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  #1  
Alt 19.07.2008, 21:53
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Daggi,

ich drücke Dich auch und drücke Du Deine Mama so wie ich meine Mama drücke. Dieses Forum hilft einem wirklich, auch wenn man oft weinen muss, sei es weil man über seine selbst erlebte Geschichte schreibt oder eine andere liest. Ich habe meiner Mama auch von Deinem Papa erzählt, dass er den Zettel mit dem Gedicht und seinem Passbild hinterlegt hat, und sie fand es unglaublich, dass unsere liebsten noch solche Gedanken hatten. Es hilft ihr glaube ich auch, wenn ich von anderen Betroffenen erzähle.

Nun hat sie mir die Röntgenbilder gegeben, damit ich diese im Büro in den Reisswolf schmeisse, aber das bringe ich auch nicht fertig. Ich habe sie nun mit seiner Todesanzeige und der Danksagung in eine Schublade gelegt.... Beim Anblick konnte ich immer noch nicht glauben, dass an diesem Tag, es war der 17.12.2007 sein Todesurteil feststand.

Bei Papa wollten wir es bis zuletzt nicht wahr haben, aber als er dann auf einmal ab Mitte April immer umkippte und das täglich und wir ca. 20 Minuten mit zum Teil drei Leuten brauchten, um ihn wieder in den Rollstuhl setzen zu können, war es uns schlagart klar, dass der Tumor gewachsen war und Papa nun den Rest gab. Das schlimme für uns war, dass er immer wieder versuchte aufzustehen...Er meinte wirklich, er könnte es. Und dann jedesmal dieser Zusammenbruch...

Sollte ich jemals diese Diagnose bekommen, werde ich mir selber Sterbehilfe leisten, solange ich kann.
Ich habe letztens am Fernsehen darüber einen Bericht gesehen, und es wurde die Sterbehilfe ja stark verurteilt.

Ich würde mir kein Gesetz darüber wünschen, sondern lediglich, dass, wenn der Betroffene die Diagnose erhält und es wirklich so kontinuierlich bergab geht, bis zur Inkontinenz, Pflegebett, Füttern, nichts mehr können, etc., wie es bei Papa der Fall war, dass man dann selber sagen darf: "Wenn es so kommt, dann gibt mir etwas." Dieses ist weder für mich noch für meine Angehörigen ein lebenswertes Leben, sondern ein Dahinsiechen im langsam sterbenen Körper und das bei vollem Bewußtsein.... Kein Mensch, der soetwas nicht miterlebt hat, darf so einen Wunsch eines anderen Menschen verweigern....

P.S. Ich hätte es ihm sogar selber gegeben, sowie ich wirklich ernsthaft überlegt habe, ihm einfach das Kissen auf den Kopf zu drücken.

Meine Kollegin und ich sprachen letztens über die Sterbehilfe und sie sagte zu mir, aber zu soetwas wärst Du oder Deine Mama doch nicht in der Lage gewesen, es zu tun, oder? Ich sagte ihr, dass ich es von meiner Mama nicht weiß und auch nichts gesagt habe, aber ich wäre dazu in der Lage gewesen....Diese Krankheit verändert alles, auch in einem selber...

Ich fühle mich auch nicht verurteilt, wenn jemand jetzt total darüber entsetzt ist, sondern stehe dazu, dass ich dazu in der Lage gewesen wäre.

Ich wünsche allen, soetwas nicht erleben zu müssen und das einem solche Gefühle und Gedanken erspart bleiben

Petra
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  #2  
Alt 20.07.2008, 01:12
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Zitat:
Zitat von teich1 Beitrag anzeigen
...Nun hat sie mir die Röntgenbilder gegeben, damit ich diese im Büro in den Reisswolf schmeisse, aber das bringe ich auch nicht fertig. Ich habe sie nun mit seiner Todesanzeige und der Danksagung in eine Schublade gelegt...
Hallo, Petra.
Ich habe neben mir Papas Ordner mit seinen Krankenakten liegen.
Ich wollte sie einfach nochmal lesen, um sie vielleicht jetzt besser verstehen zu können. Diese verdammten Fachausdrücke! Ich verstehe da nicht alles und wünschte, ich hätte doch Medizin studiert.
Aber ich habe mir auch schon gedacht: Die Akten liest du jetzt, dann kommen die Ordner weg.
Aber ich bring es nicht übers Herz, diese Papiere mit den schlimmsten Dingen für meinen Papa wegzuwerfen. Da sind seine handschriftlichen Einträge drin, auch wenns oft nur Häkchen oder so waren... niemals werde ich diese Papiere vernichten! Ich werde sie irgendwann nochmal sortieren und für immer bei mir behalten...

