Mein geliebter Vater...

[Annika0211]

Liebe Regina.
Ich kenne das Gefühl auch, aber ich kanns nicht richtig beschreiben.
Es ist erst ein halbes Jahr her, dass Papa nicht mehr da ist, aber ich habe das Gefühl, es wäre schon soooo viel länger her... ich bin sooo entfernt von ihm auf irgendeine Art. Ich kann das nicht ausdrücken.
Ich habe mich aber - schätzungsweise - nicht von ihm entfernt, sondern von den letzten Erinnerungen, die mir weh tun; die sind halt immer noch präsent, auch wenn die schönen Erinnerungen mit ihm überwiegen.

Ich kann mich an jedes Detail aus unserer Zeit erinnern, an jede einzelne Sommersprosse auf seinen Armen, an jedes Lachen, an jedes Wort, was er an mich richtete... an alles... auch an die Tränen, die er vergoss, ohne es zu wollen...
Und doch fühle ich mich ihm sooo nah, weil ich weiß, dass er immer um uns herum ist.

Ich fühle mich so entfernt... ich denke, ich habe alles zu sehr unterdrückt. Wenn ich das hier schreibe, kommen wieder Tränen, die unbedingt raus müssen.
Meine Freundin hatte diese Woche Geburtstag und meine Mama hat sie angerufen. Meine Freundin sagte, dass sie die Stimme meines Papas so sehr vermisst hat – er hat sonst immer angerufen...

Ich weiß auch, dass die Tage besser werden. Und auch ich wünsche mir meinen Papa zurück. Schmerzlos und lebenslustig, wie er immer war.
Sein Bild steht auf meinem Schreibtisch und während ich hier schreibe, lächelt er mich an...
Ich weiß, dass er nicht will, dass ich weine... er hat immer gesagt: Schatz, musst nicht weinen, es wird alles gut.
Und so muss - nein, will! - ich jetzt auch leben...

[Ela4811]

Hallo!

Meine Mam ist vor 6 Monaten gegangen. Ich war auch die letzte, die ihr einen Kuss gegeben hat und weiß noch genau, wie sie im Sarg ausgesehen hat, wie es war als sie ihren letzten Atemzug hatte usw.

Ich hab aber das Gefühl als sei es gestern gewesen. Die Zeit rennt nur dahin und manchmal frage ich mich, was hast du in der Zeit gemacht?

Ich hab die Stimme von Mam auf dem Handy und manchmal höre ich sie mir an, wenn es mir nicht gut geht. Ich will ihre Stimme nicht vergesse so wie alles andere aus.

Das Leben geht weiter und ihr werdet sehen, es wird besser werden. Wir müssen nur Geduld haben...

Drück euch

Ela

[stella29]

Mir geht es genauso wie Euch !

Ich habe jedoch Papa nicht mehr im Sarg angeschaut - das konnte ich nicht. Irgendwie würde ich das jetzt gerne nachholen, aber es ging damals nicht. Ich hatte so sehr Angst das er "schlimm" aussah. Ich wollte ihn einfach so in Erinnerung behalten wie vor der Krankheit.
Mir tat es schon sehr sehr weh ihm tot im Krankenbett zu sehen, er sah so schmerzverzehrt und hilflos aus. Ich kann den Anblick irgendwie nicht vergessen - ganz schlimm für mich.

Papa wurde verbrannt. Der Gedanke zerreißt mir das Herz. Er war so ein "hübscher" Mann, hatte so tolle braune Haut, kaum Falten und er hatte pechschwarzes Haar. Kein einziges graues, ausser am Bart . Durch die Krankheit ist er jedoch so verändert gewesen, hab nie gedacht, daß jemand dadurch so "verfällt".
Ich stehe am Grab und habe keinen Bezug dazu. Mein Papa soll in einer Urne sein, da unten im nassen Boden ??? Nein, ich kann es nicht glauben...

