Jetzt komm ich auch noch dazu...

[Juliane1979]

Liebe Tanja,

Dein "Hilferuf" -ich breche zusammen- erinnert mich an eine ganz schlimme Zeit. Ich kann Dir leider nichts helfen oder raten, ich war selbst wochenlang kurz vorm Nervenzusammenbruch und hatte mehrere kleine und doch konnte ich mich nicht schonen, die Zeit und die Ruhe hat man ja gar nicht. Aber lass Dir gesagt sein, Deine Kraft reicht viel länger als Du denkst. Du wirst nicht zusammenbrechen, es ist ja nicht alles verloren, auch wenn die Situation Euch alle Energie und Hoffnung zu nehmen scheint.Es ist eine so schwere Zeit für Dich, aber in solchen Situationen wächst man Kräftemässig über sich hinaus. Niemand weiß, was für Tiefschläge ihr noch ertragen müsst, aber Du wirst da durch gehen Tanja,Du wirst sehen. Du bist Deiner Mutti sicher eine große Stütze.
und noch was: wenn Du die ganzen positiven und oft sehr negativen Dinge liest, versuche sie nicht 1 zu 1 auf Eure Situation zu übertragen. Es ist sicher sehr hart vieles zu lesen, das ging mir damals ähnlich, aber es sind alles persönliche Schicksale. Diese sagen Dir nicht vorraus, was geschehen wird.

Gib nicht auf Tanja.



Juliane

[Steph570]

Hallo Tanja,

als ich Deinen "Hilferuf" grade gelesen habe ging es mir wie Juliane.
Ich dachte sofort an die Zeit zurück als ich an diesem Punkt war.

Tanja, niemand kann Dir sagen was noch kommt und was passieren wird.
Und leider kann Dir in der Situation auch niemand wirklich helfen, Rat geben oder sogar trösten.
Ich kann Dir nur sagen DU WIRST DURCH HALTEN !!
Du wirst nicht wissen wie Du es schaffst, aber Du schaffst es.
Jeden Tag aufs neue und solang Du mußt.

Und glaube mir Deine Mum weiß was Du durchmachst und sie ist mit Sicherheit unendlich Stolz auf Dich.

Ich drück Dich
lg stephanie

[Tanni2006]

Danke euch 2 Süßen, irgendwann gelangt man den Punkt, wo man nur noch sauer ist. Heute war ich beim Arzt, ist auch der Hausarzt meiner Mum und indirekt kam der Vorwurf, man hätte die Chemo gleich stationär machen sollen und sowas wäre eher aufgefallen. Ich war aber für eine Ambulante bei den Herren Overkamp in Recklinghausen. Tja, meine Mum wurde als psychisch krank dargestellt. Da habe ich gefragt ob Blut spucken den psychisch sei usw. jetzt ist Sie seit 3 Wochen im KH. Ich kapiere nicht warum Sie sich nicht mehr bewegen kann und nur noch im Liegen atmen kann. Sobald Sie sich umdreht bleibt Ihr die Luft weg. Wir haben schon ein festes Sauerstoffgerät und ein mobiles zu Hause. Warum? Der Tumor soll doch um insgesamt 70% zurückgegangen sein? Jetzt soll Sie Donnerstag zur Bestrahlung, ich habe wieder Angst und Bedenken. Ich traue niemandem mehr.
Ich kann mich selber mit meinen Aggressionen nicht ertragen, ich bin so traurig, dass ich meiner Mutter nicht den Wunsch mit einer bestanden Ausbildungsprüfung erfüllen kann. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren und wenn dann gerade mal auf ne TV Sendung oder so! Ich will meine Mutter zurück!!!!! Ich wünsch mir noch mit 23 wenn es mir schlecht geht, dass meine Mutter mir Tee bringt, mir nen Kuss auf die Stirn drückt und sagt, dass alles wieder Gut wird. Zwischendurch breche ich zusammen und kann echt nicht mehr.

