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Alt 04.01.2002, 20:34
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Standard Überleben mit Krebs

Liebe Susanne,
Ich bin durch einen Gen-Defekt( Li-Fraumeni-Syndrom) ähnlich betroffen wie Du,auch jung und sogenannt unheilbar von Krebs betroffen. Vieles in Deinem Bericht hat mir aus dem Herzen gesprochen. Ich möchte Dir darum ein Gedicht von mir weitergeben, in der Hoffnung,dass es Dir eventuell auch etwas bedeutet.

Der Krebs
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Es gibt neuerdings eine vielversprechende These,die propagiert,sich den Krebs zum Freund zu machen,
um besser mit ihm leben zu können-
Doch Freundschaft setzt für mich Vertrauen voraus,
welches ich ihm nie entgegenbringen könnte.
Offenheit,die ihn nicht interessiert
und ein Gefühl des Geborgenseins,das in seiner Gegenwart
fürwahr nicht gespürt werden kann.
Ich habe mir den Krebs nie zum Freund gemacht,
aber trotzdem recht gut mit ihm zu leben gelernt.
Ich habe ihn als Begleiter akzeptiert,
der immerzu mit mir geht.
Ich anerkenne ihn an als etwas,das mich zu klarerer Sichtweise befähigt,das ich aber oft nur allzugerne
verscheuchen würde,
um das Gefühl einfach normal zu sein,wieder zu erleben.
Ich lernte ihn kennen,
als etwas,das mich Dankbarkeit lehrte
für jeden guten Augenblick
aber auch als etwas,das wirkliche Unbeschwertheit verhindert.
Er kann Bereicherung sein,aber auch eine grosse Belastung.
Er vermag einen zu bremsen und gerade dadurch erst weiterzubringen.
Er kann schwere Sekunden zu Jahren machen
und kurze Momente so intensiv erlebbar wie die Unendlichkeit.
Er verwandelt die Werte,nach denen man sich ausrichtet
und bringt einen zum Wesentlichen zurück
aber mein Freund wird er nie werden.
Zuviel Schrecken birgt er in sich
und er geizt nicht,seine Macht zu zeigen.
Er ist mein lebenslänglicher Begleiter,
Lehrmeister und Widersacher zugleich.
Er ist sicher nicht das Beste,
das man sich wünschen würde,
aber ich glaube, doch auch nicht das Schlimmste,
das man haben kann.
Allen Betroffenen wünsche ich nur das Beste. Mit lieben Grüssen Bea
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