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  #1  
Alt 07.03.2013, 20:12
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

schon wieder so eine Gemeinsamkeit... Ich liebe diese "Mensch"-CD von Herbert Grönemeyer. Immer wenn ich "Mein Weg" höre, muss ich weinen. Früher schon und heute natürlich besonders... Und letztes Jahr im Juli war ich auf einem Konzert von Herbie und da hat er all diese Songs gespielt und ich habe auch weinen müssen. Bei "Mensch" und auch bei dem Weg...

Es ist gut, wenn du das zulassen kannst. Ich habe eigentlich auch immer nur weinen können, wenn ich mit mir allein war. Meistens abends oder wie du auf der Fahrt zur Arbeit. Manchmal habe ich mich auch über mich selbst gewundert, wie gut ich nach außen funktionierte, wie routiniert ich meine Arbeit erledigte. Abends saß ich dann oft hier und habe geweint, sehr viel gegrübelt und nachgedacht, meine Gedanken und mein ganzes Sein kreiste um meinen Vater und oft verspürte ich so starke Sehnsucht nach ihm, dass es fast körperlich schmerzte. Teilweise hatte ich auch Angst, in dem Strudel der Trauer zu versinken und nicht mehr auftauchen zu können. Aber ich wollte das alles möglichst bewusst wahrnehmen und zulassen. Aushalten, hindurchgehen... und wieder auftauchen.

Wir hatten auch eine Andacht der Palliativstation im Krankenhaus im April 2012. Die war wunderschön, die Andacht! Es hat so gut getan. Alles war so stimmunsgvoll und wir durften all diejenigen beim Namen nennen, um die wir trauerten. Ganz viele Kerzen brannten und die Texte, die verlesen wurden, waren sehr, sehr tröstlich. Ich denke, deiner Mama und dir wird das gut tun. Ich finde es so lieb von euch, dass ihr beiden euch so viele Gedanken macht um den Arzt und die Schwestern und wie ihr ihnen eine Freude bereiten könnt, obwohl ihr beiden doch selbst so am Boden seid...

Ja, die Krankheit deines Papas hat dich verändert und auch der Tod und der Abschied. Du hast deinen Papa in dieser schweren Zeit bedingungslos begleitet und das hat dein Leben sicherlich verändert und vor allem deinen Blick auf das Leben... Heute sehe ich das alles als eine Art Geschenk, da ich versuchte, einen Sinn in dem zu finden, was geschehen ist. Der Tod meines Papas hat mir gezeigt, wie tief meine Liebe und Verbundenheit zu meinen Eltern sind und was mir wirklich wichtig ist im Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich versuche, das beizubehalten und ertappe mich zwar, dass ich bisweilen in alte Verhaltensmuster zurückfalle, doch dann sage ich mir, es hat keinen Wert sich über so banale Dinge aufzuregen oder an ihnen festzuhalten. Und dann besinne ich mich wieder auf das, was wirklich zählt.

Ganz liebe Grüße und schlaf schön
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #2  
Alt 09.03.2013, 09:49
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo! Gestern ging ich wie immer wenn ich morgens um eine Stunde später Schule habe zu Papa ans Grab. Und siehe da, die Kränze waren weg und das Grab wurde neu gemacht, ein Rahmen wurde gelegt und es wurde zu 2/3 mit Erde und zu 1/3 mit Kies befüllt und dazwischen lagen ein paar große Steine. Ich habe mich gefreut, es sah so schön ordentlich aus im Gegensatz zu den jetzt schon etwas braunen Kränzen.
Wir haben jemand in der Umgebung, einen Totengräber der das alles natürlich gegen Bezahlung macht. Da wir zwei Frauen ja keinen Rahmen selbst machen können haben wir diesen Herrn beauftragt. Nur dass es so schnell ging mit dem haben wir nicht gerechnet. Sind dann nachmittags gleich zum Grab und haben Blumen gepflanzt. Märzenbecher, Vergissmeinnicht und Primeln. Hoffentlich werden die Primeln nicht kaputt durch den vorhergesagten Schnee. Das Grab sieht so schön frühlingshaft aus, Papa gefällt das sicher!