Es tut einfach nach fast 5 Monaten immernoch so sehr weh !

[Annika0211]

Zitat von stella29

...Ich stehe am Grab und habe keinen Bezug dazu. Mein Papa soll in einer Urne sein, da unten im nassen Boden ???...

Liebe Stella - genau so... das sind die Worte, die mir fehlen... kein Bezug...
Kein Bezug zu Papa und Tod in einem Satz.
Kein Bezug zu Papa und der Urne in der Erde... Nein.
Ich war bislang auch ganz wenig dort... vielleicht 4x. Meine Mama noch gar nicht. Ihr bringt das nichts, sagt sie. Und sie hatte noch nicht das Bedürfnis. Da ist nichts, was "Papa" ist. Er ist nicht dort, sondern bei ihr. So seh ichs auch.
Ich fahre jeden Tag am Friedhof vorbei und wenn ich dann überlege: Fahr ich jetzt hin oder nicht - fahr ich auch mal hin.
Ich laufe zur Blumenwiese, schaue nach der Stelle, wo die Urne eingelassen wurde und weiß nicht mehr genau, wo sie ist.
Ich habs echt probiert, ob es mir was bringt, aber ich stehe da und frage mich "was will ich hier? was suche ich hier?" und merke, dass ich eher weine, mich aber nichts tröstet, nichts beruhigt. Ich bin nicht zufriedener oder irgendwie gelöster, wenn ich dort wegfahre. Ich kann dort keinen Zugang zu ihm finden. Da kommt einfach nix außer den Erinnerungen der letzten Tage mit ihm, die ich auch so zu Hause habe.
Für Mama ist es noch schwerer, da das Krankenhaus und das Hospiz in unmittelbarer Nähe liegt - da will sie einfach nicht hin.

[Mae-Geri]

Liebe Regina,

bin tagsüber momentan im Streß und kann kaum ins Netz.
Will Dir aber trotzdem schnell einen schönen Urlaub wünschen. Erhol Dich gut. Wir sind auch in 14 Tagen noch da und rennen nicht weg. Versprochen.

Liebe Grüße
Sandra

[sunny_sylvi]

Hallo Regina,

wollte mich auch mal wieder bei dir melden...

Hatte gestern so einen richtig blöden Tag. Ich glaub' ich bin mal wieder unten im Tal gewesen und einfach nicht mehr nach oben gekommen.
Er fehlt mir so fürchterlich. Mein Herz blutet.
Heute Nacht habe ich von ihm geträumt und meinte, ihn fühlen zu können. Es war wunderschön.
In meinen Gedanken schwirrt er eigentlich ständig herum.
Ich lasse extra wieder meinen Videorekorder reparieren, weil ich dann wieder einen Film anschauen kann, wo mein Papa drauf ist.
Ich habe mir eine CD zusammengestellt, die ich meinem Papa widme. Immer wenn mich die Sehnsucht überkommt, höre ich sie dann (am besten im Auto oder so) und heule Rotz und Wasser...
War vorgestern am Grab und habe wieder neu gepflanzt. Ich muß immer wieder geschüttelt werden bei dem Anblick des Grabsteines..Schrecklich...
Heute ist hier bei uns wieder ein schöner Sommertag. Richtig genießen kann ich allerdings den Sommer 2008 überhaupt nicht.
Ich wünsche euch allen immer ganz viel Sonne! Überall!

Sylvia

[AngieM.]

Hallo Stella,

mein Mann sagt zu mir immer, das was da in der Urne ist, ist nicht mehr meine Mama. Das ist nur ihre Hülle. Meine Mama war da schon nicht mehr drin, als sie verbrannt wurde. Ich versuche, daran zu glauben. Denn sonst würde ich auch verrückt werden.

Ich hab meine Mama 7 Monate beim sterben begleitet. Ich war dabei, als meine Mama ihren letzten Atemzug gemacht hat. Ich hab meine Mama auch noch mal im Sarg gesehen und ihr ein Bussi auf ihre kalte Stirn gedrückt. Und all diese Erfahrung möchte ich nicht missen. Und vielleicht tut es gerade deshalb so weh ....

