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Alt 02.02.2006, 15:24
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Nachdenkliches zum "Kampf" zwischen Gefühl und Verstand, Trauer und Hoffnung

Ich habe in früheren Jahren mühsam lernen müssen, die unselige Trennung von Gefühl und Verstand aufzuheben, Gefühle zuzulassen, eigene Gefühle und die Gefühle anderer stehen zu lassen, Wolken vorüberziehen zu lassen, vieles auszusprechen und gleichzeitig auch dem Verstand Raum zu geben.

Wenn deine todkranke Frau dir gegenübersitzt, die du so liebst und dir sagt, du mögest glücklich weiter leben auch vielleicht mit einem neuen Partner, das war sehr schwer für mich zu ertragen. Ich wollte doch, dass SIE bei mir bleibt und WIR zusammenstehen und alt werden.

Wir sollten nicht gemeinsam alt werden, sondern hatten die Aufgabe uns auf den schweren letzten Weg gemeinsam vorzubereiten mit unseren Gefühlen und unserem Verstand. Und diese Aufgabe haben wir von Anfang bis zum Schluß auch angenommen.

Ich konnte daher - wenn auch wie jetzt nur unter Tränen - meine Frau gehen lassen, es war für sie eine Erlösung und Befreiung von der kaum noch erträglichen Last ihrer Krankheit. Und es war gut so, warum sollte ich beklagen, dass sie nun nicht mehr leiden musste ? Ich hatte das Geschenk gesund zu sein, sie hatte es jedoch nicht. Von daher sehe ich auch jeden Tag in meinem "zweiten" Leben als ein Geschenk an, das ich als sehr wertvoll erachte und "hege und pflege".

Ich habe mich den Aufgaben zu stellen, eine Flucht hilft nicht, dann holt mich die Seele wieder ein ("Angst essen Seele auf").
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