Pflegestufe bei fortgeschrittenem BK ?

[Stefans]

Hallo,

hat jemand Erfahrungen mit der Pflegeversicherung (heisst: Anerkennung der Pflegestufe 1) bei fortgeschrittenem BK? Falls ja, wäre es schon, wenn ihr berichten würdet.

Hintergrund: meine Frau hat fortgeschrittenen BK, Metastasen in Lymphsystem und Nebennieren. Sie ist seit einigen Wochen wieder Zuhause, Chemo mit Taxol erfolgt einmal wöchentlich, ist aber nur noch palliativ. Es geht meiner Frau zunehmend schlechter :-( Sie verliert immer weiter an Gewicht und ernährt sich fast nur noch von Morphium, Novalgin, Magentabletten und Abführmitteln. Dass sie sich selbst versorgt, daran ist schon lange nicht mehr zu denken. Das Haus verläßt sie nur noch, um mit dem Taxi zur Chemo zu fahren. Auch das nur mit viel Mühe. Was sie sonst kann, ist abhängig von der "Tagesform". Am Tag nach der Chemo, und diese Woche schon 3 Tage am Stück, hat sie nicht mal mehr die Kraft, sich zu waschen. Ich muss ihr dann Wasser in die Wanne lassen, ihr rein- und und wieder raushelfen...

Trotzdem meinte die Mitarbeiterin der Krankenkasse, der ich den Alltag hier geschildert habe, dass die Beantragung der Pflegestufe 1 aussichtslos sei. Schließlich könne meine Frau ja noch selbst Besteck und Glas halten und auf's Klo gehen. Hm... stimmt (bzw. stimmt, teilweise, noch), aber: Zum Essen und trinken muss ich sie mittlerweile penetrant "überreden", und wenn sie im Bad ist, muss ich bei Fuss stehen, um ihr im Zweifelsfall sofort helfen zu können. Jedenfalls meint die Kasse, meine Frau bräuchte da noch keine Pflege, sondern allenfalls eine Haushaltshilfe, und das sei nicht Sache der Pflegeversicherung, sondern liefer per Verordnung vom Arzt.

Das mag ja "formal korrekt" sein. Aber mir ist diese Differenzierung unverständlich. Daher meine Frage, ob nicht trotzdem eine Chance auf Anerkennung der Pflegestufe 1 besteht, und ob dabei auch "strategisches" Verhalten während des Gutachtertermins eine Rolle spielt.

Viele Grüße,
Stefan

[esperanza1965]

Hallo Stefan,
mit fortgeschrittenem BK habe ich zwar keine Erfahrung, aber mit der Vergabe der Pflegestufe. Es werden nur bestimmte Tätigkeiten für die Pflege angerechnet, z.B. Hilfe bei der Körperpflege. Arbeiten im Haushalt wie Einkaufen, Wäsche etc. zählen m.E. nicht dazu. Man muss dann pro Tag eine bestimmte Minutenzahl an Hilfeleistungen erreichen, um die Pflegestufe zu erhalten. Die genaue Zeitdauer weiß ich nicht, ist aber bestimmt im Internet zu finden.

Mein Vater z.B. ist nach einer schweren Erkrankung in keiner Weise mehr in der Lage, seinen Alltag zu bewältigen. Da er aber allein aus dem Bett aufstehen kann, sich allein anziehen kann, allein zur Toilette gehen kann etc. erreichen wir die notwendige Minutenzahl nicht annährungsweise. Ich kann nur empfehlen, sich da von kompetenter Stelle beraten zu lassen bzw. auch selbst mal eine Art Pflegetagebuch zu führen, um sich einen Überblick über die Art der Tätigkeiten und die Zeitdauer zu verschaffen.

Viele Grüße

Anett

[Gloria-Beetle]

Hallo Stefan,

ich habe in der Vergangenheit Erfahrung mit der Beantragung von Pflegestufen und da die Entscheidungen so unterschiedlich ausfallen, würde ich auf jeden Fall versuchen Pflegestufe I zu beantragen und auch bei Ablehnung noch mal zu widersprechen.

So wie ich Dich verstehe braucht Deine Frau ja bei vielen sogegannten "Grundpflegesituationen" Hilfe, vermutlich auch beim Toilettengang, wenn sie so schwach ist,vor allem auch nachts.

Wie heisst es: Versuch macht klug.

Liebe Grüsse und viel Erfolg

Gloria

[silverlady]

hallo Stefan
versuche es auf jeden Fall. Lass dir vor der Krankenkasse ein Pflegetagebuch zuschicken.
Darin ist alles aufgeführt.
Für die Pflegestufe I braucht man 90 min, von denen mindestens 45 min auf die Pflegerischen Tätigkeiten entfallen müssen.
Wichtig ist, jede Hilfe und Unterstützung aufführen und den Zeitraum wie lange es dauert.
Wichtig ist, den nächtlichen Hilfebedarf anzugeben.
Dazu zählt Hilfe beim Aufstehen,begleitung zur Toilette, usw.
Wenn du mehr Infos brauchst melde dich.

