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Alt 17.10.2002, 12:46
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hi Insomnia,
zu deiner offenen Frage, wie ich mit diesen Leuten umgehe: Ich rede mit ihnen nicht darüber. So einfach ist das. Dazu habe ich ja besagte andere Menschen, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Ob die nachempfinden können, was ich "durchmache", da gebe ich dir recht, wahrscheinlich nicht. Aber sie sind da für mich, und das ist für mich schon sehr viel wert!

Krebs bedeutet für mich nicht Tod, denn mir geht´s ja bis auf einige Sachen soweit gut. Wie ich schon darlegte, lebe ich mein Leben relativ normal weiter, gehe arbeiten, gehe auch mal aus, mache Sport usw. Nein, mit dem "Ich bin froh, dass ich lebe" meinte ich etwas anderes: Ich bin in einer sehr hohen Risikostufe mit meinem malignen Melanom; dass bei mir keine Metastasen aufgetreten sidn, grenzt nahezu an ein wunder (das ist übrigens nicht von mir, habe ich von einigen Docs gehört!). Ich habe hier über Leute gelesen, die ein viel flacheres Melanom hatten, metastasiert und daran gestorben sind. DAS meinte ich mit "Ich bin froh, dass ich lebe!", denn es hätte ja alles schlimmer sein können. Ist glaub ich auch in meinem Posting erkennbar... aber natürlich nicht, wenn man den satz aus dem Kontext reißt...=)

Zu petermännchen: Ich hatte beim Lesen deines Postings arg das Gefühl, dass du mir unterstellst, ich mache mich wichtig mit meinem Krebs. Falsch gedacht! Das sagte ich doch schon. Ich stelle mich nicht in den Mittelpunkt. Ganz im gegenteil, ich finde es vollkommen blöd, einen auf die Mitleidstour zu machen. Kann ja eh keiner was dafür. Klar hat man irgendwo durch den Schockzustand der anderen einen gewissen besonderen Stand, aber auf den würde ich liebend gerne verzichten, wenn ich dafür die letzte Zeit (Krebs) rückgängig machen könnte, das kannst du mir glauben! Ich erwarte von meinen Freunden, dass sie mir in einer so besonderen und für mich belastenden Situation beistehen. Krebs ist nun mal keine Erkältung, sondern ein sch...Krankheit, die ein paar andere Nachwirkungen hat als nur ein Schnuppen. Und bevor wir eine Grundsatzdiskussion anfangen: Beistehen bedeutet nicht, dass sie alles über Krebs wissen wollen oder immer und überall nur für mich Zeit haben sollen. Aber zB zuhören, wenn zeit ist und sie merken, ich möchte mich einfach mal ausheulen.

Mein Opa hatte Hirnkrebs. Ich bin damals mindestens einmal die Woche ins Pflegeheim gestiefelt, um ihn zu füttern, auch mal zu waschen, ihm zuzuhören und ihn spazieren zu fahren (Rollstuhl). Das verstehe ich unter für jemanden da sein. Ich habe das alles damals auch nicht verstanden, wollte mich auch nicht endlos mit der Krankheit auseinandersetzen (wozu: Ich hatte es ja nicht), aber ich war für meinen Opa da. Das hat er mir übrigens auch gesagt, dass ich ihm eine große Hilfe sei.

Es ist übrigens wirklich erstaunlich, wie sehr du mich an den o.a. Bekannten erinnerst, von deiner Haltung und auch deiner Ausdrucksweise her. Mit ihm habe ich wie gesagt schon endlose Diskussionen gehabt und sie irgendwann beendet. Das möchte ich gerne hier auch. Ich bin diese Sachen echt leid. Ich habe niemanden angegriffen, aber ich habe das Gefühl, ich muß mich hier für mein Verhalten rechtfertigen. Es ist nun mal so, dass in meinem speziellen Fall einige zu mir stehen, andere nicht. Aus welchen gründen auch immer. Und zur zeit bin ich ehrlich gesagt egoistisch genug, meine Zeit mit den Personen zu verbringen, die mir gut tun, für mich da sind.

Tut mir leid, wenn ich grob wirke, aber wie gesagt: ich bin solche Diskussionen einfach leid. Ich wünsche dir trotzdem auch einen schönen Tag, mit hoffentlich etwas mehr Sonne als hier.
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