[Tanja7]

Hallo Tanja

Ich kann deine Aggressionen gut verstehen.
Es ist sehr viel was man durchmachen muß,wenn man die eigene Mutter leiden sieht.
Man wünscht sich auch noch die Zeit zurück wo noch nicht alles so war.
Nimmt deine Mama denn Antidepressiva ein?
Ich wünsche dir ganz viel Kraft
Fühl dich gedrückt
LG Tanja

[Tanni2006]

Ja Doxepin nimmt Sie ein. Ist wohl so eine Art Anti Depressiva.
Nach meiner Heulattacke heute Mittag geht es wieder. Ich muss mit dem Vorwurf leben, dass ich dafür hatte sorgen sollen, dass Sie direkt im KH die Chemo erhält. Und das tut weh.
Ich wollte die ganze Zeit keine Diagnosen wissen, nun weiß ich ein bisschen mehr. Es ist ein Nicht Kleinzelliges BC, welches wohl auf den anderen Lungenflügel gestreut hat. Nach 2x3 Chemo Gemzar + Carbo haben wir erreicht, dass das Ding um 70% schrumpfte.
Jetzt ist da eine Lungenembolie und Thrombose und die Behandlung konnte beginnen, der Blutverdünner konnte wegen schlechter Blutwerte nicht verabreicht werden.
Nun ist da wohl auch noch eine Entzündung und da gehen die mit Antibiotika ran.
Die Ärztin tippt darauf, dass der Tumor wohl irgendwo drückt, so dass Sie sich nicht mehr bewegen kann, da Sie komplett den Sauerstoff verliert.
Sie kann sich im Bett nicht umdrehen ohne einen schlimmen Anfall von Atemnot.
Nun meine Fragen ( dass ihr keine Ärzte seit ist klar, aber ich schätze eure Fachkenntnisse schon sehr )
Wie kann der Tumor drücken, wenn er doch zurückgegangen ist?
Darf bei einer Embolie bestrahlt werden?
Darf bei einer evtl. Entzündung bestrahlt werden?
Muss man die Thrombosestrümpfe für immer tragen?
Kann man Thrombosen und Embolien vorbeugen?

Danke fürs lesen, Ihr Lieben.

Lieben Gruß Tanja

[milki1]

Liebe Tanja!

Puh, wo fängt man an.... also ganz klar wir sind alle keine Ärzte, mußten jedoch zwangsweise unsere Erfahrungen machen, was wir alle hier uns lieber erspart hätten und würden. Gut es hilft alles nix, ich sag Dir jetzt einfach mal meine Gedanken dazu.

Mein Vater hatte nach seiner damals ersten Chemo eine Hammer Lungenentzündung. Er wurde in das Otsansässige Krankenhaus gebracht und dort lag er dann 3 Wochen rum. Anstatt besser wurde sein Zustand schlimmer! Trotz Antibiotika, Controll CT-s mit Aussage Tumor geschmolzen und und und, sogar auf der Intensiv lag er kurzzeitig! Wir haben das alles damals nicht verstanden. Dann kam es so, dass er immer weniger sich bewegen wollte und konnte. Atmen ging immer schwerer und er verspürte wie er es meinte einen inneren Druck. Die Ärzte wußten nicht was es sein könnte, gaben nur weiter Antibiotika.

Eine befreundete Lungenfachärztin gab uns damals den Rat (da sie sich nicht selbst einschalten konnte), ihn dringend in eine Lungenspezialklinik überweisen zu lassen und dies mit dem jetzigen Krankenhaus zu besprechen. Es ging dort einfach nicht weiter. Gesagt getan, es war sogar so, dass man regelrecht ein aufatmen spürte, dass ihnen dieser Patient nun endlich "abgenommen" wurde und er konnte bereits am übernächsten Tag in die Ruhrlandklinik Essen gebracht werden.

