#1
|
|||
|
|||
Auch ein neuer mit Geschichte!
Hallo zusammen.
Auch ich möchte an dieser Stelle meine kleine Geschichte erzählen. Bei mir hat es auch erstmal eine gewisse Zeit gedauert, bis ich mich, wie z.B. hier in einem Forum, mit dem Thema Hodenkrebs auseinandersetzen und mitteilen konnte. Aber ich denke, dass jeder den es erwischt hat und den Mut gefunden hat sich darüber im Internet zu Informieren, in einem solchen Forum viele Tipps, Erklärungen und vor allem Mut und Zuspruch erhält. Nun denn, mich hat es im Alter von 43 Jahren am 02.07.07 erwischt. Während einer Schulfeier bekomme ich tierische Rückenschmerzen, die Leiste schmerzt und der linke Hoden auch. Na super, es ist Wochenende, alle Praxen sind zu, also zu Hause ein paar Aspirin eingeworfen, Eisbeutel auf den Hoden und abwarten. Allerdings überkommt mich hier bereits das ungute Gefühl, dass das keine Kleinigkeit ist. Am Montag bin ich dann sofort!!! zum Arzt gegangen. Kurze Ultraschalluntersuchung, ernster Blick vom Doc und sofort Überweisung zum Urologen. (Mir rutscht schon mal so langsam das Herz in die Hose). Die gleiche Prozedur (wieder mit ernstem Blick) und dann die Erklärung des Urologen was es wahrscheinlich ist. Zum ersten Mal in meinem Leben bricht für mich die Welt zusammen . Der Arzt sagt ich soll schon mal mein Köfferchen packen, da ich in spätestens 3 Stunden auf dem OP-Tisch liege. Also fix nach Hause, heulen mit meiner Frau, Kuss fürs Kind und ab ins Krankenhaus. Dort wieder die gleichen Untersuchungen mit den gleichen unangenehmen Diagnosen. Mittlerweile ist meine Psyche völlig am Boden und mein Herz irgendwo in Australien. Ich will endlich operiert werden, damit ich Klarheit habe. Also, auf zum Lunge röntgen, Blutentnahme etc. Dann kommt die Frage vom Arzt ob ich denn irgendwelche Medikamente eingenommen habe?? Yep, sage ich, so ein paar Aspirin!! Na prima sagt der Arzt, dann sehr wir uns in einer Woche zur OP wieder. So hatte ich dank der blutverdünnenden Wirkung des Aspirins die wohl schlimmste Woche meines Lebens vor mir. Es gingen mir tausend Dinge durch den Kopf, Todesängste, Heulkrämpfe, Hitzewallungen usw. Am allerschlimmsten war es immer, wenn ich meinen Sohn anschaute. Damit ich nicht völlig durchdrehe bin ich trotz der Schmerzen weiter arbeiten gegangen. Das hat mir in dieser Zeit dann doch sehr geholfen die eine Woche Wartezeit bis zur OP zu überbrücken. Die ersten beiden Tage waren die schlimmsten. Danach kam der Kampfgeist!!! Kann ich jeden nur empfehlen. Bloß nicht hängen lassen. Kämpfen ist gut für die Seele. Dies war auch auch die Zeit in der ich zum erstenmal auf diverse Seiten im Internet speziell nach diesem Thema gesucht habe. Aber ehrlich gesagt habe ich beim durchlesen diverser Erfahrungsberichte einen Heulkrampf nach dem anderen bekommen. Mir graute vor dem, was mir vielleicht noch alles bevorstehen könnte. Am 12.07 war es dann soweit. Radikale Inguinale Orchiektomie des linken Hodens und Entnahme einer Gewebeprobe des rechten Hoden im Klinikum Dortmund. Insgesamt komplikationsloser Verlauf der OP. Das ganze per Vollnarkose (war mein eigener Wunsch). Nun, ich wache so gegen 11:30Uhr aus meinem Tiefschlaf wieder auf und rieche das Mittagessen!! Schweinebraten mit Kartoffeln und Gemüse. Obwohl ich auf den Krankenhausmampf nicht so stehe würde ich (wenn ich könnte) am liebsten aus dem Bett springen und mir auch noch die Teller von meinen Bettnachbarn greifen!! LEBENSHUNGER???? Ich empfinde das zumindest als gutes Zeichen. Am Hunger und am Essen mangelt es mir also nicht. Allerdings hab ich enorme Schlafprobleme(einerseits durch die Narbe und anderseits geben meine Bettnachbarn abends immer so eigenartige Schlafgeräusche von sich ) und die Verdauung klappt auch nicht so toll. Aber zumindest für die Verdauung haben die “ stets gut gelaunten ” Schwestern ja ihre Mittelchen parat. Am nächsten Tag die Stunde der Wahrheit: CT Ich schleppe mich morgens über den Gang, da kommt mir mein behandelnder Arzt entgegen und sagt mir freudestrahlend dass ich mich doch mal fix zum CT vorstellen solle. Nun, Ich hab grad gefrühstückt, mein Bauch ist durch die