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Alt 04.07.2002, 21:43
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Ach, Jana, ... jetzt komm' ich wieder mal ...!
Deine Worte klingen so wahr ... und doch kann ich sie selbst als Krebsbetroffene nicht so ganz teilen. Irgendwie klingt das alles zu ... naja, als zu EINFACH erklärt!
Du hast ja recht, Du kannst morgen zur Tür raus gehen und vom Bus überfahren werden. Du kannst übermorgen in ein Flugzeug steigen, und WUSCH! Du kannst überübermorgen in ein Restaurant gehen, ganz fein Essen, ... und dann kann Dir ein Stück Hühnchen im Hals stecken bleiben und Du erstickst daran.
Jajajaja! Das kann mir Krebsbetroffene aber genau so passieren! Ist es also dann nicht SO, dass Krebsbetroffene sogesehen ein DOPPELTES Risiko haben? Also nebst den üblichen "Sterbemöglichkeiten", die jeden Moment eintreffen können, ... kommt da doch noch der KREBS dazu!
Die Chance, dass Du morgen über Deinen Teppich stolperst und Dir das Genick brichst, ... ist vielleicht eins zu zehntausend! Aber wenn Du Krebs hast, ... wieviele Chancen hast Du DA?

Schau mal, ich kenne da auch eine nette alte Frau, (eine Ex-Nachbarin meiner Nachbarn), die ist 87 Jahre alt und kerngesund! Naja, sie hat etwas Mühe mit dem Gehen. Aber geistig ist sie noch voll da. - Und wenn dann diese liebe, alte Frau neben mir sitzt, denk ICH manchmal: Das ist doch einfach nicht FAIR verteilt! Ich meine, ich bin noch NICHT mal HALB so alt wie SIE ... und habe KREBS, ... wo ich nicht mal weiss, ob ich mit dieser Krankheit überhaupt mal mein PENSIONSALTER erleben darf!
Und wenn SIE dann da ein bisschen über ihre Altersbeschwerden jammert, ... (was ich ihr ja nicht mal übel nehmen kann!) ... versteh' selbst ICH manchmal diese sogenannte "Gerechtigkeit" dieser Welt nicht mehr!

Andererseits kann ich wiederum sagen, mit meinen 41 Jahren jetzt (naja, bald mal 42), habe ich eigentlich AUCH schon viel getan im Leben, viel gemacht, gelernt und viel Schönes erlebt. Ich habe meine Kindheit erlebt, meine Jugend, die erste Liebe, (hach!) habe andere Länder gesehen, und, und, und! Wenn ich jetzt also "gehen" müsste, wäre es ja wieder "weniger schlimm", ... als wenn da ein KIND an Krebs sterben muss.

Aber man sollte hier besser nicht so "Schemadenken" benutzen, (ich muss mich da auch immer wieder am Genick packen!), denn KREBS zu haben, ist in JEDEM Alter sehr schlimm!
Wenn Du ein Kind bist, dann hast Du ja noch gar nicht richtig gelebt! Wenn Du zwanzig bist, hast Du noch immer nicht richtig gelebt! Wenn Du vierzig bist, hast Du zwar schon einiges GELEBT, ... aber das ist verflixt nochmal immer noch zu FRÜH! - Und wenn Du sechzig bist, hast Du auch schon einiges GELEBT, aber das ist für Dich EBENFALLS noch zu früh, denn dann findest Du nämlich, dass die Achtzigjährigen wirklich ALT sind, ... aber doch ganz sicher nicht DU mit Deinen knackigen sechzig Jährchen, oder?

