Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 27.07.2016, 00:44
Manu50 Manu50 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.05.2016
Beiträge: 76
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Liebe Lella, vielleicht ist es wirklich so, dass man sich damit selber quält. Vielleicht denkt man auch, warum soll es mir gut gehen, wenn es ihm so schlecht ging und er gehen musste . In gewisser weise foltert man sich selbst. Vielleicht ist es aber auch einfach nur zu früh, um damit klar zu kommen, es wirklich zu akzeptieren, dass ER dort liegt. Eigentlich ist ER ja zu Hause. Im garten, im Pool , bei dem tollen Wetter!!! Ich habe vorhin in deinem Beitrag gelesen. 23 kg Tumor , Wahnsinn , das kann Angst machen. Mein Mann sein nierentuomor hatte 2,3kg (verkapselt) und er hat nichts davon gemerkt. Erst als er metastasen in der Lunge hatte und husten musste.
Ich wünsche auch dir einen angenehmen Tag morgen!
Petsi mag den Mittwoch nicht. Trotzdem, mach das beste draus für dich und deine Kinder!
LG Manu
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 27.07.2016, 16:03
Lella Lella ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.10.2014
Ort: Schweiz
Beiträge: 221
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Liebe Manu

Ja, diesen Gedanken kenne ich nur zu gut. Und glaub mir, ich kämpfe oft mit ihm. Warum geht es mir gut, obwohl mein Mann sterben musste? Warum geht es mir nicht schlechter? Hab ich ihn denn nicht genug geliebt? Ich habe oft sogar ein richtiggehend schlechtes Gewissen, wenn ich lache und fröhlich bin. Diese Gedanken kommen immer wieder, auch heute noch. Aber mal ganz ehrlich: Kommt er wieder, wenn es mir schlecht geht? Wird sein Leiden in der Vergangenheit weniger, wenn ich weine? Und noch viel wichtiger: hätter er gewollt, dass es mir schlecht geht?! Nein, ganz bestimmt hätte keiner unserer Männer das gewollt. Manchmal hilft mir da wirklich die kindliche Vorstellung, dass unsere Verstorbenen irgendwo da oben auf einer Wolke sitzen und uns zusehen. Und dann "höre" ich auch ab und zu seine Stimme, die sagt: so, mein Mädchen, genug geweint und geheult. Hör auf Dich zu quälen. Und lebe. Versuchs zumindest irgendwie.

Ja, ich glaue, wir müssen lernen uns nicht mehr weiter zu quälen. Auch ich kann immer noch kaum glauben, dass er wirklich nicht mehr wiederkommt. Dass wirklich alles passiert ist. Es ist wortwörtlich unfassbar.

Zitat:
Zitat von Manu50 Beitrag anzeigen
Eigentlich ist ER ja zu Hause. Im garten, im Pool , bei dem tollen Wetter!!!
Genau. Das meine ich. Ich musste schmunzeln bei diesen Worten, sie hätten von mir sein können. Was soll er denn auf dem Friedhof liegen, wenn er doch am Pool sein könnte! Diese Gedanken sind doch viel weniger quälend, als auf dem Friedhof vor dem Grab zu stehen. Oder nicht? Du denkst an ihn, trägst ihn im Herzen und das zählt. Vielleicht bin ich da einfach anders. Ich musste schon sehr früh manchmal selber lachen oder lächeln, wenn ich an ihn dachte. Was er wohl gesagt hätte, gedacht hätte. Mein Mann war DER Sprücheklopfer schlechthin und ich musste schon immer über seine Aussagen lachen. Sich diese Erinnerungen zu erlauben, gehört für mich aber genauso zur "Trauer" wie das weinen. Und ich habe mir auch vorgenommen, dass ich mich nicht quälen WILL, ich WILL,dass es mir gut geht. Weil mein Mann das so GEWOLLT hätte. Dieser Kampf ist oft noch viel härter und schwerer als sich den Tränen hinzugeben, zumindest für mich. Aber ich habe auch von Anfang an gewusst wohin mein Weg führen wird. Nämlich weiter. Weil ich nicht zulassen werde, dass dieser verdammte Krebs noch ein Leben zerstört. Eines reicht.

Ich will nicht Deine Trauer schlecht reden. Jeder geht anders damit um, weil er anders ist. Ich will Dir nur sagen, dass Du auch den Mut haben "darfst" anders zu denken. Wenn Dir der Friedhof nichts gibt, geh nicht hin. Setzt Dich an den Pool und denke an Deinen Mann!

