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  #1  
Alt 15.06.2012, 13:21
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

persönlich schreibe ich immer "An das Trauerhaus XYZ", wenn die Karte eigenhändig in den betreffenden Briefkasten eingeworfen wird. Beim Postversand steht dann noch zusätzlich die restliche Adresse drauf. Auf der Karte selbst wird niemand aus der Familie persönlich angesprochen. Auch sehr viele andere machen das so bei uns in der Gegend. Das hat nichts mit Unsicherheit gegenüber einzelnen Personen zu tun, sondern so ist immer die ganze Familie einbegriffen. Was ja auch Sinn macht.

Es wäre ja auch ein Unding, wenn man auf dem Friedhof nur einer Person kondoliert und die anderen links liegen lässt.

Ich würde mir an deiner Stelle keinen Kopf darum machen. Ganz sicher ist das bei den meisten keine Absicht und wenn es bei Einzelnen doch so sein sollte, sollen die sich nen Stecken dazu stellen. Eifersucht ist zwar eine natürliche Reaktion, doch ein sehr schlechter Ratgeber. Sie belastet dich nur zusätzlich. Deine Kraft brauchst du für andere, wesentliche, Dinge.


Herzliche Grüße,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #2  
Alt 15.06.2012, 17:18
Canaris Canaris ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui

Ihr habt einfach sehr viele Bekannten ohne Kinderstube.

Soetwas tut man einfach nicht. Diese Leute haben einfach keine Manieren.

Eine Trauerkarte wird immer an der Familie gerichtet. Da drinnen kann man dann einzelne Personen gerichtet ansprechen aber dem beileid wird immer pauschal die Familie ausgesprochen.

Und dieser Regel gilt damit es nicht zu solche Situationen wie bei Dir kommt. Du fühlst dich vollkommen zurecht übergangen / Untergegangen.

Das Einzige was ich dir garantieren kann ist.... diese Leute haben es nicht mit Absicht gemacht!
__________________
Mein Gabi .
Gebärmutterhalskrebs mit ein Beckenwandrezidiv
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  #3  
Alt 15.06.2012, 21:32
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die Anregungungen und Kommentare.
Im Moment schwappen nach dem ganzen Durchlesen die Augen wieder über.

Es kamen heute übrigens wieder mal Karten bei meiner Mama an. An der Anschrift störe ich mich gar nicht. Ist die Adresse meiner Eltern, so wie als "Trauerhaus" in der Anzeige angegeben. Völlig OK. Das ärgert mich auch nicht.

In der Karte wird dann nur meine Mutter angesprochen, wie immer.
Ich habe gedanklich jetzt einfach einen "Haken" dran gemacht.
Es gibt Schlimmeres!

Ich habe heute kurz überlegt, meine Mutter wieder mal darauf hinzuweisen, daß auch bei diesen Karten von mir keine Rede ist. Das habe ich mir aber erspart. Was soll sie daran ändern?

Ich selber habe erst wenige Trauerkarten verschickt. Bei mir dauert es auch, bis ich die richtigen Worte finde; ich schreibe dann erst auf einem Blatt vor, ändere 1000 mal bis die Karte fertig ist.

Das "Trauerhaus" wird allerdings auch erst einige Zeit später die Worte wirklich begreifen/erfassen, da nach einem Todesfall so viele Gedanken auf einen einprasseln, die man später nochmals sortieren muss.

So geht es uns heute auch. Erst später (morgen ist Papa erst 4 Wochen tot) nimmt man sich alles nochmal mit Bedacht vor. Die letzten Wochen sind wie in Trance vergangen.

Ich weiss nicht, was noch kommt. Die Trauer erwischt einen manchmal so aus dem Hinterhalt.

Vielen Dank für Eure Beiträge (wer weiss, was mich sonst noch so beschäftigt).

LG
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #4  
Alt 16.06.2012, 06:58
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Guten Morgen,

keiner weiß was noch kommt.

Bei meinem vater sind es fast 6 Wochen. Auch ich habe die Zeit wie in Trance erlebt, fühlte mich stark. Mein Kopf sagte: es ist besser. Und mein Herz schrie: "schei*e!"

