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  #1  
Alt 26.07.2013, 22:20
conquerer conquerer ist offline
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Beiträge: 335
Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Das naechste Mal werde ich den Schwerbehinderten Vertrauensmann mitnehmen, der ist gefuerchtet fuer seine Schlagfertigkeit...

Man muss sich da ja echt zusammenreissen...
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  #2  
Alt 27.07.2013, 07:37
Vampirin Vampirin ist offline
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Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Ich gehe jetzt auch erstmal nicht mehr arbeiten. Hab es fast 9 Monate nach den größten Strapazen versucht. Hatte viele Fehltage da ich auch häufig neue Metas bekam oder etwas anderes war. Arbeite auch bei einer großen Firma und habe einen Schwerbehindertenausweis. Mich hat man nicht unter Druck gesetzt aber ich habe mich trotzdem nicht gut gefühlt mit den vielen Fehltagen. Jetzt bekomme ich Chemo und bin wieder daheim. Vielleicht könnte ich ein paar Stunden pro Woche gehen aber das wäre für meinen Arbeitgeber überhaupt nicht planbar da ich mich immer anders fühle durch die Nebenwirkungen. Also beantrage ich nun EM Rente bis ich damit durch bin und wieder arbeiten kann.

Ich denke übrigens auch das mir mein Körper die letzten Monate gesagt hat das es ihm zu viel ist. Denn vor dem Beginn meiner Arbeit waren meine Befunde stets gut und danach fand man alle drei Monate neue Metas und meine Werte wurden schlechter.
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  #3  
Alt 14.08.2013, 00:22
Kerejon Kerejon ist offline
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Beiträge: 24
Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Zunächst einmal möchte ich mich in diesem Forum vorstellen.
Ich habe seit knapp einem Jahr die Diagnose hochmalignes Nebennierenkarcinom und im Juni das Frührezidiv operiert bekommen.
Da ich selbst Arzt bin, kann ich der Versuchung wieder zu arbeiten und den Kopf vor meiner vermutlich Palliativen Situation wieder frei zu bekommen, schwerlich wiederstehen. Also stecke ich meine Kraft so gut es geht in die Versorgung meiner Patienten. Eine Chemotherapie hilft bei meinem Tumor nur wenig, einzig eine Tablettentherapie kann helfen ( Mitotane ). Meine Tage auf der Erde sind mit 40 Jahren wohl bald gezählt, aber seit ich wieder arbeite und anderen Kranken, in etwa der vergleichbaren Situation ausgesetzt, helfen kann, fühle ich mich wieder besser. Wer den Arbeitsalltag eines Klinikarztes kennt kann verstehen, dass ich mit auftreten der ersten Metastase in mein Restleben verabschieden werde. Glücklicherweise ist in dieser Frage mein Chef sehr zuvorkommend und bestätigt mich, bietet mir abgestufte Dientszeiten an, gewährt mir frei für die Nachuntersuchngen.

Es ist somit immer die Frage nach der Toleranz in der Arbeitswelt. Nachfragen, die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und vor allem jeden Tag genießen...

Denkt immer daran: In einer Situation wie meiner zum Beispiel zählt jeder sinnvoll ausgefüllte Tag.

Und sobald die erste Metastase auf meiner Leber erscheint, werden diese Tage nur noch mir und meinen Liebsten gehören......

Ganz liebe Grüße
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  #4  
Alt 14.08.2013, 01:09
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.175
Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Hallo Kerejon,

und wie sehr ich Dich verstehen kann. Zuerst einmal herzlich willkommen im Krebs-Kompass, auch wenn es natürlich ein ziemlich häßlicher Anlass ist.

Das was Du beschreibst, ist so ein klein wenig die "Seuche", die uns Medizinern und medizinischem Assistenzpersonal doch so oft eigen ist: wir fühlen uns in unseren Berufen so wohl, weil wir doch Tag für Tag in den Leben anderer etwas bewegen, beeinflussen oder gar deren Leben retten können.

Ich bin im Rettungsdienst tätig, wollte seit klein auf nichts anderes machen und finde auch heute noch meine Erfüllung darin. Als ich damals meine Diagnose (metastasierender Hodentumor) bekam, wechselte ich die Seiten. Ich war nun nicht mehr der "Retter" der vermeintlich heldenhaft um jedes einzelne Leben "kämpfte" ("schön dass Ihr da seid, habt´a mal `nen Pflaster......."), sondern ich lag nun dort, wo sonst meine Patienten hin kamen. Ich war Patient Nummer 123 der in den OP wanderte. Ich war Patient 123, der nun im Zimmer 12 auf die Visite und hoffentlich gute Neuigkeiten wartete. Ich war das Häufchen Elend, das im Krankenbett über die Flure geschoben wurde.

