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Alt 27.01.2009, 15:55
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallöchen,



die physische Seite des Sterbens ........

Ich glaube, da gibt es auf jeden Fall zwei unterschiedliche Sichtweisen. Die des Sterbenden und die der Angehörigen. Als naher Angehöriger sollte ich im Normalfall das Vertrauen des Sterbenden haben, dass ich ihn in diesem Prozess begleiten darf. Dieses Vertrauen setzt er in mich, und folgerichtig sollte ich später genau überlegen, wie ich mit diesem Wissen und Vetrauen umgehe. Dass ich einen direkt Betroffenen meine Erfahrung mit dem Tod weitergeben kann ist dann ohne Zweifel hilfreich für denjenigen. Es bleibt nur die Frage, in welchem öffentlichen Rahmen dies für mich vertretbar ist. Vertretbar ist dies für mich in einem persönlichen Gespräch, denn wer alles hier mitliest weiß ich nicht.
Genauso wird es nahe Angehörige geben, die es von vornherein ablehnen, den Prozess des Sterbens (und auch die Zeit der "Erkrankung") teilen zu wollen. Vielleicht weil es Ihnen zu unangenehm ist, es Streit gab in der Familie etc. ....
Dass dies zur Belastung des Kranken führt habe ich auch zum Teil erkennen und erfahren müssen.Es gab aber auch Freunde, die noch nie freiwillig einen Fuß in die Klinik gesetzt haben, die dann regelmäßig zu Besuch kamen.(in der Klinik und zu Hause)
Es kommt darauf an, was man dem Kranken mitbringt, nicht an Geschenken, sondern im Herzen.

Meinem Sohn war es sehr wichtig, im Herzen seiner Lieben so zu bleiben, wie er "gesund" war. Er hat geplant, wer zu seiner "Abschiedsparty" kommen sollte. Er hatte während seiner Krankheit mit so vielen Kontakt, dass er die Besuche planen mußte. Trotzdem hat er auch einer sehr nahestehenden Person eine SMS geschickt, sie solle ihn nicht besuchen. Dies war am Tag seines Todes. Er wollte nicht, dass dieses Bild (er fühlte sich sehr schlecht und sah auch so aus)als letztes bleibt und wußte bestimmt nicht, dass es die letzte Möglichkeit gewesen wäre, mit diesem Menschen zu sprechen. Wie gesagt, es war geplant, sich zu Hause mit einer Party zu verabschieden, so wollte er , dass er in den Gedanken bleibt. Wir haben diese Party nach der Beerdigung gemacht, eingeladen nach seiner Liste. Persönliche Dinge von ihm an die verschenkt, wo wir wußten , es hilft dem Beschenkten bei der Erinnerung an ihn.Wenn ich gefragt wurde, wie er gestorben ist, habe ich gesagt, er hat gekämpft, dass er gehen konnte und schließlich gewonnen.
Diejenigen, die sich während seiner Krankheit zurückgezogen haben, haben durch die Anwesenheit bei der Trauerfeier auf dem Friedhof ihm und der Familie Ihre Anteilnahme gezeigt und somit sich auch mit ihm versöhnt.

Es ist richtig, dass es nie zu schaffen ist, dass alle eine Meinung über eine Sache haben. Doch gehört es gerade hier dazu, dann diesen Disput miteinander zu führen und nicht gegeneinander. Schade, wenn dann die helfende Hand seziert wird, um die Knochen blosszulegen , statt die Wärme zu spüren , die sie bringen kann. Vielleicht ist es einfach nur zu zeitig, diese Hilfe anzubieten. Die Würde den Lebenden gegenüber halte ich auch für sehr wichtig, ebenso wie einen Hinweis darauf, die Moral nicht aus den Augen zu verlieren, denn gerade dies verlangt meiner Meinung ein so sensibles Forum wie dieses.Persönliches Unbehagen sollte dann doch wie gehabt per P.N. abgeklärt werden.

LG Gaertner
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