Zitat:
Zitat von teich1 Beitrag anzeigen
...Das schlimme für uns war, dass er immer wieder versuchte aufzustehen...Er meinte wirklich, er könnte es. Und dann jedesmal dieser Zusammenbruch... werde ich mir selber Sterbehilfe leisten, solange ich kann... dass man dann selber sagen darf: "Wenn es so kommt, dann gibt mir etwas." Dieses ist weder für mich noch für meine Angehörigen ein lebenswertes Leben, sondern ein Dahinsiechen im langsam sterbenen Körper und das bei vollem Bewußtsein.... Kein Mensch, der soetwas nicht miterlebt hat, darf so einen Wunsch eines anderen Menschen verweigern......
Du hast soooo Recht!!! Es tut sooo verdammt weh, wenn man zusehen muss, wie ein lieber Mensch so leidet!!! Verdammt!!! Er probiert und probiert, weil er die Hoffnung noch hat - und zack, wieder eine drauf! Er muss sich eingestehen, dass er zu schwach für alles ist, nichts mehr alleine schaffen kann... Wie bitte, kamen unsere Väter damit klar? Ich weiß es nicht, Papa hat nieeee was gesagt. Er hat uns immer noch getröstet, wenn wir innerlich zusammengebrochen sind und geweint haben.
Unglaublich! Diese Stärke, diese innere Kraft, die er hatte!
Und was du über Sterbehilfe sagst, finde ich a) richtig und b) "wow", dass du so offen darüber hier sprichst.

a) Mit Mama hatte ich neulich ein Gespräch darüber, dass ich vielleicht jeden Weg fahren würde, um ein Land in EU zu erreichen, wo man mir meinen Wunsch erfüllen könnte. Niemand auf der Welt hat verdient, so leiden zu müssen und du hast wieder Recht damit, dass niemand, der es nicht selbst erlebt hat, diesem Wunsch widersprechen sollte.

b) Ich weiß nicht, ob es klug ist, hier davon zu schreiben, aber ich hoffe, man darf es ohne Anklage.
Wenn ich so schwerwiegend krank werden würde, würde ich schon gern alleine darüber entscheiden - immer vorausgesetzt, ich kann es.
Ich denke, jeder schwer Kranke wünscht sich die alleinige Entscheidung, aber gibt man dann nicht auch noch den letzten Funken Hoffnung auf? Die vielleicht letzten gemeinsamen Momenten mit einem lieben Menschen? Die wunderbaren, intensiven Worte, die man aufnehmen kann? Der letzte Atemzug ist nicht berechenbar und ich weiß nicht, wie er wäre, wenn ers wäre...

Es erschreckt mich nicht, dass du schreibst, du wärest selbst in der Lage gewesen, deinen Papa zu befreien. Ich würde niemals jemanden, der so sehr liebt, dass er dies deshalb tun würde, verurteilen.
Ich habe meinem Papa auch die Erlösung gewünscht, sehr sogar.
Ich habe jede einzelne Sekunde genossen, die ich um ihn war, die ich ihn berühren konnte, ihm was sagen konnte. Ich würde es heute noch gerne tun... Ich würde ihm rund um die Uhr sagen, wie lieb ich ihn habe, wie stolz ich auf ihn bin, dass er der liebste Papa ist und und und...
Ich hätte nicht die Courage/die Kraft/den Mut - was auch immer -, zu bestimmen, wann ich für mich genug Zeit mit ihm verbracht hätte.

Ich erzähle meiner Mama auch immer von den Menschen, mit denen ich hier schreibe. Die Schicksale sind so unterschiedlich und doch wieder so ähnlich. Die Gefühle gleichen sich, man kann hier darüber sprechen - woanders fällt es einem schwerer. Es ist "einfacher", weil hier Menschen sind, die wissen, wovon man spricht...
Ich möchte auch, dass meine Mama weiß, dass noch Tausende von Frauen/Männern ihre Partner verloren haben und die gleiche Unterstützung bekommen wie sie von ihren Kindern. Ich will, dass meine Mama weiß, dass ich offen mit meiner Trauer umgehe, in dem ich hier darüber schreiben kann. Dass mir das hilft, ist der angenehmste Teil davon.