WAren dann am Abend auf der GEdenkfeier des Krankenhauses. Es war wirklich sehr schön gemacht und es kamen auch sehr viele Leute die an einen lieben Verstorbenen dachten. Wir durften, genauso wie ihr Miri, für den Verstorbenen eine Kerze anzünden und aufstellen und es wurden viele schöne Texte gelesen. Danach haben wir uns noch mit einem Seelsorger unterhalten, er konnte uns uns zwar nicht helfen aber er hat uns zugehört.
Dort haben einige Leute dann sehr mit den Tränen gekämpft und geweint. Ich saß wieder da und konnte nicht weinen, war wieder wie erstarrt, so gefühllos als ob es mich nichts angehen würde oder als ob es mich gar nicht berühren würde.
Habe dann die ganze Nacht wieder von der krankheit geträumt und die letzten Tage in Papas leben revue-passieren lassen und wieder nachgegrübelt ob wir etwas falsch gemacht hätten oder etwas übersehen hätten.
Noch immer plagen mich die Ängste wie wohl seine letzte Nacht war und warum wir nicht bei ihm waren.
Ich hoffe der letzte Bericht ist bald beim Hausarzt und ich bekomme ihn erklärt. Wahrscheinlich wird er mir nicht alles sagen können und ich muss dann erst ins KH.
Da ich nicht dabei war in der letzten Nacht möchte ich alles wissen, was er gemacht hat, welche Medis er bekommen hat, ob er unruhig war, welche Beschwerden er hatte,... Es ist furchtbar, diese Quälerei überwiegt im Moment.
Wenn ich alleine bin, so wie heute, dann kullern die Tränen wenn ich an Papa denke. Ich glaube ich kann in der Öffentlichkeit oder wenn jemand dabei ist (und sei es nur Mama) nicht weinen weil ich Angst habe die Kontrolle zu verlieren.
Ja Miri, "der Weg" ist ein wunderschönes Lied, es hat mich auch früher schon immer berührt. Jetzt fließen die Tränen wenn ich es höre, irgendwie quält es mich aber andererseits macht es mich frei weil ich ja weinen kann.

WArum kann diese Trauer und der Schmerz nicht einfach immer konstant anhalten? WArum fühle ich mich manchmal so als ob gar nichts passiert wäre und es mich gar nicht berühren würde und dann trifft es plötzlich ein wie ein Blitz und es fließen schon vor der Arbeit die Tränen? Ich bin doch immer traurig und mein Papa fehlt doch immer? Es ist so schwierig!

Regnet es bei euch auch heute? Werde jetzt trotzdem mit dem Hund raus ins Grüne, muss halt der Regenschirm mit! Wünsch euch allen ein schönes WE! Liebe Grüße
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
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  #3  
Alt 09.03.2013, 12:20
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

schön, dass euch die Andacht gefallen hat! Weißt du, ich kenne dich ja nicht persönlich (in dem Sinne, dass wir uns schon einmal begegnet wären), aber ich halte dich für eine sehr starke Frau. Und du möchtest eigentlich auch nicht nach außen hin die Kontrolle verlieren. Du wirkst sehr gefasst und überlegt, ich denke, du bist auch kein Mensch, der impulsiv oder allzu spontan reagieren würde. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auch Gründe sind, weshalb du nicht unbedingt vor anderen Menschen in Tränen ausbrechen kannst. Das ist etwas, was du nicht unbedingt mit den anderen teilen willst und du möchtest so viel Verletzlichkeit eventuell auch nicht zeigen. Nina, das ist nichts Schlechtes, sondern nachzuvollziehen, denn nicht alle Menschen meinen es gut mit uns und leider gibt es viele, die derartige Situationen womöglich ausnutzten. Mach dir daher keinen Kopf! Diejenigen, die dich kennen, wissen, wie nahe dir der Tod deines Papas geht, wie traurig dich der Verlust macht und wie sehr du darunter leidest. Die Zeit hat dir nicht nur körperlich sondern auch seelisch so viel abverlangt, dass diese "Starre und Gefühllosigkeit", von der du schreibst, nicht erstaunlich sind. Du bist einfach nur noch leer... Dein Liebestank ist aufgebraucht. Das ist aber insofern kein Drama, als dass der auch wieder aufgefüllt werden kann. Versuch mal bitte, dich und deine Gefühle nicht zu bewerten, zu kritisieren oder zu beurteilen. Nimm sie einfach so hin! Alles, was du empfindest, ist okay, denn es wird dir helfen auf deinem Weg.

Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass die Trauer nicht immer konstant sein kann. Gott sei Dank! Denn die Intensität deiner Trauer würde dich komplett umwerfen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie uns deshalb in Wellen überflutet, uns aber auch mal wieder zur Ruhe kommen lässt. Vielleicht ist das ein Selbstschutz?

Versuch mal, am Wochenende etwas Schönes für dich zu tun! Nimm ein Bad, kuschel dich auf dem Sofa ein, träume vor dich hin, höre deine Lieblingsmusik, oder irgendetwas, was dir gut tut.

Ganz liebe Grüße aus dem eiskalten Norden, wo der Ostwind sein Unwesen treibt...Brrrrr
Miri
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  #4  
Alt 09.03.2013, 18:07
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Miri! Danke für die lieben Worte, sie tun gut, bauen auf und helfen! Ja, du hast Recht, ich bin ganz und gar kein impulsiver Mensch und spontan bin ich schon gar nicht! Wahrscheinlich ist es deswegen so, ich will meine Trauer nicht öffentlich zeigen weil ich nicht weiß ob ich mich dann unter Kontrolle haben kann und nicht in einen dunklen Tränensumpf verfließe.
Meine Mama arbeitet in der Pension Samstags in einer Boutique in einem Einkaufszentrum. Heute hat sie nach eine Pause wieder begonnen zu arbeiten. Ich habe mich zu Mittag mit ihr getroffen weil ich nicht daheimsitzen wollte. Diese Samstage waren immer Papatage. Ich habe für Papa gekocht, meistens Hamburger, das war seine Leibspeise von mir.
Um mich abzulenken fuhr ich ins Einkaufszentrum. Leider fühlte ich mich gar nicht gut dort, die vielen Leute und diese Unbeschwertheit habe ich nicht ausgehalten. Ich habe mich dann nach dem Mittagessen mit meiner Mum in mein Auto gesetzt und bin heulend heimgefahren. Diese Hektik und diese Menschenmassen waren mir noch zu viel.
Aber ich habe für Papas Grab einen kleinen braunen Feldhasen gekauft. Er sieht nicht kitschig aus und passt perfekt zu den Frühlingsblumen die wir gesetzt haben.
Ich merke wie meine Trauer schlimmer wird. Die Gedenkfeier im KH gestern war zwar sehr sehr schön aber irgendwie war es wie ein zweites Begräbnis für mich. Ich träumte schlecht und hatte Papa den ganzen Tag im Kopf.

Ich hoffe, dass es bald wieder sonnig wird, da fühlt man sich gleich besser und steht morgens viel lieber auf wenn die Vöglein schon zwitschern! Leider kommt ja nächste Woche wieder der Schnee!

