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  #1  
Alt 12.03.2008, 21:33
Amazona Amazona ist offline
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Standard War meine Behandlung normal ?

Hallo,
eigentlich traue ich mich garnicht, von mir zu berichten, denn mir geht es im Gegensatz zu vielen von Euch gut. Vor vier Jahren wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert und irgendwie habe ich mich damit auch arrangiert. Aber wie es damals abgelaufen ist, ist heute noch ein Trauma für mich. Ich versuche mich kurz zu fassen.
Also, Knoten entdeckt, ab zu meinem netten Gynäkologen und der schickte mich sofort zu Mammographie, dann noch ein MRT - 2 Knoten.Termin Senologie, Oberärztin sah sich die Befunde an und meinte, ich sollte mir keine Gedanken machen, es wird überwiegend brusterhaltend operiert. Mit der Stanze "stocherte" sie dann ca. 1/4 Std. in der Brust (ohne Lokalanaesthesie) herum. War trotzt meiner hohen Schmerztoleranzgrenze sehr schmerzhaft und die Brust danach bis zur Op nur noch ein einziges schmerzhaftes Hämatom.
5 Tage später ein Anruf von ihr, um mir mitzuteilen, daß es bösartig ist, die Brust ab muß und sie die nächste Woche Zeit für die OP hätte. Ja - Termin abgemacht und hin. Die Senologie hat dort ein paar Betten auf einer gynäkolog. Station und der dortige Stationsarzt erhob meine Anamnese, konnte aber zu dem OP-Einwilligungsbogen nichts sagen, war nicht sein Gebiet. Also keine Beantwortung meiner vielen Fragen. Am nächsten Morgen gab es die Beruhigungspille und sie beruhigte mich, weil ich dachte, im Op würde mir jemand meine Fragen beantworten. ehe ich mich jedoch versah, hatte ich die Anaesthesiespritze im Arm und war binnen Sekunden weg.
Im weiteren stationären Verlauf gab es auch keine Informationen, nach 5 Tagen Entlassung und nach einer Woche Abschlußgespräch mit dem Chef (war aus dem Urlaub zurück) und Befunderöffnung. Beim Abschied sagte er dann, ich sollte mir einen Termin für die Chemotherapie geben lassen. Kein Mensch hat mir vorher je erzählt, daß sich noch eine Chemo anschließen soll. Als er mein Entsetzen sah, bat er mich wieder herein und erklärt warum.
Erster Termin Chemo, wieder erfolgte keine Aufklärung über die Medikamente.
Was man mir verabreichte, entnahm ich dem Aufkleber der Infusionflasche und las mich danach "schlau", damit ich wenigstens über die Nebenwirkungen und Folgen Bescheid wußte.
Weiter will ich mich auch nicht auslassen, sondern Euch nur um Eure Erfahrungen bitten, vielleicht waren meine ja auch ganz "normal" und meine Erwartungen zu hoch.
Liebe Grüße
Amazona

P.S. Tut mir Leid, daß es doch länger geworden ist !
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  #2  
Alt 12.03.2008, 22:00
Benutzerbild von Heike 1963
Heike 1963 Heike 1963 ist offline
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Standard AW: War meine Behandlung normal ?

Liebe Amazona,

leider ist das von Dir Erlebte kein Einzelfall.

Ich ertastete bei mir einen Knoten. Mein Gyn machte eine Sono und stellte fest, da ist etwas klar Umrissenes, was da raus sollte. Bei Frauen ab 40 .. blablabla.. nun denn... Nächsten Tag kam ich ins KH. Na vielleicht ist es ein geschwollener Lymphknoten? Wiederum einen Tag später OP, am nächsten Tag Chefvisite, 'sah alles gut aus, ruhen sie sich noch ein wenig aus und übermorgen können sie nach Haus'. Gesagt getan. Nur am Entlassungstag kam dann der bösartige Befund. Überraschung für alle. Der Operateur war nicht in der Lage, mir vernünfitg beizubringen, das der Befund Krebs ist. Dann war angeblich Eile geboten. Die Lymphknoten müssen raus. Gesagt, getan, am gleichen Tag kamen die Lymphknoten raus. Im Laufe der folgenden Woche dann die üblichen Nachuntersuchungen, Lunge, Herz, Knochenszinti, Oberbauch...alles ok. Als die letzte Untersuchung abgeschlossen war, war ich hochjubeljauchzend...ha, nochmal die Kurve gekratzt...denkste...Krebs hört irgendwie nie auf... 2 Stunden später kam besager Operateur zu mir und eröffnete mir, das ich wiederum eine Woche später mit der Chemo anfangen könne und vorher noch der Port gesetzt wird. Darüber war vorher kein Wort gefallen! Immer hiess es AHT und/oder Bestrahlung. Na toll! Ich landete...ganz unten. Das hielt 2 Tage an und dann kam mein Kampfgeist. Ich entliess mich selber aus dem KH und informierte mich über Bücher, das Internet und andere Betroffene und habe dann erst der Port OP zugestimmt und dann mit der Chemo begonnen. Soweit, sogut. Doch dann funktionierte der Port nicht mehr und ich brauchte einen Neuen. Habe sofort das KH gewechselt, bin in ein Brustzentrum und alles wurde gut.