Petra, ich drücke meine und du auch immer deine Mama.
Wir sind schon tolle Frauen - nicht nur wir, sondern auch unsere Mamas. Wir schaffen das Leben mit der neuen Perspektive, einen wundervollen Schutzengel zu haben, der immer und überall über uns wacht.
Und tolle Frauen und Männer finden sich noch überall hier, alle, die kämpfen und unterstützen und für ihre Lieben da sind.

Viele Drücker für dich!!! Und hier der extra-Bonus fürs lange Lesen *sorry* .
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #3  
Alt 20.07.2008, 02:04
Benutzerbild von Thistle
Thistle Thistle ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Petra und liebe Daggi,

Ich hab eben Eure Beiträge gelesen. Und obwohl ich momentan nicht in der Lage bin, mich da ausführlicher drüber zu äußern (mein Mann, 62, hat 9/07 die Diagnose GMB bekommen und wir haben zur Zeit noch wirklich gute Momente miteinander), möchte ich Euch wissen lassen, dass ich größte Hochachtung für Euch habe und mir jede Verurteilung fern liegt.
Alles Liebe
Renate
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  #4  
Alt 20.07.2008, 11:48
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Renate.
Das ist wirklich sehr, sehr lieb von dir und ich möchte Danke sagen.
Ich gestehe, dass ich sehr gemischte Gefühle diesbezüglich habe.
Ich habe mich noch nicht richtig mit diesem Thema auseinander gesetzt, da ich zu Papas Pflegezeit nicht in der Lage gewesen bin - zeitlich wie auch psychisch - und auch jetzt noch nicht bereit bin, mich so intensiv damit zu beschäftigen, dass ich mir eine gefestigte Meinung bilden kann, zu der ich auch stehe.
Es ist ein schwammiges Thema, bei dem man kontroversen Meinungen begegnet. Wie bei allem gibt es Fürsprecher und Gegner.
Petras Einstellung kann ich momentan eher verstehen als existierende Gegenargumente... vielleicht auch nur, weil ich (wie so viele) erleben musste, wie schlimm es einem lieben Menschen gehen kann.

Es gehört so unglaublich viel Mut, Kraft und Hoffnung, Liebe und Vertrauen dazu, eine schwere Krankheit tragen zu können, wie sie z. B. mein Papa trug. Und ebenso viel Mut, Kraft, Hoffnung und Liebe braucht ein Angehöriger, der seinen lieben Menschen in dieser Zeit "tragen" will.

Unser ganzes Leben lang müssen wir für das einstehen, was wir selbst entscheiden - so sind die meisten von uns erzogen worden. Und am Ende unseres Lebens - wenn keine Kraft, keine Aussicht auf Besserung mehr vorhanden ist, wenn so viel Liebe um einen herum ist - soll eine andere Kraft die letzte Entscheidung treffen? Damit muss man sich wohl intensiv auseinander setzen.

Ich wünsche dir und deinem Mann alles erdenklich Liebe, ganz viel von der wunderbaren Zeit, die ihr momentan zusammen habt und dass ihr beide euren Mut und die Hoffnung niemals aufgebt.
Es gehört auch eine immense Stärke dazu, dass zu schreiben, was du geschrieben hast, liebe Renate.

Habt einen wunderschönen Tag zusammen.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (21.07.2008 um 07:20 Uhr)
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  #5  
Alt 20.07.2008, 18:28
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Renate, liebe Daggi,

auch ich möchte mir bedanken, für den Zuspruch und die lieben Worte. Ich stehe zu meinen Gedanken -und wie gesagt, hätte es auch gekonnt-, so wie mein tierlieber Papa einmal -als unser Hund Welpen hatte und eines halb zerquetscht war - mit Tränen in den Augen in den Keller gegangen ist und dem kleinen Welpen von seinem Leiden erlöst hat.

Soetwas kann man natürlich nur, wenn nichts mehr auf Hoffnung schließen läßt und ich hätte es nur die letzten drei Tage gekonnt, als mein Papa so gewehrt und gestöhnt hat. Vorher nicht. Vorher habe ich mich so sehr gefreut, wenn er noch irgendwie es geschafft hat, seinen Arm zu heben und mir zu winken. Zu diesem Zeitpunkt hätte er immer so weiterleben dürfen, damit wir ihn bei uns haben, auch wenn das Leben für meine Mama natürlich schwer gewesen wäre...

