Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 12.02.2003, 22:58
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Tage, an denen es besonders schlimm ist

Hallo an Alle,

irgendwie weiß ich gar nicht warum jetzt schreibe, eigentlich auch nicht was ich schreiben soll. Manchmal schwirren mir meine ganzen Gedanken durch den Kopf. Ich fühl mich in solchen Momenten nur ganz leer. Irgendwie kann ich das alles nicht verstehen. Es ist jetzt einen Monat her. Es gibt Momente am Tag, an denen ich mich völlig „normal“ fühle und dann wieder Momente, in denen ich innerlich zusammenbreche. Manchmal fühl ich mich schlecht, weil ich nicht daran denke und ich den ganz normalen Alltag lebe. Ich denke dann meistens, dass das eigentlich gar nicht sein dürfte. Natürlich bin ich mir bewusst, dass mein Papa gar nicht gewollt hätte, dass ich unglücklich bin. Aber was bringt denn dieses Bewusstsein. Es bringt ihn mir nicht wieder… Es gibt so viele Dinge, die ich mit ihm besprechen möchte, die ich ihm einfach nur sagen will. Auch wenn ich ihn früher nicht jeden Tag gesehen habe, so hab ich wenigstens jeden Tag seine Stimme gehört. Ich vermisse ihn so sehr. Ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, dass ich nie mehr mit ihm reden oder ihn sehen kann. Wenn Zeit alle Wunden heilen soll, dann frage ich mich immer wieder, wie dass in einem solchem Fall gehen soll. Wie soll denn etwas so endgültiges wieder „gut“ werden? Ich frage mich, ob es eine Zeit geben wird, in der man sich erinnern kann ohne so unendlich traurig zu werden? Eigentlich weiß ich auch gar nicht, ob ich das überhaupt will. Mein Leben kann gar nicht mehr so werden, wie es einmal war. Meine Eltern waren immer mit das Wichtigste in meinem Leben und jetzt fehlt einer… Ich weiß auch, dass das Leben weitergeht und ich weiß auch, dass es für meine Mama und meine Oma wahrscheinlich sogar noch schlimmer ist. Manchmal werde ich gerade deshalb noch verzweifelter, weil ich einfach nicht weiß, was ich tun soll, wie ich ihnen irgendwie helfen kann. Ich kann Ihnen auf gar keinen Fall sagen, wie es mir geht, weil ich nicht will, dass sie sich auch noch um mich Sorgen machen müssen. Dabei ist es manchmal so schwer, „stark“ zu sein und immer wieder aufbauende Worte zu finden. Hinzu kommt, dass ich so weit weg wohne, und wir uns nicht so oft sehen können. Auch tägliche Telefonate können das nicht ersetzen. Oft fühle ich mich so hilflos, wenn ich den Hörer aufgelegt habe und ich weiß, dass meine Mama jetzt allein und traurig zu Hause ist. Am liebsten würde ich dann gleich noch mal anrufen oder lieber gleich losfahren. Ich würde gern wissen, wie Ihr oder Eure Angehörigen mit der Situation umgehen. Habt Ihr auch schon mal darüber nachgedacht, was eigentlich für ein Sinn dahinter steht, ob man vielleicht sein ganzes Leben anders gestalten sollte? Welche Erfahrungen habt Ihr denn mit Freunden und Bekannten gemacht? Ich habe das Gefühl, dass es den meisten eigentlich lieber ist, nicht darüber zu reden. Die Frage „Wie geht’s Dir denn“ sollte möglichst gar nicht beantwortet werden. Was soll man denn auch sagen? Wie geht’s einem denn? Eine ehrliche Antwort auf die Frage würde vielleicht gar nicht verstanden werden. Ich weiß ja selber nicht wie es mir geht. Ich weiß nicht, ob das Trauer oder Wut oder Unverständnis oder einfach nur Leere ist…

Auf jeden Fall tut es gut, sich seine Gedanken von der Seele zu schreiben, und ich bin sehr froh, dass dies hier möglich ist.

Ganz liebe Grüße

Cas
Mit Zitat antworten