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  #1  
Alt 04.10.2016, 18:13
Riesenschnuffel Riesenschnuffel ist offline
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Registriert seit: 16.11.2015
Beiträge: 23
Standard AW: Wie und wie lange "darf" man trauern?

Über den Tod meines Bruders hat sie in der Todesnacht meines Vaters zum allerersten Mal gesprochen. Vorher wurde das Thema immer totgeschwiegen, auch wenn ich der Meinung bin, über Gefühle etc sprechen hätte ihr gutgetan.
Bei meinem Vater ist es tagesabhängig. Manchmal blockt sie, manchmal redet sie darüber. Ist ganz schwierig bei meiner Mama
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  #2  
Alt 19.10.2016, 14:20
Mym78 Mym78 ist offline
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Registriert seit: 19.08.2016
Beiträge: 36
Standard AW: Wie und wie lange "darf" man trauern?

Hallo Ihr,

zunächst einmal danke für all eure Antworten.... Es tut wirklich gut, zu lesen, dass man nicht allein ist mit allem.

Ich habe mittlerweile einen Termin bei einer Familienberatungsstelle ausgemacht, um mir mal alles von der Seele reden zu können. Leider ist der erst in knapp 3 Wochen.
Um mich herum ist mittlerweile so sehr wieder Alltag, dass die Gedanken an meine Mama kaum noch Platz, bzw Gehör finden. Niemand fragt mehr, wie es mir geht.
Es gibt jeden Tag bestimmt 100 Momente, in denen ich an meine Mama denke. Das ist auch gar nicht immer schmerzhaft, manchmal sind es einfach so kleine Blitze...
Nun geht es aber damit los, die Wohnung auszuräumen... Ich habe schon ein paar Kleinigkeiten mit zu mir nach Hause genommen, aber jetzt geht es um größere Sachen. Ich finde das so schlimm. Bisher konnte ich einfach in die Wohnung meiner Mutter gehen und mich auf die Couch setzen, heulen und in ihren Sachen wühlen, testen, ob in ihrer Kleidung noch ihr Geruch hängt... Das war furchtbar Traurug, gab mir gleichzeiig aber auch Trost.
Nun wird es diesen Ort bald nicht mehr geben... Ich muss entscheiden, was mit ihren Sachen passiert... Das ist so schwer.
Sie hatte sich ihre Wohnung gerade erst eingerichtet und war so stolz. alles ist so schön, aufeinander abgestimmt und nun wird es zerrissen...
Meine Mama hatte nicht viel Geld, hat sich aber, weil sie oft gar nicht raus konnte, eine ganz tolle Couch gegönnt. Das war ihr ganzer Stolz.
Und die Überlegungen, wohin diese Couch nun geht, verursachen mir in wirklich wahrstem Sinne Bauchweh.
Wir können sie nicht nehmen, dafür sind wir zu wenig sorgsam... Das ist eine echte, schwere aufgabe, auch wenn es aus der Distanz heraus vermutlich banal anmutet....

Wir werden am WE tatsächlich unser Wohnzimmer renovieren (was ohnehin angedacht war, aber nicht so bald), damit die Dinge, die ich von ihr zu uns hole, einen schönen Ort bekommen. So, dass es auch meiner Mama gefallen hätte (uns natürlich auch)

Vor 2 Wochen war ich auf der Palli und im Hospiz, um jeweils Blumen, Karte und Spenden abzugeben. Ich hatte erstaunlicherweise in beiden Häusern das große Glück, dass Mamas Zimmer frei war und ich noch einmal hinein konnte. Das tat gut. Ich bin sehr dankbar, so bewusst Abschied nehmen zu können.
Ich hatte ja gedacht, das Hospiz würde für mich der Ort sein, an dem ich Mama nah sein kann, aber so ganz hat sich das bei dem Besuch dort nicht bewahrheitet, auch wenn ich mich diesem Ort und den Menschen dort sehr verbunden fühle und sicher immer wieder dort sein werde.
Ich war am gleichen Tag aber auch mit meiner Oma am Grab und leider traf mich dort die Erkenntnis, dass dieser Ort eine Bedeutung für mich hat. Das hätte ich nicht geglaubt.
Aus diesem Grund habe ich micht auch für ein Wiesengrab entschieden (etwas wurde ich auch von meinem Vater in diese Richtung gedrängt und ich dachte, es wäre mir "egal"). Das bereue ich nun sehr. Ich hätte nun so gerne ein Stück, das ich bepflanzen und um das ich mich kümmern könnte. Leider lässt sich diese Entscheidung nicht rückgängig machen...
Ich werde mir wohl etwas anderes überlegen müssen.

So ist derzeit der Stand der Dinge bei mir....
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  #3  
Alt 20.10.2016, 10:12
Adlumia Adlumia ist offline
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Registriert seit: 10.11.2015
Beiträge: 305
Standard AW: Wie und wie lange "darf" man trauern?

Hallo Mym,

danke, dass du uns an deinem Weg teilhaben lässt.
Vieles von dem, was du schreibst, kann ich so nachvollziehen. Im Alltag hat die Trauer keinen Platz, nirgendwo spreche ich darüber, was passiert ist etc., zu oft habe ich bei der kleinsten Äußerung schon Unverständnis geerntet und ich möchte mich schützen, ich will nicht dauernd mich verletzt fühlen.

Es erfordert sehr sehr viel Stärke, dass du nun die Wohnung auflöst, und nein es ist nicht banal. Es sind nicht nur Gegenstände sondern viele Erinnerungen sind damit verknüpft.
Ich wünsche dir so viel Kraft diesen Weg weiterzugehen, du bist sehr stark. Und schön ist es, dass du mit dem Grab auch einen Ort für deine Trauer gefunden hast, wenn es auch für dich vielleicht nicht so erwartet wurde, dass dieser Ort dir etwas bedeutet.
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