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  #1  
Alt 09.03.2008, 01:27
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Heute will und kann ich über Myriam schreiben.

Zuerst aber herzlichen Dank für eure Anteilnahme. Manche von euch haben Ähnliches erlebt. Ihnen allen mein Mitempfinden. Dein Gedicht, liebe Roebi, hat mich besonders getroffen. Es war der Spruch zum Tod meines Schwiegervaters vor 3 Jahren.

In einem anderen Thread "Gott, Glaube, Krebs.." habe ich folgendes geschrieben und möchte es wiederholen:

Zitat:
Danke für die lieben Worte. Euch, und auch mir, zum Trost: sie hat nicht leiden müssen.

Nach einem ersten Pleuraerguss über den Jahreswechsel hat es sie zum Zweitenmal getroffen. 14 Tage vor ihrem Tod war noch alles in Ordnung, die Verklebung hatte gehalten. Es ging langsam, wenn auch mühsehlig, bergauf. Die Hoffnung kam langsam zurück. Mittwoch, 20.2., dann die Umkehr. Rasselnde Atemgeräusche, Appetit weg, kaum noch getrunken. Samstags der Notarzt, Morphium, ab in die Klinik. Die Punktion erfolglos, gerade mal 100 ml Flüssigkeit. Der Vergleich der Röntgenbilder: die Pleura ist voller Flüssigkeit, die sich in vielen einzelnen Kammern gesammelt hat. Von der Lunge ist nichts mehr zu sehen. Eine Behandlung ist sinnlos.

Was übrig blieb war Morphium, Sauerstoff und diverse Infusionen. Mytiam ist dann eingeschlafen. Ob sie wusste, was nun kommt, ich weiss es nicht. Ich glaube aber doch. Ihre Augen, ihr Blick.

Alles ging so schnell. Keine Zeit zum Denken. Der Arzt sagte zu mir und meiner Jüngsten: "Sie werden ihre Frau nicht mehr mit nach Hause nehmen. Diesen zweiten Erguss kann man nicht mehr behandeln. Wir werden jedoch alles Menschenmögliche tun. Ihre Frau wird keine Schmerzen, keine Angst, keine Panik haben. Sie wird friedlich sterben können."

Wir bekamen ein Einzelzimmer um ungestört zu sein. Dei Älteste kam noch hinzu. Myriam hat friedlich geschlafen, wie seit Monaten nicht mehr. Sie hat gespürt, dass wir bei ihr waren. Den ganzen Abend, die Nacht waren wir bei ihr. Am Sonntagmorgen kam ihre beste Freundin und deren Freund noch hinzu. Zusammen haben wir gewacht, geweint, geredet. Geschichten aus unserem gemeinsamen Leben erzählt. Die Fahrten an die Nordsee. Bei manchen Erinnerungen sogar gelacht. Am Sonntag, 24.02., 16 Uhr 10, war es dann vorbei. Gott hatte sie zu sich gerufen. Friedlich, ohne Schmerzen und Angst ist sie gestorben. Für uns war es schlimm, auf der anderen Seite erleichternd, dass sie so gehen durfte und dass wir bei ihr waren. Für sie war es die Erlösung. Wir sind Gott dankbar, dass wir sie in ihren letzten Stunden begleiten durften.

Die Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger waren so lieb und um uns Sechs so besorgt und hilfsbereit,das kann man sich nicht vorstellen. Alle Viertelstunde war Jemand da und hat nach der Technik gesehen, hat uns Wasser, Tee oder Kaffee angeboten. Etwas zu Essen war kein Problem, selbst mitten in der Nacht. Meinen tiefsten Dank dafür.

In einem speziellen Raum konnten wir uns dann nochmal verabschieden. Doch das war schon nicht mehr unsere Myriam. Das war nur noch die sterbliche Hülle.

Für ihre beiden Enkelinnen sitzt sie jetzt bei Uropa auf einer Wolke am Himmel und gibt Acht, dass ihnen nichts passiert. Viele Bilder und eine selbstgebastelte Grableuchte haben sie ihrer Oma an's Grab gelegt.

Ich weiss, dass sie bei Gott ist. Dort ist es hell und warm, keine Schmerzen, keine Angst. Nur Frieden.

Ich weiss aber auch, dass sie mir fehlt.
Vor mir steht ein Glas Wein. Ihr Lieblingswein aus der Pfalz. Ich trinke einen Schluck und denke an sie.

