Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 02.09.2014, 17:11
mausi69 mausi69 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Liebe Minimi!

Deine sorge um deine Mama kann ich sehr gut nachvollziehen! Bei mir ist es die sorge um meinem Papa. Ergibt sich nach aussen hin äusserst stark, aber ich kenne ihn und weiß das er fürchterlich leidet. Viel machen kann ich auch nicht nur ihm immer wider sagen das ich für ihn da bin!

Ich weiß das es anders rum viel größere sorgen gebracht hätte. In irgendeinem thread wurde das Thema nach Sterben angeschnitten. Meine Mama hätte die Trauer nie verarbeitet ich weiß zu 100% das sie nach gestorben wäre. Sie hat auch immer gesagt das sie nicht alleine bleibt und ja sowieso vor Papa gehen wird, leider hat sie mit letzterem Recht behalten!

Ja wir können nur für unsere Eltern da sein mehr ist nicht möglich!

LG mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 12.09.2014, 19:31
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo an Alle
„ja, mach nur einen Plan“ (Bertold Brecht)
In der modernen Gesellschaft macht man Pläne zur Prävention. Wir treffen Vorsorge für unsere Gesundheit, Vorsorge für das Alter, Vorsorge für die Zukunft unserer Kinder. Niklas Luhmann sprach von „nützlicher Ermutigungsfiktion“. Aber für wen ist sie nützlich? Die moderne Gesellschaft braucht das. Warum sollten sonst Menschen Häuser bauen, Lebens- und Rentenversicherungen abschließen, Karriere machen und zur Krebsvorsorge gehen. Die Gerontologen und Werbefachleute haben die aktiven Alten entdeckt, die auch mit 80 noch fit sind. Wenn es trotzdem mal Probleme gibt heißt es „Verlier nicht den Mut, denn alles wird gut“. Wir stören in dieser Welt. Deshalb sollen wir schnell aufhören zu trauern, damit die anderen die Fiktion nicht bemerken. Die vielen Geschichten hier zeigen, dass Krebsvorsorge und Altersvorsorge keine Sicherheit bringen. Früher hieß es: „Wir sind alle in Gottes Hand“. Heute glaubt man an die Prävention oder, wenn man doch krank wird, an die Heilung durch die Mediziner. Aber können wir noch daran glauben? Wer daran glaubt, kann tief fallen. Brecht schrieb: „Drum ist all sein Streben nur ein Selbstbetrug.“ Soweit muss man nicht gehen. Aber der Erfolg des Strebens ist ungewiss. Man muss lernen, mit dieser Ungewissheit umzugehen, ohne zu resignieren. Mancher Plan erweist sich als Selbstbetrug, zum Beispiel die Altersvorsorge für Tanja. Aber das weiß man erst hinterher.
Liebe Grüße
Hermann
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 13.09.2014, 00:26
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Hermann und Hallo an Alle,
sehr interessante Überlegungen, die aber von Deinem Schicksal geprägt sind. In der modernen Gesellschaft denken wir an Prävention, weil wir uns diesen (sinnvollen) Luxus leisten können. Vor dem Wohlstand einer breiten Bevölkerungsschicht, dachten die Menschen ans Überleben, denk nur an die Brotrevolten im Mittelalter.

"Der Erfolg des Strebens ist ungewiss", wie hatten hier ja schon "Der Weg ist das Ziel" bzw. Überlegungen über den Sinn bzw. Nutzen eines Zieles angestellt: wer kein Ziel hat könnte sich verlaufen. Wer keine Altersvorsorge betreibt, könnte in die Alterarmut gelangen, weil er länger leben könnte als er selbst erwartet.
In der Regel wird Altersvorsorge im Kollektiv geleistet, viele profitieren davon, andere nicht. Wenn nicht die Hoffnung bestünde, selbst eines Tages davon zu profitieren, gäbe es keine Motivation zur Vorsorge, dann müsste jeder einen Sparstrumpf anlegen, der beiden meisten Menschen wohl keine Altersrente ersetzen könnte.

Die Frage nach dem eigenen Nutzen solcher Vorsichtsmaßnahmen ist das eine, das andere ist die Frage nach einem sozialen Beitrag, den der Einzelne aus Solidarität zur Gemeinschaft leisten sollte, wenn er schon über den Nutzen seines Einsatzes spekuliert.
Wer an den Nutzen von Prävention glaubt, kann "schwer enttäuscht werden", wenn sie beim ihm nicht greift, wer keine Prävention betreibt und damit aus der Solidargemeinschaft fälllt, kann auch schwer enttäuscht werden, indem er z.B. im Alter "auf der Straße landet" und nicht, wie vielleicht von ihm erwartet, in jüngeren Jahren stirbt.
Ende der nächtlichen Überlegungen
Gruß
Geske
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 13.09.2014, 00:58
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Hermann,

"Der Erfolg des Strebens ist ungewiss." Stimmt. Wer ein Ziel hat, hat somit zumindest die Chance auf Erfolg. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Wer kein Ziel hat, nach nichts strebt, kann sich bereits heute an den fünf Fingern abzählen, dass er keinen Erfolg haben wird. Das ist für mich der Sinn dieses Satzes.

