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  #1  
Alt 10.02.2006, 13:41
Dieter1712 Dieter1712 ist offline
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Registriert seit: 02.02.2006
Ort: Münster
Beiträge: 28
Standard Nie Wieder!

Hallo,
ich bin jetzt in Valencia mit meiner Tochter ind ihrem Freund!
Es ist eine Abschiedsreise von dieser wunderschoenen Stadt UND VON MARINA mit der ich 3x hier war, um meine Tochter zu besuchen.
Ueberall tauchen hier die Erinnerungen, Plaetze und Situationen auf, an denen und in denen ich weinen muss!
Es tut zwar gut, aber es tut auch unendlich weh, dieses :

NIE WIEDER werde ich solche oder aehnliche Erlebnisse mit Marina erleben koennen.
Dieses Wissen von NIE WIEDER ist einfach unertraeglich! und unbegreiflich!

Ich habe oft gesagt, sag niemals nie!
Jetzt muss ich es aber sagen, und das ist einfach unbegreiflich!! Und so irreal!

Sonntag fahren wir wieder nach Hause in die "gemeinsame" (?) Wohnung!
Es wird sehr leer sein. Marina ist nicht da und wartet. NIE WIEDER!

Dieter
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  #2  
Alt 19.02.2006, 08:47
Dieter1712 Dieter1712 ist offline
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Registriert seit: 02.02.2006
Ort: Münster
Beiträge: 28
Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Hallo,

ich muss mich mal wieder melden!

Ich bin jetzt seit Montag wieder zu Hause und der Alltag hat wieder angefangen!

Grauenhaft, nichts ist so, wie es mal war, ich gehe arbeiten, aber es fällt mir schwer, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren, ich möchte nach Hause, aber wenn ich zu Hause bin, will ich wieder weg, weil mir die Decke auf den Kopf fällt, ich besuche meine Freunde und will wieder weg, ich kann nichts geniessen, mir macht nichts mehr Spass!
Ich fühle mich alleine, obwohl ich jeden Abend unterwegs bin, ich fühle mich einsam, obwohl ich unter lieben Menschen bin. Immer ist Marina in meinem Kopf!
Es ist so schlimm, alleine in der Wohnung zu sein, in die Wohnung zu kommen und zu wissen, dass sie nicht da ist, nicht kommen wird, NIE WIEDER.
Ich versuche, mich zu beschäftigen, um die Zeit totzuschlagen, muss mich dazu zwingen, was zu machen. Marina hat mich verlassen und ich komme nicht klar damit. Ich bin traurig, weil ich mich so alleine und und einsam fühle.
Wann kommt der Spass am Leben wieder zurück, ich möchte mal wieder was machen, wo ich wirklich Spass empfinde. Immer nur ablenken, um die Zeit rum zu bekommen und der Langeweile zu entgehen.
Irgendwann ( 1-2 Uhr) schlafe ich ein bei laufendem Fernseher, morgens um 7 werde ich wieder wach und es geht weiter. Ich kann einfach nicht länger schlafen und fühle mich nie ausgeschlafen, aber ich kann nicht länger schlafen!
Meine Freunde ebenso wie meine Tocher kümmern sich rührend um mich, aber es wird nicht besser! Ich möchte über Marina reden, aber wenn ich es tue will ich es auch nicht. Es sind so viele sich widersprechende Gefühle, die mich zermürben.
Im Kopf ist mir alles klar, aber meine Seele kommt nicht klar damit, es kommt einfach nicht an!
Ich vermisse meine Marina!
Ich habe, bevor ich Marina kennengelernt habe vor 16 Jahren, länger alleine gelebt und es hat mir gut gefallen, warum geht das heute nicht?
Meine Lebensplanung ist völlig hin, weil wir gemeinsam alt werden wollten, aber diese besch... Krankheit ist dazwischen gekommen, und hat alles kaputt gemacht!
Wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen und nichts ist mehr davon da.
Alles hat sich verändert.
Ich fühle mich so leer und abgeschnitten vom schönen unbeschwerten Leben.

Ich weiss, das braucht seine Zeit, im Moment habe ich aber Angst, dass das nicht aufhört und kann mir gar nicht vorstellen, dass das aufhört.

Es ist einfach eine besch... Situation.

Gleich werde ich mit meiner Tochter frühstücken und heute Nachmittag fahren zu Freunden, aber es ist nicht das, was ich eigentlich möchte, ich möchte mit meiner Tochter UND Marina frühstücken und mit meiner Tochter UND Marina die FREUNDE besuchen. Ich weiss, dass das nicht geht, weil Marina tot ist.
Alleine sein ist grauenhaft!!