Jetzt bin ich zu müde um weiter zu schreiben. Ich melde mich wieder.

Gottes Segen und eine gute Nacht euch Allen

Helmut
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  #2  
Alt 09.03.2008, 10:18
stella29 stella29 ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo Helmut,


tief betroffen lese ich die Zeilen.... Auch ich habe am 28.2.08 ähnliches erlebt.. es ist einfach erschreckend.

WÜnsche euch allen die nötige Kraft und das ihr einen Weg findet, mit diesem schrecklichen Verlust umzugehen.

Liebe Grüße
__________________
Der Himmel hat einen weiteren Engel bekommen - mein geliebter Papi
geb. 28.12.1941 gest. 28.02.2008
Du bleibst unvergessen!


WER IM GEDÄCHTNIS SEINER LIEBEN LEBT,DER IST NICHT TOT, DER IST NUR FERN. TOT IST NUR WER VERGESSEN WIRD
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  #3  
Alt 09.03.2008, 20:20
östel östel ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut, antworte Dir nochmal in diesemThread, da ich nicht weiss ob Du in den anderen noch reinschaust. Ich bin beeindruckt von der offenen und schönen Schilderung des Abschieds von Deiner Frau. Ich bin auch sicher, dass sie nicht gelitten hat. Ich hatte auch einen Pleuraerguss und habe jedoch nochmal Zeit geschenkt bekommen. Mir geht es derzeitig gut. Deine Geschichte hat mir sehr viel von meiner Angst genommen und ich hoffe fast, dass meine Mitschreiber im Lungenkrebsforum mal in den thread hier schauen. Dafür möchte ich nochmal Danke sagen. Ich wünsche Dir und Deiner Familie die Kraft zum Trauern und die Lebensfreude zum Weitermachen und ins Leben zurück finden. Liebe Grüsse Regina
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  #4  
Alt 09.03.2008, 23:14
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Hallo Regina,

selbstverständlich werde ich auch in dem anderen Thread weiter mitmischen und meinen Senf dazu geben. Dazu ist mir das Thema viel zu wichtig, als dass ich es lassen könnte. Vielleicht kriege ich ja mein Puzzle noch zusammen, wenn auch mit einem Loch in der Mitte. Doch was da hinein gehört, das weisst du ganz genau.

Wenn ich weiss, wie ich ein Bild in meine Eröffnung einfügen kann, werde ich das jetzige Benutzerbild dort einfügen. Solange lasse ich es als mein Benutzerbild stehen. Meine Töchter und ich haben es ausgesucht, um es allen Freunden und Bekannten als Erinnerung zu schenken.


Gruss

Helmut

Geändert von HelmutL (09.03.2008 um 23:28 Uhr) Grund: Benutzerbild eingerichtet
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  #5  
Alt 10.03.2008, 01:20
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Eigentlich wollte ich hier ihren Lebensweg beschreiben. Habe aber alles wieder gelöscht. Statt dessen könnt ihr hier die Ansprache des Pfarrers auf ihrer Beerdigung lesen, nichts könnte sie besser beschreiben.

Traueransprache Myriam Lang

Liebe Familie, liebe Angehörige, liebe Freundinnen und Freunde der Verstorbenen.

Myriam Lang war in ihrem Leben, wie mir scheint, eine starke, aber sich nicht aufdrängende Frau, klein von Wuchs, etwa 1,60 m gross, aber voller Energie. Sie konnte sowohl das Gute, Leichte annehmen, das ihr wiederfahren ist, als auch das Schwere. Nichts drückt das so aus wie der Spruch, den sie sich bewusst für ihre Traueranzeige ausgesucht hat:

"Die Schutzengel fliegen manchmal so hoch,
dass wir sie nicht mehr sehen können,
doch sie verlieren uns nie aus den Augen."


Was für ein Bild vom Leben entwirft dieser Spruch! Es ist ein buntes, frohes Bild, das ein wenig auch Myriam's Leben und ihre Art zu leben wiederspiegelt.

Nehmen sie nur die Blumen und den Garten, ein Raum voller Farben und Leben, die sie liebte. Sie hatte den "grünen Daumen", und diesen hat sie auch ihrer Tochter Vanessa vererbt, die heute als Floristin arbeitet.