Schönes WE! Liebe Grüße
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  #5  
Alt 09.03.2013, 19:10
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina!
Dein Thread hier ging irgendwie komplett an mir vorbei..
Aber als ich deinen ersten Beitrag las und vor allem, dass dich die Oberflächlichkeit der Menschen nervt, musste ich gleich wieder an meine Erfahrungen seit dem Tod meiner Mama denken.. auch das mit dem Weinen.. wir sind uns anscheinend ziemlich ähnlich..
Mach dir keine Sorgen über all diese Dinge! Wie Miri sagt, diejenigen die dich kennen verstehen das alles.. alle anderen solltest du erst gar nicht beachten..
Die Idee mit dem Hasen find ich übrigens wirklich süß, da freut sich dein Papa bestimmt..
Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!
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  #6  
Alt 10.03.2013, 11:24
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Flower! Freut mich, dass du mich hier gefunden hast! Ja, ich habe ja auch deine Geschichte und deinen Weg der Verarbeitung gelesen und es gibt echt viele Gemeinsamkeiten! Es waren da ja auch schon viele Gemeinsamkeiten während der Krankheit unserer Eltern!
Auch damals als du geschrieben hast du kannst nicht ans Grab gehen weil du dort eigentlich gar nichts fühlst, das ist mir auch sofort wieder untergekommen. Ich gehe zwar ans Grab aber ich fühle nicht als ob da mein Papa drinnen liegt und kann dort auch nicht traurig sein.
Schön langsam kehrt das Begreifen und die Traurigkeit bei mir ein! Gerade jetzt am Wochenende wo ich wenig zu tun habe und der Schulstress nachlässt.
Wie geht es dir? Ich hoffe du findest einen Weg der Bewältigung und kannst halbwegs gut weiterleben!?
Heute war ich eine Runde laufen und habe die Natur viel bewusster wahrgenommen als sonst immer. Habe mir sogar einen kleinen Stein vom Boden aufgehoben und ihn eingesteckt und irgendwie an Papa gedacht. Nichts bestimmtes aber ich habe Papa mit diesem Stein verbunden, keine Ahnung warum! Auch die Vögel beobachte ich viel mehr, ihre Freiheit beim Fliegen fasziniert mich. Ich stelle mir vor, dass Papa jetzt ein Vogel ist, frei, glücklich und es tut ihm nichts mehr weh.
Einerseits bin ich unendlich traurig und halte diesen Schmerz nicht aus, andererseits bin ich so froh dass Papa es geschafft hat und weiß dass das Leben, das da jetzt gekommen wäre nie und nimmer Papas Leben gewesen wäre! Und ich bin dankbar dafür dass Papa noch mehr Leid erspart geblieben ist! Aber diese Dankbarkeit hat man halt nicht immer, es überkommt einem halt dann auch wieder Bitterkeit, Traurigkeit und Wut!
Leider manchmal auch Wut auf die Gesunden, die bösen Leute, die Ungerechten, die Lügner, die Oberflächlichen, diejenigen die noch ungesünder leben und trotzdem steinalt werden. Ich weiß, das darf man nicht haben und es kann niemand was für das Schicksal von meinem Papa aber da hadere ich schon manchmal damit!
Es ist wie es ist und dableiben kann ja niemand für immer! Papa ist ja nur voraus gegangen, das ist Trost genug!
Meine Lieben, ich wünsche euch einen schönen Sonntag und dass ihr es euch gut gehen lasst!

Liebe Grüße
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  #7  
Alt 10.03.2013, 13:22
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

ich finde es gut, dass Du bald mit Deiner Mama ein paar Tage verreist. Das haben wir nach dem Tod meines Vaters auch gemacht und es war zwar einerseits sehr traurig, da Papa ja normalerweise bei allen Familienurlauben dabei war, aber andererseits tat der Tapetenwechsel auch wahnsinnig gut!

Das Du ärgerlich auf andere Leute bist, dass kenne ich auch noch. In der ersten Zeit habe ich immer gar nicht verstanden, wie jemand noch lachen kann und fand das einfach total unfassbar, dass sich für alle anderen die Welt einfach weiterdreht und sie einfach weitermachen, wo meine (unsere) Welt doch zum totalen Stillstand gekommen ist. Oft haben meine Schwester und ich auch darüber geredet, dass es doch so viele Familien gibt, die sich gar nicht mehr verstehen. Die nicht mehr miteinander reden und es dem einen egal ist, was aus dem anderen wird. Die Menschen in diesen Familien dürfen aber alt werden und hätten so die Chance eine lange Zeit miteinander zu haben und statt es zu schätzen, streiten sie und reden nicht mehr miteiander. Und wir müssen so früh unseren Papa verlieren, obwohl wir immer zusammengehalten haben und uns so gut verstanden haben. Das fanden wir sehr ungerecht und hardern von Zeit zu Zeit immer noch damit. Deine Gefühle sind somit ganz normal! Es braucht einfach viel Zeit, um sich an die neue - und keinesfalls schöne - Situation zu gewöhnen. Irgendwann fängt man an die immer bleibende Lücke in sein Leben zu integrieren. Anders gehts auch nicht, denn ansonsten wird man viel zu traurig.

Nach dem Tod meines Papas habe ich mir auch sehr oft Gedanken über die Krankheit gemacht und ob ich nicht in der einen oder anderen Situation noch etwas hätte tun oder andere Entscheidungen treffen können. Gerade auch in den letzten Wochen seines Lebens. Aber ich glaube, dass sind vegebliche Gedanken, da man alles getan hat, was man tun konnte, was in dieser sehr anstregenden und verzweifelten Situation möglich war!!!! Und das gilt auch für Dich und Deine Mama. Ihr habt gekämpft mit Deinem Papa, ihr habt auf alles geachtet, ihr habt alles veranlasst, was veranlasst werden musste und das wichtigste, ihr wart immer an seiner Seite! Mehr geht nicht, der Rest ist einfach Schicksal und das Leben...

