogene Jungs, haben sich ganz normal mit W., den sie ja schon tausendmal gesehen haben, unterhalten und ihm mit Handschlag begrüßt und auf Wiedersehen gesagt.
Das meine Tochter aber die Flucht ergriffen hat, bevor W. überhaupt eintraf, hat mich mal wieder bis ins Mark erschüttert. Es war ein großes Familienfest mit mehr als 20 Leuten, hätte ja noch nicht mal passieren müssen, dass sie mit ihm spricht oder so. Da war bei all den Kindern oder besser jungen Erwachsenen ein ständiges Kommen und Gehen, sie hätte überhaupt nicht in W. Nähe kommen müssen. Aber sie verlässt das Fest ganz, nein, dafür hab ich kein Verständnis.
In 14 Tagen hat mein Jüngster Geburtstag, will am Sonntag danach mit der Familie feiern. Gehört W. zur Familie.... ??? Er stockte, als ich ihn das fragte. Ok, also ohne ihn. Sonntags ist der einzige Tag, den ich ganz mit W. habe. Na toll. Ich verzichte also wieder. Aber natürlich mache ich es für mein Kind. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer alles ist. W. sagte, ich soll den Jungen alleine entscheiden lassen. Aber er will nicht, dass ich Stress mit meinen Kids habe, ist auch gar nicht sauer oder enttäuscht, wenn er da nicht dabei ist.

Ich habe W. in meinem Urlaub sehr vermisst, aber es war ja auch eine Abschiedstour für Alfred. Wie schön, die Leute vom Bauernhof, wo wir schon so oft als Familie waren, wieder zu sehen.

Wir haben gute Gespräche geführt, ich habe Bilder von den letzten Jahren von Alfred gezeigt, wir haben zusammen geweint, geredet und auch gelacht. Es hat mir so gut getan, und ich bin nur schweren Herzens wieder gefahren.

Das Wochenende mit W. hat mir wieder extrem gut getan. Von Woche zu Woche festigt sich unsere Beziehung mehr, wir gehören so sicher zusammen, wie etwas überhaupt nur sicher sein kann. Ich liebe ihn sehr, bin unendlich glücklich und dankbar, dass ich das erleben darf.

Aber seit heute morgen weiß ich, das habe ich einfach auch mir selber zu verdanken, weil ich bereit war zu kämpfen, zu verarbeiten, mich zu quälen.
Deshalb habe ich jetzt dieses Glück auch verdient. So !
Und es ist jetzt auch für mich vollkommen normal und in Ordnung, das Foto von 2 verschiedenen Männern am Bett, 2 Fotos in meinem Portemonaie.
Es ist gut und richtig so!!!

[Conny44]

Liebe Erle,

ich freue mich für dich, dass du so glücklich geworden bist.
Genieß die Zeit.

Allerdings versucht man ja zwangsläufig vieles deines Geschriebenen nachzuvollziehen bzw. auf sich zu übertragen.
Und genau da bin ich schon vor Wochen ins Stocken gekommen. Auch wenn du es schreibst; aber mit "Gewalt" kann man ganz sicher nichts verarbeiten. Auch sehe ich es nicht als Frage des "Kämpfens" an. Sondern es entspricht eben höchstwahrscheinlich deiner Frohnatur, dir nicht auf Dauer die Lebensfreude vermiesen zu lassen.
Denn "Kämpfen" tun alle, und auch durch tiefe, tiefe Täler müssen wir alle durch. Oder kämpfen wir nicht genug?

Sorry, ich weiß, manch einer würde mich jetzt gern erschlagen; was mich im Übrigen nicht stört.
Ich weiß, dass es DEINE Erkenntnis und DEIN Weg ist.
Wollte einfach nur MEINE Gedanken hierzu schreiben, denn manch deiner Sätze stellt schon einiges bei den ANDEREN in Frage, zumindestens bei mir.

Wünsche dir eine weitere glückliche Zeit!

[Erle]

Liebe Conny,
natürlich hast Du recht, es ist MEIN Weg, aber klar.
Das mit "Gewalt" ist vielleicht auch falsch zu verstehen.
Ich meine damit,dass ich nicht vor mir selber wegglaufen bin, dass ich mich immer wieder gezwungen, oder eben überwunden habe, mich mit den letzten Monaten und vor allem mit den letzten Stunden auseinander zu setzen.
Ich habe sie immer und immer wieder durchlebt.
Das ist es ja auch, was ich in der Trauergruppe gelernt habe.
Aber es ist MEIN Weg, logisch.
Den will ich übrigens auch niemandem aufdrängen.

Aber meine feste Überzeugung ist, Verdrängen ist einfach falsch und hilft auf Dauer nicht. Man kann auch kämpfend verdrängen, wenn das Dein Weg ist (weil Du sagst, wir kämpfen doch alle), dann halte ich den nur für oberflächlich helfend, nicht aber auf Dauer für wirksam.

Ich bin aber sicher, Conny, Du wirst auch Deinen Weg für Dich finden.
Ich will ja auch nichts bei anderen in Frage stellen, Gott bewahre.

Das ist allerdings etwas, da ist jeder selbst für verantwortlich. Ich meine, wenn jemand seinen eigenen Trauerweg infrage stellt, weil er bei mir liest, dann liegt das nicht in meiner Verantwortung.
Kennst Du den Satz "ich bin verantwortlich für das, was ich sage, nicht für das, was und wie es bei Dir ankommt".
Einer der Grundsätze, nach dem ich versuche zu leben.

Ja sicher, ich bin eine Frohnatur, oder zumindest versuche ich immer wieder ein Optimist zu sein. Ich habs ja geschrieben, in allem auch was Gutes sehen und dafür dankbar sein. (auch einer meiner Grundsätze, wohl mit der Wichtigste... )
Und natürlich gehe ich wie alle durch Täler, immer wieder mal.

Finde Deinen Weg, Conny. Ich bin sicher, dass Du das kannst und machst.
Bitte zweifle nicht daran, nur weil Du bei mir liest, ich handel anders und habe auf dem anderen Weg "Erfolg". Blödes Wort, mir fällt gerade kein besseres ein. Ich denke, Du weißt, wie ich es meine.

Alles Liebe für Dich Erle