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  #1  
Alt 10.11.2014, 12:49
thomue thomue ist offline
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Registriert seit: 30.06.2006
Beiträge: 186
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Smart,

zunächst ein herzliches Willkommen hier.

Ich weiss, dass die nun folgenden Worte sehr unbefriedigend für Dich sein werden aber zu Deiner Fragestellung kann Dir niemand eine seriöse Auskunft geben.

Das Krebserkrankungen höchst individuell verlaufen ist keine Phrase, sondern vielmehr eine verbriefte Gewissheit. In diesem Forum erlebt man diesbezüglich die krassesten Gegensätze: Menschen die mit deprimierenden Befunden noch sehr lange leben und andere, die trotz einer hoffnungsvollen Ausgangsposition schon bald nicht mehr unter uns weilen können.

Die Ärzte bemühen für ihre glorreichen Prognosen Statistiken die allesamt eines nur unzureichend berücksichtigen - dich! Unter welchen Vorerkrankungen leidest Du? Sportler oder nicht? Übergewichtig? Unterernährt? Glücklich? Traurig? Hoffnungsvoll? Am Boden zerstört? Single oder liiert? Gläubiger Christ, Moslem, Hindu, Agnostiker oder gar Atheist? Schulmedizin? Komplementärmedizin? ...? ...? ...? ...? ...?

Wir alle wissen nicht vollständig wie Krebs funktioniert und in diese Aussage schließe ich die Ärzte bewusst mit ein. Im Jahr 2014 hat man durchaus belastbare Erkenntnisse gesammelt, segensreiche Therapien entwickelt und schon wunderbare Erfolge gefeiert. Die Auswahl an schlagkräftigen Medikamenten erweitert sich stetig und die Behandlungen werden zunehmend individueller gestaltet, was sich insgesamt überaus positiv auf die Krankheitsverläufe auszuwirken scheint.

Ich würde mich zu gerne hier hinstellen und Deine Fragen im Brustton der Überzeugung beantworten. Schon allein weil ich Deinen Zeilen entnehmen kann wie sehr diese Themen in Dir wüten. Nur wäre das Gesagte dann schlichtweg gelogen, ein Anflug von Größenwahn und Selbstüberschätzung.

Versuche Dich von der Geißel Prognose zu befreien. Das ist sehr, sehr schwierig aber von dem Tag an wo Dich die Frage nach der Restlebenszeit nicht mehr im Würgegriff hält wird es Dir besser gehen.

Alles Liebe und Gottes Segen,

thomue
  #2  
Alt 10.11.2014, 19:57
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Smart,
ich kann mich Thomues Worten nur anschließen: alle Krankheitsverläufe sind so individuell wie jeder einzelne Betroffene.
Was ich dir nur raten kann ist, dich in einer Klinik behandeln zu lassen, die sich wirklich mit dieser Krankheit auskennt (Suche über www.weisse-liste.de, evtl. Zweitmeinung einholen) und informiere dich über komplementäre Behandlungen, die es mittlerweile auch an einigen Unis gibt: Köln, Frankfurt.
Und lebe jeden Tag, so wie er für dich sinnvoll ist. Manchmal kann auch ein Psychoonkologe helfen, mit den vielen Ängsten, die uns alle Betroffene mal mehr oder weniger befallen, klar zu kommen.
Und wenn du weitere Fragen hast, wirst du hier immer Antwort bekommen.
Ganz liebe Grüße
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
  #3  
Alt 10.11.2014, 20:22
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Danke erst einmal für die schnelle Reaktionen und Antworten.

Heute sind die Befunde gekommen und ich hatte auch gleich eine Besprechung mit meiner Onkologin (der ich größtes Vertrauen entgegen bringe und die mich bis jetzt optimal betreut hat).

Meine Befürchtungen sind alle wahr geworden, der Knoten im Oberarm ist eine Metastase und auch der linke Lungenlappen ist damit befallen. Dies bedeutet für mich, eine in Aussicht gestellte chirurgische Entfernung der bekannten Metastasen wird es nicht geben.

