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  #1  
Alt 30.08.2014, 08:37
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo !
Ich habe schöne Rosen besorgt und stelle sie zusammen mit einer Kerze auf das Grab.
Mach mich gleich auf den Weg ins Fitnesscenter und will versuchen den Samstag so gut wie möglich zu gestalten.

Bis später
Jutta

Geändert von gitti2002 (02.09.2014 um 01:20 Uhr) Grund: Leerzeilen
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  #2  
Alt 14.09.2015, 15:12
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
ich lese durchaus noch im Forum, aber bei einigen Beiträgen weiß sich nicht, ob eine Reaktion erwünscht ist. Bei mir ist es jetzt mehr als zwei Jahre her, aber auch ich erleben noch traurige Stunden. Ich bin traurig, weil sie nicht mehr bei mir ist, aber auch, weil ihr Wunsch, etwas länger ohne große Beschwerden zu leben, nicht erfüllt wurde. Ein Anlass kann sein, dass ich Mitgefühl empfinde für jemanden der auch leidet. Dann sage ich mir wieder, dass ich mein Schicksal annehmen muss. Das ist nicht einfach. Die Gegenwart ist anders, die Zukunft auch. Ich lebe allein und mir ist klar, dass ich daran nichts ändern will. Eine andere Frau möchte ich nicht. Mit meiner Frau wollte ich alt werden, nicht mit einer anderen. Die Zukunftsaussichten haben sich verändert. Spätestens Ende nächsten Jahres bin ich Rentner. Tanja und ich wären wahrscheinlich zwischen zwei Ländern gependelt. Ich werde mein Leben hier verbringen. Ca. 4/5 meines Lebens sind vorbei, vielleicht habe ich noch weniger Jahre vor mir. Nur wenige Menschen sterben plötzlich und unerwartet. Was werde ich, wenn meine Stunde schlägt, über die Zeit nach Tanjas Tod denken.
Liebe Grüße
Hermann.
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  #3  
Alt 16.09.2015, 10:52
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen!

Die Geschichte von meinem Mann und mir ist so gut wie auserzählt.

Ich bedanke mich ganz besonders bei sjarissa und Hermann für die Geduld und Anteilnahme.
In euren Beiträgen konnte ich oft so viele Ähnlichkeiten in der Trauersituation erkennen, dass es mich nicht selten berührt hat und ich mir sagen konnte: Ja, so habe ich es auch empfunden und so erlebe ich es auch jetzt noch.

Ich werde weiterhin still mitlesen, und möchte ab und zu in meinem "Faden" schreiben - wenn ich das Bedürfnis habe.-
Sollte ich dass Gefühl haben, dass eine Antwort erwünscht ist, gebe ich gerne meine Erfahrungen weiter und will versuchen meine Verbundenheit mit anderen Trauernden auszudrücken.

Durch meinen Mann konnte ich Glücksmomente und kostbare Augenblicke erleben.
Dafür bin ich sehr dankbar.

Ich gehe meinen Weg jetzt ohne ihn weiter, ich musste lernen seine Abwesenheit zu akzeptieren. Die Bilder von ihm trage ich täglich in mir.

Und dennoch, es ist beides: Auf dem Weg sein und zugleich tief traurig sein.

Ich glaube, egal, wie es besser wird, es wird nie wieder gut!!!

Jutta
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  #4  
Alt 18.09.2015, 23:06
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,

ja, irgendwann schliesst sich der Kreis... und doch, erzählt hab ich nie aus, vielleicht das, was mir half auf eigenen Füssen stehen zu können, Schritte machen zu können, Rückschritte aushalten zu können, mich zu fragen und irgendwo tief in mir drin kleinste Anzeichen zu spüren wohin mein Weg geht. Die Abneigung, alleine weitergehen zu möchten oder müssen, sie ist weniger durchdringend, es gibt kleine Lichtblicke an Neuem, Unbekanntem Gefallen zu finden und selbst das ist eine Herausforderung, weil es sich wie Verrat anfühlen kann.

Du hast geliebt, nicht das oder das, nicht den ein oder anderen Vorteil, den Menschen hast du geliebt und so wird sich immer zu dem bereits Gesagten etwas hinzufügen lassen, kleinste Nuancen, längst Vergessenes, und du wirst beim Erzählen nicht nur Tränen der Trauer haben, es gibt sie wirklich, die Tränen des Glücks.