Aber nicht nur für Pflanzen hatte sie ein Händchen, sondern auch für Kinder. Über 10 Jahre lang hat sie in Ludweiler das Kleinkinder- und Kinderturnen geleitet, und das mehrmals die Woche. Sie hat sogar extra dafür Lehrgänge besucht. Sie konnte gut mit Kindern umgehen - und Kinder liebten sie! Mit 10 Kindern hatte sie im Turnen angefangen, und später waren es auch schon mal 40. Diese Zahlen sprechen für sich.

Auch zu Hause waren immer gerne Kinder bei ihr. Die Freundinnen und Freunde ihrer beiden Töchter waren stets daheim willkommen, und die kamen auch dann noch vorbei, als die Kinder schon ausgezogen waren!

Ihre beiden Töchter und die Enkelinnen und überhaupt die ganze Familie lagen ihr immer am Herzen. Jeder konnte zu jeder Zeit zu ihr kommen, und sie hat geholfen, wo sie konnte.

Sie hat sofort gemerkt, wenn es jemandem nicht gut ging. Da konnte man ihr nichts vormachen. Man konnte zwar sagen: "Mir geht's gut.", doch sie spürte, ob das der Wahrheit entsprach oder nicht, denn sie war mitfühlend, sensibel. Sie hatte im Umgang mit Anderen wirklich Fingerspitzengefühl.

Die Eigenschaft, mitfühlen zu können, zeigte sich dann auch noch an einem anderen Punkt in ihrem Leben, nähmlich wenn sie geholfen hat, ihre pflegebedürftige Grossmutter zu pflegen um ihre Mutter zu entlasten. Aber auch über die Grenzen der Familie hinaus hat sie den Menschen, so gut es ging, unter die Arme gegriffen. Für mehr als eine ältere Person in der Nachbarschaft hat sie zum Beispiel, wenn diese nicht mehr konnten, geputzt.

Wie eben schon gesagt, war ein grosser Schwerpunkt in ihrem Leben ihre Familie: ihre Kinder und Enkelinnen - und ihr Mann. Ihre Frau hat sie, Herr Lang, von ganzem Herzen geliebt, und sie haben ihre Frau von ganzem Herzen geliebt. Sie haben sich gegensetig gestützt, sie haben sich gegenseitig ergänzt. Sie bildeten eine Einheit, sie haben nie etwas auf den anderen kommen lassen.

Sehr gut ist ihnen noch das Datum in Erinnerung, an dem sie ihre Frau zum ersten Mal gesehen haben. Das war damals nicht geplant, sondern eher ein Zufall, als sie sich am 21.12.1971 über den Weg gelaufen sind. Sie hatten eine Party bei sich veranstaltet, und eine gewisse Myriam Schwarz kam in Begleitung einer ihrer Bekannten auf das Fest. Es war bei ihnen beiden Liebe auf den ersten Blick, und so kam es dann, dass am 31.8.1973 aus Myriam Schwarz Myriam Lang wurde. Und sie, lieber Herr Lang, wurden, ich sage das mit einem Schmunzeln, zu "Myriam sein Mann".

So lebte Myriam Lang ihr Leben, das bunt und hell sein konnte, das aber auch seine dunklen bis schwarzen Abschnitte hatte. Am vergangenen Sonntag ist dieses Leben zu Ende gegangen.

Und was kommt nun?

Ich habe in der Bibel einen Spruch gefunden, der mir wie kein anderer zu Myriam Lang zu passen scheint, denn er drückt die Zuversicht aus und Hoffnung. Hätte Myriam Lang diese Worte sprechen können? Sie heissen:

"Du wirst mich nicht dem Tode überlassen"
(Pslam 16,10)


Ein fröhlicher, zuversichtlicher Mensch spricht diese Worte. Es ist ein Mensch, der das Leben - und Gott - lobt, der nicht daran zweifelt, dass Gott es gut mit ihm meint. Vieleicht würde uns der Mensch erzählen, dass er, solange er lebt, immer wieder dem Tode entronnen ist. Und darum ist er auch gewiss, dass auch zukünftig der Tod nicht das letzte Wort über ihn haben wird.

Lassen sie uns Myriam Lang in die Hände Gottes legen und sie ihm abgeben, dass er das Seine tue. Er ist frei, auch die Toten, diejenigen, die er ins Leben gerufen hat, nicht dem Tod zu überlassen, sondern sie in ein neues Leben zu rufen.

