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Alt 18.01.2004, 16:18
Gast
 
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Standard Lymphdrüsenkrebs

hi carsten,

ich hatte im mai diesen jahres einen huckel in der rechten leiste bemerkt. unser physiotherapeut beim fußball hat mir dann gesagt, es könnte ein geschwollener lymphknoten sein. ich sollte mal abwarten, ob er sich wieder zurückbildet (wäre ja dann etwas ganz normales) oder eben nicht. anfang juli war ich dann wegen eines muskelfaserrisses beim arzt und meine freundin meinte noch, ich solle den arzt mal auf die leiste hinweisen. mein hausarzt sagte dann, das kann alles mögliche sein, er vermutete totes gewebe durch die jahrelange reibung von leiste und dem vom rücken kommenden muskel. ich wollte aber das schlimmste ausschließen und habe weitere untersuchungen gewünscht. nach sono und ct war dann der lymphomverdacht etwas konkreter, ohne das ich zu diesem zeitpunkt wirklich wußte, was ein lymphom bedeutet. bin dann im august in der klinik gewesen und mir wurde das lymphom entnommen. ja, und dann zwei wochen später kam dann die einladung zum gespräch, wo sich mein leben auf einmal total verändert hat. es folgten sono, ct, knochenmarkpunktion, knochenmarkszintigramm und am ende das pet. alle untersuchungen zeigten, dass noch zwei suspekte lymphknoten ebenfalls im bereich der rechten leiste zugegen waren. erst das pet am ende hat noch lymphommanifestationen in der rechten achsel angezeigt. ende oktober begann dann mein bestrahlungsmarathon. ich hatte damals die wahl, in eine studie zu gehen, bei der ich per zufall einer gruppe zugelost worden wäre, die die kleinere variante (feldgröße) erhält oder der gruppe, die die größere variante bekommt. ich habe mich gegen die studie und für die größere variante in der uniklinik hier in münster entschieden. bis letzten dienstag habe ich dann 47 bestrahlungssitzungen hinter mich gebracht, bei denen sämtliche bestrahlbare lymphregionen bestrahlt wurden. im großen und ganzen habe ich es ganz gut überstanden. habe mir insgesamt lediglich an zwei tagen die seele aus dem leib gekotzt (ziemlich am anfang). über weihnachten hatte ich schluckbeschwerden und mein geschmackssinn ist bis heute noch etwas lädiert (bes. fleisch schmeckt total pampig). außerdem sind mir kurz vor ende noch die haare am hinterkopf ausgefallen. aber das ist nicht weiter wild. habe nun schon wieder tennis gespielt und war gestern das erstemal wieder laufen (mit meiner freundin in ihrem tempo, aber das hat für's erstemal absolut gereicht). man darf zwar eigentlich leicht sport machen, wenn es die verfassung zulässt, da man jedoch nicht duschen und sich insbes. bei der bestrahlung des oberkörpers kaum wirklich waschen kann, habe ich im grunde über drei monate nichts gemacht. naja, habe letzte woche für meine freundin und mich einen robinson club gebucht, wo wir mal ein wenig von der ganzen scheiße abspannen wollen, uns erholen und langsam wieder zu kräften kommen können. meine blutwerte sind noch nicht wieder ganz normal, so dass ich momentan noch etwas vorsichtig sein muss (größere menschenansammlungen meiden). tja, und dann wird anfang märz eine erste untersuchung gemacht, um zu schauen, ob alles weg ist. ein wenig bammel habe ich davor schon, aber ich denke das ist vollkommen normal. im grunde geht es mir jetzt ganz gut, ich war auch während der bestrahlung die ganze zeit arbeiten. die prognosen bei der erkrankung (90% werden früher oder später am follikulären lymphom sterben) machen einen natürlich ein wenig nervös. aber: 10% schaffen es, diese tükische krankheit zu besiegen. und andere haben zumindest noch viele jahre gelebt (bis zu 20). da ich erst 30 bin und eigentlich auch mal eine familie haben möchte, muss ich wohl zusehen, dass ich zu den 10% gehöre.

so, wenn du irgendwelche fragen hast, melde dich ruhig.
schöne grüße
frank
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