Thema: Raus damit!
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Alt 29.11.2016, 17:44
Papstanwärter Papstanwärter ist offline
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Standard AW: Raus damit!

Liebe Katharina, liebe Mitstreiter,

am Samstag habe ich Bescheid bekommen, dass mein "Eil-Heilverfahren" genehmigt wurde. Ich darf vom 13.12. bis 03.01. zur Reha.
Vorher, am kommenden Donnerstag, steht noch das Kontroll-CT an.
Ich bin ein bisschen nervös, welches Ergebnis mich dort erwartet und wie darauf reagiert werden soll.

Unabhängig von der weiteren Vorgehensweise (eine anstehende Chemo wird vermutlich erst nach der Reha starten), werde ich auf jeden Fall die Feiertage zuhause verbringen wollen. Für mich kommt garnichts anderes in Betracht, zumal mir die Aussage meines Klinikarztes in letzter Zeit immer häufiger durch den Kopf spukt:

"Wenn Sie noch etwas vorhaben, sollten Sie es nicht auf die lange Bank schieben!"

Jetzt, wo ich fast beschwerdefrei bin, fällt es schwer zu glauben, daß sich etwas zusammenbraut, dem man nicht mehr Herr werden kann.
Allerdings darf ich mich auch keiner Illusion hingeben, die Tumormarker liegen aktuell noch über dem vierfachen des Normwertes.
Zuhause gehen wir mit dem Thema "ableben" mit einer Art Galgenhumor um.
Anders wäre es vermutlich nicht lange auszuhalten und auch sehr schwierig, darüber überhaupt zu sprechen.

Nun ja, aber es ist auch noch nicht soweit. Als ich letzte Woche meiner Onkologin erzählte, das mein Hausarzt mich im palliativen Notfall-Netzwerk angemeldet hätte, versicherte sie mir, das die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft seien. Ich bin also weiterhin gespannt.

Was meine Wunde angeht: die offene Narbe hat sich zwar fast geschlossen, aber eben noch nicht ganz. Täglicher Kompressenwechsel ist also noch angesagt, da immer noch Sekret ausläuft. Zum Glück sind die Entzündungswerte unauffällig und per Ultraschall auch keine freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle zu sehen. Ich vermute, in einigen Tagen wird sich auch das letzte optische Überbleibsel der letzten OP verabschieden.
Obwohl, im Moment sieht es tatsächlich so aus, als wenn ein zweiter Bauchnabel oberhalb des natürlichen meinen Bauch verziert.

Und ich darf voller Stolz verkünden: seit Entlassung aus der Klinik habe ich fünf Kilo zugelegt. Zugegebenerweise verdanke ich die nicht alle unbedingt den gesündesten Nahrungsmitteln, aber wann kann man in der Vorweihnachtszeit schon ungehemmt den kulinarischen Genüssen frönen und sich freuen, wenn etwas an Gewicht dazu kommt?

Am Samstag werden wir uns auf die Reise nach Hamburg begeben zum Gruppentreffen der facebook-Gruppe "Darmkrebs geht uns alle an".
Darauf freuen wir uns sehr, zumal wir anschließend weiterfahren, um die nächste Woche in Berlin zu verbringen.

An dieser Stelle würde ich mich gerne bedanken bei der Person, ohne die ich ein wirklich "armes Würstchen" wäre.
Ich schreibe extra "würde", denn Worte können nicht annähernd ausdrücken, welche Leistung mein Schatz erbringt. Als Versorger meiner Wunden, seelische Stütze und moralischer Anker werde ich ewig in Wanjas Schuld stehen.
Das alleine ist Beweggrund genug, dem Schalentier möglichst lange die Zähne zu zeigen. Und das werde ich! Aufgeben ist keine Option!

In diesem Sinne wünsche ich allen Mitkämpfern und Angehörigen eine schöne, schmerzfreie Adventszeit.

Liebe Grüße

Ralf