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Alt 25.08.2008, 08:41
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Guten Morgen!
Jetzt beginnt also der "Kampf" - meine Eltern sind schon in aller Herrgottsfrühe (damit sie wenigstens heute einen Parkplatz an der Klinik kriegen) nach Würzburg gefahren.
Meine Mutter macht so langsam einen skeptischeren Eindruck auf mich, was den ganzen Ablauf betrifft, hat z. B. dankend angenommen, dass ich ihr ein Trockenshampoo besorgt habe - mein Vater meint, für die höchstens zwei, drei Tage mit den Infusionen lohne das doch nicht, und dann gleich die OP, da bräuchte sie die nächsten 14 Tage nichts ... Mit Telefon am Bett das selbe - mein Vater geht mantra-mäßig von extrem kurzer Verweildauer in der Pneumo und extrem schneller Verlegung in die Thoraxchirurgie samt extrem kurzfristigem OP-Termin aus ... Wobei dieses "Versprechen" von einem Assistenzarzt kam, sein Stationsarzt sieht das vielleicht ganz anders ... Aber der Arzt war doch so nett, da MUSS doch einfach stimmen, was er gesagt hat ...
Aber so schlecht, wie meine Mutter grad beinander ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie - selbst bei gutem Willen der Ärzte - in so kurzer Zeit op-fähig ist. Sie kann in den letzten Tagen sehr schlecht essen, alles, was über die Konsistenz von Kartoffelbrei und Soße hinausgeht, bleibt ihr buchstäblich im Hals stecken, oder sie bekommt es in die "falsche Kehle", hat auch gar keinen Appetit ... Ich finde, sie hat noch mal ordentlich abgenommen, sogar einen Sommer-Schlafanzug von mir mit ins KH genommen (da hätte sie vorher nie hineingepasst, obwohl er mir etwas zu groß ist ....). Am Freitag "musste" sie ja noch mal zum Friseur (Frau muss doch ordentlich ins KH gehen ...), bei der Rückkehr ist sie auf den vier Stufen der Außentreppe noch gestürzt, hat sich beide Knie aufgeschlagen - sie war nicht in der Lage, sich abzufangen, obwohl sie nur ihre kleine Handtasche und das Täschchen mit den Autopapieren trug ... Sie hat so abgebaut ...
Wir waren gestern Nachmittag noch mal bei ihr, der Abschied ist mir sehr schwer gefallen - ihr kennt das Gefühl sicher, dass ihr euch fragt, ob es überhaupt ein Wiedersehen gibt .... Eigentlich ist es Blödsinn - jeder Abschied kann der letzte sein (deshalb sollte man ja nie im Streit auseinandergehen), jede Autofahrt, jede Straßenüberquerung ist ja ein Risiko - aber trotzdem ... Ich hab dann gesagt, dass wir sie am Wochenende oder Anfang nächster Woche vor dem Urlaub besuchen (diese Woche klappt es dienst- und auch automäßig nicht, und mein Vater ist ja möglichst den ganzen Tag bei ihr - das wird dann einfach für alle Beteiligten zu anstrengend) - aber mein Vater meinte dann gleich, ach, am Wochenende liegt sie sicher schon auf Intensiv nach der OP .... Er hat uns dann beschrieben, wie diese wohl abläuft, ich hab nur noch geschluckt und weiter nichts gesagt - so, wie meine Eltern sind das vorstellen, wir für den (mind. 7 x 10 cm großen) Tumor ein "Schnittchen" von vielleicht 10 cm gemacht, zwei Rippen leicht (!) gespreizt, der Lungenlappen großflächig herausgeschnitten und das Ganze wieder sauber vernäht ... Das hört sich für mich schon nach minimal-invasiv an, im Vergleich zu dem, was ich über eine solche OP schon gelesen und auch gesehen habe. Und eigentlich müsste die Lunge dann doch erst einmal zusammenfallen, oder? Weil die Druckverhältnisse nicht mehr stimmen ....
Meine Befürchtung, nachdem meinen Eltern ja von 4-6 Wochen (je nachdem, wen man fragt) Heilungszeit ausgehen, ich aber hier im Forum schon mehrfach 10 - 14 Tage gelesen habe, ist die, dass sie meine Mutter evtl. noch mit Dränagen u. ä. versehen nach Hause schicken. Das ist meiner Freundin nach der Entfernung eines großen Nierentumors (zum Glück gutartig, abgesehen davon, dass er fünf Jahre später in voller Größe wieder da ist ...) in einer anderen Klinik so gegangen, sie wurde voller Schläuche nach Hause geschickt und konnte sehen, wie sie klarkam ...
Ich hatte am Wochenende einige gute (wenn auch traurige) Gespräche mit Bekannten, die in dieser Beziehung (sei es persönlich betroffen oder auch "nur" beruflich) ihre Erfahrungen machen mussten ... Das hat mich zwar in meiner doch eher negativen Einstellung bestätigt, mir aber irgendwie auch wieder geholfen, mich mit der Situation abzufinden.
Die letzte Nacht war allerdings wieder schlimm: Träume, die mir Angst machten (ohne zu wissen, was ich eigentlich geträumt habe), Gedankenkarussell, ich muss (nach Meinung meines deshalb ebenfalls etwas geräderten Mannes) ziemlich im Bett rotiert haben .... Selbst unser Hund, der irgendwann nachts um ein Plätzchen an meinem Fußende bat (er darf dann erst auf meine "Einladung" ins Bett), hat sich kurze Zeit später wieder verdrückt ...
Vielleicht haben wir ja wirklich ein bisschen Glück im Unglück, und meine Mutter ist schnell op-fähig, und sie haben wirklich schnell ein Bett für sie ...
Vielleicht bin ich heute abend, wenn mein Vater wieder da ist, schon ein bisschen schlauer ...
Ich wünsche euch allen eine gute Woche,
Karin
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