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Alt 20.08.2008, 19:52
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
Beiträge: 884
Standard AW: Fühle mich so alleine!

Liebe Dagmar.
Vielen lieben Dank für deine Antwort. Schön, wenn ich deine Seele etwas "streicheln" konnte. Du hast es wahrlich schwer genug im Moment.

Das Wichtigste ist wirklich, den Willen deines Mannes zu unterstützen, solange es dir möglich ist.
Vielleicht wirst du hören, dass du auch auf dich selbst acht geben musst, um bei Kräften zu bleiben bzw. Kraft tanken zu können - dazu gehört auch Ablenkung, andere Gedanken, schöne Erlebnisse, was auch immer.
Aber das ist nicht leicht umzusetzen - schon gar nicht, wenn der liebe Partner betroffen ist und man Tag und Nacht für ihn da sein will.

Die Entscheidung für ein Hospiz ist umso schwerer, wenn man sie alleine bzw. mit dem Partner treffen muss.
Du möchtest deinem Mann sicher das Gefühl geben, dass du ALLES schaffst, was mit ihm und seiner Pflege zu tun hat, du willst, dass er sich daheim wohl fühlt, dass er weiß, dass er nicht in ein Krankenhaus muss und seine Angst diesbezüglich verwerfen kann...
Natürlich bist du dabei einem Druck ausgesetzt, der nicht einfach zu packen ist.
Da ist es bei uns etwas anders gewesen, denn diese Entscheidung von Papa wurde von meiner ganzen Familie getragen - nicht nur von mir als Einzelperson. Verstehst du, was ich damit sagen möchte?
Ich kann dich gut verstehen, wenn du das Thema Hospiz noch weit von dir stößt - ich wollte kurz vorher absolut nichts vom Hospiz wissen, reagierte aggressiv auf dieses Thema und brauchte erst eine Aufklärung.
Ich war damals schon lange nicht mehr in der Lage, diese Entscheidung für und mit Papa zu treffen - geschweige denn, alleine auf das Thema zu kommen. Ich war zuuu sehr in seinen Krankheitsverlauf involviert, zu emotional gebunden - ich bin die Jüngste und die, die alles erlebt hat, neben meiner Mama.
Noch während Papas Hospizzeit habe ich an mir selbst gemerkt, dass ich gut daran tat, das Hospiz als DAS anzunehmen, was es für uns alle in erster Linie bedeuten soll: Optimale, lebensqualitäts-bewusste und vor allem schmerzfreie Behandlung und Pflege durch ein professionelles Team in einem Umfeld ohne Maschinen, Krankenhaushektik und Geschäftstüchtigkeit sowie eine Unterstützung UND Entlastung für die Fortführung der sorgenfreien "Pflege".

Du hast einen sehr, sehr steinigen Weg vor dir, für den ich dir alle Kraft der Welt wünsche.
Ich weiß, dass man sich aufreibt - es ist der geliebte Partner (oder die Mama, der Papa etc.)... DEIN Lebensmittelpunkt, DEIN Anker, mit dem du alt werden möchtest... Und man stellt sich selbst in den Hintergrund. Man spürt sich selbst nicht mehr... umso wichtiger ist es, wenn du hier weiter von dir und deinem Mann berichtest, alles rauslässt, was dich quält, was dich um den Schlaf bringt...

Bitte lass uns hier wissen, wie es dir und deinem Schatz geht. Du siehst, wie sehr die Menschen hier Anteil nehmen und versuchen möchten, dir etwas Licht in deine Dunkelheit zu bringen.

PS: Danke schön, dass dir meine Art, mich auszudrücken, gefällt. Das kann ich jetzt erst wieder, weil ich das Allerschlimmste hinter mir habe, mir einfach jetzt meine Ruhe nehme - zur akuten Zeit hätte ich das niemals gekonnt.
Mach dir bitte keine Gedanken - du wirst hier verstanden, auch wenn du dich kirre und verwirrt, verzweifelt und am Ende fühlst.

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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (20.08.2008 um 20:00 Uhr)
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