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Alt 12.07.2002, 00:56
Gast
 
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Standard Suche Angehörige von Frauen mit Brustkrebs

Hallo alle zusammen,
vor ca. zwei Wochen habe ich zum ersten Mal im Krebs-Kompass-Forum herumgestöbert und Beiträge gefunden, die mich zum Teil beruhigten, aber auch verunsichert haben. Meine Mutter erhielt im April 02 die Nachricht, einen Tumor in der Brust zu haben. Wie sich nach der OP herausstellte, war er 4 cm groß. Von 20 entfernten Lymphdrüsen waren 15 befallen. Wie Nicole berichtete, dachte auch ich, nach der OP sei alles in Ordnung. Nun bekommt meine Mutter alle drei Wochen Chemo, die erste liegt zwei Wochen zurück. Ihr ging es schlecht, wie zu erwarten. Vor einer knappen Woche haben wir eine Perücke für sie ausgesucht, die auch wirklich schön ist. Nach dem Kauf bat mich meine Mutter,dass ich ihr die Haare kurzscheide (ich habe das mal gelernt). Ich hatte etwas Angst davor, doch ihr könnt euch sicher vorstellen, dass man alles, aber auch wirklich alles seine Mutter erfüllen möchte. Also schnitt ich ihr die Haare, und es tat mir weh, zu sehen, wie die Haare purzelten. Nun denkt ihr vielleicht, man, was machen die beiden so einen Fez um die Haare, das Leben ist doch wichtiger. Da gebe ich euch recht, denn der Verstand sagte es uns eben so. Doch ist es, so banal es klingt, nicht nur die Angst vor dem Krebs, sondern auch die Angst vor dem Unbekannten und dem Ungeheuerlichen und eben auch dem Haarausfall, die einen verzweifeln läßt. Es tat sehr weh, meine Mutti so zu sehen, eben noch mit längerem Haar und plötzlich ganz kurz wie ein Knabe. Dieses Bild verfolgte mich, dass ihr neben der Krankheit ihr selbst dieser Schmerz des Haarverlustes nicht erspart blieb. Als ich am nächsten Tag mit ihr telefonierte, war sie guter Dinge uns hatte sich ihre neue Frisur im Spiegel betracht. "Sieht doch gar nicht schlecht aus", war ihr Kommentar. Ich freute mich über diese Zuversicht. Trotzdem ist die Angst immerdar. Was passiert nach der nächsten Chemo? Ich bin da auch ziemlich hilflos. So weit ich kann veruche ich meiner Mutter zu helfen. Auf Grund ihrer körperlichen Beschaffen heit( 176 cm Körpergröße ca. 48 kg) hat sie kaum etwas entgegenzusetzen. Auch ihre seelische Beschaffenheit ist natürlich niedergeschlagen. Paralell zur Chemao, der anschließend noch Bestrahlung folgen soll, hat sie eine Misteltherapie begonnen. Ihr fällt so vieles nur so schwer. Der Weg zum Arzt, der ihr das Mistelpräparat spritzt, scheint ihr zu weit, für sich zu Kochen hat sie keine Lust (Infos habe ich schon von einem fahrbaren Essendienst), Haushalt bleibt liegen. Da ich vollbeschäftigt bin, habe ich nicht immer die Möglichkeiten, ihr zu helfen. Wir wollen versuchen, über die Privatversicherung meiner Mutter eine vorübergehende Pflegehilfe für sie zu bekommen. Hat jemand damit Erfahrung, dass würde mir sehr helfen, da ich momentan nicht weiterweiß, wie ich meine Mutti optimal unterstützen kann. Über Antworten würde ich mich sehr freuen, denn ich fühle mich so allein mit der ganzen Wucht, die mich zú erdrücken scheint. Allen, die in der ähnlichen Situation stecken, wünsche ich viel Kraft, das Ungeheuerliche zu verarbeiten.

Viele Grüße

Daggi
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