Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Hodenkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 21.11.2014, 10:45
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.11.2014
Ort: Bodensee
Beiträge: 12
Pfeil Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hallo zusammen,

Es begann alles damit, dass ich vor ungefähr 6-8 Wochen zum ersten Mal ein Ziehen in einem meiner Hoden bemerkte. Ich dachte mir nichts weiter dabei, konnte ja einfach mal so sein. Ich, das bin ich: 51 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder (+3 Kinder aus erster Ehe), freiberuflich tätig, auf dem Land wohnend, viel und intensiv arbeitend und mit zwei bzw. drei Höllenjahren hinter mir.
Dann Anfang letzter Woche begannen die ziehenden Schmerzen öfter aufzutreten. Vermehrt rechts, aber auch mal links. So langsam vermutete ich eine Nebenhodenentzündung, die ich schon mal für 15 Jahren hatte (nach der Vasektomie).
Von Montag bis Mittwoch war ich noch auf einem Seminar in dessen Verlauf ich auch gefragt wurde, was ich denn befürchte, wenn ich derart verschleißend weiter arbeite? "Eine fiese innere Krankheit" war meine Antwort. Vielleicht ein Volltreffer.

Donnerstag vor einer Woche dann zum Urologen, gut noch einen dazwischen geschobenen Termin bekommen zu haben. Der Arzt meinte dann auch, ja diese ziehenden Schmerzen in den Hoden gibt's gerne bei überwiegend sitzend tätigen Personen. Passt also auf mich. Doch er meinte, er will zur Sicherheit noch das volle Ultraschall- und Untersuchungsprogramm durchziehen. Alles war unauffällig bis auf den Moment, wo er meinen linken Hoden sonographierte: "Da ist etwas, das gehört da nicht hin." Und dann war es relativ schnell abgemacht, ich muß in die Klinik zur Abklärung. Freilegung des Hodens, Schnellschnittdiagnostik, ja und dann weiter. Ich weiß es noch nicht. Und ich weiß auch sonst noch nicht viel.

Und da fing mein Kopfkino an. Zum Mäusemelken. Sorgen, Befürchtungen, Ängste - alles kommt zusammen. Ab 1.1. habe ich kein Projekt mehr. Die Suche läuft gerade auf Hochtouren. Aber wenn es Krebs wäre, dann wird alles anders. Verdammt, ich bin schon runter mit den Nerven. Tränen. Leben als Achterbahn. Normalität? Ade.

Heute, eine Woche später schreibe ich aus dem Krankenhaus. Der linke Hoden ist rausgekommen. Tumor (2,6x2,1x1,5 cm) - welcher ist noch nicht klar. Die OP war gestern, komme gerade vom CT zurück. Mache mich gerade mit Begriffen wie Alfa-Fetoprotein (AFP), Laktat-Dehydrogenase (LDH) und dem Zungenbrecher Humanes Choriongonadotropin (HCG) bekannt. Alle drei Werte übrigens im Normalbereich vor der OP.

Uh, der Geschmack des Kontrastmittels vom CT im Rachenraum ist ja komisch - gleich noch etwas mehr trinken.

Aufstehen klappt schon wieder, der Schnitt brennt manchmal höllisch, und der rechte Hoden der punktiert wurde, ist auch noch am Pochen. Aber die Nacht ware mit Novalgin gut. Jetzt warte ich auf das Ergebnis des CT und des histologischen Befundes.

Meiner Familie und mir geht es psychisch schon wieder besser. Nach dem ersten Schock, den Tränen, der Aussichtslosigkeit, dem Sammeln von Informationen, dem Bewußtwerden (was wahrscheinlich immer noch nicht vollständig ist), und der gemeinsamen Sorge, sind wir wieder mehr im Hier und Jetzt angekommen. Wir hoffen alle, dass es nicht ganz dick kommt.

Jetzt mußte ich mich doch wieder hinlegen. Stehen oder liegen geht, aber sitzen ist übel mit dem Leistenschnitt.