Ab Montag beginnt dann eine sechs-wöchige Chemotherapie, die hoffentlich gute Erfolge bringen wird. Nach Meinung meiner Onkologin sind die Voraussetzungen für ein gutes Ansprechen aufgrund der Erfahrungen aus der Radio-Chemo im April-Mai, gegeben (aber nicht garantiert).

Auch meine Ärztin lässt sich auf keine Prognose ein.

Da ich auch in psychotherapeutischen Behandlung bin, werde ich versuchen, thomue's Meinung, sich nicht von einer möglichen Restlebenszeit beeinflussen zu lassen, in meine "Strategie" mit aufzunehmen.
Ob das klappt.....?


Nochmals Danke für eure Antworten und die Einladung auch zukünftig meine Sorgen hier abladen zu dürfen!

Liebe Grüße
Walter
  #4  
Alt 11.11.2014, 14:50
thomue thomue ist offline
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Registriert seit: 30.06.2006
Beiträge: 186
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Lieber Walter,

das die aktuellen Befunde so blöd ausfallen tut mir leid.

Eine Sache möchte noch einmal ansprechen: Wir alle machen uns Gedanken über unsere verbleibende Lebenszeit. Das ist ab einem gewissen Alter vollkommen normal. Dabei ist es unerheblich ob man krebskrank oder kerngesund ist. Wir alle leiden unter der Vorstellung sterben zu müssen oder wichtige Menschen aus unserer Mitte zu verlieren.

Was ich meinte ist, dass Dich der Gedanke nicht vollends bestimmen, Dir nicht jedwede Freude eintrüben darf. Weil Du sonst nicht lebst, nicht leben kannst. Elisabeth Kübler-Ross hat das in ihren Publikationen zum Thema so wunderbar beschrieben. Viel besser als ich es jemals könnte.

Alles Liebe,

thomue
  #5  
Alt 17.11.2014, 15:18
SmartM SmartM ist offline
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Beiträge: 147
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Heute sollte die Chemotherapie anfangen. Da in der letzten Woche die OP-Wunde am Oberarm aufgegangen ist, will meine Onkologin mit der Cysplatin-Gabe noch eine Woche warten. Auch wenn keine Entzündung zu erkennen ist - und ich hoffe, das bleibt so.
So hänge ich im Moment an einer 24-Stdn-FU5-Infusion, von der ich keine Nebenwirkungen erwarte.

Am Freitag gehe ich dann zu meiner Psychotherapie, in der Hoffnung, mein Kopf wieder etwas gerade gerückt zu bekommen.

Am schwierigsten ist momentan für mich, dass meine Familie von mir gute Nachrichten, gute Laune und positives Denken erwartet. Dabei knicken die schon bei einem Schnupfen ein...
Hoffe, meine Therapeutin schafft da Abhilfe bei mir.

Mein größter Wunsch z. Zt. ist, nach der Therapie soweit fit zu sein, ein paar Tage Ski fahren zu können. Bin für jedes Daumendruecken dankbar.

Ich werde einfach mal weiter schreiben, weil ich merke, dass dies die Seele etwas entlastet.

Herzliche Grüße
Walter
  #6  
Alt 19.11.2014, 22:40
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,
ja das Thema Familie ist nicht einfach, denn sie erleben die Krankheit mit anderen Gefühlen als du. Bei mir war es so, dass ich schon von Beginn der Chemo an, ziemlich daneben war und Vieles wurde mir schnell zuviel, auch z,B "netter" Besuch. Aber ich habe dann mit therapeutischer Unterstützung schnell gelernt, STOP und NEIN zu sagen, was anfangs bei meiner Familie nicht gut ankam. Ich habe dann erklärt, warum ich so reagiere, und dann wurde es akzeptiert. Alles was Stress macht ist nicht förderlich, denn das schwächt das Immunsystem.
Ich hoffe, dass du die Chemo einigermaßen gut verkraftest, das ist ja auch bei denem anders.
Liebe Grüße
Ulla
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
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  #7  
Alt 21.11.2014, 09:12
thomue thomue ist offline
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Beiträge: 186
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,

Deine Familie leidet unter dieser Extremsituation und möchte dieser schnellstmöglich entfliehen. Es besteht der unbedingte Wunsch, dass der Alptraum ein Ende hat und daher erwartet man von Dir positive Signale. Verlustängste, Angst vor der Zukunft, existentielle Ängste, Angst, Angst, Angst. Angehörige durchleiden psychisch ein ähnliches Drama wie die Erkrankten selbst.

