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Alt 19.02.2007, 16:09
irmgard05 irmgard05 ist offline
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Frage Ich bin so verunsichert

Ich bin so verunsichert

Ich bin so sehr verunsichert seit mir der Lymphknoten entfernt worden ist. Ich muss mir das einfach mal von der Seele schreiben. Grundsätzlich bin ich eigentlich ein im positiven Sinne nach vorne blickender Mensch. Ich neige nicht zu Katasstrophenstimmungen. Vor 11/4Jahr nach meiner großen OP, habe ich mich auf den Standpunkt gestellt, ich fange neu an, ich habe die gleichen Chancen wie jeder andere auch. In meinem Hinterstübchen wusste ich natürlich letztendlich schon, dass ich mir hier ein ganz eigenes Verständniss meiner Erkrankung gestrickt hatte. Auch meine erwachsenen Kinder und ich denke auch mein Mann, haben sich gesagt,die ist operiert und damit ist es jetzt gut. Mit dieser Haltung bin ich auch nicht zu Nachsorgeuntersuchungen gegangen, sondern habe sie als Vorsorge betrachtet. Ich hatte auch das Ziel, nach Möglichkeit wieder zu arbeiten.
Im Mai ist dann mein Gerüst durch besonders negative Erfahrungen bei meiner Dienstfähigkeitsuntersuchung im Gesundheitsamt massiv ins Wanken geraten. Ich bin dort an einen Arzt geraten, der frei nach „Holzhammermethode“ mich dahingehend „beraten“ hat,dass ich ja sowieso nicht mehr lange leben würde und es bei der Krebsbehandlung in den letzten 30 Jahren keine Fortschritte gegeben habe. Es hat eine Weile gedauert bis ich dieses „Gespräch“ verarbeitet habe. Eigentlich habe mich wieder gefangen, bin aber dann dem schon oft ausgesprochenen Hinweis doch noch eine zweite Meinung einzuholen gefolgt, seitdem gehe ich also auch zu einem Onkologen. Vorher habe ich nur die üblichen Kontrollen bei einem Gastroenterologen, der auch die Erstdiagnose gestellt hatte, gemacht. Seit dieser Zeit wurde meine Gesundheit sehr engmaschig überwacht. Auf der einen Seite sicher gut, auf der anderen Seite, fühlte ich mich aber dadurch auch belastet, unter Druck gesetzt. Zusätzlich hatte ich mich zu einer Misteltherapie entschlossen. Grundsätzlich muss ich sagen, körperlich ist es mir in der ganzen Zeit gut gegangen. Meine durch die Op bedingten Probleme haben sich verringert. Meine psychischen Probleme habe ich durch Gespräche bei dem Verein Leben mit Krebs versucht zu verarbeiten. Phasenweise ist es mir auch ganz gut gelungen. Heute morgen habe ich für nächsten Dienstag wieder einen Gesprächstermin ausgemacht.
Nun jetzt die eigentlich kleine Op, aber es lässt sich ja nichts daran herumdeuteln, der Lymphknoten ist eine Metastase gewesen. Und die 2 , die sich da noch hinterm Brustbein verstecken, die noch klein sind,werden wohl auch nichts anderes sein. Es drängen sich nun immer mehr Gedanken in den Vordergrund wie z.B. werde ich noch 60? Was ist, wenn ich sterbe,wenn meine Tochter im Auslandssemester ist? Auch solche sehr negativen Fragen, wie, ob es sich lohnt noch ein neues Schlafzimmer zu kaufen, zu tapezieren usw.. Meine Geanken kreisen zur Zeit nur noch ziemlich haltlos hin und her. Manchmal geht es etwas besser, dafür kurz später um so schlechter. Körperlich geht es mir gut, ich bin vielleicht etwas weniger belastbar, schnell aus der Puste.
Auf der anderen Seite nehme ich mir schöne Sachen vor (Nächste Woche fahre ich mit meiner Tochter nach Köln mit Abstechern nach Bonn und Düsseldorf),setze mir einige Ziele, nichts überragendes, aber sie sind da. Ich plane also durchaus noch Zukunft. Denke aber auch solches,dass meine Lebensversicherung dann im Todesfall ja höher ausfällt, als wenn sie mit 63 ausgezahlt wird.
Ich denke, den meisten Betroffenen geht es wahrscheinlich nicht anders, aber ich bin total verunsichert. Wie kriege ich das alles besser sortiert?
Liebe Grüße Irmgard
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