Bei ihm ist Myriam Lang gut aufgehoben. Sie ist bei ihm, und bei Gott wird sie leben, denn der Gott des Lebens wird sie nicht dem Tod überlassen.

Amen.



Ich durfte für genau 36 Jahre, 2 Monate und 3 Tage sie auf ihrem Weg begleiten. Danke!

Euch allen Gottes Segen und eine gute Nacht

Helmut
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  #6  
Alt 10.03.2008, 19:11
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

ich kannte deine Frau nicht, aber die Ansprache war sehr bewegend und mir kamen die Tränen.

Deine Frau war eine außergewöhnlich Frau. Und leider sind es immer die Menschen, die anderen helfen und ihre eigenen Bedürfnisse zurück stecken, die früh von uns gehen müssen.

Ihr alle wart immer für sie da bis zu ihren schwersten Stunden.

Ich wünsche dir viel Kraft

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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  #7  
Alt 10.03.2008, 22:41
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Danke, Ela!

Heute Abend möchte den 2-ten Teil der Ansprache hier niederschreiben. Ich habe ihn selbst verfasst, der Pfarrer hat ihn dann vorgelesen. Ich hätte es nicht gekonnt.

Für Myriam

Wir alle kennen Myriam. Sie war eine starke Frau und trotzdem leise. Ohne viele Worte hat sie das getan, was sie tun musste. Sie hat ihr stilles, erfülltes Leben gelebt und war immer für andere da. An sich selbst dachte sie zuletzt.

Wenn wir gleich nach draussen gehen, so tun wir das bitte so, wie sie gelebt hat. Still und leise.

Einen Wunsch hätte ich noch:
Bestimmt kennt jeder von euch einen Menschen, dem ihr gerade heute ein liebes Wort, eine liebe Geste schenken könnt. Macht es ihr zum Gedächtnis. Vielleicht wird dadurch diese Welt ein winziges Stückchen wärmer.

Dank an alle, die ihr heute diese letzte Ehre erweisen.

Helmut

27. Februar 2008

Geändert von HelmutL (14.04.2012 um 20:06 Uhr) Grund: Redaktionelles
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  #8  
Alt 11.03.2008, 00:59
sschwester-s sschwester-s ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

auch von mir meine tiefe Anteilnahme für Deine Familie und Dich.
Es ist wunderschön, wie ihr Myriam begleitet konntet.

Ich habe am 17.02. meine geliebte, tapfere, große Schwester verloren, die nur 40 Jahre alt werden durfte. Sie fehlt mir unermeßlich, jeden Tag.

Euch allen wünsche ich viel Kraft für die kommende Zeit.

Alle guten Wünsche,
Sofie
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  #9  
Alt 11.03.2008, 01:32
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Sofie,

lieben Dank für deinen Beitrag. Es ist schrecklich und unfassbar, dass so junge Menschen durch diese grausame Krankheit von uns gehen müssen. Meine Frau durfte genau 56 Jahre und 28 Tage alt werden. Auch viel zu wenig.

Ich wäre gerne mit ihr zusammen alt geworden.

Ich fühle mit dir.

Helmut

PS: Hat das Doppel-S in deinem Namen Copyright-Gründe oder ist es Lautmalerei?

Geändert von HelmutL (11.03.2008 um 01:36 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #10  
Alt 11.03.2008, 15:42
sschwester-s sschwester-s ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

danke Dir für Deine Anteilnahme an meinem erlittenen Verlust meiner Schwester.

Eine Woche bevor sie gestorben ist, hatte die Chemo endlich angeschlagen. Wir haben alle gefeiert. Ihr Tumortyp war nämlich fast mutiresistent. Es war ein Try and Error Prinzip.

Auch wir haben uns dann zwei Wochen vor ihrem Tod mit alternativen Heilmethoden beschäftigt und waren bei einem Feng Shui Berater.

Das Gespräch und die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben ihr sehr viel gegeben. Danach haben viele verschiedene Dinge in ihr gearbeitet. Heute bin ich davon überzeugt, dass dieses Gespräch die Grundlage dafür gewesen ist, dass sie ihren Frieden mit sehr, sehr vielen Dingen noch in diesem Leben beschließen konnte und sie nicht in das nächste mitgenommen hat.