Man kann ja auch nicht sagen, meine Gedanken sind richtig oder falsch, das muss jeder mit sich selber ausmachen.

Mein Bruder hatte einen Freund, der hat sich mit 40ig aufgehängt, weil er an MS litt und schon nicht mehr laufen konnte. Die Ärzte sagten ihm, dass es ab jetzt nur noch bergab ginge, ihm war nicht mehr zu helfen. Dieser Freund hat seine Schwester mit der gleichen Krankheit mit 38 Jahren ans Bett gefesselt gesehen und hat immer gesagt: "Das mache ich nicht mit". Wie gesagt, er hat sich aufgehängt, und eine Frau und 4 Kinder zurückgelassen, auch um ihnen diese Last zu ersparen.

Was für ein schwerer Schritt und ich bewundere seinen Mut und habe vollstes Verständnis für seine Entscheidung.
Wie gesagt, wenn man soetwas miterlebt hat, ist man für sich selber in der Lage zu urteilen, was man will.... Glaube ich, vielleicht sieht es ja anders aus, wenn man wirklich -so wie Papa - im Bett liegt. Vielleicht ist einfach das Erwachen am Morgen das schönste, was es dann noch für einen gibt....

Es gibt so viele Fragen und keine Antworten....

Ich habe die Geschichte meines Papas aufgeschrieben, es sind 80 Seiten geworden und werde diese überarbeiten. Für mich, für Mama und vielleicht auch für andere Menschen. Wenn ich es lese, merke ich erstmal, wie viele Sachen und schlimme Stunden ich schon "vergessen" oder "verdrängt" habe und beim Lesen ist alles wieder so deutlich vor Augen, dass die Tränen nur so laufen. Ich versuche, nicht so oft zu weinen, weil ich denke, es ist für meinen Mann auch schwer, damit umzugehen, aber manchmal geht es halt nicht anders.

Er selber hat fürchterlich geweint, als er die Verschlechterung des Zustandes meines Papas gesehen hat und an seinem Todestag ist er regelrecht geflüchtet, weil er es nicht ertragen konnte...

Liebe Renate, Daggi und ich können nur noch an Erinnerungen zerren und Geschichten auferleben lassen, Du kannst noch alles noch in diesen guten Momenten erleben und Realität werden lassen und das kann Dir keiner nehmen. Wir haben es nicht wahr haben wollen, wenn die Ärzte zu uns gesagt haben: "Geniessen Sie die verbleibene Zeit." Auch, weil man es nicht glauben kann.

Du und Dein Mann können es noch. Und wenn ihr etwas vorhabt, dann wartet nicht zu lange, denn das Leben lehrt uns, geniesse den Tag.

Ich wünsche Euch, dass es solange wie möglich ein Genuss bleibt.

Alles Liebe

Petra
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  #6  
Alt 20.07.2008, 18:35
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Etwas muss ich noch ergänzen. Wir haben vorher eine Broschüre "Sterbene begleiten", gelesen und aufgrund dessen wußte ich bereits am Donnerstag, dass mein Papa sterben wird. Seine Beine verfärbten sich violett. Immer mehr, am Freitag war es schon doppelt so viele Flecken und am Samstag fast komplett. Samstags ist er ja gestorben und sein Gesicht sah schon vor dem Tod wie das einer Leiche aus. Der Mund schon eingefallen und kurz bevor er gestorben ist, hat sich auch sein Gesicht um die Nase und den Mundbereich gelblich verfärbt. Alles war so, wie beschrieben,
und instinktiv spürte ich es auch, dass es so ist.

Vielleicht ist das auch einfach der Grund, warum sein Leiden hätte so defintiv beenden können, weil ich wußte und auch sah, dass es nur eine Frage von einigen Tagen ist...

Dies als Nachtrag, vielleicht auch ein bißchen als Rechtfertigung.

Habt noch einen schönen Abend.

