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  #1  
Alt 18.10.2013, 01:46
Wangi Wangi ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Chris,

mir kamen zum Ende der Bestrahlung/Chemo auch solche Gedanken. Mir ging es sehr schlecht, ich konnte kaum noch etwas machen, war da schon 3 Wochen im Kh und konnte mich noch gerade so aufs WC schleppen.
ABER, meine beide erwachsenen Söhne waren zu der Zeit im Ausland, konnten mich nicht besuchen und ich hatte sie dadurch ja auch länger nicht gesehen. Und die wollte ich unbedingt wiedersehen und deshalb habe ich nicht aufgegeben!
Ich hatte regelrecht immer ein Bild vor Augen wie ich mich selber an den Haaren aus dem "Mist" heraus ziehe.
Ich kann deine Gedanken also verstehen, aber gib denen nicht nach so lange es sich lohnt weiter zu kämpfen.
Die Beschwerden der Behandlung gehen vorbei und danach ist das Leben meist wieder Lebenswert!
ich bin froh es überstanden zu haben und freue mich über jeden neuen Tag!

Liebe Grüße
Wangi
__________________
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  #2  
Alt 18.10.2013, 11:46
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Lieber Chris,

ja, ich hatte auch so eine Phase.

Weißt du, mir ging es ja schon bescheiden schön, bevor überhaupt die Ursache gefunden wurde – ich konnte kaum noch essen und musste mich permanent übergeben. Dann, nach der ersten Chemo fiel ich in ein Loch, mental wie körperlich. Ich habe nur noch gek… - es ging gar nichts mehr. Also ab ins Krankenhaus und dort hat man sich alle Mühe gegeben, mich zu stabilisieren. Ganze 10 Tage dauerte dieses Spiel bis ich wieder heim konnte. Entlassen wurde ich in einem jämmerlichen Zustand, schwach, matt, so, als ob jemand alle Freude, Kraft und Mut aus mir gezogen hätte. Ehrlich, damals dachte ich wirklich, ich schaffe das nicht und war auch dabei, mich aufzugeben. Aber da kam mein Freund ins Spiel. Er hat mich aufgerüttelt und mir klargemacht, dass ganz viel von meiner eigenen Denkweise abhängt, dass ich der Entscheider in meiner Welt bin.

Chris, damals entschied ich mich für das Leben, für das Annehmen der Diagnose und der Begleitumstände der Behandlungen. Und glaube mir, ich habe es bis zum heutigen Tag nie bereut. Das Leben ist einfach schön, wenn auch anders.

Klar gab es auch in der zurückliegenden Zeit schwere Stunden, da denke ich einfach an Anfang letzten Jahres, wo ich 8 Wochen in einer Spezialklinik war, und es ziemlich knapp war mit dem Leben. Aber da habe ich nicht an mir gezweifelt und ich hatte ganz viel Vertrauen in meinem Körper und in die Ärzte. Aufgeben kam für mich nicht in Frage, sondern vorwärts gehen und wenn es auch manchmal nur winzig kleine Schritte waren/sind.

Chris, ich mag dich noch fragen, was für dich momentan so schwer ist. Sind es körperliche Begleitumstände, die dich umhauen oder ist es die Psyche, die dich nicht zur Ruhe kommen lässt, die dich ständig anspannt, so dass dein Körper sich auch nicht erholen kann? Was verursacht deine Resignation, deinen Stillstand?

Wangi hat da ein schönes Bild für sich entwickelt, das finde ich richtig gut. Danke dafür.

Ich stelle mir z. B. auch bildlich vor, dass ich völlig gesund, frei und leicht tanze, umher springe, laufe und renne und glücklich bin.