Ich denke, genau dieser Seitenwechsel macht es uns so schwer. Und so lange es uns gut geht, so lange wollen wir für die "wirklich" Kranken da sein und uns für sie einsetzen. Schließlich gehören wir doch zu den "Guten", zu den vermeintlich Unsterblichen.
Ich habe während meiner Chemo Verfahrenshilfen ausgearbeitet und mich damit über Wasser gehalten. Ich wusste, diese Hilfen werden gebraucht, somit wurde ich gebraucht. Das war schon ein angenehmes Gefühl. Selbstverständlich war ich regelmäßig mal zu Besuch in der Firma und konnte zum Glück nach einer erfolgreichen Chemo recht schnell wieder in den Beruf zurück kehren.

Ich finde es absolut bemerkenswert, dass Du Deiner recht frustranen Diagnose zum Trotz wieder als Arzt tätig bist. Und vor allem wünsche ich Dir, dass Du dies noch eine sehr lange Zeit sein kannst. Lass Dich nicht unterkriegen und dass das Frührezidiv auch das allerletzte Aufflammen Deiner Erkrankung war.
__________________

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  #5  
Alt 15.08.2013, 00:56
Kerejon Kerejon ist offline
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Registriert seit: 14.08.2013
Beiträge: 24
Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Hallo Dirk,

Erstmal vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich sehe, Du kannst meine Situation durchaus nachvollziehen, hab auch ich zuletzt die "andere" Seite kennenlernen dürfen. Um es zu präzisieren: Ich bin Chirurg und war auf einmal vollkommen hilflos, mal der zu sein, der jeden Pflasterwechsel kritisch beäugt und der Visite harrt. Vorgestern stand ich wieder auf der " richtigen Seite" des OP- Tisches und habe zum ersten mal ein Gefühl bekommen, wie es tatsächlich ist, der Mensch unter den Abdecktüchern zu sein.
Der Nachteil "vom Fach" zu sein ist , dass ich mich natürlich in jede Veröffentlichung und Studie meine Erkrankung betreffend eintauche ( die es leider kaum gibt, ist meine Tumorart doch extrem selten ( 2:1000000) und Daten fehlen.

Eine der letzten Studien kommt zu dem Schluss, ein Frührezidiv dieses Tumors sei im Prinzip unheilbar, daher, so gut Du es meintes, glaube ich nicht, dass es das "letzte Aufflackern" war. Daher stecke ich in der Falle, zwar prinzipiell noch auf der kurativen Schiene zu sein und noch Hoffnung haben darf. Andererseits kenne ich die Überlebensraten dieses Krebses in 5 Jahren und verwerfe weitere Zukunftspläne.

Um Diesen Gedanken zu entkommen Stürze ich mich so gut es geht in meine Arbeit und... Wie Du mir sicher zustimmen wirst.... tut es einfach gut, anderen zu helfen. Und das mehr noch als zuvor.

Macht Krebs einen zum besseren Mediziner ? Wahrscheinlich nicht, aber es sensibilisiert und macht zumindest mich etwas gelassener.

Um den gedanklichen Exkurs zum Ausgangspunkt zu führen:
Wie mache ich das mit dem Arbeiten?
Ich tue es soweit meine körperlichen und emotionalen Kräfte mitmachen gerne. Allerdings gibt es Grenzen, bei denen ich sofort damit aufhören würde und andere Dinge, insbesondere Familie, vorziehe.

Lieben Gruss

P.S. 1973 sollte doch eigentlich ein guter Jahrgang sein, oder ? ;-)
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  #6  
Alt 16.08.2013, 07:28
conquerer conquerer ist offline
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Beiträge: 335
Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Hinzu kommt doch in dieser Situation das Alter. Ihr seid um die 40, ich 38 da macht man sich ja normalerweise Gedanken über andere Sachen.

Manchmal muss ich mich gerade auf der Arbeit oder Privat einfach ausklinken. Wenn es um die Rentenvorsorge oder Dinge in 10 Jahren geht, da wird einem doch etwas anders. Man weiss nunmal nicht wie es weiter gehen könnte.

Im Prinzip ausblenden und einfach das tun was ich denke das es das Richtige ist. Spas haben wo man noch Spass daran hat....
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  #7  
Alt 17.08.2013, 01:45
Kerejon Kerejon ist offline
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Beiträge: 24
Standard AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?

Und hier liegt mein Problem. Noch gelte ich als heilbar, obwohl die Statistiken dem widersprechen. Zu selten ist mein Tu als das es sichere Aussagen gibt. Der Verstand sagt das Leben geht weiter, die Zahlen anderes. Es ist ein fürchterliches Vakuum, welches ich anhand meiner Arbeit füllen will. Sobald ich zur Ruhe komme.... Wird es schlimm...

Liebe Grüße ?
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