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  #1  
Alt 22.06.2017, 20:42
Ich2009 Ich2009 ist offline
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Beiträge: 39
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Hallo

Ich kann sehr gut verstehen, wie es Dir geht. Ich habe zwar meine Mama noch, habe aber vor 6 Monaten meine über alles geliebte Schwester verloren. Ich kann es auch bis heute nicht verkraften, dass sie nicht mehr da ist.
Meine ganze Familie trauert immer noch, aber irgendwie redet man immer weniger drüber. Ich denke, dass ich oft zu viel von den anderen verlange. Jeder geht anders mit der Trauer um. Auch meine Schwester war so ziemlich die beste Person auf der Erde. Bis zum ihren Tod hat sie zuerst an andere gedacht und nun habe ich das Gefühl dass kaum einer an sie denkt. Aber ich glaube, dass es nur mein Empfinden ist, weil sie für mich so wichtig war
Ich hoffe auch für dich dass es bald etwas erträglicher wird und wir damit besser umgehen können
Viel Kraft dir weiterhin
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  #2  
Alt 23.06.2017, 08:03
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Liebe Verena,

ich weiß leider genau, was du meinst.
Alle kehren zur täglichen Routine zurück und man selbst tut es auch.
Ein Weilchen klappt das. Und dann bricht es über dich herein.
Du kannst nix dagegen tun.
Ich saßda und heulte. Am Tisch, an der Kasse, im Bett.
Jedesmal auf dem Weg zur Arbeit, wenn ich an dem Kreuz nicht zu ihr weiterfahre, sondern zur Arbeit abbiege. Am Grab ist es ganz schlimm.
Ich habe meiner Ma ein wenig Sand von Mallorca mitgebracht.
Sie liebte die Insel so sehr und nun konnte sie nicht mehr mit.
Gestern Einschulungsbesprechung in der Aula. Sie wird es nicht mehr sehen.
Da kamen mir dann auch die Tränen.
Es ist so ungerecht, dass wir heute den 60. Geburtstag unserer Chefin feiern,
wir aber den 60. meiner Ma nicht mit ihr feiern dürfen.
Es sind so viele Dinge, die einen erinnern und jedesmal gibt es einen Stich.

Ich denke, es wird noch länger ein Auf und Ab bleiben.
Man muss erstmal akzeptieren, dass das Leben nun in anderen Bahnen verläuft.
Und dann muss man sich neu einstellen. Das geht nicht von heute auf morgen.
Aus der Ausbildung weiß ich noch, dass die physiologische Trauer bis zu zwei Jahre dauern kann.
Eine grausam lange Zeit.
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  #3  
Alt 23.06.2017, 10:27
rocketpocket rocketpocket ist offline
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Beiträge: 47
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Hallo an alle!
Schön, dass ihr hier weitergeschrieben habt. Mir geht es momentan auch nicht gut. Bin gerade seit einer Woche im Haus meiner Mutter und muss nun langsam damit anfangen ihre Sachen zu sortieren... Das fällt mir alles wahnsinnig schwer. Hinter jeder Schranktür oder Schublade verbergen sich unendlich viele Erinnerungen und ich merke erst jetzt wie groß sich der Verlust anfühlt. Meine Mutter ist nun seit fast drei Monaten tot und ich hab immer noch das Gefühl, dass ich noch nicht richtig begriffen habe was passiert ist.
Anfang letzter Woche musste ich auch zum ersten Mal ihr Grab bepflanzen, da nun alle Blumen von der Beerdigung verblüht waren. Es fühlt sich alles immer noch so unwirklich an und ich weine viel.
Mein Mann und meine Oma stehen mir so gut sie können bei und das hilft mir.
Ich glaube wir alle müssen uns immer wieder vorstellen, was unsere Mütter bzw. unsere verstorbenen lieben sich für uns gewünscht hätten. Sie würden alle nicht wollen, dass wir an dem Verlust zerbrechen.
Ich wünsche euch allen viel Kraft und mut und auch ein paar schöne Momente in der nächsten Zeit, wo ihr das Gefühl bekommt, dass das Leben zwar viel von uns verlangt im Moment aber trotzdem auch gute Momente existieren.
Ich umarme euch.
Rocketpocket
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  #4  
Alt 28.06.2017, 17:40
Clea Clea ist offline
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Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 560
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Das hast du sehr schön geschrieben.
Danke dafür.
Das ist der Grund, warum wir uns hier
angemeldet haben, in schweren Stunden etwas Zuspruch zu erhalten
von Menschen, die dasselbe durchmachen.
Fühl dich gedrückt.
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  #5  
Alt 21.08.2017, 20:02
Verena_Gr Verena_Gr ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Hallo Ihr Lieben,