Irgendwie hab ich mich eingerichtet, arrangiert mit dem Leben, so wie es sich jetzt vortut, bin immer noch nicht ganz angekommen, aber es ist weniger dunkel, weniger trüb, besser geht immer. Ich hab die Kunst der kleinen Schritte gelernt, nicht freiwillig.... uuuunnnnd es tut mir gut, diese Entschleunigung, diesem Abhaken von scheinbar Wichtigem Adieu zu sagen ... mir und meiner Seele Raum und Zeit zu geben, mich selbst in meiner Unvollkommenheit lernen annehmen zu können.

Irgendwie trag ich meinen Liebsten als unsichtbares tatoo mit mir, nicht einschränkend, eher neugierig, wohlwollend, manchmal auch kopfschüttelnd, aber oft mit einer Prise Humor.

Bleib hier wenn du magst, wenn auch weniger präsent, aber so hin und wieder etwas von dir zu lesen, deinem Weg, täte auch mir gut.

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #5  
Alt 19.09.2015, 15:56
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Ich glaube, egal, wie es besser wird, es wird nie wieder gut!!!

Jutta
liebe Jutta, das ist ein für mich sehr wahrer satz:
es wird vielleicht wieder besser, aber nie wieder gut.
genau so empfinde ich es auch.

ganz liebe gruesse, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #6  
Alt 20.09.2015, 18:56
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Hallo Jutta,
Ich bin traurig, weil sie nicht mehr bei mir ist, aber auch, weil ihr Wunsch, etwas länger ohne große Beschwerden zu leben, nicht erfüllt wurde.

Was werde ich, wenn meine Stunde schlägt, über die Zeit nach Tanjas Tod denken.

Hermann.
Hallo Hermann,

Ja, genau wie du spüre ich ein großes Bedauern in mir, wenn ich daran denke, dass mein Mann noch so gerne gelebt hätte.
Solange es ihm möglich war hat er getan was er konnte, sich geistig und körperlich fit zu halten, damit wir "unsere besten Jahre" sinnvoll und zufrieden erleben können...

Das Leben ist in der Rückschau immer nur eine kurze Zeitspanne.
Was sind schon 5, 10 oder 20 Jahre? Eigentlich haben wir keine Zeit zu verlieren uns um unser Leben und um das Sterben zu kümmern.
Wir schieben das Unangenehme beiseite, doch wir erleben Ängste und Zweifel die wir schon immer in uns trugen.
Das Verlustgefühl ist jedoch eines der schlimmsten Gefühle die wir kennen. Es ist eine Erfahrung die wir uns nicht ausgesucht haben.

Ich muss mich wohl oder übel damit abfinden, dass ich - wenn es dem Ende entgegen geht - alleine sein werde.

Doch vielleicht kann ich meinen Mann dann noch inniger in meinem Herzen aufnehmen, weil der Wunsch wieder mit ihm vereint zu sein übergroß ist.

Daran will ich gerne glauben!

Jutta
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  #7  
Alt 20.09.2015, 20:40
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe sjarissa,

Wie so oft haben mich deine Worte tief berührt und ich möchte darauf antworten.

Es bleibt nicht verborgen, dass du auf deinem Weg der "kleinen Schritte" zu dir selbst findest.
Du überlässt dich Neuem, ohne das Alte vertraute mit deinem Mann aus dem Auge/Herzen zu verlieren .... und du schaffst es mittlerweile dich mit deinen Schwächen so anzunehmen wie du bist....
Die Andeutungen in deiner Post lassen Neues vermuten, was sich positiv und beruhigend auf dein Leben auswirkt.
Gerade weil du diskret bleibst, nicht deine intimsten Gedanken preis gibst, sagen sie mehr über diese positive Entwicklung aus, als du vielleicht denkst.


Auch wenn ich mir manchmal die Frage stelle, ob schwere Verluste wirklich überwunden werden können und es Momente gibt wo mich die Trauer wieder einholt, lassen mich deine Worte hoffen, dass alle Mühe und Anstrengung nicht umsonst war und ich mich dem Leben langsam wieder öffnen kann.