Liebe Grüsse
Lella

Geändert von Lella (27.07.2016 um 16:05 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 27.07.2016, 17:15
Laesperanza Laesperanza ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.04.2012
Beiträge: 279
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Liebe Lella,
Du hast so recht...das ist jetzt vielleicht in diesem Zusammenhang nicht so passend, aber mir fällt auch immer der Spruch ein: jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Ich habe den Tod meines Mannes nicht gewollt, aber er ist eingetreten und ich kann es nicht mehr ändern. Aber mein Leben, das auch nur endlich ist, kann ich ändern. Warum nicht auch als Chance sehen und Dinge machen, die man schon immer machen wollte. Ich hatte auf der Danksagung stehen: "Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen, es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen". Genauso sehe ich das. Mir ist sehr viel klar geworden, was mir im Leben wichtig ist. Bei anderen Dingen bin ich noch auf der Suche. Aber ich versuche alles, was ich machen möchte. "Do it now, sometimes a later becomes a Never". In diesem Sinne wünsche ich Euch eine erträgliche, nein, eine schöne Restwoche.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 27.07.2016, 18:34
Manu50 Manu50 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.05.2016
Beiträge: 76
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Liebe Lella , hab vielen Dank für deine Worte. Ja ich denke schon, dass ich auch etwas Umdenken muss, damit ich nicht auch noch krank werde.
Wir haben nur das eine leben, wir müssen jetzt damit klar kommen und neue Wege gehen. Unsere Männer werden immer in unseren Herzen sein und in denen unserer Kinder!!!
Ganz liebe Grüße und einen angenehmen Abend
Von Manuela
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 27.07.2016, 20:05
Lucy96 Lucy96 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.06.2016
Beiträge: 62
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Klar müssen wir Umdenken und für unsere Kinder da sein ,grade du Manu für deine Tochter ,trotzdem ist es alles noch sehr frisch und man muss auch Trauer zulassen.
Ich habe zum Beispiel auch keine schwarzen Sachen mehr an ,konnte am Anfang aber nicht buntes an mir sehen obwohl mein Mann so was nie gewollt hätte,der hätte nur den Kopf geschüttelt ,wenn ich immer noch in schwarz rumlaufen würde,aber das ist meine Ansicht und jeder muss wissen was für einen selber gut ist.
Petsi dir wünsche ich morgen einen erträglichen Tag,habe heute schon oft an dich gedacht.
Manu schön das du wieder da bist und ein bischen Ablenkung hattest.
Liebe Grüße Heike
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 27.07.2016, 21:23
Lella Lella ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.10.2014
Ort: Schweiz
Beiträge: 221
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Liebe Manu
Ich möchte Dir widersprechen. Du MUSST nicht umdenken. Du kannst. Lucy sagt es richtig, Trauer ist auch wichtig. Auch ich habe diese Momente. Immer noch. Und jeder muss sein Tempo finden, seinen Umgang. Wenn jemand aus Überzeugung schwarze Kleidung trägt, dann ist das für ihn so richtig. Auch ich habe bis heute Dinge, die ich tue oder nicht tue, weil ich sie für richtig oder falsch halte. Den eigenen Weg zu finden, das kann einem (leider) niemand abnehmen.

Ich glaube, man muss mit der Zeit auch wieder ein Gespür für sich selbst entwickeln. Die meisten von uns haben schon während der Krankheit des Partners kaum mehr eigene Bedürfnisse wahrgenommen. Oft habe ich das Gefühl, dass viele Trauernde versuchen einem Klischee zu entsprechen. Versteht mich nicht falsch, ich meine damit nicht, dass sie etwas vorspielen. Nein, vielmehr erlauben sie sich selbst nicht, dass ihr neues, ungewolltes Leben eben nicht nur aus Trauer besteht. Genauso wenig, wie das Leben zuvor nur aus Glück bestanden hat. Oft beeinflusst durch die Meinung von Menschen, die - mit Verlaub - schlichtweg keine Ahnung haben, wovon sie reden. Es ist amüsant, direkt mit einem Hinterbliebenen konfrontiert, wissen die meisten Menschen nicht was sagen, äussern dies sogar manchmal auch so (ich finden keine Wort, ich weiss nicht was sagen). Das ist in vielen Fällen von Herzen so gemeint. Wie oft, sind es dann aber auch genau die selben Personen, die sich anmassen, darüber zu urteilen, wie sich der oder die Hinterbliebene denn zu benehmen hat. Und wir, durchrüttet bis in unsere Grundfesten, haben nicht die Kraft uns auch noch gegen diese gesellschaftlichen Vorgaben zu stellen und glauben, wir seien schlechte Menschen, wen wir ihnen nicht entsprechen können. Ich will niemandem die Trauer "verbieten", aber lacht, wenn es etwas zu lachen gibt. Freut euch, wenn es Anlass zur Freude gibt. Eure wahren Freunde werden mit euch lachen und sich mit euch freuen. Eure Männer oben auf der Wolke übrigens auch