Hinterhalt, das gleiche Wort benutzte ich auch :-) Ich habe mir den Hinterhalt zum Freund gemacht. Ich begrüße ihn wenn die Trauer mich anspringt... denn ich habe eins verstanden: dieses Anspringen gibt mir viele Erinnerungen zurück die ich tief vergraben hatte. Ja.. zb. Glockenblumen. Mein Vater liebte sie. Als ich dieses Jahr die erste blühende sah heulte ich wie ein Schlosshund. Ja ich war traurig, aber ich habe wieder etwas gefunden was mein Papsch so gern hatte. Ich hoffe Du verstehst was ich meine. Mach Dir die Trauer zu einem Freund und es wird leichter.


Du wirst sicher merken: Je mehr Zeit vergeht, je mehr Normalität zurückkehrt... desto schwerer wird es Anfangs. Du dnekst plötzlich dass alle Deinen Papa vergessen haben etc... aber so ist es nicht. Nutze dann die Zeit um wirklich intensiv über Deine Gefühle nachzudenken, und lasse sie zu.

Was mir zb. sehr hilft: ich rede laut mit Papa - und manchmal bekomme ich auf Fragen eine Antwort. Ich schreibe ein Trauertagebuch - gleichzeitig ist es mein Erinnerungsbuch.

Wenn Du erstmal spürst dass er da ist, dann sind Dir die Karten Wurscht. In meinen Trauerthread steht ein Gedicht. Auch mit Dir möchte ich es teilen:

Väter sterben nicht

gleichen alten Bäumen.

In uns leben sie
und in unseren Träumen.

Wie ein Stein
den Wasserspiegel bricht,
zieht ihr Leben in uns Kreise.

Väter sterben nicht

Väter, leben fort
auf ihre Weise.


Im übrigen kam ich zu meinen "Erkenntnissen" nicht einfach so. Ich erlangte sie dank der vielen lieben Menschen hier die mir zuhörten. Die User wissen was ich gesehen habe, was ich gefühlt habe, was ich getan habe. Wir haben doch quasi alle irgendwie das gleiche erlebt. Deswegen verstehen wir uns. aber eins darf man nicht vergessen:

Dein Nachbar xyz weiß vielleicht nicht wie es ist seinen Vater beim Sterben zu begleiten, die Verkäuferin beim Bäcker weiß es nicht - und der Postbote hat auch keine Ahnung.

Du erwartets wahrscheinlich unterbewusst eine Art Anerkennung - aber die gibt Dir keiner. Nur Dein Vater. Sei stolz drauf.

GlG
Michaela
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #5  
Alt 16.06.2012, 21:07
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nala1810 nala1810 ist offline
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Beiträge: 543
Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui;

ich kann dich nur zu gut verstehen, bei uns war es genauso als meine mum im Februar einschlief.

Nur 3 haben wirklich auch an uns Kinder gedacht, am aller schönsten fand ich die Idee meiner Cousine, die mir und meinem Brunder ein kleines Büchlein mit lieben Trauersprüchen und auch persönlichen Worten zukommen lies.

fühle dich umarmt

ich weiss was du durch machst du weisst bei meiner mum war der Krankheitsverlauf derselbe.

Liebe Grüße Nala
__________________
[
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  #6  
Alt 18.06.2012, 21:00
Aquintos Aquintos ist offline
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Beiträge: 109
Standard AW: Denkfehler?

Hallo Ihr Lieben,
hallo Michaela,

vielen lieben Dank für Eure lieben Worte und das Gedicht

Diese hinterhältige "Trauerkeule" hat mich noch nicht wirklich erwischt.

Ich gehe sowieso anders mit allem um, wie meine Mama.

Meine Mama "lernt" gerade sehr viel, weil mein Vater viel zu Hause gemacht hat. Meine Mama hat jetzt erstmal "grundlegende" Dinge gelernt, z.B: Wie tanke ich ein Auto und wie funktioniert die Waschanlage (war alles Papa´s Job). Sie macht das gut

Ich habe gelernt, Papa´s "Heiligen Rasen" zu mähen. Früher durfte ich noch nicht mal einen Gartenstuhl draufstellen, weil es einen Abdruck gegeben hätte. Er war sehr pingelig mit seinem Garten.

Also habe ich mit fast 42 Jahren das erste mal zu seinem Rasenmäher gegriffen (der ist picobello wie neu...ja, ja, das wurde alles gepflegt und gehegt) und losgemäht. Mama war verschwunden. Vorher hiess es natürlich "Der Papa hat das immer so und so gemacht...."