Herzliche Grüße

Jutta
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  #8  
Alt 26.09.2015, 21:52
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Mittwoch und Donnerstag habe ich den Korridor und die Küche gestrichen.

Es klappte auch alles gut mit der Renovierung. Die Putzarbeiten waren aufwändiger als der frische Anstrich.
Dann mussten Löcher in die Altbauwand gebohrt werden, doch nach vielen erfolglosen Versuchen war die Wand so stark beschädigt, dass es bei dem stundenlangen Versuch blieb und das Ergebnis sehr frustrierend war. Später habe ich die Riesenlöcher zu gegipst und eine andere Lösung gefunden.
Das war zeitweise eine Situation in der ich mich hilflos und alleine fühlte.

Plötzlich hatte ich wieder die Bilder des Sterbens des Abschieds und der Endlichkeit im Kopf.
Ich konnte unsere aufrichtige Liebe zueinander spüren, weinte und war traurig.
Es tat sehr weh, weil Ingo doch nicht sterben wollte und ich ohnmächtig und hilflos daneben stand. Mit der Hilflosigkeit konnte ich am schwersten umgehen.

In solchen Momenten sehe ich nur Aussichtslosigkeit, doch irgendwann konnte ich mich beruhigen, denke seit dem aber wieder sehr häufig an meinen Mann und träume auch von ihm.
Früher hatte ich eine Ahnung dass es Abschied und Endlichkeit gibt, habe schon einige Bücher die sich mit diesem Thema befassen gelesen.
Es so schnell real zu erleben, bevor ich richtig alt bin, hätte ich nicht geglaubt.

Da ich ein ernsthafter Mensch bin, hatte ich schon immer eine gewisse Traurigkeit in mir, eine Art altvertraute Wehmut. Doch solange sie nicht all zu sehr schmerzte habe ich mir weiter keine Sorgen gemacht.
Erst als mich der unausweichliche Verlust meines Mannes getroffen hat konnte die Trauer nicht mehr ignoriert werden.

Ich sortiere gerade meine Gedanken und bringe ein weig Ordnung in dieses Chaos.....
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  #9  
Alt 26.09.2015, 23:38
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

liebe yogi,

deine worte....
ja, so ist das, nie hätten wir das gedacht,
das wir das mal erleben müssen.
und alle theorie kann es nicht annähernd erfassen.

ja, täglich sortiert man die Gedanken neu, verortet man sich, versucht neue Schritte und Erfahrungen...

es wird uns einiges abverlangt.

liebe gruesse an dich!!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #10  
Alt 04.10.2015, 18:58
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Es ist Herbst, noch scheint die Sonne. Die Blätter fallen, die Abende sind frisch.

Ich schaue zurück auf die Jahre mit Ingo und stelle fest, dass er in meinem Herzen wohnt. Der Traum vom gemeinsamen älter werden ist geplatzt.
Ich werde mich um mich selbst kümmern müssen....

Wie eine Seifenblase schweben die Erinnerungen an mir vorbei, sie kommen und gehen, sind schwermütig, freudig und lebhaft - und doch sitze ich hier und bin nun bald seit 14 Monaten alleine.

Ich bin für mich selbst verantwortlich, im Guten wie im Schlechten.
Ich entscheide ob ich meinen Körper halbwegs fit halte und wann und ob ich überhaupt anfange mir Gedanken über mein eigenes Leben - und über das Altern - zu machen.
Wo ist Würde und Sinn, was kann ich mir leisten, was will ich auf gar keinen Fall?

Klar, es gibt keinen Königsweg, doch ich hoffe dass mir am Ende weder Selbstbestimmung, noch Mut und Ruhe fehlen, mit mir und anderen Frieden zu schließen.
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  #11  
Alt 04.10.2015, 21:35
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
Wir müssen auch ohne Partner unseren Weg finden und hoffen, dass wir am Ende damit zufrieden sind. Die Traurigkeit kehrt immer mal wieder zurück. In Internet habe ich einen Spruch gefunden: „Die Traurigkeit ist das Los der tiefen Seelen und der starken Intelligenz“ (Alexandre Vinet) Das ist schmeichelhaft, aber wer schnell vergessen kann, ist sicherlich nicht so häufig traurig.
liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (04.10.2015 um 21:44 Uhr)
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