Und ähnliche Bilder wünsche ich allen, die sich aus solchen Phasen ziehen.
Alles Gute
Evelyn
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  #3  
Alt 21.10.2013, 20:16
Benutzerbild von Chilipeperli
Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Lieber Chris

Ich denke die Phase der Resignation macht jeder Krebspatient früher oder später durch.
Mir ist diese Phase auch nicht unbekannt. Sie kam, als ich durch die Bestrahlung vor Schmerzen im Rachen, dem Geschmacks - und Speichelverlust auf Astronautenfood angewiesen war. Und ich aufgrund dessen meine Ausbildung unterbrechen musste. Dass ich die Ausbildung trotz der Therapie weiterfahren konnte, auch wenn es nicht immer einfach war, gab mir Halt. Das Essen bedeutete Lebensqualität für mich und auch die wurde mir genommen. Da hab ich mir ernsthaft überlegt, macht das alles noch Sinn. Ist es mir dieses Leiden wert?
Ich denke, du weisst selbst, dass eine Krebserkrankung nicht nur eine körperliche Erkrankung ist sond. auch die Psyche regelrecht herausfordert.
Aber was sind denn überhaupt die Gründe, weshalb du ans Aufgeben denkst? Vielfach ist ja nur ein kleines Problem der Auslöser dafür. Aber diese kleinen Probleme haben es oft in sich und wenn sie nicht ernst genommen werden, entsteht daraus ein grosses Problem.
Aber ich finde jede/r darf auch mal schwach sein. Man muss nicht immer stark sein. Es steht dir zu auch mal zu sagen:"Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr". Das heisst nicht, dass du aufgeben tust. Viel eher ist es auch eine Stärke, einmal Schwäche zuzulassen.
Redest du denn mit irgendjemandem über deine Gefühle bzgl. der Krebserkrankung od. schreibst du einfach hier? Ich kann mir vorstellen, dass es für dich als Mann vom Fach nochmals viel schwerer ist gerade über eine Erkrankung zu sprechen die einem selbst betrifft. Ich kann mir vorstellen, dass du das Gefühl hast, dass man von dir erwartet, dass du stark bist und es schaffst. Aber du bist auch nur ein Mensch, ein Mensch mit Gefühlen der sich auch mal zugestehen darf schwach zu sein. Nimm deine Gefühle ernst und stehe dir zu, dass du momentan, die Schnauze voll hast.

Viel Kraft und alles Gute
Chili
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Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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  #4  
Alt 22.10.2013, 00:02
Kerejon Kerejon ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Chili,

Um mal ganz ehrlich zu sein, hab ich die Schnautze gerade gestrichen voll.
Auslöser war ein Abendessen mit meinen Wltern, die es nach wie vor ignorieren, meine Situation anzunehmen. Bei jedem Telefonat muss ich sagen..." Hallo? Ich habe Krebs... " ... Und ich muss ein jedes mal wieder erklären, wie es um mich steht... Ganz einfach, weil meine Family überhaupt keinen U Gang mit der Erkrankung kennt. Ich schon. Kennst Du die Canditis? Ist die Phase, in der jeder Student im klinischen Stadium sich die schlimmsten Erkrankungen, die er sieht auf sich selbst ummünst.... Ich dachte eine lange Zeit, dass ich ALS erkrankt sterben werde.... Später hat sich das alles relativiert und auf einmal... BUMM?.. Krebs, und damit es auch gleich interessanter wird, einer der seltensten seiner Art.... Prima. Mit vierzig. Und dann nehme ich an Treffen meiner Familie Teil und alles stürzt in sich zusammen, ich will es nicht wahrhaben, wiegele ab und verdränge alles... Mit dem Erwachen am nächsten Tag setzten die Nebenwirkungen meiner Chemo wieder ein, und alles stürzt wie eine Welle über Dir zusammen. Trotzdem gehst Du arbeiten, und es ist Dir peinlich, dass Du bei der Patientenaufklärung Schweißausbrüche bekommst.Spätestens um 12 ist dann Schicht weil es nicht mehr geht .... Hier eine Lebensqualität zu finden fällt mir zumindest zur Zeit sehr sehr schwer....