So, das wäre mein Einstand. Seit Tagen habe ich das Forum Hodenkrebs von vorne nach hinten gelesen. Was geblieben ist die Erkenntnis, dass ich nicht alleine bin und vor allem, dass ich mir eher die Königsklasse an Krebs ausgesucht habe, also im positiven Sinne. Und dass der Krebs ganz schön individuell ist.

Eine Frage habe ich doch zu der ich direkt keine Antwort gefunden habe. Falls eine Chemotherapie ansteht: im lokalen Regionalkrankenhaus (nach Konsultation zm-hodenkrebs.de) oder besser in einem überregionalen Zentrum? Da ich am südlichsten Ende von Baden-Württemberg wohne, wäre das nächste wohl in Tübingen. Oder gilt diese Zentrumsgeschichte nur für eine eventuell notwendige retroperitoneale Lymphadenektomie (RLA)?

Beste Grüße an alle Mitstreiter.

Geändert von TorisNeueWelt (21.11.2014 um 18:56 Uhr) Grund: Peinliche Schreibfehler beseitigt
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 21.11.2014, 12:44
Dusty Dusty ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.02.2014
Beiträge: 834
Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hey und willkomen bei uns (K)Eineiigen , auch wenn es natürlich kein schöner Anlass ist.
Da hast du ja echt Pech gehabt, dass es dich in deinem Alter noch mal erwischt, aber in sowas steckt man halt nicht drin.

Aber zuerst mal Kopfhoch - HK ist verdammt gut heilbar! Selbst in fortgeschrittenen Stadien. Jetzt die Befunde abwarten, dann weiß man mehr. Das die Marker nicht erhöht kann schon mal ein gutes Zeichen sein.

Zu deiner Frage: Eine RLA brauchen nicht so viele, wenn sie aber erforderlich wird unbedingt in einem Zentrum mit viel Erfahrung und Ahnung machen lassen! Auf gar keinen Fall im nächsten Wald und Wiesen Krankenhaus . Die Chemo sollte nach Möglichkeit auch in einer erfahrenen Klinik gemacht werden. Ich meine da mal eine Studie gelesen zu haben, dass das die Heilungschancen - speziell in höheren Stadien - noch mal verbessert. Aber ansonsten einfach mal Schrader (Zweitmeinungszentrum) anschreiben und ihn fragen, was er bei deinen Befunden für sinnvoll hält. Wenn du dich in deiner Klinik gut aufgehoben fühlst, dann kannst du das auch da machen - ich würde das wohl danach entscheiden, wie kompetent die Ärzte auftreten.

Für die Warterei auf jeden Fall erst mal starke Nerven! Wartet auf die Ergebnisse, wenn die da sind kann man sich immer noch den Kopf zerbrechen!
__________________
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
Johann Wolfgang von Goethe

http://diagnose-hodenkrebs.jimdo.com/
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 21.11.2014, 15:31
Egghart Egghart ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.02.2014
Beiträge: 265
Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hallo und herzlichen Glückwunsch hier im Forum, auch wenn der Anlass nicht so erfreulich ist.

Vorab: DAS WIRD!

Die OP hast du hinter dir und das ist gut. Jetzt kommt die Warterei und die kann unangenehm sein. Lenk dich ab und mach was schönes. Und nimm dir die Zeit, trotz Arbeit.

Wie weit von Tübingen bist du den weg? bzw. wie weit genau von Ulm. Kann ja nichtmehr so weit sein und da hast du den Fachmann schlechthin für die Zweitmeinung. Und danach schaust du dir das Münster mit deiner Familie an und das Geburtshaus von Einstein und trinkst ein gutes, regionales Goldochsen

Jetzt warten wir mal auf die Ergebnisse und du wirst auch von Tag zu Tag wieder fitter und die Leiste hört schnell auf zu schmerzen.

LG EGG
__________________
__________________

Implantat abgelehnt, gabs nicht in XXL!

Möge die Macht mit allen stillen, eineiigen Mitlesern sein!