Dennoch sind die von Dir beschriebenen Auswüchse so nicht tolerabel und das darfst Du auch genau so artikulieren. Du musst und darfst derjenige sein der Hilfe anfordert, dem Hilfe gewährt wird und der nichts liefern muss.

Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen ist auch immer wieder dieses "Kämpfen" ein Thema. Was bedeutet das eigentlich konkret? Um ganz ehrlich zu sein: Ich hasse diese Phrase, weil sie oftmals in Gewinner und Verlierer aufteilt, suggeriert das immer etwas Positives erreicht werden kann wenn der Erkrankte nur seinen Hintern hoch bekommt.

Wäre ich an Deiner Stelle würde ich versuchen meinen Angehörigen das zu vermitteln. Bspw. in einem persönlichen Gespräch oder in einem Brief.

Alles Liebe,

thomue
  #8  
Alt 26.11.2014, 13:25
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Vielen Dank für eure wirklich konstruktiven Beiträge.
Entschuldigung, dass ich mich heute erst wieder melde, aber ich brauchte etwas Zeit, mich wieder etwas zu sammeln.

Zunächst habe ich den Tipp mit komplemänteren Behandlungsmethoden aufgenommen und mir das Buch "Krebs ganzheitlich behandeln" von Prof. Dr. Beuth zugelegt. Sind wirklich brauchbare und viele anwendbare Tipps, die in dem begrenzten Rahmen, der mir noch zur Verfügung steht, gut anwendbar sind.

Mit meinen Angehörigen habe ich offen über meine Ansichten gesprochen und sie scheinen es zu aktzeptieren. Mit Ausnahme meines Vaters (86), aber da breche ich ein Gespräch auch mal mitten drin ab. Wenn's mir auch schwerfällt, aber dann muss er sich sein Ventil bei anderen suchen. Mehrmals habe ich schon gesagt, dass ich nicht jeden Tag die Geschichte neu erzählen will.

Am Freitag hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin, dass mich erst einmal völlig aus der Bahn geworfen hat, weil sie mir klar gemacht hat, dass ich im Moment nur auf Mitleid aus bin. Nun, darauf gab es erst einmal eine schlaflose Nacht mit vielem Gegrübel. Konnte dann feststellen, dass ich mich in eine Art Depression hineinsteiger, was ich auf keinen Fall will. Versuche mich jetzt wieder daraus zu manövrieren.

Habe mir nun vorgenommen, meiner engsten Familie, allen voran meinen Enkelkinder, nicht als der alte, weinerliche Zausel in Erinnerung zu bleiben. Werde jetzt versuchen, die verbleibende Zeit - wie lang die auch immer sein wird - aktiv und mit viel Freude zu verbringen.

Seit vorletzten Montag läuft meine Chemotherapie. Zunächst eine 5-FU-24 Std.-Infusion, letzten Montag eine Cisplatin (100mg) plus die 5-FU. Nächsten Montag dann wieder nur die kleine Einheit und dies immer so im Wechsel. Bis jetzt sind Nebenwirkungen noch kein Thema.

Nun hoffe ich, dass die Therapie soweit anschlägt, dass ich im Sommer doch noch die eine oder andere kleine oder auch größere Reise machen kann. Worauf sich meine Frau fast mehr freut als ich.

Nochmals vielen Dank für eure Beiträge, die mir auch helfen, aus dieser Lethargie wieder heraus zu kommen.

Was aber immer noch (bis jetzt) bleibt, ich fühle mich nicht mehr zu der Welt der "normalen Menschen" zugehörig und fange immer mehr an, mich einzuigeln. Da hoffe ich auf meine Therapeutin, die glücklicherweise wirklich offene Worte bevorzugt und mir auf diese Weise doch gut helfen kann.

In der Hoffnung, dass es auch noch ein paar bessere Tage geben wird, schöne Grüße

Walter

Geändert von SmartM (26.11.2014 um 13:33 Uhr)
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