Lieben Gruß

Chris
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  #5  
Alt 22.10.2013, 21:57
Benutzerbild von Chilipeperli
Chilipeperli Chilipeperli ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Ach... Chris Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.
Und die Situation in der du drinn steckt ist wirklich *Shit* Dass darfst du laut sagen. Du darfst diese Situation verfluchen und SOLLST sie auch verfluchen. Weil es einfach TATSACHE ist.
Ich verstehe sehr gut, dass es für dich sehr schwierig ist, dass deine Eltern, deine Situation bzw. deine Krankheit nicht akzeptieren. Vielleicht denken sie ja:"Ihr Sohn ist Arzt und dem kann nichts zustossen". Ich möchte in keiner Weise deinen Eltern etwas vorwerfen. Ich kenn sie nicht, ich lese nur deine Zeilen und mach mir meine Gedanken dazu.
Manchmal ist es auch so: dass Familienangehörige und Freunde bei so einer Diagnose Krebs so betroffen sind, dass sie erst einmal sprachlos sind.
Und wir möchten genau das Gegenteil, wir möchten sprechen.
Nicht Jammern, aber Gefühle austauschen und dass man uns einfach und dann ohne viele Worten einfach einmal in den Arm nimmt. Und besonders mit uns ganz normal umgeht!!
So erging es mir auf alle Fälle. Und meine Mam ist ebenfalls vom Fach ist, hatte es schwerer mit meiner Diagnose umzugehen als mein Pa, der nicht vom Fach ist!
Mein Tumor war auch ein seltener, dazu noch ein HNO-Tumor, was bei jungen Frauen noch seltener ist!
Leider ist es so, es kann jeden Treffen und dann immer zu dem Zeitpunkt, an dem man es am liebsten nicht haben möchte!
War bei mir nicht anders! Zuvor psychisch am Abgrund! Nach psychi-Klinik und zwei Jahre stationärem Aufenthalt wieder eine Ausbildung angefangen. Psychische Krankheit überwunden, dann BUMM... wie ich nicht schon genug hatte: Krebs!
Weisst du, manchmal habe ich fast das Gefühl, es braucht diese Erkrankungen! Darum, weil sie einem JETZT dazu zwingen etwas zu verändern, vielleicht etwas zu Retten was im Lot ist. So unverständlich das jetzt für dich tönen mag, es gibt auch ganz viele positiven Seiten, des Krebses! Auch wenn du es jetzt nicht siehst und ich das natürlich total gut verstehen kann!
Ich denke was du jetzt brauchst, ist Zeit, Zeit für dich wieder zu finden. Wieder auf den richtigen Pfad zu gelangen. Tu ganz viele Sachen dir gut tun! Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du das brauchst! Und schreibe dir all deine mise Laune vom Kopf.
Ich glaube dass du deinen Weg finden wirst auch wenn nicht heute oder morgen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass du einen positiven Umgang mit deiner Erkrankung finden wirst. Lass dir einfach Zeit dazu und vergiss nicht, es gehört zum Leben auch negative Gefühle zu haben.

Weiterhin viel Kraft und alles Gute
Chili
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  #6  
Alt 22.10.2013, 23:50
mucki53 mucki53 ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Chris,
ich habe lange überlegt, ob ich hier schreiben soll.
Keine Frage, Deine Diagnose ist Schxxx. Und Deine Gefühle sehr verständlich und uns wohl allen bekannt.
Aber besonders bei deinem letzten Post ist mir eines wieder aufgefallen:
Einerseits schreibst Du, Deine Eltern gehen nicht auf Dich ein, andereseits schreibst Du auch, dass Du verdrängst, abwiegelst, grade auch auf Familientreffen.
Hast Du denn Deinen Eltern auch mal Deine Gedanken und Ängste geschildert ? Oder meinst Du, es ist ihnen unangenehm oder gar egal ?
Hast Du überhaupt mal mit jemandem so richtig geredet, nicht als Arzt sondern als MENSCH ?
Ich habe den Eindruck, Du willst alles mit Dir alleine abmachen, hast Deine Krankheit noch nicht angenommen und akzeptiert.
Akzeptieren heisst, auch besser aktiv zu werden.
Das geht auch leichter, wenn man sich mit guten Freunden bereden kann, man reflektiert das dann selbst auch irgendwie anders.
Wenn Du das nicht möchtest/kannst, würde Dir vielleicht ein Psychoonko helfen.
Gerade weil Du vom Fach bist, vergisst Du evtl., dass Du ein Mensch mit Gefühlen, Ängsten und Zweifeln bist. Und denen MUSS man sich in unserer Situation stellen. Die Frage nach dem "warum" und "warum ich" helfen nicht weiter und Verdrängen kostet viel Kraft, die wir anderweitig brauchen.
Nimm DICH an, so wie Du jetzt bist, auch mit der Krankheit.
Das hat nichts mit Beschönigen oder krankhaftem Optimismus zu tun - wir alle haben schöne Tage und Durchhänger - sondern mit Aufatmen, Luft holen und sagen: Jetzt gilt's !
Und: Gibt Dir denn Deine Arbeit so viel, dass Du sie auch weiterhin machst, obwohl es Dir dreckig geht ? Oder ist sie auch ein bissl Flucht vor Dir selbst, den Gedanken, Ängsten und Zweifeln, die in "Freizeit" vielleicht erstmal überhand nehmen ?
Wenn ich Dir mit meinen Gedanken zu nahe getreten bin oder Dich geärgert habe, dann entschuldige bitte. Das ist nicht meine Absicht !
Ich möchte Dir - hoffentlich - damit helfen, Deinen jetzigen inneren Kampf (und Krampf) zu lösen, damit Du den gegen Deine Krankheit aufnehmen kannst.
Aber zunächst wünsche ich Dir, dass alle Übel der Chemo bald vorübergehen und sie Dir helfen kann .