Hervorheben möchte ich meinen Strahlentherapeuten. Bei unserer allerersten Begegnung fragte er mich als erstes:' Wie geht es Ihnen nach der Chemo?' Das ist doch mal eine ganz menschliche Einleitung eines Gesprächs, oder?

Ich habe daraus gelernt, aktiv zu bleiben, mich zu informieren, zu hinterfragen und mir 'meine' Ärzte ausgesucht, die mit mir auf Partnerebene arbeiten und nicht als Herrgötter in Weiß daherkommen. Und wenn ich etwas nicht verstehe, bleibe ich dran, bis ich es verstehe und sage den Ärzten dann auch ein klares Nein. Oft sind sie erstmal irritiert, doch dann reden sie mit mir auf ganz anderer Ebene als vorher. Ich werde vor allem ernstgenommen und das ist mir wichtig.

Anfangs dachte ich auch, meine Geschichte sei außergewöhnlich. Doch seit ich im KK bin, weiß ich, das noch mehr Murks läuft. Bei vielen Ärzten ist soviel Routine drin, das sie vergessen, das sie einen Menschen vor sich haben. Schade.

Paß auf Dich auf!

Heike
__________________
Ich habe nicht mit Krebs gerechnet,
der Krebs hat nicht mit mir gerechnet.
Nicht mit meiner Phantasie,
meiner Lernfähigkeit,
meinem Überlebenswillen...

Ursula Goldmann-Posch

Geändert von Heike 1963 (12.03.2008 um 22:03 Uhr)
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  #3  
Alt 12.03.2008, 23:19
Benutzerbild von SonneSollScheinen
SonneSollScheinen SonneSollScheinen ist offline
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Ort: Süddeutschland
Beiträge: 308
Standard AW: War meine Behandlung normal ?

Hallo Amazona,

ganz so daneben war mein Start in die BK-Therapie nicht - aber einige Dinge waren ähnlich wie bei Dir:

1. Übermittlung Diagnose nach Stanze (telefonisch): "das Ding muss auf alle Fälle raus!" Ich: "ist es Krebs?" Ärztin:" Das Ding muss auf alle Fälle raus!!!!" --> Histologie war allerdings zu diesem Zeitpunkt schon klar, also man HÄTTE mir auch antworten können..anstatt den gleichen Satz mehrfach zu wiederholen...

2. In der Chemo Ambulanz nach dem Aufklärungsgespräch: Ich:" Können Sie mir bitte noch einmal sagen, welche Medikamente ich genau bekommen?" Die Schwester:"Wieso? Brauchen Sie das für Ihren Gynäkologen?"

3. Nachdem ich gefragt hatte, ob sich irgendwelche Medikamente mit meiner Pille "beissen", ca. 14 Tage nach Diagnose: "Waaaaas? Sie nehmen noch die Pille???? Ja ist ihr Tumor nicht hormonabhängig??????" (Doch, war er, aber mir hatte es keiner gesagt!!!)

Tja, man kann eigentlich nur den Kopf schütteln.

Liebe Grüsse,

Sonne
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  #4  
Alt 13.03.2008, 10:10
Optimistin43 Optimistin43 ist offline
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Beiträge: 367
Standard AW: War meine Behandlung normal ?