Prognosen brauchen Menschen nicht unbedingt für Ihre Zukunft. So denke ich wenigstens. Ich meine, was kann ich denn schon alleine mit einer WETTER-PROGNOSE anfangen? Nur, weil ich weiss, dass jetzt morgen am Nachmittag ein Gewitter folgt, ... bin ich dann in meinem Leben besser dran? Okay, ich kann dann wenigstens die geplante Grillparty absagen. Aber ist das für mein LEBEN etwa ein GEWINN? (Ausser dass ich vielleicht einem möglichen Regen-Schnupfen aus dem Weg gehen konnte? - Von welchem ich nicht mal weiss, OB ich ihn überhaupt gekriegt hätte?)
Und was ist, wenn die Prognose NICHT stimmt? Wenn ich die Grillparty deswegen absage (dreissig Leuten ABSAGEN muss!), ... dann aber morgen die Sonne den ganzen Tag SCHEINT? - Ist DAS vielleicht ein Gewinn für mein Leben? - Nö! Das gibt bloss Ärger!
Aber immerhin kann man eine verfehlte Wetterprognose noch einigermassen gut einstecken. Ganz anders sieht es bei einer zeitlichen Lebensprognose eines Menschen bei KREBS aus! Denn was soll man DA noch tun? Bei einer Prognose von drei Monaten? Sechs Monaten?
Das ist KRASS!

Naja, es kann ja auch sein, dass der Betroffene das gerne wissen MÖCHTE, weil er da noch ein paar Dinge klären will, weil er vielleicht noch eine Reise unternehmen möchte, oder wenn er noch einmal das Meer sehen möchte, ...! Er will also noch etwas PLANEN. Kurzfristig gesehen. GANZ kurzfristig gesehen. Möchte noch das Letzte in seinem Leben geniessen.
Das ist verständlich. Aber wenn die Ärzte ihm NICHTS von dieser Prognose verraten, kann es sein, dass er lange Zeit nur auf seine balgige Heilung WARTET, ... anstatt dass er noch DAS tut, was er gerne noch tun würde. Und dann ist es vielleicht zu spät.
Vielleicht.
Aber wenn die Prognose NICHT stimmt? Hat er dann noch zu viel GETAN, ... anstatt sich weiter "heilen" zu lassen?

Naja, ich denke, dass das nicht nötig sein muss: Ihm eine zeitliche Prognose mitzuteilen. Denn wenn ein Arzt ehrlich zu ihm ist und ihm sagen kann, dass alles menschenmögliche aus der Medizin versucht wurde, jedoch leider nicht viel gebracht hat ... dann weiss der Patient auch SO schon genug Bescheid! - Da muss man ihm nicht auch noch das genaue Todesdatum voraus sagen!

Es sei denn, der Patient will es WISSEN. Aber die Frage ist doch, ob er es auch WIRKLICH wissen will?
Wollen wir alle WISSEN, WANN wir von einem Bus überfahren werden? WANN wir in unser letztes Flugzeug steigen? WANN wir an einer Hähnchenkeule ersticken? WANN wir über den dämlichen Teppich stolpern?
Die Antwort lautet: Nein! Das WILL keiner wirklich wissen.
Und Krebspatienten wollen ihre Todeszeit ebenfalls nicht wirklich wissen ...!
Es sei denn, es sind GANZ hartnäckige Patienten! Man sollte diese dann aber wirklich mehrfach fragen, OB sie es auch wirklich wissen wollen!

Jetzt hab' ich das Thema doch noch ein bisschen in die Länge gezogen. Vielleicht meinen wir beide, liebe Jana, ja genau das selbe. Da ist DIESE Seite der Prognose, der Planung, ... und da ist die andere Seite des Verletzens, des Todesstosses.
Am Ende kommt es ja auch nur darauf an, den Patienten mit Würde und Achtung zu behandeln. Und ihn zu lieben, so wie er ist.
Leider fehlt den meisten Ärzten hier die ZEIT dazu! Tja!

Liebe Jana, ich umarme Dich ganz fest. Auch wenn Du glaubst, Dir hat jemand Dein Herz aus dem Leibe gerissen, ... nein, es ist noch voll da! Und es schlägt. Es schlägt lebendiger als je zuvor ...! Hm-hm!
Ganz liebe Nachtgrüsse
vom "krassen" Känguruh
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