Liebe Nina, ich denke weiterhin ganz fest an Dich und Deine Mama und sende Euch ganz viel Kraft!!!

Bis bald!

LG! Tina
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  #8  
Alt 10.03.2013, 18:27
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Ach Tina, es tut so gut! Ich weiß, du hast es zur Zeit auch nicht leicht und bis geplagt von Sorgen und Ängsten und trotzdem baust du mich auf und hilfst mir! Unglaublich, danke!

Liebe Grüße Nina
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  #9  
Alt 11.03.2013, 08:03
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

Einkaufszentren und Menschenmassen machen einen geradezu verrückt, oder? Die Geräuschkulisse tat meinen Ohren weh und dann diese Heiterkeit überall... Schrecklich fand ich das! Am liebsten hätte ich mich damals in meiner Wohnung verkrochen oder wäre in den Wald gerannt. Und ich weiß auch sehr genau, wie wütend ich auf all diese gleichgültigen und mir oberflächlich erscheinenden Menschen war. Aber du hast Recht, es ist ungerecht, wenn wir denen zürnen, denn sie können weder wissen, wie es in uns ausschaut noch tragen sie irgendeine Schuld.

Die Natur ist oft heilsam. Das geht mir heute noch so. Wenn es mir nicht gut geht, dann bin ich gern für mich allein und irgendwo draußen unterwegs, wo ich niemanden treffen muss. Dann konzentriere ich mich gern auf das, was da ist. Den Wind, die Sonne, die Bäume, Steine, Vogelgezwitscher. Vielleicht, weil ich mich dann als einen Teil des Ganzen empfinde? Vielleicht, weil ich glaube, dass mein Papa jetzt ein Teil dieses Ganzen ist und ich ihn wiederfinde in jedem Regentropfen, im Sonnenschein, im Wind? Ich weiß es nicht, aber es tut einfach nur gut und fühlt sich heilsam an.

Ich finde, dass du bereits ausgesprochen weit bist auf deinem Weg. Auch, wenn es dir selbst nicht so vorkommen mag.

Eine feste Umarmung
Miri
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  #10  
Alt 16.06.2013, 21:28
malvine malvine ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Gina, erst mal auch von mir herzliches Beileid. Ich bin erst vor ein Paar Tagen hier auf dieses Forum getroffen weil mein geliebter Mann BSDK und Prostatakrebs hat und ich dringend Rat brauchte. Auf sooo viel Unterstürzung und so viele Gemeinsamkeiten war ich nicht gefasst. Ich weiß jetzt nicht ob dir meine Zeilen helfen werden, aber ich versuche es. Ich bin seit 15 Jahren in einem Altenzentrum tätig (bin Altenpflegerin) und war in all den Jahren 2 mal bei BW die gerade im Sterben lagen. Einer Bewohnerin habe ich die Hand gehalten bis sie ruhig und friedlich eingeschlafen war. Was ich eigentlich sagen wollte, in den vielen Jahre habe ich sehr traurige und hilflose Angehörige erlebt, die ihre Lieben keinen Moment allein lassen konnten. Und gerade dann, wenn jemand kurz nach Hause zum Umkleiden oder kurz was erledigen ging, machten sich die alten Leute allein auf den Weg. Für viele Angehörige ist es sehr schwierig damit umzugehen, dass sie nicht dabei waren. Oft habe ich das Gefühl dass die alten Menschen lieber allein sein wollen (ach, Mensch, wie das klingt) vielleicht weil der Abschied auch für sie schwer ist, oder weil sie die Trennung den Kindern nicht zumuten können, ich weiß es nicht. Manchmal finden die Angehörigen (so scheint es zumindest, weil man eh nie die "richtigen Worte "findet) Trost, wenn sie hören dass die meisten Menschen allein sind wenn sie Abschied von dieser Welt nehmen. Ich denke es hilft zu wissen dass man nicht versagt hat und vor allem dass man den geliebten Menschen nicht im Stich gelassen hat. Liebe Gina, das ist meine Arbeit! Ob es auch in der Familie so ist, weiß ich , Gott sei Dank, nicht. Vielleicht kann dich dies alles ein klein wenig trösten, ich wünsch mit das so sehr und möchte dich ganz fest in die Arme nehmen. Malvine
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  #11  
Alt 17.06.2013, 21:07
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Malvine! Danke, dass du mir geschrieben hast. Tut mir leid, dass auch ihr von dieser schlimmen Krankheit betroffen seid und dagegen ankämpfen müsst.
Ich glaube auch dass für viele Sterbende nicht der Tod an sich das Schrecklichste ist sondern das Sterben, das Abschied nehmen von den Liebsten. Wie ich zuvor schon mal geschrieben habe war mein Dad kein Mensch der riesengroßen Worte, eher ein ruhiger Mensch, wenn auch sehr lustig. Er wollte sich nie im Mittelpunkt sehen und so war dann auch sein Abschied, er wollte alleine sein, er wollte uns schützen und wollte diesen richtigen Abschied nicht. Es ist auch gut so wie es ist und sein Sterben passt genau zu seiner Art wie er gelebt hat. Er hat alles richtig gemacht und ich bin unendlich stolz auf ihn und bin ihm unendlich dankbar dafür dass er es genau so gemacht hat.