Liebe Grüße
Petra
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  #7  
Alt 21.07.2008, 07:22
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Petra.
Du brauchst kein Argument als Rechtfertigung.
Ich kann deine Ansichten verstehen und mir vorstellen, wann du in seinem Stadium aktiv geworden wärst.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #8  
Alt 08.10.2008, 15:31
Benutzerbild von eva2104
eva2104 eva2104 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Zitat von Teich1
Ich würde mir kein Gesetz darüber wünschen, sondern lediglich, dass, wenn der Betroffene die Diagnose erhält und es wirklich so kontinuierlich bergab geht, bis zur Inkontinenz, Pflegebett, Füttern, nichts mehr können, etc., wie es bei Papa der Fall war, dass man dann selber sagen darf: "Wenn es so kommt, dann gibt mir etwas." Dieses ist weder für mich noch für meine Angehörigen ein lebenswertes Leben, sondern ein Dahinsiechen im langsam sterbenen Körper und das bei vollem Bewußtsein.... Kein Mensch, der soetwas nicht miterlebt hat, darf so einen Wunsch eines anderen Menschen verweigern....

P.S. Ich hätte es ihm sogar selber gegeben, sowie ich wirklich ernsthaft überlegt habe, ihm einfach das Kissen auf den Kopf zu drücken.


ihr habt das ganz toll beschrieben..
Ich bin sehr froh eure gedanken dazu lesen zu können. wie oft habe ich darüber nachgedacht und mich mehr als schlecht dabei gefühlt. ich dachte immer, wenn ich mich jemanden anvertraue, denkt man sicherlich ich hab sie nicht mehr alle und könnte mir vorstellen meinen vater zu töten.

ich habe sogar einmal davon geträumt. ich träumt das mein vater mich anflehte ihm zu helfen und ich hab es aus leibe gemacht. ich habe das kissen solange in sein gesicht gedrückt bis er ganz ruhig geworden ist. ich bin schweiss gebadet wach geworden und habe mit sicherheit erstmal 2 std geweint. dieser traum war so real das ich garnicht so recht wusste was jetzt passiert ist. der traum wa r einerseits furchtbar und anderseits sah er so zufrieden in dem traum aus.

ich bin jedoch erleichtert zu lesen das ich nicht alleine so gedankengänge habe.

lg eva

Geändert von eva2104 (08.10.2008 um 15:33 Uhr)
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  #9  
Alt 14.10.2008, 20:28
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Petra,
ich dümpel hier so vor mich hin und frage mich, wie es dir grade geht?
Wie verliefen die ersten Monate ohne deinen lieben Papa und wie geht es deiner Mama?
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #10  
Alt 15.10.2008, 14:51
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Daggi,

vielen lieben Dank für Deine Nachfrage.

Es ist ganz komisch. An manchen Tagen bin ich unbekümmert und fröhlich und manchmal liege ich nachts im Bett und weine und grübel. So richtig Wirklichkeit ist es immer noch nicht. Manchmal fragen mich sogar noch Leute, die ich lange nicht gesehen habe, wie es Papa geht. Das ist dann zwar schlimm, sagen zu müssen: "Er ist schon im Juni verstorben", aber wenn ich das sage, ist es so, als wenn ich das von irgendeinem anderen erzähle. Es berührt mich in dem Moment nicht, ebenso wenig wie das Grab, wenn ich davor stehe. Dann ist es so unwirklich.

Ich muss dann nicht weinen oder so, aber meistens nachts danach kann ich nicht schlafen. Dann ist es wieder alles vor Augen.

Meine Mama sagt nicht so viel darüber, wie sehr sie meinen Papa vermisst, aber ich habe schon öfter gesehen, dass sie vom Weinen geschwollene Augen hatte. Ich mag dann aber nicht nachfragen, ob sie geweint hat. Es ist ja offensichtlich, da will ich sie nicht noch mehr aufwühlen. Aber es wäre ja nicht normal, wenn sie nicht mehr weinen würden.

Ich habe Angst vor Weihnachten. Wir waren immer alle zusammen, es wird schwer werden. Ich glaube nicht, dass man an so einem Tag den Verlust überspielen kann und wir uns so zusammenreißen können, das nicht geweint wird. Für Euch ist dann auch das erste Weihnachten alleine. Hast Du auch Angst davor? Ich bin schon immer froh, wenn Mama nicht in meiner und ich nicht in ihrer Gegenwart weine, denn dann würden wir uns gegenseitig herunterziehen.