Liebe Grüße
Angie

[Annika0211]

Ich habe Papas Aufbruch auf seine große Reise verpasst, um 5 Minuten, wegen Glatteis.
Aber ich weiß, dass es ihm so Recht war. Mein großer Bruder war bei ihm – er ist sein Ebenbild, von der Optik und der Art her. Und bei ihm wollte er sich fallen lassen. Er wusste, dass sein Großer stark genug ist.
Als ich mit Mama dann ankam, saß ich direkt neben ihm – die komplette Familie (Mama und seine 5 Kinder) im Kreis um ihn herum. Ich habe seine Hand gehalten, ihn gestreichelt, ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben und ihm zugesehen, wie entspannt, friedlich und schmerzlos er da lag. Ich war sehr erleichtert, dass er seine Reise so begonnen und alles hinter sich hatte.

Ab da war auch meine Angst weg – meine schmerzliche Angst um ihn.
Ab da war das Vermissen da, die Sehnsucht nach ihm, der Unglaube, dass er nie mehr wiederkommt...

Das tut weh. Wir haben ihm immer gezeigt, wie lieb jeder einzelne von uns ihn hat, ich hab es ihm gesagt und wir haben ihn begleitet. Jeder auf seine Art.
Er hat all das dankbar und leise angenommen und wir haben immer gefühlt, dass er genau das Gleiche wieder zurück gibt.

[AngieM.]

Hallo Daggi,

deinen Worten ist nichts mehr hinzuzufügen. Das kann ich genauso für mich stehen lassen. Es ist schon erstaunlich, wie ähnlich das alles abläuft.

Lieben Gruß
Angie

[Ronnya]

Liebe Daggi...
Auch ich kann deinen Worten nichts zufügen und muss Angie recht geben..
Wie sehr sich die Erlebnisse ähneln ...und man denkt so oft,das man der einzige Mensch auf der Welt ist der diesen Schmerz fühlt...
Hier bei euch habe ich zum ersten Mal gespürt das ich nicht alleine bin...

Danke euch allen das ihr das auch so schreiben könnt....
Es hilft...
Zusammen sind wir stärker....

Und nun meine Lieben...Wollte ich mich verabschieden..
Die Koffer sind gepackt,morgen früh gehts Richtung Holland,
Werde an jeden einzelnen von euch denken ,bei meinen Spaziergängen am Meer...
Bis in 2 Wochen
Haltet die Stellung...
Und bleibt stark
Ganz ganz liebe Grüße,ich werde euch vermissen
Regina

[Mae-Geri]

Liebe Regina,

Du hast versprochen, dass Du im Urlaub an uns denkst und das Meer grüßt (neidisch bin).

Nun dann will ich Dir mal zeigen -Du bist ja noch nicht so lange hier -, dass es hier immer Leute gibt die auch an Dich denken!

Ich hoffe, der Urlaub bringt Dir etwas Abstand und Du kannst Kraft tanken aber auch die Zeit mit Deiner Familie und die Ruhe (das wird wohl schwer fallen, denke ich) genießen!

GlG
Sandra

[Ela4811]

Hu hu Regina,

ich hoffe du genießt deinen Urlaub... Bist bald wieder da und nicht vergessen, aber vermisst...

Drück dich

Ela

[AngieM.]

Bald ist sie ja wieder da. Und dann macht sie uns bestimmt neidisch

[Desi]

Huhu meine Liebe!
Auch ich wollte mal kurz hallo sagen. Ich hoffe du hast einen super schönen Urlaub, und kannst ihn auch geniessen.!
Bis bald

[Mae-Geri]

Liebe Regina,

hoffe, Ihr seid wohlbehalten, putzmunter und gut erholt zurück!?

Ganz liebe Grüße
Sandra