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Alt 31.07.2007, 20:23
irmgard05 irmgard05 ist offline
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Daumen hoch AW: Das Leben nach der Erkrankung in all seinen Aspekten

Hallo zusammen! Hallo Ulla, schön, dass du geschrieben hast. Ich denke, deine Antwort ist nicht wirr, es ist halt schwierig all die Dinge, die einem durch den Kopf gehen zu ordnen. Das fiel mir auch sehr schwer, daher die Vielzahl von Fragen.
In meinem Leben hat sich auch recht viel gändert, allein durch die Tatsache, dass ich aufgehört habe zu arbeiten. Es ist mir schwer gefallen, auch, wenn ich sagen muss, dass ich nicht alle Aspekte meines Berufes gerne hatte, ich hatte schon mal drüber nachgedacht früher aufzuhören. Es aber aus finanziellen Überlegungen nicht weiter angegangen. Fehlendes Gehalt, 100% selbstversichern, das hätten wir nur schwer über einige Jahre schaffen können, insbesondere ,da 2 unserer 3 Kinder noch in der Ausbildung sind. Jetzt bin ich endgültig pensioniert,vom Personalrat verabschiedet(bei mir zu Hause) und habe meine Schlüssel abgegeben und auch einen kleinen, spontanen Miniausstand gegeben. So richtige Verabschiedung usw. hätte ich nicht ausgehalten.Ich bin aber froh, dass es jetzt endlich einen Abschluss gefunden hat. Mein Mann arbeitet noch bis Ende Januar und er hat sich ,glaube ich , auch mittlerweile damit arrangiert. Der Kontakt zu den Menschen fehlt mir- und er fehlt mir auch nicht. Ich freue mich, wenn ich Kollegen -ehemalige geht mir noch schwer über die Lippen/Finger- treffe und sie gehen mir nach einer Weile auf die Nerven, ich möchte eigentlich nur noch gehen. Ich denke, das liegt mit daran, dass man eben doch nicht mehr dazu gehört. Die Gespräche sind einem irgendwie doch alle bekannt, und ich fühle mich nicht mehr dazugehörig. Berufsgruppen neigen dummerweise dazu unter sich zu bleiben. Das rächt sich jetzt in gewisser Weise. Es geht mir aber auch bei ganz anderen Anlässen so.
Der Haushalt ist etwas was mir anfangs unendlich schwer gefallen ist. Natürlich wurde mir geholfen, von allen. Außerdem ist unsere ehemalige Kinderfrau immernoch als Haushaltshilfe gekommen, sie ging auch 1x die Woche zu meiner Schwiegermutter. Jetzt möchte ich das langsam ganz auslaufen lassen, ich brauche es ja nicht wirklich ,da sie selbst nicht gesund ist( sie wurde vor ca 12 Jahren an Gebärmutterkrebs operiert und hat jetzt einen extremen Lymphstau in einem Bein und kann eigentlich nicht mehr, aber sie will nicht nur zu Hause sein, denn ihr Mann ist auch krank/Dialyse). Aber, wenn man immer Haushalt und Beruf hatte, man gewohnt ist für einen 5Personenhaushalt zu sorgen, fällt es schon schwer zu sehen, dass Kochen plötztlich Schwerstarbeit ist, Wäsche und all diese Dinge.
Es hat eine Zeit gegeben, da sind mein Mann und ich fast jeden Tag essengegangen, nichts Besonderes oft bei Karstadt, ich meist eine Suppe mit meinem Zusatzpulver, weil für mich das der bessere Weg war. Kochen und dann selbst essen ging für mich zeitweilig gar nicht. Und fürs kochen war ich immer zuständig, daran hat sich nichts geändert. Wenn mein Mann "kocht", gibts was vom Imbiss o.ä.. Nicht schlimm, ist halt so.
Mein Schlafbedürfnis war lange enorm. Seit etwa 5-6Monaten bessert es sich deutlich, wie ich auch bei einigen anderen Dinge feststelle.
Das Gedankenkreisen gehört auch dazu. Lange Zeit war ich kaum in der Lage Abstand zu gewinnen, das Zentrum war Krebs. Ist es auch jetzt bis zu einem gewissen Grad, aber nicht mehr so absolut beherrschend!
Mir ist es noch nicht gelungen einen wirklich neuen Lebensrythmus zu finden, Dinge zu finden, die neue Lebensinhalte, neue Gedankengänge...wie soll ich es sagen? Früher hatte ich mir vorgenommen, ehrenamtliche Tätigkeiten aufzunehmen, wenn ich nicht mehr berufstätig bin. Heute? Zunächst war es so, dass das gar kein Thema sein konnte, war nicht zu schaffen, ich hatte genug mit mir selbst zu tun, dann habe ich immer das Gefühl dafür nicht verlässlich(gesundheitlich) genug zu sein. Dann hatte ich Dinge ins Auge gefasst, die für mich schlicht und einfach zu schwer waren, d.h. ich bin nicht realistisch genug daran gegangen. -Ich dachte, ichkönne Gebärdensprache lernen und damit etwas Sinnvolles zu tun. Damit hatte ich mich überfordert. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich ein halbes Jahr nach der Op mehr Elan hatte etwas Neues anzugehen, als heute. Damals dachte ich auch, ich könne wieder arbeiten, ich habe z.B. mehr Sport gemacht als heute.
Es gäbe noch viel, aber das solls für heute sein.
Morgen fahren wir nach Hannover zu "Porgy and Bess" ,ich freu mich drauf! Liebe Grüße Irmgard
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