Meine geliebte Schwester glaubte felsenfest an ein Leben nach dem Tod.
Ich habe sie oft um diesen steten Glauben beneidet.

Seit ihrem Tod sind einige sehr seltsame, aber wunderschöne Dinge geschehen. So, wie Du es in einem Deiner vorherigen Posts beschreibst, dass Du gehört hast, wie Myriam Dich gerufen hat.

So erhalte ich oft kleine Botschaften. Obwohl ich um ihre physische Präsenz trauere, fühle ich dennoch ihre Nähe und empfinde unsere tiefe Verbindung nicht als unterbrochen, was mich sehr freut - und dennoch manchmal irritiert.

Der Username ist eigentlich ein Tipfehler, den ich dann beihalten habe.
sschwester-s - kann man auch "susannes schwester sofie" drin lesen

Ich habe meiner Schwester dieses Gedicht hier auf ihrer Trauerfeier vorgelesen:

"i carry your heart with me (i carry it in

my heart) i am never without it (anywhere

i go you go, my dear; and whatever is done

by only me is your doing, my darling)

i fear

no fate (for you are my fate, my sweet) i want

no world(for beautiful you are my world, my true)

and it's you are whatever a moon has always meant

and whatever a sun will always sing is you

here is the deepest secret nobody knows

(here is the root of the root and the bud of the bud

and the sky of the sky of a tree called life; which grows

higher than soul can hope or mind can hide)

and this is the wonder that's keeping the stars apart

i carry your heart(i carry it in my heart)"

(e.e. cummings)


Lieber Helmut, ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft - ebenso Deiner lieben Familie. Ich hoffe, dass der Schmerz irgendwann weichen wird, so dass wir unserer Lieben in Frieden gedenken können.

Alles Liebe und Gute
Sofie
__________________
Meine geliebte Schwester und Freundin Susanne
Du fehlst uns an jedem Tag

18.11.1967
17.02.2008

Geändert von sschwester-s (11.03.2008 um 15:44 Uhr)
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  #11  
Alt 11.03.2008, 17:44
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Liebe Sofie,

schön, dass du mir antwortest.

Ich denke, auch du glaubst an das Leben nach dem Tod. Du weisst es nur noch nicht so richtig. Du bist irritiert, weil du diese Botschaften erhälst und du spürst, dass die Verbindung zu deiner Schwester nicht abgerissen ist. Dein Kopf sucht noch nach einem Beweiss, den er nie in diesem Leben finden wird.

Das wunderschöne Gedicht für deine Schwester drückt doch genau das aus und das, was du fühlst. Dein Herz hat bei der Auswahl mitgesprochen. Sie IST bei dir, in deinem Herzen. Überall, wo du gehst und stehst, immer, Tag und Nacht. Nur, unser Verstand kann das nicht fassen.

Glauben heisst doch auch: Mit dem Herzen wissen.

Ich bin ganz sicher: Wir werden unseren Frieden finden!

Gottes Segen für dich,

Helmut
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  #12  
Alt 06.04.2008, 11:44
ingrid henning ingrid henning ist offline
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Standard AW: Myriam

Der fehlende Ton
Man stelle sich ein Lied vor, das viele viele Töne hat. Das Lied ist wunderschön, weil jeder dieser Töne da ist und seinen Beitrag zur Melodie leistet. Manche Töne sind ganz kurz, andere dagegen ganz laaaaaaaaaang und dann gibt es noch welche die sind dazwischen – mittellang. Aber zurück zu unserem Lied. Plötzlich passiert etwas Unerwartetes mit dem Lied: Jemand lässt einen einzigen Ton herausfallen. Plötzlich klingt die komplette Melodie anders. Es fehlt ein Ton und die anderen Töne, die auf ein Zusammenspiel mit ihm abgestimmt sind, müssen sich an eine leere Stelle in der Notenzeile gewöhnen. Immer wieder, lange Zeit wird das Lied dann ohne diesen bestimmten Ton gespielt – es gibt auch keinen Ersatz für diesen Ton, denn man kann einen Ton nicht so einfach ersetzen. An seiner Stelle steht einfach nichts. Die anderen Töne finden das komisch, dass dieser Platz von nun an ganz leer sein soll und sie entscheiden sich dazu dem verlorenen Ton ein Denkmal zu setzen. Sie setzen ein Pausenzeichen um zu erinnern, dass an diesem Platz einmal ein besonderer Ton saß. Nach einer langen Zeit wird auch dieses Lied auch zu einem gern gehörten Lied. Es ist zwar anders war als das Lied vorher, aber auch die Melodie dieses Liedes klang nach einiger Zeit, als man sich mit der ungewohnten Pause ein wenig vertraut gemacht hatte, wunderschön - aber eben ganz anders! Trauer hat keinen Anfang und kein Ende, sie verändert sich mit der Zeit aber wird nie vergehen.
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  #13  
Alt 07.04.2008, 18:02
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Hallo zusammen,