schlechte Verdauung (und die Mengen die ich verdrücke) ohnehin zum Bersten gefüllt, da stellt mir der CT-Spezi einen riesigen Becher (kamen mir vor wie 5 Liter) mit Flüssigkeit hin und sagt: Jooo, dann man rein damit, und das ganze Zackig. Na denn Danach hab ich wirklich gedacht ich platze. Da ich noch den Zugang im Arm habe kann das Kontrastmittel ohne Probleme eingespritzt werden. Bis auf ein bisschen Wärme spüre ich nichts. Aber der Bammelfaktor steigt ins unerträgliche. Ich frage den Doc wann die Ergebnisse vorhanden sind und bekomme als Antwort. Wenn Sie noch 10min. warten können wir uns gemeinsam die Bilder ansehen. Schluck!!! 10 min. später sitze ich mit dem Doc vor 2 riesigen Bildschirmen und mache einen virtuelle Reise durch meinen Körper. Der Arzt geht mit mir die Bilder durch. Ich sehe überall Schatten und riesige Tumore!! Der Doc lächelt wünscht mir alles gute und sagt dass ich immer schön zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen soll. Kein weiterer Befund, keine Metastasen, Raumforderungen etc. Ich umarme den Arzt, heul mir mein Päckchen und schleppe mich wieder aufs Zimmer. Am Freitag kommt dann der pathologische Befund: Klassisches Seminom im Anfangsstadium ohne weitere Metastisierung. Wieder durchatmen und heulen (vor Erleichterung). Die Ärzte empfehlen mir zur Vorbeugung eine Strahlentherapie die ich am 06.08.07 in der Strahlenklinik des Knappschaftskrankenhauses in Dortmund antrete. Ich bekomme 10 Bestrahlungen. Die Nebenwirkungen lassen sich locker ertragen. Die Bestrahlung ist jetzt abgeschlossen und ich hoffe dass ich ich den Mist jetzt hinter mir habe. Derzeit leide ich relativ stark an der Fatique und an der Angst das doch noch mal was nachkommt. Gegen die Fatique hilft mir sehr gut das Orthomol Immun Pro und gegen die Angst meine liebevolle Frau und mein quirliger Sohn. Seelisch ging es natürlich auch bei mir immer auf und ab. Aber ich habe immer versucht so positiv wie möglich zu denken. Nach kurzer Zeit hat es auch mit dem Humor schon gut geklappt. Mein Wahlspruch war immer: Obwohl ich kein Zwilling bin, bin ich jetzt eineiig. Und an dieser Stelle noch einmal der Hinweis an alle, die diese Seite auf Grund der beschriebenen oder ähnlichen Symptomen aufsuchen. GEHT SOFORT ZUM ARZT!!!!! Lieber einmal mehr den Doc an den Bömmelkes rumspielen lassen, als dass sich der Mist im ganzen Körper ausbreitet. Je eher ihr geht umso größer ist die Chance, dass Ihr halbwegs heile aus der Affäre rauskommt. Es gibt noch reichlich was ich erzählen könnte wie ich mich verhalten habe, was ich gemacht und gelassen habe etc, aber ich denke, dass sprengt hier den Rahmen. Wer mag kann mir gerne mailen. Viele Glück an Euch alle, Kai |
#2
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Hallo Kai,
willkommen hier - aber schade dass Du hier gelandet bist. Unsere Stories ähneln sich ziemlich. Gleiches Gewebe, gleiches Stadium und Diagnose Anfang Juli (minus zwei Jahre). Finde es gut, dass Du den Kopf wieder oben hast - denn da gehört er hin . Tatsächlich sind die körperlichen Dinge nach einigen Wochen überstanden. Gehst Du wieder arbeiten? Wie äußert sich die Fatigue bei Dir? Die Psyche braucht wohl oft etwas länger als die OP-Naht. Aber auch die kommt wieder ins Lot. Wünsch Dir alles Gute, PantaRei |
#3
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Zitat:
Die Fatique äußert sich bei mir hauptsächlich in Antriebslosigkeit und Müdigkeit. Die Müdigkeit hält sich so meistens bis ca.11/12 Uhr. Habe da teilweise richtige Gähnattacken. Ich habe mir nach der OP fest vorgenommen sobald wie möglich und sobald der Körper es wieder zuläßt, wieder ein bisschen joggen zu gehen. Bis ich dann wirklich den inneren Schweinhund überwunden hatte, sind schon ein paar Tage vergangen. War immer das gleiche Spiel. Morgens habe ich mir immer gesagt, so, heute abend läufst du. Und wenn es dann soweit war, hat mir wieder der Antrieb gefehlt (der fehlt z.Zt leider mal wieder). Ich bin bereits 2 Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder arbeiten gegangen. Hab das mit meinem Arzt vorher durchgesprochen. Er hatte auch keine Einwände und hat mich ebenfalls darin bestätigt, dass das für mein Seelenleben nur gut sein kann. Zumal hab ich einen sehr kulanten Chef und hätte auch jederzeit nur ein paar Stunden arbeiten gehen können oder auch weiter zu Hause bleiben können. Gruß, Kai |
