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Alt 03.10.2009, 20:55
Benutzerbild von Kerstin26
Kerstin26 Kerstin26 ist offline
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Registriert seit: 23.12.2007
Ort: Plattling, Niederbayern
Beiträge: 82
Standard Es ist unerträglich!

Liebe Forumsmitglieder,
ich habe mich hier vor zwei Jahren angemeldet, als wir erfuhren, dass mein Vater - und auch gleichzeitig mein bester Freund - an Lungenkrebs erkrankt ist.
Ich las viel und suchte mir gezielt Themen aus, in denen die Krankheit besiegt wurde. Nachdem ich mich lange damit beschäftigt hatte, entschloss ich aber auch, dass die Krankheit uns nicht beherrschen darf.
Ich stand meinem Papa immer bei und war bei allen Behandlungen dabei, aber gleichzeitig lenkte ich immer im vom Thema ab und wollte ihn auf andere Gedanken bringen.
Ich versuchte es einfach zu verdrängen und redete mir ein, dass alles wieder gut wird...

Leider wurde bei der Behandlung alles verpfuscht, was es zu verpfuschen gab... Während der Bestrahlung des Bronchialkarzinoms wurde leider übersehen, dass mein Vater eine Lungenentzündung hatte und so "platzte" regelrecht die Lunge - leider der gesunde Lungenflügel. Nachdem sie ihn im Krankenhaus 3 Wochen liegen ließen, wurde er erst operiert.
Seitdem ist eine operative Entfernung des Tumors nicht mehr möglich. Die Chemotherapien haben nicht angeschlagen und mittlerweile ist der restliche Teil der Lunge mit Emphysemen voll und es sind Metastasen an den Lymphdrüsen da.

Seit 3-4 Wochen baut er nun gewaltig ab und isst nur noch unregelmäßig ein bißchen. Er kann kaum noch sprechen weil ihm dazu die Luft fehlt.

Da er nicht mehr ins Krankenhaus will und wir dies auch nachvollziehen können, pflegen wir ihn 24 Stunden daheim (meine Mom und ich).
Er ist mittlerweile zu schwach um sich aufzusetzen oder sich umzudrehen.
Nachdem wir diese Woche im Krankenhaus bei seiner behandelnden Oberärztin anriefen, ob wir vielleicht Mediamente oder Tipps bekommen könnten, wie wir es ihm erleichtern könnten, bekamen wir nur die Antwort, dass sie etwas besseres zu tun hätte und noch andere Patienten hätte und wir uns gefälligst damit abfinden sollen, dass man nichts mehr tun kann...

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal denken würde, dass ich mir wünsche, dass er endlich in Frieden einschlafen könnte. Aber momentan ist der Punkt erreicht, an dem wir ausgepowert sind und nur noch funktionieren.

Ich bin Gott sei Dank im April diesen Jahres wieder heimgezogen und bin also immer vor Ort.

Meine Mutter ist herzkrank und ich habe soviel Angst, dass sie das nicht übersteht.
Das Herz meines Vaters ist dagegen wie das eines 25jährigen! Das ist auch der Grund, warum er so lange aushält - Fluch oder Segen...

Seit 3 Wochen haben wir hier einen regelrechten "Tourismus" - jeder kommt und will sich verabschieden. Es ist nicht auszuhalten. Heute kam seine Schwester angereist.
Die letzten zwei Jahre kam niemand...
Aber da mein Vater alle noch einmal sehen, kann ich nichts dagegen machen (auch wenn ich mich manchmal frage "wo seid ihr die letzten 2 Jahre gewesen?")

Niemand, der so etwas noch nicht durchgemacht hat, kann nachvollziehen, wie sehr dies nervlich anstrengt.
Tagsüber bin ich stark und ruhig - für meine Eltern. Aber abends alleine im Bett überwältigt es mich immer öfter.

Ich will ihn nicht gehen lassen, aber ich will, dass dies alles ein Ende hat.

Sorry, ich wollte es mir einfach mal von der Seele schreiben. Ihr wisst, wie das ist...
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