Im Moment ist meine Mama mit Wohnwagen an der Mosel. Sie behält die Traditionen bei, die sie mit Papa hatte. Im Frühjahr eine Woche an den Rhein, im Sommer drei Wochen Ostsee, im Herbst eine Woche an die Mosel. Ich hatte Bedenken, ob das wirklich sinnvoll ist, ganz alleine zu fahren, aber sie wollte umbedingt. Vielleicht eine Art, Radikalschock. Erinnerung die schmerzen, damit sie für sich selber feststellt, die Gegend ist immer noch wunderschön und sie kann auch alleine weiterleben. Das hoffe ich jedenfalls.
Am Telefon hört sich sich immer ganz in Ordnung an, das beruhigt mich.

Morgen fahren mein Mann und ich hin und bleiben zwei Tage. Dann fahren wir gemeinsam mit dem Wohnwagen zurück. Das Problem ist nämlich noch, Mama kann den Wohnwagen nicht fahren. Wir müssen sie überall hinbringen und abholen. Das machen wir im Moment, um ihr ihre Wünsche zu erfüllen, aber auf Dauer kann das auch keine Lösung sein. Es ist halt schwierig, für uns alle und in jeder Beziehung.

Alles Liebe für Dich
__________________

In liebevoller Erinnerung
(Foto 17.09.07)
Manfred 10.07.45-07.06.08


Leise kam das Leid zu dir, trat an deine Seite,
schaute still und ernst dich an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es deine Hand, ist mit dir geschritten,
ließ dich niemlas wieder los, du hast viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel,
und uns war´s, als wüchsen still deiner Seele Flügel.


**
***************************
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  #11  
Alt 15.10.2008, 15:49
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Zitat:
Zitat von teich1 Beitrag anzeigen
Ich habe Angst vor Weihnachten... Hast Du auch Angst davor?
Hallo, liebe Petra.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie du mir aus der Seele sprichst.
Ich fühle mich auch von so vielen Momenten unberührt, von vielen Erinnerungen. Dann gibt es wieder Momente und Erinnerungen, die mir fast das Herz zerreißen...

Und Weihnachten?!
Davor graut es mir am allermeisten. Schon jetzt.
Weihnachten ging es mit Papa bergab. Ab da konnte er nicht mehr aufstehen (auf meine Bitte hin, doch besser im Bett zu bleiben). Am 27.12. zog er ins Hospiz ein.
Diese Weihnachtstage sind für mich der blanke Horror. Wenn ich mich da jetzt reinsteigere, wirds mir schlecht und ich krieg Bauchweh.
Das Beste ist, dass meine Mama sich vom 22.12. bis 03.01. "vom Acker" macht - sie entflieht den Erinnerungen an die schlimmste Zeit ihres Lebens... als Papa nur noch liegen konnte, viel geschlafen hat, alle Kinder um ihn waren, nichts mehr ging...
Sie hat Recht.
Ich weiß nicht, wie ich Weihnachten verbringe. Egal, wo ich bin, werde ich immer daran denken, was vor einem Jahr war...

Ich bin in den letzten Tagen sehr, sehr traurig und emotional, gereizt und nicht belastbar. Ich führe mir jetzt schon diese Zeit vor Augen... und dabei habe ich die ganze Zeit alles so gut verarbeitet.
Ich habe das Gefühl, dass der Schmerz der ganzen Familie auf meinen Schultern lastet - und mein eigener noch dazu und das mir niemand damit helfen kann. Ich hoffe sehr, diese Phase geht bald vorüber, denn es bedrückt mich.

Ich wünsche dir ein paar schöne Tage an der Mosel mit deiner Mama.
Ich finds toll, dass sie versucht, die Traditionen mit deinem Papa leben zu lassen - sie wird selbst merken, ob sie vergleichbar sind mit der Zeit, als dein Paps noch dabei sein konnte und vielleicht gibt sie diese große Tradition auf (mit dem Wohnwagen) und richtet sich anders damit ein (Hotel, Pension).

Ich drück dich.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #12  
Alt 15.10.2008, 17:54
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Daggi,

ich drücke Dich auch ganz fest. Am Samstag haben wir den ersten großen Tag - Feier -ohne meinen Papa. Mein Bruder wird 40.
Letztes Jahr an dem Geburtstag habe ich noch ein Gruppenbild von uns allen gemacht.

Ich muß jetzt auch wieder weinen bei dem Gedanken. So ein Mist. Nie hätten wir damals an soetwas Böses gedacht.