Die Pflegestufe ist etwas, was einem in einer bestimmten Lebensituation zusteht, es soll helfen die Pflege zu erleichtern.

silverlady

[Stefans]

Hallo,

erstmal vielen Dank für eure Antworten!

Silleke hat etwas Wichtiges gesagt: es kann besser sein, selbst zu zahlen, um sich den Stress mit MDK usw. zu ersparen. "Besser" zumindest für meine Frau. Und wir werden diesen Antrag nur stellen, wenn sie bereit ist, dieses PRocedere auf sich zu nehmen. Und das ist sie im Moment nicht. Ihr geht es ohnehin dreckig, da will sie nicht auch noch begutachtet werden.

Andererseits hängt halt Geld dran, von dem ich meine, dass es uns zusteht. Ob Pflegekraft oder Pflegegeld. Es ist eine Versicherungsleistung (und kein Almosen!), die meiner Frau IMHO zusteht. Ist ja nicht nur der monatliche Beitrag. Pflegebett (haben wir schon selbst bezahlt), Hilfsmittel usw. hängen auch dran.

Es mag herzlos klingen angesichts all des Leidens. Aber Geld spielt nunmal eine Rolle. Noch bekommt meine Frau Krankengeld aus einem Halbtagsjob, aber bald steuert sie Kasse sie aus und sie wird zwangsweise in Rente geschickt. Und nur die Zuzahlungen zu Chemo, Medikamenten, Fahrtkosten usw. liegen hier bei über 400 EUR pro Monat (klar, gibt es teilweise erstattet - aber erst nächstes Jahr, bis dahin leben wir vom Dispo-Kredit). Die ganzen Sachen, die die Kasse grundsätzlich nicht zahlt, gehen natürlich extra... Und von irgendwas müssen wir halt auch leben. Wir haben das große Glück, dass wir bei Elterns schnorren können. Aber über den Schatten springt man halt auch nicht ohne große Not :-/

Viele Grüße,
Stefan

[suzal]

Hallo Stefans!

Bei uns in Österreich kann man z.B. die div. Arztkosten und Medikamente abschreiben. Auch das Krankenbett. Erkundige Dich einmal, ob dies nicht in Deutschland auch möglich wäre?

Ich habe auch eingereicht für Pflegegeld. Es erleichtert doch den Alltag wesentlich. Auch wenn die Zuzahlung bei weitem die Fixkosten nicht abdecken. Auch bei mir war schon 3x der Amtsarzt da. Um meinen Gesundheitszustand zu checken. Die Ärzte stellen ein paar Fragen, eventuell muss man versuchen, aus eigener Kraft aus dem Bett bzw. vom Sessel hoch zu kommen. Dann wird noch gefragt, ob man sich selbst anziehen, waschen etc. kann. Diese Untersuchung mit dem Amtsarzt war wirklich nicht schlimm.

Rede Deiner Frau gut zu, sie soll auf keinem Fall auf dieses Geld verzichten. Sie soll sich was GUTES mit diesem Geld tun!

Wünsche Euch alles Gute!

Liebe Grüße
Susanne

[zyna33]

Halloo mein Name ist Zyna....

..ich habe gestern mit meiner lieben freundin telefoniert und zum geb. gratuliert ..da hat sie mir gesagt das sie in der charitee war CT gemacht wurde und die Ärtze eine 5 cm große metastase wohl endeckt haben die hinterm knochen liegt schlüsselbein...sie hat starke schmerzen und war am boden zerstört wo ihr die ärzte sagten sie solle nur 1-2 jahre planen mehr nicht.... eine genaue diagnose bekommt sie erst ...ich finde es sehr traurig das ein arzt sich ohne genaue diagnose anmasst sagen zu können wie lange es dauert (ihr leben) ich habe sie erstmal beruhigt .....und ihr mut zu geredet das es noch möglichkeiten giebt...wie stammzellentherapie.....sie solle nicht aufgeben.....ich fühl mich schreklich da ich ihr kein wunder geben kann.....kennt jemand noch ärtze in Berlin die da sehhhrrr gut sind.... bitte bitte schreibt mir bin über jedes positive wort dankbar

[Löwin69]

Hallo Silleke,
waschen,Baden,Haare machen,Anziehen helfen und und und ,das machen im Moment mein Bruder und ich.Da sie einen Toilettenstuhl hat,schafft sie es im Moment noch alleine,der steht ja im Schlafzimmer und so kann sie nachts auch alleine zur Toilette gehen.Auslehren,das macht meistens mein Bruder.
Die Zeit ist wirklich knapp bemessen,denn für diese Pflegetätigkeiten würden wir,laut deren Aussage , dafür nicht 45Min.brauchen.Also müsste ich meine Mutter ins Bad zerren,schnell abwaschen,aus der Wanne ziehen,schnell Sachen überzerren,nur unter den 45Min.zu bleiben.Aber wir werden immer wieder Einspruch erheben,ob es etwas nützt,mal sehen.
LG Tina

[solveigh]

Hallo Stefan,

ich würde an Deiner Stelle auf jeden Fall versuchen Pflegestufe 1 zu beantragen. Google doch mal im Internet nach den Zeiten für die einzelnen Pflegeaufwendungen oder frag doch Euern Hausarzt, was er davon hält und ob er Euch bei der Beantragung unterstützt.