Ich: "Papa ist aber nicht mehr da...und nu lass mich mal versuchen...willste ein Muster oder nur Streifen?" Aber da war sie schon weg.

Als das Werk vollbracht war, habe ich sein Foto samt Rahmen mit in den Garten genommen und hin- und hergeschwenkt wie eine Kamera und gesagt "Guck mal, gar nicht schlecht für den Anfang, oder?".
Papa hat in meinem Gedanken gegrinst und Mama hat die Luft angehalten.

Meine Mutter und ich haben uns übrigens dazu entschieden, die Urne zu Hause zu halten (ja, das geht... ist ein anderes Thema). Also haben wir eine schöne Deko-Urne zu Hause (nicht so ne Blumenvase mit Deckel wie man sie aus den Schaufenstern der Bestatter kennt). Kein Mensch würde das als Urne erkennen. Davor steht ein Foto von ihm und die ganzen Trauerkarten liegen (noch) daneben. Ausserdem bekommt er jeden Tag ein frisches Blümchen aus seinem Garten daneben gestellt. Er findet es gut (da bin ich mir sicher).

Auch wenn ich zu meiner Mutter fahre, gehe ich als erstes zur der Urne und dem Foto....es ist ein schönes Foto und ich liebe es, ihn zu sehen, so blöd sich das auch anhört. Ich rede dann mit dem Bild, so als würde er vor mir sitzen...und habe immer sein Grinsen im Kopf.

Meine Mama hat nun auch "gelernt" mit ihm zu sprechen; naja, nichts Wirres. Aber wenn wir wegfahren, sagt sie der Urne und Foto "Tschö". Anfassen kann sie die Urne nur sehr schwer.

Hm, ich klopfe manchmal drauf und frage wie die Lage ist. Dann zuckt Mama immer zusammen...und wir lachen drüber. Sie hat damit noch Berührungsängste.

Aber sie meint, daß es immer besser "klappt". Anfangs hatte sie Zweifel, ob das der richtige Weg wäre; mittlerweile findet sie es toll. Sie hat sie ihn für sich alleine. Überhaupt geht es ihr sehr gut, soweit ich das beurteilen kann.
Sie ist sehr viel unterwegs, trifft sich mit Freundinnen zum Kaffee, geht einkaufen und macht (wie es eben gesundheitlich) Ihren Haushalt.
Sie lässt sich nicht gehen, pflegt sich und sieht immer gut aus. Ich weiss nicht ob es Ihre Stärke ist oder vielleicht auch der Wunsch, noch etwas aus ihrem Leben zu machen. Wenn ich sie als "Witwe" aus Spaß anspreche, verdreht sie die Augen und meint "Das hört sich so alt und böse an".

Auch hatte sie vor mindestens 6 Wochen in Schwarz rumzulaufen (andere Generation eben). Ich habe ihr versucht zu erklären, daß sich die Zeiten ändern und niemand es von ihr erwartet. Sie hat zwar die ersten Tage nach Papas Tod Schwarz getragen (ich unbewusst auch...aber es ist launenabhängig), mittlerweile pfeift sie drauf, was die Leute denken. Da kann man mal sehen.

Was sie auch gemacht hat: Ein Fotalbum angelegt.

Zur heutigen "digitalen" Zeit hat nicht jeder Papierfotos zu Hause.
Die, die ich auf meinem PC hatte, habe ich online entwickeln lassen und ihr geschenkt. Sie selber hatte noch "alte" zu Hause. Dieses Album liegt auch neben der Urne; wer zu Besuch kommt kann gerne darin stöbern (und das machen viele Bekannte/Freunde/Nachbarn gerne....und es ist auch sehr witzig; alte Schwarz-Weiss Aufnahmen mit seinem ersten Auto, ein alter Käfer). Wenn man bedenkt wie aufwändig und teuer solche Sachen damals waren. Heute wird nur auf den Knopf gedrückt....

Ausserdem kann meine Mutter gesundheitlich nicht mehr Friedhofsarbeit machen. Zudem haben wir noch 2 Gräber ( 1 x die Eltern meines Papas, 1 x die Eltern meiner Mutter)...und das ist eine ganze Menge, sowas in Schuss zu halten. Ich habe einmal mit meiner Mama einen "Ausflug" zum Friedhof gemacht (war auch immer Papa´s Job), bepackt mit 100 Litern Blumenerde und ner Pallette Blumen...wie soll man ein Grab dauerhaft Instand halten wenn man selber krank ist und 30 km entfernt wohnt?