Dieter
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  #3  
Alt 19.02.2006, 10:01
tina1000 tina1000 ist offline
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Registriert seit: 21.12.2005
Beiträge: 26
Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Hallo Dieter,
auch ich musste gerade alleine frühstücken, habe vor 2 Wochen meinen Mann beerdigt. Die Gefühle die du hast kenne ich ganz genau.
Alle wollen sich kümmern, wollen dich "unterhalten" um dich abzulenken. Aber das ist nicht das gleiche. Das verstehen sie nicht. Das versteht niemand, der das nicht selbst erlebt hat. Freunde und Verwandte sind nicht der Partner.
Sie gehen irgendwann wieder in ihr eigenes Leben, das sich kaum verändert hat. Du kannst das nicht. Wenn du nach Hause kommst ist alles anders. Nichts ist mehr so wie es war. Ich bin seit seinem Tod jeden Abend alleine. Keiner kommt am Abend vorbei um mit mir eine Stunde fern zu sehen. Ich habe das Gefühl, das eigentlich niemand so wirklich mit meinen Problemen zu tun haben möchte. Auch wenn sie es nie sagen würden. Ihr Alltag soll so bleiben wie er immer war.
Vielleicht würde ich in ihrer Situation genauso reagieren. Manchmal möchte ich auch gar nicht unterhalten werden. Möchte einfach mal für ein paar Stunden mit mir und meinen Gedanken alleine sein. Es ist ja alles noch so frisch. Wenn ich in ein paar Wochen, Monaten dann soweit bin mein eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen, werde ich gerne auf ihr Angebot zurückkommen.
Wenn ich zum Grab meines Mannes gehe, gehe ich nicht zu ihm, sondern einfach nur zu einem Blumenbeet. Mein Mann ist immer bei mir. Bei allem was ich tue und mache, überlege ich mir was er getan hätte. So ist er immer da, in meinem Herzen. Auch wenn es mir weh tut, ihm geht es jetzt besser und auch deiner Frau geht es jetzt besser. Das darfst du nie vergessen. Sie hätte bestimmt nicht gewollt, das du verzweifelst. Ich weiß, das ist schwer und jeder Mensch trauert anders.
Mir hat dieser Gedanke bis jetzt sehr geholfen.
Ich hoffe er kann auch die ein wenig helfen.

Martina
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  #4  
Alt 19.02.2006, 10:47
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 221
Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Lieber Dieter,

es tut sehr weh und es nichts mehr so, wie es vorher war. Man steht neben sich selbst und beobachtet alles: sich selbst, seine Umgebung, seine Wohnung. Es ist ein Teil herausgerissen worden, der so unendlich wichtig war. Der Lebensmittelpunkt ist weg, der eigene Gleichgewichtspunkt noch nicht gefunden, alles zerrt an einem und vieles schwankt noch.

Zusätzlich zur eigenen Zerrissenheit wird man auch noch aufmerksam beobachtet, mal einfühlsam, mal nur abwartend/abschätzend und neugierig. Die Konzentration auf das Alltägliche, die Arbeit, fällt unendlich schwer. Freunde wollen helfen und manchmal hilft es auch kurzzeitig, dann aber ist man wieder allein in der Wohnung mit all den lieben (auch schmerzlichen) Erinnerungen, der Trauer und dem Trennungsschmerz.

Du kannst Dein Herz öffnen und vieles von dem herauslassen, was Dich bedrückt und das ist gut so. Ich habe in Deinen ersten Beiträgen auch Ansätze von Mut gespürt, Deine Situation zu bewältigen. Laß Dir und Deiner Seele Zeit. Dein Gefühl wird Dir wahrscheinlich Hinweise geben, welchen Weg Du einschlagen wirst. Trauerarbeit kann man dabei nicht beschleunigen, schon gar nicht verdrängen. Den "dunklen Wolken" kann man sich jedoch stellen, sie kommen lassen, sie beobachten, sie wieder ziehen lassen.

Hier im Forum gibt es die unterschiedlichen Formen der Kommunikation: das Zuhören, das Erzählen, das Mitfühlen, das Austauschen von Ereignissen, Gefühlen und Gedanken. Man kann sich offen im Thread, per privater Nachricht (PN) oder per E-Mail austauschen. Wenn Du es willst, kannst Du die unterschiedlichen Möglichkeiten des Forums nutzen um ein paar Wegmarken für Deinen eigenen Weg zu finden.

Es werden Dir dabei Menschen in ganz unterschiedlichen Stadien der Trauer begegnen, viele befinden sich im schmerzlichen (sehr verwundbaren Stadium) der Anfangstrauer, manche sind schon eine geraume Zeit den Weg der Trauer gegangen. Bei mir werden es im Juni schon sechs Jahre her sein, dass ich meine liebe Frau gehen lassen mußte. Ich habe einfach den Mut gefasst aus der zeitlichen Distanz heraus (als eher wohl seltener Fall in diesem Forum) über meine Art der Trauerbewältigung zu berichten.

Jeder muß SEINEN Weg der Trauer finden und SELBST gehen, der für ihn geeignet ist.

