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AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?
Hallo Mona66, Ullala und alle,
vorab: ich bin nur Angehöriger (Ehemann), meine Frau hat seit Anfang des Jahres Brustkrebs. Bei uns war das so: meine Frau wollte von Anfang an eigentlich von Prognosen (und auch Diagnosen) wenig wissen. Sie hat sich vertrauensvoll in die Hände der Fachleute begeben - das ist ihr Weg, und damit ist sie gut gefahren. Ich bin da etwas anders. Ich traue Ärzten grundsätzlich nicht, sondern lese mich schlau und will grundsätzlich erstmal "alle Fakten auf den Tisch". Das ist mein Weg. Da muss jeder wissen, womit er persönlich (und das ist IMHO das einzige Kriterium) am besten leben kann. Selbst mir als "Kopfmensch" sind nach kurzer Zeit Zweifel an der "ratio" gekommen. Prognosen und %-Zahlen mögen ja oft richtig sein - aber bei eigener Betroffenheit sind sie wohl doch eher was für Statistiker. Für Betroffene und Angehörige zählt aber nicht Statistik, sondern das Einzelschicksal. Und ob einem Fakten dabei helfen, dieses Schicksal zu bewältigen... auch das muss jeder selbst wissen. Ich glaube aus unserer Erfahrung hier, dass Lebenserfahrung bedeutsamer ist als Faktenwissen. Zitat:
Z.B. nicht mehr das Funktionieren im Job, sondern das eigene Wohlbefinden. Oder nicht mehr das neue Auto, sondern die kleinen Lebensfreuden, die sich Tag für Tag bieten (wenn man mal gelernt hat, sie zu beachten). Meine Frau z.B. hat einen sicheren, aber abgrundtief öden Behördenjob. Und schon in der Klinik nach der Brustamputation hat sie gesagt: sie arbeitet künftig, wenn sie mal wieder arbeitsfähig ist, nur noch halbtags, um mehr Zeit für Dinge zu haben, die ihr im Leben wichtiger sind als der Beruf. Das ist IMHO auch ein Ausdruck des gesteigerten Selbstwertgefühls, von dem Ullala spricht. IMHO etwas sehr positiv Egoistisches: sich mehr um sich selbst kümmern; und weniger um das, was vielleicht "formal" das "Sinnvollste" wäre, oder was andere von einem erwarten. Zitat:
Zur "Panung": ich weiss nicht mehr, ob hier oder woanders - jedenfalls erinnere ich mich an eine schöne Signatur, die sinngemäß sagt: "Leben ist das, was passiert, während man etwas ganz anderes plant / vorhat." Und so ist es wohl. Was will mensch in unserer heutigen Zeit, wo kein Job mehr sicher ist, und wo keiner weiss, was in 20 oder 30 Jahren von seiner (Riester)Rente übrig bleibt, denn überhaupt planen? Meine Frau und ich haben angesichts des Krebs' nur für den "Notfall" geplant: Testament, gegenseitige Vorsorgevollmachten, Patientenverfügungen. Also so gut wie möglich abgesichert, dass wir uns um den anderen kümmern können, falls es erforderlich sein sollte. Viel mehr an Planung fiel uns - angesichts Ullalas Ziegel, der einem morgen auf den Kopf fallen könnte - beim besten Willen nicht ein ;-) Auch, wenn es nicht immer lustig ist, planlos durch's Leben zu gehen. Trotzdem glauben wir, dass es eine wichtige Lebenserfahrung angesichts einer Krise ist, dass das Leben eben nicht planbar ist. Sondern mitunter einfach "Schicksal", mit dem man irgendwie lernen muss umzugehen. Jede(r) auf seine persönliche Weise. Viele Grüße, Stefan |
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