Also da kann ich eigentlich nur gegenteiliges , nämlich gutes berichten.
Der Verlauf.
Knoten selber ertastet.
1. Termin beim Gyn. Der hat selber zum Telefon gegriffen und mir einen Termin gleich am nächsten Tag zur Mammografie gemacht
2. Von der Mammo wieder zum Gyn
3. Auch hier hat der Gyn selber zum Telefon gegriffen und mir sofort einen Termin im Brustzentrum Ebersberg vereinbart.
4. Brustzentrum Ebersberg. Nachdem ich sage dass ich Angst habe wird eine Schwester zum Händchen halten abgestellt - so süß!!
5. Brustzentrum - Leider ist der Oberarzt nicht da , aber eine andere Ärztin bringt mit mit sehr viel Feingefühl die Diagnose bei und ist auch hinterher für alle Fragen offen.
6. Op im Brustzentrum mit abendlichem Info Gespräch vor der OP mit dem Oberarzt. Auch dieser ist für alle Fragen offen.
7. Nach der OP super liebe Schwestern im Brustzentrum im Ebersberg. Permanente Kontrolle und jeden Tag ein Date mit dem Oberarzt zur Begutachtung des Heilverlaufes.
8. Die Pysiotherapeutin nimmt sich unaufgefordert meiner an und die onkologische Kunsttherapeutin kommt 2 x pro Woche ins Krankenzimmer zur Maltherapie.
9. Auf einmal steht auch der Pfarrer bei mir im Zimmer -- oh Schreck !!! ich brauche keine letzte Ölung, aber nein - er wollte mich nur zum Gottesdienst abholen.
10. Ergebnisse der Histologie und ein langes Gespräch über Chemo oder nicht Chemo. Befund war G1 , aber Knoten über 5 cm groß und 2 Lymphknoten befallen
11. Abschlussuntersuchung und die Aufforderung sich jederzeit zu melden wenn Fragen sind.
Termin mit meinem Gyn der sich 1 Stunde lang Zeit nahm um mit mir Fürs und widers zu besprechen und der mich schließlich von der Chemo überzeugte
12.Einsetzen des Ports , auch in Ebersberg, leider mit großer Komplikation da die Lungenwand verletzt wurde . Darufhin war ich ziemlich deprimiert und in einem tiefen Loch.
Eines morgens als es mir ziemlich schlecht ging kam die Schwester und hat mich einfach so in den Arm genommen und ich habe furchtbar geheult. Aber es tat gut .Also auch hier in der Chirurgischen waren alle ganz lieb.
Oberarzt aus dem Brustzentrum kam auch vorbei um die Nähte an der Narbe noch mal zu kontrollieren.
13. Termin zur Chemo in der Ebersberger Tagesklinik. Auch hier ganz feinfühlige und liebevolle Schwestern und auch die Ärztin nahm sich jedesmal für jeden einzelnen Zeit zum Gespräch. Des weiteren bei jeder Chemo Maltherapie und ein Besuch der im Krankenhaus angestellten Psychotherapeutin die auf jeden zuging und Gesprächsbedarf abfragte.
14. Zwischen den Chemos die lästigen Blutabnahmen. Auch hier der Satz meines Gyn. Wenn ich mal zu schnell oder zu grob sein sollte, bitte weisen Sie mich gerne darauf hin. Wir Ärzte tun das jeden Tag und manchmal vergessen wir einfach das es für die Patienten etwas ist was weh tut und Angst macht.
15. Fazit, ich hab ein Riesen GLück gehabt.
Aber ich finde es wichtig euch zu sagen , dass es auch so geht

So, welch ein Roman.
ich wünsche euch
einen beschwerdefreien Tag und einen verständisvollen Arzt.
Marietta
__________________
Leben ist das , was einem zustößt während wir auf die Erfüllung unserer Wünsche und Träume warten !
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  #5  
Alt 13.03.2008, 10:38
mausbaer_1970 mausbaer_1970 ist offline
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Beiträge: 91
Standard AW: War meine Behandlung normal ?

Hallo Ihr Lieben,
mein Standardspruch für dieses Thema ist immer "es kommt darauf an, wann man wegen was zu wem kommt" es kann immer top laufen oder aber auch total sch.....!
Arbeite selber im Klinikum und weis wo der Hase läuft...
Liebe Grüße an alle
Alexandra
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  #6  
Alt 14.03.2008, 22:37
Amazona Amazona ist offline
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Beiträge: 196
Standard AW: War meine Behandlung normal ?

Hallo Ihr Lieben !
Die Erfahrungen die Marietta gemacht hat sind ja ein Traum. Aber das ich mit meinem Trauma nicht ganz allein bin ist zwar nicht tröstlich, läßt aber viel Fragen offen. Das sogenannte Brustkrebszentrum in dem ich war, hat inzwischen ein Certifikat bekommen. Da stellt sich mir die Frage nach den Kriterien. In diesem Zentrum gibt es nur einen Chefarzt und eine Oberärztin. Von Psychologen und anderen Mitarbeitern habe ich nichts gesehen. Die Ambulance bestand aus einem zugigen Durchgangsflur indem ich nach der Op dreimal wegen weiterer Auskünfte und Rezepte sitzen mußte und jedesmal habe ich eine Frau in den Arm nehmen und trösten müßen, weil sie gerade ihre Diagnose erfahren hatte. Zweimal habe ich die Frau dann nach Hause gefahren und auch weiterhin trösten müssen. Klingt vielleicht blöde , aber so habe ich jetzt auch zwei neue Freundinnen mit denen ich lachen und über unseren Krebs lachen kann. Unser Motto: "Trotzt mieser Behandlung lassen wir uns nicht unterkriegen!!!!!!!!!!"
Aber ich denke trotzdem, daß man sich in den Kliniken besser um Krebspatienten kümmern muß. Obwohl ich selbst fast 40 Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet habe, konnte ich unter dem Schock der Diagnose für mich selbst keine Rechte einforden. Für mich war es immer wichtig und das habe ich auch meinen Mitarbeitern vermittelt: "Egal was ist, Für an Krebs erkrankte Menschen haben wir immer Zeit und die Ärzte werden solange von uns getreten bis sie auch Zeit haben."
Mein Gedanke ist, das wir uns alle irgendwie zusammen tun und eine menschliche Behandlung verlangen.
Liebe Grüße
Amazona
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