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Alt 18.10.2002, 10:01
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Liebe junge Regie-Frau aus Berlin,
ich finde es gut, dass Sie einen Film über das Tabu-Thema Tod drehen. Als Betroffene von Krebs und auch als Betroffene Tod (meine Mutter starb mit 47 Jahren) glaube ich, dass es an der Zeit ist , den Tod aus dem Tabu zu reißen.
Ich war 25 Jahre jung als meine Mutter starb. Die Trauerarbeit habe ich viele Jahre nur verdrängt und nie richtig an mich rangelassen. Nur nicht mit dem Tod auseinandersetzten war das Motto.
Mit Beginn der Wechseljahre und gesundheitlichen Problemen ( Drepressionen ) machte ich nach viel Herumdokotorerei eine Psychotherapie. Die Ärztin sagte mir damals gleich am Angang, ich hätte den Tod meiner Mutter noch nicht verarbeitet. Dachte die Tante hat wohl einen Sprung in der Schüssel. Nach 25 Jahren- das Thema ist doch erledigt.
Das war ein großer Irrtum. Ich habe in dieser Therapie gelernt, über den Tod zu sprechen, ihn zu akzeptieren, die Angst davor zu verlieren.
Von 1 Jahr bin ich an Brustkrebs erkrankt und ich bin eigentlich froh, dass ich in der Therapie gelernt habe mit dem Tod umzugehen. In meiner WEise. Das hat mir jetzt mit Krebs viel geholfen.

Zur Diskussion hier.
Was allen Menschen, so glaube ich, bei dem Wort TOD zu schaffen macht, ist die Tatsache dass keiner unsterblich ist.
Wir werden bei Beerdigungen, bei Gesprächen mit Krebskranken an unsere eigene Unsterblichkeit erinnert. Das ist das Problem.

Früher war ich genau so, meine Lebenserfahrung hat mich klüger gemacht.

Ebenso habe ich Gelassenheit gelernt. Jeder darf seine Überzeugung haben, ich verlange nur, dass niemand mir seine aufdrängen will.

Liebe Grüße
Ingrid
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