Thema: Für Mama...
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Alt 21.12.2006, 04:45
Leonie Marie Leonie Marie ist offline
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Standard AW: Für Mama...

Hallo Gaby,
ich habe soeben Dein Tagebuch gelesen und finde, daß Du das so schlecht gar nicht machst mit dem trauern... Du hast diesen Kurs besucht und schon davor mit diesem Tagebuch eine Art gefunden, Dich immer wieder mit Deiner Ma zu treffen, zu unterhalten. Sie hört Dich, da bin ich ganz sicher.

Sei nicht wütend oder vielleicht eher neidisch auf "die anderen" - Glück und Unglück scheint relativ, ist tatsächlich jedoch vor allem subjektiv! Wenn Dir selber ein Unglück (das von Dir zumindest so empfunden wird) widerfährt, ist es darum so schwer zu relativieren.

Ein Beispiel: Ich habe 2005 erst die Lungenkrebsdiagnose meines Papis aufnehmen, dann den Tod meines Opas hinnehmen müssen. Mitte des Jahres ist mein Vater gestorben, eigene OP 5 Tage nach seinem Tod und zur Beisetzung mußte ich dann meiner Familie beibringen, daß ich auch Krebs habe - glücklicherweise mit sehr guten Heilungschancen. Es folgten Chemo, Trennung von meinem Freund, Umzug, Jobwechsel, Bestrahlung, Remission, Fatigue, die schwelende Angst vor einem Rezidiv, die Frage ob ich noch Kinder bekommen kann (ich bin 31) und die psychische Verarbeitung die noch lange nicht abgeschlossen ist....

Wenn Du mich auf der Straße triffst regst Du Dich vielleicht auf, weil ich Dir davon erzähle, daß ich nicht weiß ob ich immer noch "Karriere" machen will - oder lieber doch nicht. Und denkst vielleicht: "Mensch hat die Probleme! Ich möchte auch, daß es mir so gut geht. Außerdem:Es gibt da doch viel wichtigeres!"

Du hast Recht. Aber auch Deine Ma hat recht: Du weißt nicht, was hinter den Kulissen los ist! Und: Egal wie es den anderen geht, geht es Dir in Abhängigkeit davon besser?

Ich versuche mich nicht so sehr daran aufzuhängen, was die anderen vermeintlich haben oder nicht haben, sondern an dem was ich habe:

Ich habe einen Vater gehabt der mich über alles geliebt hat. Vielleicht hat er es nicht immer so zeigen können, und doch sind da viele schöne Erinnerungen - auch wenn viele Fragen bleiben. Ich lebe und habe hoffentlich noch viel Zeit um zu trauern, soviel wie ich brauche.

Ich wünsche Dir (und mir) daß nach der Zeit der Trauer (die auch für Dich so lang sein sollte, wie DU es brauchst - Deine Ma kann das nicht für Dich entscheiden, das mußt Du alleine tun) dieser Spruch lebendig für Dich (und für mich) wird

Nicht traurig daß es vergangen sondern dankbar daß es gewesen!

In aufrichtiger Anteilnahme

Deine Leonie Marie
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