Die Entscheidung für "zu Hause" ist auch dadurch gefallen, daß die Schwester meiner Mutter ebenfalls seit 2 Jahren bei Ihrer Tochter (meiner Cousine) zu Hause steht.

Meine Mutter konnste das nicht verstehen. Andere Generation.
Es muss ein Grab her. Wo sonst soll man seiner Schwester mal Blumen hinbringen?

Meine Cousine meinte: "Na hier, zu mir. Komm auf einen Kaffee, ich zeig Dir die Urne, habe schon Platz daneben gemacht für Deine Blumen..."

Mama hat es dann gesehen (ist ürigens die gleiche Urne, die mein Papa jetzt auch hat) und für "unüblich" aber "interessant" befunden.

Ich denke, daß die schweren Zeiten noch kommen, z.B. Weihnachten, sein Geburtstag oder ähnliche Anlässe.

Aber auch das werden wir schaffen.
Lieben Gruss
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #7  
Alt 11.07.2012, 22:14
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Meine Mutter kommt nicht klar...

Hallo Ihr Lieben,

aus meiner Überschrift "Denkfehler" ist nun ein weiteres Problem entsprungen.
Das Problem ist meine Mutter.

Nach dem Tod meines Papas am 19. Mai habe ich sehr viel Zeit mit meiner Mutter verbracht, ihr geholfen alles zu regeln oder in Gang zu setzen. Klar ist sie traurig, so wie ich auch.
Aber nur sie ist nun "alleine". Ich natürlich nicht. Sie leidet am meisten.

Ich bin auch alleine (keinen Mann, keine Kinder...ich kenne es nicht anders als "allein" zu sein, wobei "allein" nicht gleichbedeutend mit "einsam" sein muss).

Die letzten Wochen sind also so verlaufen, daß ich nach Feierabend zu meiner Mutter fahre. Ihr fällt auch ständig etwas ein, wieso ich unbedingt kommen muss. Ich mache es gerne, keine Frage. Allerdings habe ich auch mein eigenes Leben und bin voll berufstätig.
Meine "Freizeit" wird verplant und selbst bei den kleinsten Erledigungen will sie dabei sein.

Wir haben eine feste Uhrzeit, wann ich sie von der Arbeit aus anrufe (und es ist im Moment auch so, daß ich auch immer wissen möchte, was sie wann vor hat....wenn ihr auch noch etwas passieren sollte, habe ich niemanden mehr).

Ihre erste Frage ist dann immer: "Wann kommst Du denn heute?"
Ich habe dann immer ein Fragezeichen überm Kopf...wieso soll ich kommen, was ist denn nun schon wieder? Meine Gedanken drehen sich um meinen eigenen Haushalt, meine Hobbys, meine Freunde.
Und ich fahre trotzdem hin...und schwupps ist es wieder 21 Uhr. Der Tag ist um.

Meine Mutter meinte gestern, daß sie sich fühlt wie ein Kind jetzt...wie MEIN Kind. Weil ich viele Dinge für sie erledige und ihr helfe.
Montag musste ich Abends mit zu einem Termin, weil Versicherungsdinge geklärt werden mussten mit dem zuständigen Vertreter. Abend futsch.

Gestern Abend bin ich mit Ihr nach Feierabend den Weg zu einem Amt "probegefahren" (sie hat kein Navi und wollte wissen wie sie dahin kommt), wo sie heute Termin hatte. Abend futsch.

Heute Abend Schreibkram erledigen. Abend futsch.

Fürs Rasenmähen bin ich ihrerseits fest eingeplant.

Und natürlich kam die Frage: "Was machen WIR denn am Wochenende?"
Bei dem "WIR" bekomme ich schon Gänsehaut.

Also ICH habe einen Plan fürs Wochenende...und zwar Schlafen!
Am liebsten 2 Tage lang. Mir fehlt nur jemand, der in der Zwischenzeit meine Wohnung putzt, meine Wäsche macht und einkaufen geht.
Meine Mutter meinte gestern, ich könnte doch meine Wäsche mitbringen zum waschen und bügeln und auch natürlich bei Ihr einziehen. Das wäre ja so praktisch.