Bei meinem Mann haben wir das Pflegegeld im September beantragt (Kurzer Anruf bei der Krankenkasse, mit der Bitte um Zusendung des Antrages auf Plegegeld). Nach 4 Wochen kam der Medizinische Dienst für ca. 15min zu Besuch. Gestern haben Pflegestufe 1, rückwirkend zum Antragsdatum bewilligt bekommen. -Völlig Problemlos- Ich muß aber dazu sagen, dass wir ziemlich Ländlich wohnen und ich meinem Mann die parenterale Ernährung anhänge, seinen Port komplett versorge und sämtliche zusätzliche Infusionen anhänge.

Bei Fragen kannst Du mich gerne auch per PN fragen.

Ich wünsche Dir und Deiner Frau alles alles Gute

Grüße Solveigh

[Stefans]

Hallo,

erstmal Danke! für die vielen Antworten. Ich versuche mal, darauf einzugehen.

Zunächst: mir ist relativ egal, für welche "Teilleistungen" die Pflegeversicherung "gedacht" ist. Weil ich keinen Unterschied erkennen kann dazwischen, ob ein Mensch nichts zu Essen kriegt, weil er sich nichts mehr zubereiten kann, oder deswegen, weil er die Gabel nicht mehr zum Mund führen kann. Aber egal. Bin Normalmensch, kein Jurist, Versicherungs- oder Gesundheitsexperte. Ist halt so. Uns interessiert, wie wir in der gegebenen Situation (auch finanziell) am besten durchkommen.

Verordnung von Hilfsmitteln über den Hausarzt: ja, der Hausarzt kann Hilfsmittel auch ohne Pflegestufe verordnen. Aber unser Hausarzt hat mir gesagt, dass diese Verordnungen vorher von der Kasse gnehmigt werden müssen. Und dass es sehr wahrscheinlich ist, dass - wenn keine Pflegestufe vorliegt - die Kasse dann eben zur Prüfung, ob der Bedarf "tatsächlich" vorliegt, den MDK zur Begutachtung schickt. Also gehopst wie gesprungen.

Höhe der Zuzahlungen: mir ist bekannt, dass bei chronischen Krankheiten die Zuzahlungsgrenze 1% des Jahreseinkommens beträgt. Zur praktischen Abwicklung: zunächst mal hatte meine Frau das Pech, dass ihr Krebs erst im Januar 07 diagnostiziert wurde, nicht im Dezember 06. Deswegen ist der per Definition für gesamt 2007 nicht "chronisch", also 2% statt 1%. Die Zuzahlungs"befreiung" gibt es nur, wenn man im Gegenzug _vorab_ diese 2% bzw. 1% vom geschätzten Jahreseinkommen an die Krankenkasse bezahlt. Nix Befreiung, sondern Pauschal-Vorauszahlung. Was die aktuellen Zuzahlungen betrifft, so mögen die manchem unglaubwürdig erscheinen. Ich werde hier keine detaillierte Rechnung zur Rechtfertigung aufmachen. Nur soviel: pro Woche sind das ca. 50 EUR für die Chemo, 20 EUR für die Fahrten zur Chemo, und etwa 30-50 EUR für Medikamente in der Apotheke (2 N3 Novalgin, eine N3 Morphium retard, eine Morphium schnellwirkend, Abführmittel, Mittel gegen Übelkeit, Antidepressivum, Salbe gegen Pilzbefall... war sicher nicht abschließend; und ein paar Medikamente brauche ich selbst auch). Was die Kasse gar nicht zahlt: Klistiere (40 EUR/Monat), Nahrungsergänzungsmittel (damit meine Frau wenigstens ein paar Vitamine bekommt, 56 EUR/Monat) und eine Reihe von "Kleinigkeiten", die sich auch läppern. Die Zuzahlungen zu all den Krankenhaustagen sind da nur noch Kleinkram, kommt schon nicht mehr drauf an.

Natürlich bekommen wir 2009 nach Einreichen der Quttungen für 2008 eine satte Rückzahlung von der Kasse. Und davon finanzieren wir meiner Frau dann eine würdige Bestattung.

Viele Grüße,
Stefan

[Renate2]

Hallo Stefans,
ich weiss ja nicht, wo Ihr krankversichert seit, aber die jährliche Vorauszahlung ist m.W. eine Kann-Regelung und keine Muss-Reglung.
Einmal habe ich das auch gemacht. Nur keinen Sinn darin gesehen und jetzt sammel ich wieder Quittungen. Bei meiner Mutter läuft das ähnlich. Sie ist in einer anderen Krankenkasse als ich.

Einige Krankenkasse habe diese Vorauszahlung sogar wieder abgeschafft. Erkundige Dich doch mal nach der Rechtslage. Die Vorauszahlung ist ja bei Dir horrend.

Liebe Grüße
Renate