Geändert von mucki53 (23.10.2013 um 00:09 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #7  
Alt 23.10.2013, 13:20
Volker.M Volker.M ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Moin Chris!
Zitat:
Zitat von Kerejon Beitrag anzeigen
Um mal ganz ehrlich zu sein, hab ich die Schnautze gerade gestrichen voll.
Auslöser war ein Abendessen mit meinen Eltern, die es nach wie vor ignorieren, meine Situation anzunehmen. Bei jedem Telefonat muss ich sagen..." Hallo? Ich habe Krebs... " ... Und ich muss ein jedes mal wieder erklären, wie es um mich steht...
Ich bin hier zufällig auf denen Post gestoßen, kenne deine Vorgeschichte (Krankheitsverlauf und Zeiträume) nicht, fühle mich aber bei deiner Situationsbeschreibung an meine aktuellen Erfahrungen erinnert.
Vor ca. 1 Jahr wurde bei mir ein Tumor mit 80%er Ausdehnung über einen Lungenflügel diagnostiziert. Dieser wurde dann mit Chemo auf ca. 50% Ausdehnung verkleinert und seit ca. 6 Monaten mit erhaltener Chemo unter Kontrolle gehalten.
Meine Mutter (Vater 1993 gestorben), wohnhaft im Nachbarort, hat es trotz des Wissens um meinen Zustand bis zum heutigen Tag Zeit nicht geschafft sich mit mir persönlich oder telefonisch in Verbindung zu setzen - Ausnahme ein Anruf mit Text auf dem AB (letzten Winter als ich im Krankenhaus wegen einer Infektion um mein Leben kämpfte): "Du kannst ja mal anrufen...". Ich habe bis heute nicht angerufen, da ich dieses Verhalten nicht akzeptiere.

Natürlich habe ich lange darüber nachgedacht, was meine Mutter dazu bringt sich so zu verhalten, wenn das einzige Kind unter einer Krankheit leidet, an der es jeden Tag sterben kann. Ich bin dabei zu dem Schluss gekommen, dass sie selbst dermaßen große Angst vor einer ähnlichen (unheilbaren) Krankheit hat, dass sie sich einfach nicht in der Lage ist dieser offen in das Gesicht zu sehen. Meine Konsequenz daraus: Ich werde sie auch nicht damit "belästigen", denn sie ist einfach nicht stark genug (im Gegensatz zu meiner Frau) dieses Leben mit den möglichen Folgen zu ertragen.
Meine generelle Konsequenz für mein Leben daraus: Ich trenne mich von allen Menschen, die mir (meiner Meinung nach) nicht gut tun und mache keinen Unterschied zwischen Verwandtschaft oder anderen Personen.

Ich weiß nicht ob ich das Recht habe den Rat zu geben: Vielleicht wäre der richtige Weg, deine Eltern mit dem Thema nicht unter Druck zu setzen - so wie du es beschreibst, wirst du die gesuchte Anteilnahme wohl auch in Zukunft nicht finden. Es wird dich so aber weiter belasten und dir wichtige Kräfte für den Widerstand gegen deine Krankheit rauben.
Es gehören schon besondere persönliche Eigenschaften dazu, mit der Krankheit und mit uns als betroffene Menschen umzugehen. Letztendlich werden wir immer wieder feststellen, dass selbst Menschen die uns viel Verständnis entgegen bringen nicht in der Lage sein werden, unser Leben seit Diagnose unserer Krankheit nachzuvollziehen.
__________________
Volker

Stand meiner Erkrankung: Hier

Geändert von Volker.M (23.10.2013 um 13:42 Uhr)
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  #8  
Alt 23.10.2013, 18:33
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo,
zunächst einen freundlichen Gruß von mir in die Runde.

