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Alt 10.12.2018, 16:32
Erzsi Erzsi ist offline
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Standard AW: Mit Triple Negativ Langzeitüberleben möglich?

Liebe Anna,

Ich bin (noch) keine Langzeitüberlebende von TN-Brustkrebs (aber ich werde es!)

Ich kann gut verstehen, wie Du Dich fühlst. ABER: KEINE METASTASEN! Das ist wunderbar und das ist Deine Chance, wieder gesund zu werden. Ich weiß, dass es schwer ist und in dieser Situation wie ein Hohn klingt, aber versuch mal, Dir zu denken, dass Du in dieser Hinsicht Glück hattest.

Ich habe nach meiner Diagnose meine liebe Betriebsärztin kleinlaut gefragt, ob man so etwas überhaupt überleben kann. Heute lache ich über die Frage. Nicht, weil die Diagnose lächerlich wäre, sondern weil ich damals von einer 100%-igen Sterblichkeit ausgegangen bin. (Naja, ein bisschen hysterisch). Ich habe panisch im Internet recherchiert - jede halbwegs gute Zahl hat mich zwei Tage glücklich gemacht.
Also: die Chancen stehen auch beim TN nicht schlecht, wenn Du keine Metastasen hast. Auch wenn uns nicht die zielgerichtete Therapie zur Verfügung steht: der medizinische Standard in Deutschland und Österreich ist gut. Die Zahlen der Überlebenden sind auch für TN-Tumore nicht so schlecht. Mein sehr, sehr lieber Onkologe hat mir einmal, als ich ihn kleinlaut nach meinen Chancen gefragt habe, erklärt, dass er sehr zuversichtlich ist. Und genauso nehmen wir auch immer die Nachsorge.

Ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung rückblickend sagen: Ich hatte große Angst vor der Chemo. Es war ok. Es war kein Honiglecken oder Spaziergang. Ich habe heute noch Nachwirkungen wie Osteopenie, Polyneuropathie usw. ABER es war weit nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte.

Schau mal ins Mutmachforum - das hat mir wahnsinnig geholfen, wenn ich mal wieder am Rad gedreht habe. Ich habe mir auch eine Liste gemacht mit Frauen (aus meinem Freundeskreis oder Bekanntenkreis, aber auch Prominente), die Brustkrebs überlebt haben. Und immer, wenn ich kurz vor dem Ausflippen war, habe ich mir die Liste angesehen. Und dann hab ich mir gesagt: Du bist auch eine davon.

Dein Krankenhaus bietet sicher Psychoonkologen - rede mal mit einer oder einem von denen. Ich habe mich lange gewehrt und frage mich heute, warum ich das getan habe.

Ich wünsche Dir alles Gute für die Chemo! Mein Arzt meinte damals: "Das ist nicht wie im Kino, wo Sie kotzend dahinsiechen. Mittlerweile gibt es gute Begleitmedikamente." Ja, ich hab sicher verdammtes Glück gehabt, aber das hat gestimmt. Es ist mir die meiste Zeit sehr gut gegangen. Ich verstehe Dich gut: nach der DIagnose war ich abwechselnd völlig fertig und unglaublich aggressiv. Aber mit Beginn der Chemo hat sich das geändert. Ich habe hier im Forum gelesen, dass eine Frau die Chemo immer als etwas sehr Positives gesehen hat: jetzt fliest all das, das diesen Krebs bekämpft, in sie rein. Und das habe ich mir auch jedes Mal gesagt.

Nimm Dir zur Chemo irgendetwas Nettes mit: einen Film, den Du Dir auf dem Tablet ansiehst oder ein Buch, das Dir gefällt. Damit die lange Zeit dort irgendwie nett gestaltet ist. Damit Du Dir ein halbwegs freundliches Umfeld schaffst.

Alles, alles Gute! Glaub mir: Du bist stärker, als Du jetzt selbst glaubst!

Liebe Grüße
Erzsi
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