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Alt 29.07.2011, 21:17
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Registriert seit: 09.11.2010
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 388
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo ihr Lieben,

es ist sehr wichtig zu hören, wie Ihr Euch fühlt, wenn andere Abstand nehmen. Ich glaube, dass der Grund für die Zurückhaltung der anderen zu 90% Unsicherheit und Angst ist.

Im letzten Herbst starb ein sehr lieber Bekannter von uns sehr plötzlich und unerwartet an Lungenkrebs. Alle, die ihn kannten, waren entsetzt und schnell entstand die Idee, wir sollten für seine Frau etwas zusammenlegen. Ich hatte da eine gute Idee für ein Geschenk und schwups war ich auch diejenige die das Geldeinsammeln, den Kauf und die Übergabe übernehmen sollte. Ich muss sagen, beim Geld einzahlen waren alle (insgesamt 12 Bekannte) sehr grosszügig und sehr schnell dabei. Man war mir auch unglaublich dankbar dafür, dass ich das alles übernahm. Als sich dann der Tag der Übernahme näherte, war mir auch mulmig dabei zumute, die Witwe zu besuchen. So gut kannte ich sie nun auch wieder nicht und man hat immer panische Angst davor, dass die Trauernde plötzlich in Tränen ausbricht oder gar zusammenbricht. Was macht man dann? Ich hatte jedoch keine Wahl und dachte mir nur: "Jetzt musst du mutig und stark sein. Da führt jetzt kein Weg mehr vorbei." und fuhr hin.

Ja, natürlich hatte ich mit ihr dann über ihren Mann gesprochen, darüber wie er so war (Charakter), wie die Krankheit verlief, seine letzten Tage im Krankenhaus, seine Wünsche bis hin zu seiner (damals noch geplanten) Beerdigung. Natürlich hat sie auch immer wieder bitterlich geweint, wenn sie sich beim erzählen wieder so stark an alles erinnerte. Genauso natürlich habe ich sie auch in den Arm genommen und versucht, Verständnis zu zeigen. Nach etwa einer Stunde fuhr ich dann wieder weg und sie weinte nicht mehr, sondern war sehr dankbar für den Besuch. - Hinterher fragten mich andere aus der Gruppe, die zusammengelegt hatte, wie das Gespräch den war und mehrere sagten "das hätte ich nie geschafft."

Man hat einfach sehr grosse Angst davor, dass der Trauernde plötzlich losweint. Wenn das passiert, glaubt man a) man hat jetzt gründlich was falsch gemacht und b) man hat die betroffene Person in eine sehr peinliche Situation versetzt, da die meisten eben nicht gerne vor anderen weinen. Ja, was gibt es da einfacheres als zu fliehen und sich fernzuhalten, und genau das tun eben die meisten.

Oft liest man auch in Todesanzeigen: "Von Beileidsbekundigungen am Grabe bitten wir Abstand zu nehmen". Das gibt einem als Aussenstehenden auch eine gute Entschuldigung sich wegzubleiben und zu warten "bis sich alles gelegt hat".

Deswegen finde ich es ganz toll, dass Ihr hier beschreibt, wie Ihr Euch nach dem Verlust wirklich fühlt. Mich jedenfalls bestärkt das sehr darin, in Zukunft deutlich mehr auf Trauernde zuzugehen und sie eben nicht allein zu lassen.

Ganz liebe Grüsse
Euer Alpenveilchen
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