Eigentlich wollte ich in diesem thread nicht schreiben, weil mir das Thema nicht so liegt. Dennoch habe ich eifrig mitgelesen. Da Ihr nun aber auf das Thema „Eltern“ gekommen seid, hat mich dann doch nichts mehr gehalten.

Ich kenne die Situation recht gut. Meine Eltern haben mich und damit auch meinen Mann hinsichtlich unserer Kinder entlastet und mich zeitweise sogar körperlich gepflegt. Da zu dieser Zeit das einzig Spannende in meinem Leben der Verlauf meiner Behandlung war und auch ständig irgendetwas Neues passierte, fing ich beim Mittagessen regelmäßig davon an zu berichten. Und meine Eltern, insbesondere meine Mutter, reagierten zunehmend unwirsch mit Sprüchen wie „es ist doch nun vorbei ….“ (dazu muss man wissen, dass die Nachsorge nach SZT Teil der Behandlung ist), „ du hast es überstanden“ oder „andere Menschen sind auch krank“.

Reagiert habe ich so, wie ich es jetzt auch bei Euch vereinzelt lese. Ich musste mich erst mit einer Außenstehenden darüber austauschen, um zu verstehen, dass das die Art meiner Eltern war, mit dem anhaltenden Schock umzugehen. Weil es nun mal „nicht normal“ ist, dass die Kinder u. U. vor ihren Eltern gehen. Weil meine Eltern auch nicht mehr die Jüngsten und teilweise an ihre Grenzen gestoßen sind. Weil sie aus eben diesem Grund sowohl sich selbst als auch mir wieder mehr Normalität gewünscht haben. Das Gefühl, das alles (wieder) gut ist.

Hallo Chris,
auch ich wollte Dich gern einmal fragen, wenn ich darf, ob die Arbeit Dir mehr Ablenkung bietet oder Dich eher belastet? Dabei habe ich selbst festgestellt, dass manchmal beides gleichzeitig möglich ist …...
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  #9  
Alt 23.10.2013, 23:03
Kerejon Kerejon ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Cecil, ich möchte Dir hier exemplarisch antworten, schließe aber die Vorschreiber ( Chili, mucki et al ) mit ein.

Du hast den berüchtigten Nagel so ziemlich korrekt getroffen. Meine Eltern wollen einfach nicht glauben, dass Ihr Sohn an einer, in unserer Fanilie bislang seltenen Krankheit sterben wird. Ich habe den Eindruck, mein Vater hat das schon verstanden, aber mütterlicherseits bekomme ich immer wieder zu hören: " Ach Hör doch auf, du hast doch kein Krebs..." Sie sind traurig, verzweifelt und versuchen ihr Möglichstes, aber schaffen es doch nur unzureichend, die Situation zu begreifen. Nichts anderes wollte ich damit sagen.

Was meine Arbeit angeht:

Es tut weh.... Sehr weh. Ich quäle mich jedes mal in die Klinik, konnte jetzt aber einen Halbtagsjob vereinbaren. Denn es ist tatsächlich so, dass mich die Arbeit mit Patienten ablenkt. Ich kann mich voll und ganz einem anderen Schicksal widmen, helfen bei selbst Krebskranken und nicht selten teile ich meine Krankheit mit, was auf unglaubliche Reaktionen stößt. Ich trete den Patienten auf einer völlig anderen Ebene entgegen ohne meine fachliche Kompetenz gefährdet zu sehen. In sofern ist die Arbeit, so weh sie mir auch tut, das so ziemlich einzige, was mich voran treibt. Abgesehen von meiner Lebenspartnerin natürlich, selbst Ärztin, und in diesen Dingen ähnlich verkopft wie ich ;-)

Euch allen ganz liebe Grüße

Chris

Geändert von Kerejon (23.10.2013 um 23:05 Uhr)
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