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Alt 11.10.2001, 09:34
Gast
 
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Standard Wie kommt der Tod?

An Maike
Ich möchte Dir mit der Geschichte meines Mannes helfen.
1996 wurde Lungenkrebs diagnostiziert, inoperabel.
Prognose war 1/2 Jahr.
Gemeinsam haben wir beschlossen, uns dieser Krankheit zu stellen, sie anzunehmen und damit zu leben, aber auch evtl. zu sterben.
Ein würdiges, zumutbares und menschliches Leben stand im Vordergrund, d.h. nicht Therapieversuch um jeden Preis!
Nach einer Bestrahlung folgten 9(!) beschwerdefreie Monate, anschließend erfolgte eine rasche Ausbreitung über Rippen und Wirbelsäule mit extremen Schmerzen.
Unsere Konzentration richtete sich jetzt auf eine sinnvolle Schmerztherapie. Nachdem ich unserem Hausarzt die Türen eingerannt habe und die hieseigen Apotheker nachts aus den Betten riß, hat das sehr gut geklappt ( Tip: nicht locker lassen ). Der Zustand meines Mannes stabilisierte sich wieder und das Leben bekam wieder Qualität. Von Anbeginn der Krankeit haben wir uns intensiv mit Heilkräutern beschäftigt und eine richtige Hexenküche zu Hause gehabt. Ich bin heute sicher, daß manches geholfen hat. Nach weiteren 8 Monaten (!) wurden Hirnmetasthasen festgestellt. Es war der Wunsch meines Mannes, nicht in einem Krankenhaus sterben zu müssen, entsprechend haben wir uns eingerichtet. Wir haben uns dann ebenfalls intensiv mit unserem Laben und Sterben auseinander gesetzt. Die Möglichkeit, gemeinsam den Abschied vorzubereiten, hat uns beiden sehr geholfen. Ich hatte einen verständnisvollen Arbeitgeber und konnte die letzten Monate ganz bei meinem Mann zu Hause bleiben und ihm die Liebe und Geborgenheit geben, die er ( und auch ich ) brauchte.
Trotz des wirklich " brutalen " Krankheitsverlaufs durfte mein Mann friedlich und ruhig, mit dem buchstäblichen " Lächeln " auf den Lippen sterben.
Das, und die letzten gemeinsamen Monate haben mir so geholfen, seinen Tod und die Trauer anzunehmen und zu verarbeiten.
Aus dem prognostizierten 1/2 Jahr wurden fast 3 Jahre und es war eine gute Zeit.
Ich bin heute so ruhig und gelassen und weiß, ich würde wieder so handeln.
Euch wünsche ich Mut und Kraft.
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