Der schlimmste Tag für meine Mama wird dann noch ihr Geburtstag am 22. Jan. An dem Tag hat man ja uns Papas Todesurteil mitgeteilt. Wird das jemals wieder ein fröhlicher Geburtstag für meine Mama?

Ich glaube, das Wetter zieht uns gefühlsmäßig beide runter.
Es kommen wieder Tage, da scheint wieder die Sonne.

Danke für Deine Verbundenheit. Es wäre so schön, wenn man sich aufgrund anderer Umstände kennengelernt hätte, aber wahrscheinlich hätte man dann nicht nach so kurzer Zeit eine so "intime" Verbindung.

Liebe Grüß

Ach man, was sollen wir nur tun? Wir werden es irgendwie schaffen...
__________________

In liebevoller Erinnerung
(Foto 17.09.07)
Manfred 10.07.45-07.06.08


Leise kam das Leid zu dir, trat an deine Seite,
schaute still und ernst dich an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es deine Hand, ist mit dir geschritten,
ließ dich niemlas wieder los, du hast viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel,
und uns war´s, als wüchsen still deiner Seele Flügel.


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  #13  
Alt 16.10.2008, 07:23
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Petra.
Ich habe mir immer gewünscht, dass mein Papa an meinem 40. auch bei mir ist und mit mir, meinen „verrückten“ Geschwistern und meinen Freunden feiern kann.
Ich war in den letzten Jahren kein Freund mehr von solchen Feierlichkeiten, die im Kalender festgelegt sind. Besonders mein Geburtstag. Nun wird es dieses Jahr der erste ohne Papa sein, mein 39.
Letztes Jahr hatte ich meine Eltern abgeholt, wir haben bei mir Kaffee getrunken und mein Schatz und meine Eltern haben mir „König der Löwen“ in Hamburg geschenkt.
Mein Schatz und mein Papa wollten sicher, dass ich mal raus komme, was anderes sehe.

Diese und ähnliche Tage werden nicht mehr die sein, die sie mal waren.
Ich kann von Glück reden, dass ich diesen Tagen keine Bedeutung mehr beipflichte, aber dafür habe ich andere Tage, an denen die Erinnerungen überwiegen und die für mich zählen. Ich glaube, dass z. B. ein Geburtstag oder ein bestimmter Feiertag nur der Grund ist, warum man sich komisch fühlt, traurig ist.
Genau an diesen Tagen will man mehr als sonst daran denken, wie es früher war. Genau an diesem Tag will man nach solchen Erlebnissen auch etwas schwermütig sein, weil diese Tage neue Abschnitte im neuen Leben bedeuten.
Allerdings ist jeder einzelne Tag in diesem Jahr DER Tag, an dem nichts mehr so war wie früher.

Liebe Petra, ich finde es auch schön, wie nah sich die Menschen hier kommen können. Du beschreibst es genau richtig: Verbundenheit.
Ich denke wie du - an einem anderen Ort zu einer andere Zeit unter anderen Umständen hätten wir uns vielleicht kennengelernt, aber wären uns nie so nah gekommen, hätten uns so geöffnet, so viel rausgelassen über uns selbst.

Ich bin ein offener Mensch, wenn ich Vertrauen gefunden bzw. erkannt habe, dass mich meine Offenheit (grade diesbezüglich) sehr befreit. Ich muss es nur zulassen.
Im normalen Leben passt die Offenheit diesbezüglich nicht unbedingt rein. Wer will sich denn täglich anhören, was ich über Papa denke, wie traurig mich meine Gedanken machen, wie meine Stimmung ist? Niemand!
Und ich weiß nicht, ob ich nicht genauso wäre, wenn meine Freundin ihren Papa verloren hätte und ich sowas noch nie erlebt hätte.
Sie wollen da sein, die Freunde, aber viele können es nicht verstehen, wie man sich fühlt. Das ist aber völlig iO. Außerdem will man sich selbst nicht ständig in diesem Thema befinden, man möchte doch auch Ablenkung, will zeigen, dass man überwiegend die Starke ist, die gut damit umgehen kann.

Wir werden es schaffen!
Und wenn für uns die Sonne wieder scheint *hoff*, dann fühlen wir uns etwas mehr gewärmt als jetzt.
Das packen wir!
Wir haben schon Schlimmeres durchgestanden...

__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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