Ja, er hatte immer noch eine Lungenentzündung, aber und das war was das andere Krankenhaus nicht gesehen hatte, zwischen Lunge und Rippenfell hatte sich Wasser angestaut. Es wurde sofort ein kleiner Schnitt gemacht und ein Minischlauch eingeführt und es wurden knapp 2,5 Liter Wasser aus meinem Vater rausgeholt! Danach war endlich dieser Druck weg, er konnte wieder richtig atmen, sich bewegen und hatte wieder appetitt. Aufgrund der Lungenentzündung konnte ja auch die Chemo nicht gemacht werden und da man auch hier nun direkt das Antibiotika umstellte, konnte er nach weiteren 7 Tagen wieder entlassen werden und nach 2 weiteren Tagen seine nächste Chemo bekommen.

Was ich Dir damit sagen möchte ist, versuche abzuklären ob Deine Mutter dort wirklich gut aufgehoben ist und ob auch die Möglichkeit einer Wassereinlagerung bereits abgeklärt wurde. Desweiteren wird man denke ich nicht bestrahlen, wenn die Blutwerte aufgrund von Entzündung und Gerinnungsstatus nicht in Ordnung sind. Beziehungsweise wäre vorher dringend ein Infogespräch mit dem Arzt zu vereinbaren, ob das wirklich richtig wäre in diesem Zustand noch mit einer Bestrahlung eins draufzugeben. Neben- und Nachwirkungen einer Bestrahlung sowie einer Chemo sind schließlich nicht ohne.

Bezüglich der Thrombosestrümpfe, solange Deine Mutter liegt, wird sie in jedem Fall, diese tragen müssen. Meist reguliert sich der Lymphabfluss wieder, sobald sie wieder selbständig läuft.

Ich hoffe das es Deiner Mutter bald wieder besser geht und Ihr noch eine schöne lange Zeit miteinander verbringen dürft! Schließlich ist der Tumor zurückgegangen und da lass die Hoffnung nicht sinken!

Sonnige Grüsse
Milki

[Tanni2006]

Milki du bist ein Schatz! Danke für deine Antwort. Mit der Ruhrland in Essen haben wir böse Erfahrungen gemacht. Schreibe dazu morgen in Ruhe mehr. Muss nun leider weg. Milki und die anderen, DANKE!

[milki1]

Hallo Tanni!

Tut mir leid dass ihr mit der Ruhrlandklinik keine guten Erfahrungen gemacht hat. Wo Licht ist halt meist auch Schatten und da kann ich verstehen, wenn man da dann die Finger von lässt.

Als weiteres Tumorzentrum kann ich Dir aber noch den Huyssenstift in Essen nahe legen. Die Klinik gehört zum Verbund Kliniken Essen Mitte und mein Vater hat dort Bestrahlungen bekommen. Es gab zum einen eine Ambulante Aufnahme und auch die Stationäre. Die Ärzte waren in meinen Augen auch hier sehr kompetent und haben schnell gehandelt.

Alles Liebe für Dich und Deine Ma!

Liebe Grüsse
Milki

[Tanni2006]

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte einfach mal eure Meinung dazu hören. Ich habe viele Gespräche geführt, gerade über Krebskranke.
Mir wird von einer Guten Bekannten immer wieder gesagt; Tanja, wenn deine Mama leben will, dann schafft Sie das.
Und wenn Sie gehen will, dann wird Sie gehen.
Redet man sich damit alles schön oder ist es so?
Dann müsste man ja soweit gehen und sagen, dass jeder gehen wollte.
Und das kann ich nicht glauben!
Vielleicht denken einige ich habe den Knall nicht gehört, aber das beschäftigt mich so sehr, dass ich einfach Menschen fragen muss, die mich verstehen.
Und das seit nunmal Ihr!
Wäre schön eure Meinungen zu erfahren.

Viele liebe Grüße,

Tanja

[Juliane1979]

Liebe Tanja,

meine Mutti hat zig mal den Spruch gehört: "Carmen, gib Dir Mühe, dann schaffst Du das. Wenn man will, dann wird man leben."