Sicherlich kommen immer diese Schuldgefühle und GEdanken dass man nicht genug gemacht hat für den lieben Menschen und dass man noch mehr lieben und geben hätte müssen. Im Nachhinein ist es immer zu wenig.

Ich weiß ich bin auf einen guten Weg, diesen Weg hat mir mein Papa schon geebnet aber es tut halt trotzdem alles sehr weh und er fehlt mir unendlich!

Ich bin immer froh zu erfahren dass es vielen Menschen so geht und dass viele Menschen schon beobachtet haben dass es eben Menschen gibt die alleine sterben möchten und Menschen die ihre Liebsten um sich haben wollen. Da glaube ich nicht an Zufall, es hat schon alles seinen Sinn (hoffentlich!).
ICh würde halt immer noch sehr gerne wissen was in seiner letzten Nacht passiert ist, aber das kann mir wohl keiner mehr wirklich beantworten und ich muss einfach meinen Frieden damit finden. Papa ist ruhig und entspannt in seinem Bett gelegen, das habe ich gesehen und das beruhigt mich ein bisschen.

Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft damit ihr diese Krankheit in den Griff bekommt! Alles Liebe, drück dich
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
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  #12  
Alt 20.06.2013, 21:35
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Lieber Papa! Du wirst es ja schon wissen, gestern hat dein Freund und Leidensgenosse auch diese Welt verlassen und ist dir nachgegangen.
Auf einmal ist es auch bei ihm ganz schnell gegangen und er hat losgelassen. Ich habe es gerade erfahren.
Ach Papa, ich kann mich noch erinnern wenn ihr beide euch immer im Krankenhaus getroffen habt, beide an der Chemo hängend. Ihr habt trotz allem immer so viel Spaß gehabt und habt euch gegenseitig aufgebaut. Ihr wart beide so positiv!
Papa, ich war erschrocken und habe die Tränen in den Augen aber ich weiß dass ihr da oben (oder wo auch immer) jetzt zusammen seid und euch über das Wiedersehen freut!
Mama und ich werden morgen zum Gedenkbeten gehen. Du wärst auch gegangen und wir werden in deinem Namen hingehen. Zum Begräbnis können wir leider noch nicht gehen, wir würden es beide nicht schaffen, es tut noch viel zu sehr weh.

Papa ich hab dich lieb!
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  #13  
Alt 05.07.2013, 19:19
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben!
Ich habe jetzt Ferien, Urlaub, frei und weiß nicht ob ich mich darüber freuen soll oder ob mich dieses Gefühl des "nicht beschäftigt seins" nicht traurig stimmt. Ich habe irgendwie Angst davor zuviel nachzudenken und wieder in eine tiefe Grube zu fallen. Seit Papas Tod habe ich mich sehr bemüht alles doch irgendwie unter einen Hut zu bringen und stark zu bleiben. Bin immer in die Arbeit, habe mich abgelenkt und bin fast nicht zum Nachdenken gekommen. Jetzt ist es anders.
Ich habe mir vorgenommen Sport zu machen und mich viel in der Natur zu bewegen, trotzdem macht mir dieses "Zeit haben" ein bisschen Angst.