Ich habe mittlerweile einen Pfeifton im Ohr, sitze morgens zitternd am Esstisch, weil ich nicht weiss, was ihr noch für Ideen kommen.

Ich habe in einigen Beiträgen, als es meinem Vater schlecht ging, geschrieben, daß man sich selber nicht vergessen soll, weil man sonst kaputt geht.

Jetzt bin ich selber in dieser Mühle. Meine Mutter ist wie eine Krake....da kommt man so schnell nicht wieder raus.

Puh, ich musste das mal loswerden.

LG
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #8  
Alt 12.07.2012, 08:39
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

was du beschreibst, das kenne ich auch. Mein Papa ist im Februar gestorben und meine Mama leidet auch sehr unter dem Verlust und hat arge Probleme, zurück ins Leben zu finden bzw. sich mit dem neuen Leben zu arrangieren. Anfangs habe ich ihr wirklich nahezu alles "Äußerliche" abgenommen, was dazu geführt hat, dass sie sich total auf mich fixierte. Ähnlich wie bei deiner Mama. Ich denke, bei euch ist es ja noch sehr frisch... Ihr seid noch in der Trauerphase und wie du schon schreibst, deine Mama ist jetzt allein. Das muss unglaublich schwer sein, wenn man eine so lange Beziehung hatte. Der andere ist einfach Teil von einem selbst und wenn er dann unfreiwillig gehen muss, stirbt man wohl selbst ein wenig mit... Es braucht seine Zeit, bis man mit der Trauer umgehen kann, ohne den Partner zu leben und sich an die neue Lebenssituation gewöhnt. Gib deiner Mutter noch ein wenig Zeit. Ihr beide habt einen großen Verlust zu verarbeiten, doch du trauerst anders als deine Mutter. Du hast deinen Papa verloren, deine Mutter ihren Partner. Noch ist es wahrscheinlich zu früh, aber ich denke, es wäre gut, wenn du deiner Mutter sanft aber bestimmt mitteilst, dass du deinen Vater nicht ersetzen kannst und auch nicht ihr Partner bist. Auch du trauerst und auch du vermisst deinen Papa unendlich. Vielleicht mag deine Mutter sich einer Trauergruppe anschließen. Dadurch hätte sie auch die Möglichkeit, andere Frauen in einer ähnlichen Situation kennen zu lernen und der Austausch mit ihnen würde ihr bestimmt helfen. Du kannst nicht all diese Bereiche abdecken und wie du schon schreibst, du hast auch dein eigenes Leben, deine Träume, deine Wünsche, deine Hoffnungen. Momentan lebst du da auf Sparflamme. Für eine Übergangszeit ist das okay, doch auf Dauer funktioniert das nicht und du spürst dies bereits... Zeit, mit deiner Mutter offen zu sprechen, dass es so nicht weitergehen kann. Du bist für sie da, jedoch nicht rund um die Uhr und ständig und auf Abruf. Vielleicht wirst du damit bei ihr auf Unverständnis stoßen, eventuell wird es Tränen geben, doch um so ein Gespräch kommt ihr beide nicht herum. Bei uns hat es Ostern während des Dänemarksurlaubs geknallt. Da habe ich mich geradezu mit meiner Mutter gefetzt und es wurde laut und schrill. Im nachhinein kann ich sagen, dass es jedoch gut war, dass wir sozusagen beide "explodiert" sind. Es war wie ein reinigendes Gewitter. Es hat zwar auch weh getan und war unangenehm, doch es war rechtzeitig. Danach hat sich vieles für uns beide geändert. Meine Mutter hat akzeptiert, dass ich ihr nicht den Partner ersetzen kann. Ich habe akzeptiert, dass der Verlust für sie ein anderer ist als für mich, dass sie schwerer daran trägt und mehr Zeit als ich benötigen wird. Sie weiß, dass ich ihr jederzeit helfe und immer für sie da bin, wenn sie mich braucht, aber dass sie nun auch lernt, allein zu sein. Wir schaffen das gemeinsam recht gut! (Ich bin übrigens 42, meine Mutter wird im august 70 und ich habe eine 14jährige Tochter, bin jedoch allein erziehend). Meine Mutter reakitiviert ihre Freundschaften, ist aufgeschlossen für neue Begegnungen, so werden wir im September an einem Trauerseminar teilnehmen. Daher möchte ich dich nur ermutigen, mit deiner Mama offen zu sprechen. Es funktioniert...

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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