#4
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Hallo Kai,
nochwas: Bist Du sicher, dass das Fatigue ist? Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind ja auch übliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie. Ich bemerke bei mir bis heute Antriebslosigkeit. Das sehe ich zum Teil als psychische Nachwirkung der Erkrankung. So long - und schönen Abend noch, PantaRei |
#5
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Zitat:
soweit ich da informiert bin, werden diese Nebenwirkungen, sowohl hervorgerufen durch die Krankheit selber, die Behandlung (Chemo als auch Bestrahlung) und auch durch die psychische Belastung als Fatique bezeichnet. Bye, Kai |
#6
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
nee, ach so, hatte Fatigue bislang immer als psychische Erschöpfung gesehen, muss aber nicht stimmen.
|
#7
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Zitat:
|
#8
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
hi
na dann hast du ja jetzt wahrscheinlich schon alles überstanden. die müdigkeit könnte auch testosteronmangel sein. frag deinen arzt mal danach, kann man leicht im blut bestimmen. so nebenbei mal angemerkt, dich mit vollem magen zum ct zu schicken ist ja echt mal wieder typisch krankenhaus....fürs nächste mal, da muß man nüchtern hin, aber woher soll man das wissen wenn die schwestern einem schön das frühstück hinstellen, nicht war;-) |
#9
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Übrigens: Bekommt Ihr immer so viel Kontrastmittel zu trinken vorm CT?
Im Krankenhaus war das bei mir auch so. Beim niedergelassenen Radiologen bekomme ich Kontrastmittel nur in die Ader gespritzt und muss nicht die 1,5 Liter trinken. Ist das richtig? Gruss PantaRei |
#10
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Zitat:
Geändert von kubi (03.09.2007 um 20:51 Uhr) |
#11
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Hmmmmm... soweit ich das bei meiner CT Untersuchung richtig mitbekommen habe ist die Flüssigkeit hauptsächlich für das Sichtbarmachen des Darms zuständig. Das "Echte" Kontrastmittel wird dann je eh noch zusätzlich über einen Zugang eingespritzt.
Geändert von kubi (03.09.2007 um 20:52 Uhr) |
#12
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Jetzt aber mal eine ganz andere Frage. Es dauert ja nun nicht mehr all zulange dann habe ich meine erste Nachsorgeuntersuchung.
Nun stellt sich mir folgendes Problem zu den Blutuntersuchungen. Da ich ja in "Anführungsstrichen" die nicht ganz so agressive Form des Hodenkrebs hatte würde ich gerne Wissen ob bei der Blutuntersuchung die gleichen Marker wie bei den anderen Formen des HK. untersucht werden. Meines Wissens nach sind das AFP, HCG, LDH und PLAP. Oder wird bei mir was weggelassen oder vielleicht hinzugefügt. Da der mich behandelnde Urologe zwar sehr gut ist, aber mit dem Thema Hodenkrebs nur sehr wenig in Kontakt kommt (eigene Aussage) und ich schon Berichte gelesen hab, wo bei Patienten mit HK die Marker von Prostatakrebs gecheckt wurden, will ich da mal auf Nummer sicher gehen. Was sollte man Bluttechnisch am besten noch gleich mitchecken lassen Kai |
#13
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Hallo Kai,
Nachsorgestandard sind an sich alle HK-Marker. Mit Deiner Aufzählung liegst Du völlig richtig.
__________________
|
#14
|
|||
|
|||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
Bei mir wird und wurde immer mal wieder das eine oder andere mitgecheckt.
Bspw. auch mal PSA. Leberwerte etc. Da meine Marker nie erhöht waren, bin ich mir über den Sinn der Markeruntersuchung nicht so wirklich sicher. Viele Grüße, PantaRei |
#15
|
||||
|
||||
AW: Auch ein neuer mit Geschichte!
"Da meine Marker nie erhöht waren, bin ich mir über den Sinn der Markeruntersuchung nicht so wirklich sicher." (s.o.)
Kann ich bestätigen. Paul |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|