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  #1  
Alt 19.09.2005, 18:20
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Registriert seit: 11.02.2003
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Danny,

mir erging es beim Tod meines Papas ebenso, ich schob alles so weit als nur möglich von mir, schmiß mich in alle möglichen Aktivitäten, ein Umzug stand an, ich meldete mich für eine Weiterbildung im Ausland an usw. Alles um nur nicht den Schmerz und die Trauer aus mir raus zu lassen, es geschehen zu lassen, bis ich kurz vor dem Zusammenbruch stand.

Meine Ma, meine Familie (Mann und Jungs) und ich pflegten ihn monatelang zu hause bis er erlöst wurde. Es war eine sehr sehr harte und anstrengende, aber trotzdem wunderschöne Zeit, denn das nahmen wir uns, Zeit füreinander. Nach einiger Zeit vergingen die Bilder der Krankheit, und mehr und mehr kamen die schönen Zeiten in der Erinnerung hoch.

Liebe Danny, gebe Dir Zeit, alles kommt wie es kommen soll, und wie Du es verkraften und verarbeiten kannst.


Liebe Andrea,

mir ergeht es mit meinem Papa so, auch heute noch rede ich ganz intensiv mit ihm, wenn eine große Entscheidung ansteht. Ich bin und war immer sehr selbständig, aber ich fand es schön mit meinem Vater auch alles besprechen zu können, ohne daß er mir sagte, wie und was ich tun sollte. Sondern Anregungen oder neue Seiten aufzeigte, die ich vielleicht übersehen hatte.



Für mich gibt es nichts wundervolleres, als einem geliebten Menschen die letzte Zeit mit Würde, Liebe und Geborgenheit zu umgeben. Auch wenn es sich geschwollen anhört, so fühlte ich eine gewiße Ehre, daß sich meine Eltern und meine Freundin von mir begleiten ließen, und wir diese Zeit trotz allem Leid genießen konnten. Die Intensität all der Gefühle während dieser Zeit gaben mir auch wieder neues Vertrauen zum und im Leben.
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Jutta
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  #2  
Alt 20.09.2005, 01:22
kleine krabbe kleine krabbe ist offline
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Registriert seit: 20.09.2005
Beiträge: 1
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Jutta,
Mein Vater ist im Januar 2002 im Kreise seiner lieben an Lungenkrebs zuhause gestorben...
Seine Enkeltochter hat mit 4 Monaten neben ihm gelegen und wir alle haben ihn die Hand gehalten. Anschließend konnten sich seine Freunde und der rest der Familie von ihm verabschieden. Das hat mir in der ersten Zeit sehr geholfen. Doch je länger es her war, desto schwerer war es für mich. Ich schmachtete nach körperlicher nähe, und zerbrach fast daran das er nicht mehr da war.
Ich habe dann hilfe bekommen von unserem Pastor im Dorf. In der Kirche konnte ich kraft finden, auch wenn ich nicht verstehen kann warum Gott meinen Vater bei sich haben wollte. Aber meist sterben ja die guten zuerst. Trotzdem war die Kirche für mich ein zufluchtsort. Dort wurde ich von unserem Pastor angesprochen. Zuerst führten wir zwei Gespräche allein, welche mir schon sehr geholfen haben. Später eröffnete er eine Gruppe für Tauernde, die ich dann regelmäßig besuchte. Inmoment bin ich recht gefestigt. Vermissen werde ich ihn immer, aber vermissen werden wir alle, denn uns ist etwas genommen worden...Aber wir werden alle wieder begegnen. Und hin und wieder komme ich des Nachts, wenn alles im Haus schläft auf die Seiten des KK zurück, auf denen ich stets hilfe bkommen habe.
Vergieße stille Tränen und fühle mich stets verbunden mit denen die auch trauern.
Liebe Grüße an Euch alle, fühlt euch gedrückt!
Rita
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  #3  
Alt 28.09.2005, 13:50
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Jutta Jutta ist offline
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Standard Umgang mit dem Verlust

Umgang mit dem Verlust



Der Idealzustand ware ja, daß es jeder schafft, die Trauer und den Schmerz zuzulassen wie es sich ergibt, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen.