lange ist es her, dass ich hier in das Forum hineingeschaut habe..
ich habe immer wieder daran, gedacht, aber das Arbeitsleben hat mich zurück und ich versuche irgendwie wieder in meinen "neuen" Alltag zu finden.
Dennoch denke ich jede Minute an Mama...
Gestern war die Taufe von meinem Patenkind. Ich habe mir eben die Fotos angeschaut und das alles macht mich einfach nur traurig, obwohl ich mich ja auch freuen sollte.
Ich habe eine Fürbitte für Mama lesen wollen, habe es zumindest versucht, aber es ging so ziemlich in die Hose.
Mein Patenkind Lina ist das Kind meiner Schwester. Mama hat sich so gefreut, dass nach 2 Jungs endlich ein Mädchen auf dem Weg ist. Meine Schwester war hoch schwanger, als wir die Diagnose bekommen haben, sie tut mir auch so leid. Sie ist eher verschlossen, aber ich weiß, dass es ihr so weh tut, dass Mama die kleine Maus nicht mehr sehen durfe. Das war ihr größter Wusch. Meine Schwester musste knapp 2 Wochen nach Mamas Tod die Geburt "durchstehen"... woher sie die Kraft genommen hat, weiß ich bis heute nicht. Ich bin sehr stolz auf meine Schwester.
Als wir noch guter Hoffnung waren hat Mama immer gesagt: hoffentlich sehe ich unser kleines Mädchen noch...
Für mich war es ganz klar, dass Mama sie noch sieht.. falsch gedacht..
Heute habe ich versucht einen Termin beim Psychologen zu bekommmen.. 6-10 Monate Wartezeit - na danke...
Ich kann mich an nichts wirklich erfreuen und wenn es mir "gut" geht nur, weil ich verdränge was passieren musste.
Ich will meine geliebte Mama zurück!!!

Liebe Grüße an Euch alle, ich hoffe es geht Euch gut / besser...
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  #6  
Alt 22.08.2017, 14:13
rocketpocket rocketpocket ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 47
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Hallo Verena,

schön, mal wieder was von Dir zu hören.
Mir geht's auch ähnlich.. die Tage streichen dahin und irgendwie ist seit dem Tod meiner Mutter alles anders. Ich kann mich auch an manchen Tage über Garnichts freuen, fühle mich leer und traurig.
Familienfeste meide ich soweit es geht, da mir da "der leere Platz" meiner Mutter am meisten auffällt.. das kann auch nicht jeder verstehen, aber mir ists egal- Hauptsache ich "überlebe"...
Habe auch bis letzte Woche durchgearbeitet und nun fliegen mein Mann und ich morgen für 16 Tage nach Kreta. Ich freue mich schon sehr auf den Urlaub, da ich seit der Erkrankung und dem Sterben meiner Mutter noch nicht wirklich zur Ruhe gekommen bin... Ich hoffe die freie Zeit hilft mir, alles nochmal zu verarbeiten und eine innere Akzeptanz zu erreichen.. das fällt mir manchmal noch schwer ich werde die nächste Zeit nutzen, mich auch mal von allem "abzumelden" und mich mal wieder nur um meinen Mann, mich und um unsere Beziehung zu kümmern... da ist in den letzten Monaten auch vieles auf der Strecke geblieben, aber genau das ist jetzt auch wichtig: gute Zeit mit den Lieben zu verbringen!
Ich hoffe auch für Dich und Deine Schwester, dass die Tage besser werden, schön, dass Ihr Euch gegenseitig habt..

Fühl Dich umarmt
rocketpocket
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  #7  
Alt 22.08.2017, 16:24
Verena_Gr Verena_Gr ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Meine Mama hat den kurzen Kampf verloren

Hallo rocketpocket,

schön, dass Ihr erstmal in den Urlaub fahrt.
Ich versuche meinen Freund seit Wochen zu überreden, dass wir weg fahren, auch wenn es nur für ein paar Tage ist.
Ich habe jetzt auch 2 Wochen Urlaub, den ich aber Zuhause verbringe.
Mein Freund ist selbstständig und da ist in den letzten Monaten augrund der Situation auch einiges liegen geblieben, was nachgeholt werden muss.
Dennoch würde ich gerne weg fahren, aber ohne ihn kann ich mir das auch nicht wirklich vorstellen - also bleibe ich Zuhause.
Ich habe versucht mir ein bisschen was vor zu nehmen, wenn ich nur alleine Zuhause bin denke ich nur nach, habe die letzten beiden Tage noch mehr geweint als "normal". Liegt wahrscheinlich auch ein bisschen an der Taufe, aber auch daran, dass ich jetzt Zeit habe.
Heute Mittag musste ich mit meiner Schwester das erste Mal wieder in DAS Krankenhaus, da wir einige Unterlagen brauchten. Es war so unwirklich, diesen Ort wieder zu betreten.
Ich habe gedacht, jetzt gehe ich einfach wieder auf´s Zimmer 309 und besuche Mama, ich war ja ohnehin immer da. Aber das geht nicht, weil auf Zimmer 309 keine Mama mehr ist, auch nicht Zuhause und auch sonst nirgendwo, zumindest kann ich sie nicht mehr sehen und "anfasen"....
Ich bin nicht besondern gläubig, aber ich denke trotzdem, dass unsere Lieben bei uns sind. Vielleicht bin ich verrückt, aber ich denke manchmal spüre ich das. Das gibt mir ein bisschen Hoffnung. Auf der Beerdigung kam zum Schluss das Lied "Amoi seg ma uns wieder", das haben Mama und ich oft gehört und dabei geweint.. jetzt höre ich es alleine und weine...

Was meint Ihr, sehen wir unsere Lieben irgendwann wieder?
Gibt es da was nach dem Tod?
Ich stelle mir diesen Fragen jetzt sehr oft und der Gedanke, dass das nicht so ist zerreißt mich.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Urlaub rocketpocket, genieß die Zeit und hab (trotz allem) eine schöne Zeit mit Deinem Mann! Das die Beziehnung auf der Strecke bleibt kenne ich, ich dachte zwischenzeitlich kurz, dass wir das nicht überstehen, aber ich denke wir sind übern Berg, wenn es darum geht.

Umarmung zurück

Geändert von Verena_Gr (22.08.2017 um 16:26 Uhr)
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