Mir kommen noch öfters die Bilder von den letzten Tagen mit Papa im Krankenhaus in den Sinn. Ich bin zu der schlimmen Erkenntnis gekommen dass ich (oder besser wir) die Zeichen, dass Papa nicht mehr lange bei uns sein wird nicht, aber auch gar nicht wirklich wahr genommen haben. Wir haben diese Zeichen einfach übersehen und auch die Ärzte haben nichts konkretes gesagt.
Papa hatte ja bereits drei Tage vor seinem Tod einen Harnstau und Wasser in einem Bein. Er hatte auch immer wieder kleine Atemaussetzer und atmete nicht gleichmäßig. Auch verfärbte sich seine Haut an den Füßen schon ein bisschen lila und er hatte Abschürfungen. Da mir diese letzten Tage noch immer nicht aus dem Kopf gehen wollen habe ich im Internet wieder recherchiert und habe gelesen dass dies Zeichen für einen nahen Tod sind. Irgendwie mache ich mir schon Vorwürfe dass ich das alles nicht so wahr genommen habe wie es wirklich war. Er hat sich ja dann am letzen Tag wieder aufgerappelt und sogar noch eine ganze Käseplatte gegessen. Freilich wusste ich dass es Papa sehr schlecht ging und es nicht mehr besser werden würde aber dass es so schnell geht mit dem habe ich nicht gerechnet.

Mir wird jetzt erst richtig bewusst und klar dass ich diese ganzen Anzeichen einfach übersehen habe.
Mein Papa sagte ja dann auch noch zum Schluss zu mir "dann ist es eben ein bisschen kürzer als wir dachten". ICh habe auch da nicht wirklich mitgedacht und mir nicht vorstellen können dass es dann soooooooooooo kurz ist.

ICh weiß, es ist gut wie es ist und ich sollte es eigentlich so lassen. Papa wollte es sicherlich so wie es geschah denn er wollte uns nur schützen und er wollte alleine gehen sonst hätte er gespürt dass wir am WEg waren und hätte auf uns gewartet. Aber ich fange trotzdem jetzt an dass ich mir Vorwürfe mache dass ich diese Anzeichen einfach ignoriert habe. In der Situation konnte ich nicht anders und wollte ja nur stark sein. Es bedrückt mich aber auch dass die Ärzte, die es ja bestimmt wussten, nicht wirklich was Genaues gesagt hatten. Der Arzt redete schon davon ob wir alles geregelt hätten und dass es sicher nicht mehr besser werden würde aber dass es so schnell gehen würde von dem hat niemand gesprochen.
Wenn ich es gewusst hätte wäre ich in der Nacht bei ihm geblieben!
Es tut mir so leid Papa!

Entschuldigung dass ich ein wenig verwirrend geschrieben habe aber heute ist wieder einmal einer der nicht so guten Tage!

Alles Liebe, drück euch!
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
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  #14  
Alt 05.07.2013, 19:27
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Nina,

hätte...wäre...wenn...
Genauso ging es mir, als mein Vater gestorben war.
Ich war bis kurz vorher noch bei ihm gewesen, dann kam meine Schwester und ich bin nach Hause gefahren, weil ich kurz meine Familie versorgen und Sachen holen wollte, um dann über Nacht bei ihm zu bleiben.
Ich war gerade die Haustür reingekommen, da ging dasTelefon, meine Schwester, Papa war gestorben...
Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich doch da geblieben...

Liebe Nina, ich glaube diese Vorzeichen kann ein "normaler Mensch" gar nicht so erkennen. Da fehlt einem auch die Erfahrung zu. Und selbst die Ärzte wissen ja oft nicht, wann ein Mensch stirbt. Bei meinem Vater konnte auch Keiner den Moment, nicht einmal den Tag sagen.

Heute hast du eben einen schlechten Tag, aber es kommen auch wieder bessere.
Du hast alles gegeben und sei sicher, dein Vater ist sehr stolz auf dich.

Drück dich,
Monika
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  #15  
Alt 17.10.2013, 20:48
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

häugig ist es so, dass der sterbend Mensch...genau weiß, ob er in seiner letzen Stunde, alleine sein möchte, oder nicht. Bei uns im Bekanntenkreis, war das so, die Oma meiner Freundin hat gewartet, bis ihre Tochter ( Mutter meiner Freundin aus den USA ) angereist kam. Bei Meiner Mutter war es 2007 ähnlich....

fühl dich ganz lieb umärmelt und gedrückt


Silvia
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