Es hat sie immer sehr verletzt und auch ich finde den Spruch etwas oberflächlich. Nein, meine Mam wollte sicher nicht sterben mit ihren 51 Jahren. Dieser Spruch impliziert für mich, dass jeder der stirbt sich zumindest nicht genug angestrengt hat oder bewusst/ unbewusst sterben wollte. Das ist mir zu simpel.

Es spielen so viele Dinge mit hinein in so eine Krankheit und bestimmt auch der Wille, zu leben, aber der allein heilt keine schwere Krankheit, so glaube ich zumindest und so habe ich es bei uns und bei der besten Freundin meiner Mama erlebt, die 17 Jahre gegen ihren Krebs kämpfte und wirklich überall hin reiste und wirklich jede fast schon aussichtslose Therapie mitmachte. Sie wollte mit aller Macht leben, dementsprechen lang war auch ihr letzter Kampf.

Aber das ist nur meine subjektive Meinung dazu.

viele Grüße

Juliane

[Tanni2006]

Und genau die will ich doch hören meine Liebe! Danke dir
Wäre schön hier einige Meinungen zu hören.
Ich stecke was das betrifft in einem Zwiespalt.
Ich finde es auch zu einfach gesagt, obwohl ich natürlich denke, dass der Wille und der Glaube einiges bewirken kann.

Liebe Grüße

[Lola²]

Ich denke, man kann diesen Satz vielleicht nur so verstehen, indem man etwas weiter geht und davon ausgeht, dass das "Unterbewusstsein", welches man vielleicht auch als "Seele" bezeichnen kann, sich dazu entschließt, zu bleiben .... oder eben zu gehen.

Ansonsten kann ich auch nur sagen, dass meine Mama immer gesagt hat: Mir gefällt es hier doch so gut, eigentlich will ich doch so gerne noch hier bleiben. Aber sie muss leider auch bald gehen und somit versuche ich, mich mit oben genannter Theorie anzufreunden.

[Tanni2006]

Liebe Lola,

soweit denke ich irgendwie auch. Und dann frage ich mich wieder, on man wirklich unterbewusst gehen möchte. Puuh das geht mir alles nicht aus dem Kopf

[Lola²]

Liebe Tanja,
es gibt auf dieser verrückten Welt so viele Dinge, für die unser kleines Menschenhirn einfach keine Antwort findet. Ich beschäftige mich auch oft mit solchen Themen, aber irgendwo sind uns dann immer Grenzen gesetzt.
Leider haben wir nicht alles in der Hand. Aber von irgendwo sind wir gekommen. Es ist ja schon so abgefahren, wie LEBEN überhaupt entsteht.

Dann muss es auch einfach irgendwo weitergehen, denke ich mir immer.
Meine Tante lag nach einer Hirnblutung 3 Wochen im KOma. KEiner hätte gedacht, dass sie überlebt. Heut ist sie wieder ganz gesund. Sie kann sich an gar nichts mehr in dieser Zeit erinnern, keine Träume, nichts! Da muss ja irgendwie das Unterbewusstsein oder eben die Seele entschieden haben ... Vielleicht liege ich auch falsch und die ganze welt funktioniert nach dem Zufallsprinzip oder jemand anderes entscheidet über unsere Schicksale.

Wir werden das wohl nie erfahren während unserer Lebenszeit auf der Erde.

Ich versuche immer, in all meinen Schicksalen einen Sinn zu finden, und komischerweise kann ich sogar auch bei den schlimmsten davon einen Lerneffekt finden.

Andererseits bleiben trotzdem fragen: Ich habe durch die Krankheit meiner Mutter vieles gelernt, aber wieso muss sie dafür sterben?

Ich weiß es einfach nicht! Schwieriges Thema.

[Juliane1979]

ja sollte die Seele diese Entscheidung wirklich unbewusst treffen, ist das für mich in Bezug auf meine/ unsere Geschichte noch trauriger. Ich hoffe, es spielen noch andere Faktoren eine Rolle.

noch eine Frage vielleicht: wie würde man das Unterbewusstsein aktiv beeinflussen?