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#1
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AW: An meine liebe Mama
Hallo Mama!
Ich habe es lange nicht mehr geschafft, meine Gedanken hier niederzuschreiben. Es fällt mir auch heute ausserordentlich schwer. Der Schmerz sitzt einfach zu tief und ich verarbeite all die vielen Eindrücke des letzten halben Jahres erst jetzt. In der Zeit der Prognose bis zu dem Tag an dem du einschliefst, habe ich wohl wie in Hypnose gelebt. Klar gab es Tage an denen ich weinte, doch es war ein völlig anderes Gefühl wie jetzt. Ich habe wohl mehr verdrängt, als ich dachte. Das Alles kommt erst jetzt herauf und ein Teil wird wohl auch noch später kommen. Wir habe die Wohnung schon ein wenig umgeräumt. Ich habe deinen Kleiderschrank bekommen. Doch da er bei mir im Zimmer keinen Platz hat, haben wir ihn in den Gang gestellt. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber es ist ganz in Ordnung so. Papa hatte all deine Kleider auf das Bett gelegt. Jedes mal wenn ich es sah, gab es mir einen Stich. Als ich alleine war habe ich geschaut, was ich von deinen Kleidern möchte. Leider hattes du immer weite T-shirts & Pullover an, welche ich bei mir als zu gross empfinde. Ein paar Sachen habe ich behalten. Einige werde ich wohl erst in ein paar Jahren anziehen könne, da sie eher "Damenhaft" sind. Es war schwer all deine Kleider durchzusehen, da kamen auch wieder viele Erinnerungen hoch. Wie es Papa geht.. Es ist schwer zu sagen. Du weisst ja er spricht fast nie über seine Gefühle. Es ist schaade, denn es tut so gut. Er hat jetzt 2 Wochen Ferien. Er hat an diesen schönen Herbsttagen etwas im Garten gearbeitet. Ein paar Pflanzen musste er austun oder umpflanzen, da durch dich die Gärtnerin verloren ging. Aber unser Garten ist immer noch schön. Viele haben dich und dein Werk im Garten bewundert Gestern Abend hat Papa vor dem Fernseher gebügelt & den Fusballmatch gesehen. Ich musste ziemlich lächeln, weil es richtig "härzig" aussah. Agnetha ist ja im Pfadilager. Sie hat es gut, aber leider hat sie sich am Fuss verletzt: Quetschung, Prellung & Bluterguss, wieder mal typisch! Sie kann nun leider den Marsch nicht machen. Weisst du noch als ich immer Verletzungen hatte? Ich hoffe, das hört bei ihr auch bald auf. Um Agnetha mach ich mir schon ziemlich viele Sorgen. Sie realisiert überhaupt nicht, dass du tod bist. Ich erwische mich auch immer wieder, wenn ich wieder mal die Realität wegschiebä, wie soll dann meine 4 Jahr jüngere Schwester damit umgehen können? Aber ich weiss, dass auch sie es schaffen wird. Auch wenn es schwierig wird, sie wird ihren Weg gehen, gäll Mir geht es jeden Tag ein bisschen anders. Mal stehe ich motiviert und gut gelaunt auf und plötzlich während des Tages habe ich ein völliges Down, weil ich dich so vermisse. Manchmal stehe ich auch schlecht gelaunt auf und während dem Arbeiten habe ich plötzlich beste Laune. Ein richtiges Achterbah-fahren der Gefühle/der Laune, den ganzen Tag. Ich lese gerade ein total gutes Buch: PS:Ich liebe dich! Kannst du dir vorstellen, ich sitze bei Bernets am Küchentisch und lese im Buch. Auf dem Tisch steht ein warmer Tee und ein Berg verbrauchter Nastücher. Es ist ein sehr trauriges, aber auch witziges Buch. Es handelt auch um den Tod, deshalb berührt es mich sehr. Lynn geht es gut Schwizerdütsch: Aber im Grossä & Ganzä gahts mer ganz guet. Ich vermiss dä Tobi gad chi fescht. Bim schaffä laufts au guet. Jedä Tag gönd ganz viel Gedankä vo mir a dich in Himmel, ich hoff du chunsch alli über. Au wänn di eintä Gedankä trurig oder hässig sind, ich gib nöd uf. Kännsch mich ja, ich finde immer s`guetä a dä sach gäll. es chunt alles guet... ich liebä & vermissä dich! küssli... dis schatzinski |
#2
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AW: An meine liebe Mama
Für s`Mami:
Ich trage den Schmerz immer in mir, doch manchmal kann ich wieder lachen. Sogar wieder so etwas ähndliches wie Glück enpfinden. Das Leben wieder mal ein bisschen geniessen, ohne gerade wieder in die Vergangenheit abzuschweifen. Dann denke ich mit einem Lächeln an dich und die schönen Zeiten Ich beginne wieder an mich zu glauben und auch daran dass ich es schaffen werde. Doch dann kommen wieder diese Nächte, in denen ich mich heulend und schluchzend im Bett wälze und fast keine Luft mehr bekommen. Das sind diese Momente, in denen ich es nicht wahr haben will, dass du nie wieder zurückkerst und ich mich frage wiso du? Und doch mit dem Wissen, dass es auf diese Frage nie eine Antwort geben wird. Dann kommt der Morgen, an dem ich alle verheulten Papiertaschentücher zusammensammle und die Nacht nur durch einen Schleier in Erinnerung habe... Ich musst einfach meine Gefühle niederschreiben, zum Glück gibt es dieses Forum! Küsschen... |
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