Ich glaube aber auch, dass es eine Frage der Zeit ist. Laesperanza , ich verstehe zu gut, was Du meinst, Deine Zitate bringen es auf den Punkt. Ja, es ist auch ein Neuanfang. Man wird zu Dingen gezwungen, die man selbst so nie gewählt hätte, die aber gut sind. Es entsteht Raum für neue Beziehungen (und damit meine ich nicht einen neuen Partner), für neue Gedanken. Ich freue mich sehr, dass Du es so sehen kannst. Wenn ich mich an Deine älteren Beiträge kurz nach dem Tod Deines Mannes erinnere, dann hättest Du wohl selbst nie geglaubt, jemals so denken zu können. Ich glaube mit der Zeit lernt man wieder zu trennen. In gute und in schlechte Zeiten. In Freude und in Trauer. Das eine geht ohne das andere, jedes zu seiner Zeit. Auch Normalität, einfach mal keine extreme Stimmung, ein Gefühl, das sehr befreiend ist, wenn man es akzeptieren kann. Ja, wir dürfen auch mal wieder ganz normal sein.

Man muss wieder lernen, auf sich selbst zu achten. Ich bin wirklich kein gläubiger Mensch, aber ich habe tiefen Respekt vor dem Leben. Und im Gegensatz zu meinem Mann, habe ich noch eines. Und ich für mich sehe es als meine Pflicht an, mit diesem Geschenk sorgsam umzugehen und ich betrachte es als mein Recht, trotz allem, noch ein schönes Leben haben zu dürfen.

Ich wünsche allen hier von ganzem Herzen, dass sie das eines Tages auch so sehen können. Und das ich Mut dazu machen kann...
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 27.07.2016, 21:47
petsi999 petsi999 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2016
Beiträge: 93
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Hallo Ihr Lieben,
War den ganzen Tag ziemlich beschäftigt. Viel Arbeit und Papierkram. Aber es muss ja Geld reinkommen....

Eure Worte hören sich so Weise an..... sie geben mir zu denken....

Ich war leider immer ein Mensch der es möglichst jedem recht machen wollte.
Ich versuche jetzt schon ein wenig mehr an mich zu denken. Aber ja, ich gehe zum Friedhof weil man es tut. Ich Pflege das Grab selber, weil sonst Schwiegereltern sauer wären.

Aber ich habe auch schon Dinge gemacht, die ich vorher nicht gemacht habe. Ich wollte schon viele Jahre ein neues Fahrrad, andere Dinge waren aber immer wichtiger. Jetzt habe ich mir eins gekauft. Einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen das ich mir das jetzt gegönnt habe, andererseits möchte ich auch nichts mehr aufschieben

Schwarz habe ich von Anfang an nicht getragen. Eher grau, blau, gedeckte Farben.


Laesperanza,, deine beiden Zitate sind sehr gut. Ich werde daran in Zukunft sicher noch öfter denken. Danke dafür.

Lella, so weit wie du bin ich noch lange nicht. Aber ich versuche nach vorne zu schauen und etwas Schönes aus meinem Leben zu machen. Dem Schicksal zum Trotz und für die Kinder.

Es wird aber noch dauern.

Manu, danke das du an mich denkst.
Wie geht es Dir?

Wünsche euch alles Liebe
Petsi
__________________
Ingo 25.10.68 - 12.05.2016
Akute myeloische Leukämie M4
WIR HABEN ALLES VERSUCHT UND GEWAGT......
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 27.07.2016, 22:08
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.780
Standard AW: Wir haben doch so gekämpft.....

Ihr Lieben,

dieses "Schwarz tragen" ist ja von früher her eigentlich so gedacht, dass Außenstehende erkennen können, dass hier ein Mensch trauert, dass er leidet, dass es ihm schlecht geht.

Mit dem Sinn, dass man diesen Menschen einfach ein bisschen besser behandelt, nachsichtiger ist, ihm mehr Zeit für z. B. seine Arbeit lässt, ihn nicht so "ungefiltert" anmacht für irgendwas, ihn ein bisschen schont und umsorgt.
Damit er dieses "Trauerzeit" bewältigen kann.

Wenn man heute - wie es früher üblich war - 1 Jahr schwarz tragen würde bei seinen nächsten Angehörigen - ob diese alten Regeln/Sitten noch greifen würden?? Schön wäre es....
Dann hätte manch Einer es leichter.

Alles Liebe für euch,

Monika
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:38 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55