Brecht war unbestreitbar ein großer Denker. Nur, wer sagt denn, dass er auch immer recht hat und das in allen Lebenslagen? Ich denke lieber selber.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 13.09.2014, 10:22
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo an Alle,
Es ging mir vor allem um die Frage, wie man sich auf diese Unsicherheit einstellen kann. Im Juni 1012 hat sich mein Leben völlig verändert, durch die Diagnose. Pläne für die Zukunft erwiesen sich als Selbstbetrug, zumindest war fraglich, was aus diesen Plänen wird. Damals schon war die Prognose schlecht. 14 Monate später ist Tanja dann gestorben. Die Pläne waren für den Papierkorb. Man kann sagen, das seien Einzelfälle. Aber es gibt viele Tausend solcher Einzelfälle. Der „normale“ Mensch lebt mit „Ermutigungsfiktionen“ (Luhmann) und damit mit Betrug und Selbstbetrug. Ich glaube nicht mehr daran. Wenn bei mir morgen eine solche Diagnose gestellt würde, wäre ich wohl in einem halben Jahr tot, denn kämpfen würde ich wohl nicht, um mein Leben bei schlechter Qualität um eine halbes Jahr zu verlängern. Vielleicht habe ich aber noch 10 Jahre Zeit, vielleicht 15 Jahre. Je älter man ist, um so weniger hat man zu verlieren.
Liebe Grüße
Hermann
ps.: Solche „Ermutigungsfiktionen“ gibt es auch in der Politik und in der Wirtschaft.
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 13.09.2014, 11:01
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Moin Hermann,

mit Verlaub, ich habe das Gefühl, du liest zur Zeit nur eine Seite des Lebens und filterst zur Zeit nur mit der Brille, die du im Moment trägst. Auch bei uns waren damals alle Zukunftspläne und Träume zunächst in Frage gestellt und später, 2008, wurden sie brutal zerstört und mir wurde die gleiche Brille aufgesetzt wie dir.

Ich trage heute keineswegs wieder eine rosarote Brille. Eher eine Sonnenbrille, um möglichst nicht mehr geblendet zu werden. Wie ich jedoch auch verblüfft feststellen konnte, sieht man durch sie nicht nur etwas dunkler, sondern verschiedene Farben auch wesentlich intensiver.

Was alles nichts bringt, wenn die Brille nicht zur Sehschärfe passt. Das kannst du selbst überprüfen und du entscheidest, ob du eine Neue haben möchtest und ob es eine schwarze Brille oder eine Sonnenbrille wird. Lass dir Zeit bei der Entscheidung.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 13.09.2014, 12:10
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Hallo an Alle,
Es ging mir vor allem um die Frage, wie man sich auf diese Unsicherheit einstellen kann. [...]Der „normale“ Mensch lebt mit „Ermutigungsfiktionen“ (Luhmann) und damit mit Betrug und Selbstbetrug.
Luhmann handelt wissenschaftlich Verhaltenserscheinungen des soziologischen Alltags ab.
Luhmann schreibt auch in seiner "Soziologie des Risikos":
"Man jagt sich Tag für Tag durch den Wald, um gesund zu bleiben und stürzt schließlich mit dem Flugzeug ab. Dann bleibt es eine [nützliche?] Ermutigungsfiktion.... Präventionen, die sich kausal als unwirksam erweisen.[...] Das Risikovertreibungsrisiko bleibt immer noch ein Risiko. (S. 39)
Neu ist das nicht! Wollte man sich dagegen auch absichern, wäre wohl nur die "Vogel-Strauß-Methode" angesagt.
Gruß
Geske
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 13.09.2014, 21:29
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo an Alle,
wir stützen unser Leben auf Annahmen, die nicht bewiesen sind. Dazu gehört die Annahme, dass Deutschland weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein wird. Für ca. 80 % der erwachsenen Bevölkerung gibt es gesetzliche Versicherungen. Die bauen weniger auf Fiktionen auf sondern auf einer Art Solidarprinzip. Wenn ich in einem halben Jahr sterbe, habe ich nichts von meinen Rentenbeiträgen, aber die Rentnerinnen und Rentner der letzten 34 Jahre haben davon profitiert. Das Prinzip will ich nicht angreifen. Ich könnte Details kritisieren, will aber hier keine politische Diskussion führen. Dann gibt es das Prinzip der privaten Vorsorge. Dann müsste ich eigentlich als „homo oeconomicus“ handeln, die Versicherungen machen das ja auch. Aber auf welcher Grundlage? Da gibt es zum Beispiel die private Pflegeversicherung. Wie viele Menschen werden in ihrem Leben mehr als acht Monate pflegebedürftig. Vielleicht sind es 20 %. Nun könnte ich ja zu den 20 % gehören. Aber erreiche ich durch diese Versicherung, dass ich auch als Pflegebedürftiger menschenwürdig leben kann? Dafür wird meine Rente wohl nicht reichen. Fraglich ist auch der Sinn der Riester-Versicherung. Es ist eine Wette auf ein langes Leben. Wenn ich früher sterbe, gewinnt die Versicherung, ich hätte das Geld ausgeben können, auch meine Erbinnen sehen dann nichts von dem Geld. Das war übrigens ein Thema, über das ich schon mit meiner Frau gesprochen habe. Hätten wir das Geld für ihre private Versicherung nicht besser zusammen mit ihr ausgeben sollen? Ich wollte für sie das Gute, am Ende war es das Schlechte. „Da steh ich nun, ich armer Tor“ (Goethe). In diesem Fall war die Fiktion für mich selbst und für sie sicher nicht „nützlich“. Ausgegangen bin ich von meinen persönlichen Erfahrungen. Aber viele Menschen machen wohl ähnliche Erfahrungen.
Liebe Grüße
Hermann
Ps: Gerade las ich eine Reklame. „ So bleiben Sie fit und gesund“ Ein Versprechen?
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 21:22 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55