Ich wünsche jedem die Zeit, welche er/sie braucht um die Trauer zu leben und zu erleben, liebevolle und verständige Menschen an der Seite, die auffangen, wenn der Schmerz zerreißt. Aber auch in einer Zeit, in der ein Leben danach beginnt, ein neues Leben für den Hinterbliebenen. Ein Leben ohne Gewissensbisse und Schuldgefühle, daß wir noch am Leben sind, daß wir wieder beginnen uns an vielen Dingen zu erfreuen, und evtl. sogar ein neuer Partner ins Leben tritt.

Hier ein paar Gedanken:

Gebe Dir die Zeit all die Trauer und den Schmerz zu fühlen. Unterdrücke ihn nicht.

Habe Geduld mit Dir selbst, und Deinen Lieben. Setze Dich nicht mit bestimmten Erwartungshaltungen unter Druck.

Akzeptiere Deine persönliche Art mit dem Schmerz umzugehen, Deine eigene Art den Weg zur Besserung zu finden. Jeder leidet anders, vergleiche Dich mit niemand.

Laß Deinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf, ebenso den Tränen, dem Zorn und der Wut.

Finde Menschen, welche auch einen geliebten Menschen verloren haben. Erzähle ihnen von Deinem Verlust, sage ihnen, wenn Du sie brauchst um Dir zuzuhören, für Dich da zu sein. Versuche nicht der Übermensch zu sein, teile Deine Trauer.

Versuche Dich selbst zu verwöhnen, sei es nur ein wohliges Bad. Beginne jeden Tag spazieren zu gehen, betrachte die Natur, fang an Sport zu treiben.

Vergesse nicht, daß Du um gesund zu bleiben, regelmäßig essen sollst, auch wenn der Bissen im Hals stecken bleibt. Versuche neue Rezepte aus, die Dich nicht an gemeinsame Stunden erinnern.

Verzeihe Dir für Worte die in Wut gesagt wurden, oder Dinge, welche Du nicht getan hast. Schreibe einen Brief und bitte darin um Verzeihung, aber verzeihe Dir gleichzeitig. Schuldgefühle sind eine schwere Last während der Trauer.

Gebe Dir Momente ohne an den geliebten Menschen zu denken. Gehe mit Freunden essen, ins Kino, schwimmen und laß das Lachen dabei zu.

Anstehende Festtage sind immer sehr sehr schwierig. Versuche schon einige Zeit vorher Pläne dafür zu machen, wie man sie gestaltet um nicht von ihnen überrollt zu werden.


Sucht virtuelle oder reale Gleichgesinnte, das teilen und verstanden werden hilkft ungemein.


Das sind nur ein paar Gedanken zum Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Jeder einzelne Punkt kann beliebig erweitert und für sich selbst modifiziert werden.
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Jutta
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  #4  
Alt 29.09.2005, 10:19
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe dani,

Ich bin kein Neurologe oder Psychologe, aber ich denke, daß bei Deinem Sohn das Tourett Syndrom durch den Verlust des Vaters verstärkt wurde. Es ist gut, daß Du mit ihm sofort zum Neurologen gehst, vielleicht bekommt er jetzt eine leichte Behandlung, die ihn wieder ruhiger werden läßt. Ich wünsche es mir für Euch.

Mein jüngster Sohn (fast 19), kann auch nicht "offen" mit seiner Trauer umgehen, bzw. auf mich damit zukommen. Er sagt, er möchte mich nicht noch zusätzlich belasten. Als sein bester Freund letzten Sommer bei einem Unfall ums Leben kam, machte ich einen Termin bei einem Psychologen, da ich Angst hatte, daß er an allem zerbricht. Er ging 2x hin, und für ihn war es das dann. Inzwischen hat er sich außerhalb der Familie jemand gesucht, wo er ab und zu über sich selbst und seine Gefühle redet.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, daß der Neurologe einen Weg findet, um Deinem Sohn zu helfen, und eventuell jemand findet, der ihm ein wenig Sicherheit zurückgibt.
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Jutta
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