Einzelnen Beitrag anzeigen
  #72  
Alt 04.11.2002, 09:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo, Tanja,
"Unter den vielen Patienten, deren Sterben wir verfolgt haben, gab es nur wenige, die bis zu ihrem Ende das Leugnen nötig hatten. Es ist sehr wichtig, dieses Leugnen nicht zu entlarven, sondern die Bedürfnisse des Patienten und seine innere Abwehr zu respecktieren.
Also in diesem Absatz ist ja einiges drin. Wieso leugnen nötig hatten? Kann es nicht einfach so sein, dass diese Menschen bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben haben? Dass sie an solche Dinge wie Spontanheilung und Selbstheilung des Körpers glaubten? Und zwar entgegen der Meinung der Ärzte und aller Statistiken dieser Welt? Was heißt dann in diesem Zusammenhang "das Leugnen nicht entlarven"? Für mich beinhaltet schon der Ausdruck entlarven einen negativen Beigeschmack. Der Betroffene maskiert sich also, alle wissen zwar Bescheid, tun aber so als ob? Wie wär's mal mit uneingeschränkter Unterstützung ohne Hintergedanken? Weißt Du eigentlich, wieviel Kraft es eine/n Betroffenen kostet, mit dem wohlmeinenden, fürsorglichen, nachsichtigen Umgang umzugehen, den einem "liebe Angehörige" zukommen lassen? Wieviel hilfreicher es wäre, alle Modelle über Bord zu werfen und lieber gemeinsam nach Dingen zu suchen, um das Ruder doch noch rumzuwerfen? Es gibt nur eine winzige klitzekleine Chance? Na und? Wieviele Leute spielen Lotto in der Hoffnung auf den großen Gewinn? Frag doch hier noch mal ein paar Leute, wie das ist mit der Chemo. Nach der ersten sagen die meisten, nie wieder. Und, wenn es notwendig ist, gehen alle wieder hin. Auch wenn die Chancen noch so klein sind. Man macht immer weiter. Jemanden, der mir sagen will, also das ist doch jetzt eigentlich sinnlos, hat ja sowieso keinen Zweck mehr, Du leugnest zwar noch, aber ich "respektiere" das, leugnet doch eher meinen eigenen Willen als ich meine Krankheit, oder? In diesem Zusammenhang finde ich das Wort respektieren schon gewagt. Respektieren heißt für mich, die Ansichten eines anderen nicht in Frage stellen und ihn in seinem Bestreben zu unterstützen. Und nicht einfach, nicht zu widersprechen. Und jemand, der aus meinen Gesten und Symbolen etwas "herausdeuten" will, der müßte mich doch schon wirklich sehr, sehr gut kennen. Denn vielleicht gebrauche ich ganz andere Symbole als andere, gibt ja schließlich keine Dolmetscher für sowas oder ist die Symbolsprache sowas wie Esperanto? "Aber sogar diejenigen, die bis zuletzt an ihrem Nichtwahrhabenwollen festhielten, waren imstande, ihr Wissen um ihren bevorstehenden Tod in einer verbalen oder nichtverbalen Symbolsprache zu vermitteln. (Kübler-Ross)" Auch wenn jemand bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben hat, nicht wahrhabenwollte (also nicht einsichtig war?), also allen gesagt hat, ich glaube an meine Heilung, so unwahrscheinlich sie auch ist, trotzdem hat Frau KR irgendwelche Gesten oder Sätze so interpretiert, dass es trotzdem zu ihrer Theorie passt? Ist es dann nicht eher so, dass die Symbole so gedeutet werden, wie es einem gerade sinnvoll erscheint? Wie es einem selbst Trost und Erklärung gibt? Weiss man denn wirklich genau, ob der Betroffene es so und nicht anders gemeint hat?
Mit Zitat antworten