Mein Lieblingsmärchen: Hans im Glück!
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 21.11.2014, 17:56
shrimps62 shrimps62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.12.2013
Beiträge: 139
Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Hi,mich hat es auch genau vor einem Jahr erwischt.War auch 51 Jahre,leider hatte der Scheiß gestreut und ich musste eine Chemotherapie machen.Man kommt zwar nicht so heraus wie man hereingeht aber es ist erträglich und machbar.Hoffe du hast Weihnachten noch deine Haare,Kopf hoch und viel Glück
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 21.11.2014, 18:54
TorisNeueWelt TorisNeueWelt ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.11.2014
Ort: Bodensee
Beiträge: 12
Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Vielen Dank für eure Antworten und den Zuspruch.

Ich habe sogar einen Auftrag in Ulm, könnte deswegen direkt bei Prof. Schanker vorbeischauen. Ich hatte fälschlicherweise in Erinnerung, dass der in Freiburg sei.

Aber das Neueste: heute früh wurde noch ein CT gemacht und vor einer Stunde kommt der Chefarzt rein und meint wortwörtlich: "Das CT zeigt, dass es nichts zeigt." Keine Metastasen, keine Lymphknotenveränderungen - nada, nix, gar nix.

Also derzeitiger Stand:
Blutserumswerte (Tumormarker): okay (checked)
CT: okay (checked)
Histologie: ???

Das unspezifische Ziehen in den Hoden hat laut Aussage des Arztes nichts mit dem Tumor direkt zu tun. In der Grösse seien die schmerzlos. Sei auch praktisch nicht zu tasten gewesen, da gab es keine Verhärtungen. Nur die Größe hatte sich verändert.

Also wenn auch die Histologie soweit in Ordnung geht, komme ich wahrscheinlich sogar um eine Chemo herum.

Das alles ist jetzt ein gewaltiger Schuß vor den Bug. So in der Art: das ist nicht der richtige Weg Freundchen - ich geb Dir jetzt weitere Motivationshilfe Dein Leben zu ändern.

Ich weiß natürlich noch gar nicht was das alles insgesamt bedeutet. Ich weiß nur so viel, dass ich nicht so weiter machen kann wie bisher: Stress überall, multi-tasking, keine Ruhepausen. Da gehe ich vor die Hunde und meine Familie gleich mit. Als selbständig Tätiger ist mir klar geworden, dass so eine Krankheit existenzbedrohend sein kann und sein wird. Ich habe zwar eine Tagegeldversicherung und eine BU-Versicherung, aber da ist einfach zu viel Ballast an Bord mittlerweile. Da wird mal richtig ausgekehrt. Dann werde ich mir klar machen müssen, was ich wirklich will. Was micht begeistert. Und zwar so, dass ich das bis an mein Lebensende ausführen will und vor allem auch kann.

Beste Grüße
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 21.11.2014, 19:55
Egghart Egghart ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.02.2014
Beiträge: 265
Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Sauber mit dem CT! Jetzt noch die Histo…

Jep, habe auch einiges geändert und bin in vielen Sachen Gelassener, in manchen aber auch nicht. Das geht nicht gleich aber war schonmal der richtige Anfang.
__________________
__________________

Implantat abgelehnt, gabs nicht in XXL!

Möge die Macht mit allen stillen, eineiigen Mitlesern sein!

Mein Lieblingsmärchen: Hans im Glück!
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 21.11.2014, 20:18
Dusty Dusty ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.02.2014
Beiträge: 834
Standard AW: Hodenkrebs mit 51 Jahren

Das ist auf jeden Fall schon mal Klasse der CT Befund!

Und die Prioritäten vielleicht mal neu zu ordnen ist sicher auch nicht verkehrt, gerade wenn man malso was vor den Latz geknallt bekommt und feststellt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit und Stress bestehen sollte.

Ich drück die Daumen, dass die Histologie auch was "erfreuliches" bereit hält.
__________________
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
Johann Wolfgang von Goethe

http://diagnose-hodenkrebs.jimdo.com/
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:02 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55