heute kann ich mal wieder schreiben. Hatte technische Probleme mit meinem Account und konnte nur lesen, nicht antworten.

Die Tage war ich mal wieder an ihrem Grab. Bis jetzt steht da nur ein Namensschild. Die Steinplatte ist noch nicht da. Die Tatsache, dass Myriam hier beerdigt ist, berührt mich nicht so sehr. Es ist nur ihr Körper, ihre sterbliche Hülle. Ihre Seele ist an einem anderen Ort und zugleich in meinem Herzen. Was mich immer voll trifft ist, ihren Namen auf dem Schild zu lesen. Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Das kommt mir immer noch so unwirklich vor, ich kann es dann immer noch nicht fassen. Das zieht mir den Boden unter den Füssen weg.

Wenn andere Menschen in der Nähe ihres Grabes sind, so mache ich zuerst noch einen Umweg. Ich möchte dort alleine sein. Nur meine Töchter und meine Enkelinnen dürfen dann bei mir sein. Alles Andere ist für mich kaum zu ertragen.

Da wir auf dem Rasengrab keinen Blumenschmuck ablegen dürfen (nur im Winter, da wird nicht gemäht) hat meine Jüngste gestern Abend Blumenzwiebeln in die Erde gesetzt. Krokusse, Schneeglöckchen, weisse Osterglocken, die sie so liebte. Ich bin gespannt auf das nächste Frühjahr.

@ Ingrig

die Töne in deiner Geschichte sind sehr lieb. Ich habe mir bereits (in Gedanken) einen Granitblock besorgt und bin fleissig am hämmern. Nichts und Niemand soll an diesem ganz besonderen Pausenzeichen kratzen können. Danke.

@Andreas,

keine Frage, du darfst dich immer bei mir blicken lassen. Ich lese auch immer wieder bei dir. Wie ich dort lese, bist du in guten Händen. Du hast viele Freunde/innen gefunden, die dich unterstützen. Das ist gut so. Wenn du dir selbst weiterhin treu bleibst, so kann es nur besser werden.

@ Ela und Stella,

ich sehe mir das Bild sehr oft an. Manchmal habe ich das Gefühl als blickten die Augen mal traurig, mal glücklich, mal voller Hoffnung, mal voller Gewissheit. Wenn ich traurig bin, dann sehe ich schon mal das Glück in ihren Augen. Dann geht es mir gleich besser.

Euch Allen wünsche ich viel Kraft, Vertrauen und Hoffnung

Helmut
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  #14  
Alt 07.04.2008, 19:49
stella29 stella29 ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo Helmut,

schön von Dir zu lesen ! habe immer mal wieder hier vorbeigesehen um zu wissen wie es dir geht !

Lieben Gruß
__________________
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  #15  
Alt 08.04.2008, 14:16
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Hallo Helmut,

wie geht es dir?

Ich habe versucht, mich hier ein wenig auszuklingen, aber so richtig gelingt es mir nicht.

Ich sehe auch immer wieder gerne die Bilder von meiner Mam an. Ich habe sogar eins, da müsste sie 16 gewesen sein.

Mein Papa hat auch Schwierigkeiten auf den Friedhof zu gehen. Er ist täglich gegangen. Ich meinte, er müsste das nicht machen, wenn es ihn immer wieder so stark runter zieht. Aber er will nicht hören.

Ich fand Friedhöfe früher schon beruhigend. Am Anfang hatte ich Probleme, jetzt beruhigt mich das. Leider wohne ich weiter weg und kann nicht öfter hin gehen (1 in der Woche gehe ich und bringe immer eine Rose mit).

Ich drück dich mal ganz doll

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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