Vielleicht ist durch die unterschiedliche Art der Darstellung der Trauerbewältigung der Betroffenen in diesem Forum auch das eine oder andere Wegzeichen für Dich dabei.

LG
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (19.02.2006 um 15:45 Uhr)
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  #5  
Alt 19.02.2006, 10:51
Benutzerbild von Sandi
Sandi Sandi ist offline
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Registriert seit: 25.12.2005
Beiträge: 213
Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Lieber Dieter,

deine Zeilen berühren mich sehr. Es steckt soviel Liebe und tiefe Zuneigung darin. Du bist mit deiner lieben Frau 13 Jahre durch dick und dünn gegangen, ihr habt soviel schönes miteinander erlebt und nun bleiben dir "nur" die Erinnerungen daran. Das ist furchtbar und gemein. Und es ist bestimmt ganz normal dass du so verzweifelt und voller "WARUMs" bist. Ich denke das gehört zur Trauer. Du bist in so einer Ausnahmesituation in der doch irgendwie jede Reaktion und einfach ALLES normal ist.

In deinen Worten steckt aber auch viel Positives, viel Zuversicht, ja, du schreibst sogar von einer Chance. Es wird bestimmt noch dauern bis dein WISSEN in deiner Seele angekommen ist...egal wie lang es dauert, ich wünsche dir alle Kraft der Welt für die Zukunft. Die Erinnerungen an deine Marina kann dir keiner nehmen, sie wird für immer in deinem Herzen sein.

Ein riesen Kraftpaket und liebe Grüße von
Sandi
__________________
Hoffe nicht ohne Zweifel und zweifle nicht ohne Hoffnung
(Lucius Annaeus Seneca)
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  #6  
Alt 19.02.2006, 12:24
Dieter1712 Dieter1712 ist offline
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Registriert seit: 02.02.2006
Ort: Münster
Beiträge: 28
Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Hallo Ihr Lieben,

Richtig, ich weiss, dass es eine Chance ist, die ich habe (n werde)!
Aber, dass wissen wir alle (ich auch), dass es Zeit braucht, diesen Verlust zu verarbeiten.
Nur der Weg dorthin ist so dornenreich und so unendlich schwer und langwierig.
Es geht 3 Schritte vor, 2 zurück, 1 vor, 2 zurück, 2 vor, 1 zurück usw. Ich weiss, dass ich mich insgesamt nach vorne bewege, aber es ist nur schwer auszuhalten.

Es ist "schön" zu hören, dass es Euch ähnlich geht, dass es Menschen gibt, denen es ähnlich geht oder ähnlich ergangen ist. (Versteht mich nicht falsch, dass heisst nicht, dass ich mich freue, dass es anderen so geht). So fühle ich mich nicht ganz so alleine!

Liebe Grüße Dieter
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  #7  
Alt 23.02.2006, 14:22
Dieter1712 Dieter1712 ist offline
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Ort: Münster
Beiträge: 28
Standard Grosses, tiefes Loch

Hallo,

sitze mal wieder im tiefen, tiefen Loch!

Der Alltag nach meinem Ausflug nach Spanien schlägt total zu.

Sitze hier im Büro, versuche zu arbeiten, kann mich nicht konzentrieren, unten feiern die KollegInnen Weiberfastnacht, kann es nicht ertragen.
Zuhause wartet niemand auf mich, halte es dort nicht aus, flüchte, fühle mich allein unter Menschen, bin unsäglich traurig.
Am Schlimmsten sind die Abende und der Morgen, alleine sein!


Werde heute Nachmittag mit Marinas Mutter und meiner Tochter zum Grab fahren, freue mich darauf, aber mir deshalb nicht besser.

Mir gehts besch.....!

Dieter

Geändert von Dieter1712 (23.02.2006 um 15:27 Uhr)
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  #8  
Alt 24.02.2006, 10:28
SHE SHE ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Lieber Dieter,
ich kann Dir leider auch keinen Ratschlag geben, da ich mich in genau der gleichen Situation befinde. Mein Lebensgefährte ist am 06.01.06 verstorben. Ich fühle mich oftmals genauso wie Du..möchte reden, bin sprachlos, möchte weg und dann doch wieder nach hause, möchte Ruhe finden und bin rastlos..Diese ständigen Gegensätzlichkeiten, diese innere Unruhe und diese unsagbar große Traurigkeit und Einsamkeit sind schwer zu ertragen..Ich frage mich auch oft, wann wird es besser? Wie soll ich das noch aushalten? Natürlich brauch das alles Zeit, weil es noch viel zu frisch ist, aber manchmal habe ich Angst das es nie enden wird, das ich nie mehr Freude und Glück empfinden kann, weil Sascha nicht mehr da ist, weil meine Sehnsucht nach ihm so groß ist...
Es muß weitergehen, aber es ist so schrecklich schwer und unerträglich manchmal...
Lieber Dieter ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe wir werden den Weg finden..

LG
Sandra
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