Thema: So hilflos
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Alt 16.07.2005, 17:45
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Esther Esther ist offline
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Standard So hilflos

Liebe Sandra,

es tut mir leid, dass es Deinen Vater auch erwischt hat. Ich kann Deine Gefühle sehr gut nachempfinden, denn bei uns ist auch mein Vater der Betroffene.

Warum es nun plötzlich heisst, dass nicht mehr operiert werden soll - nun da kann ich leider nur spekulieren. Ich frage mich, ob es etwas mit den Herzkrankheiten Deines Vaters zu tun haben könnte. Die Operation - mein Vater konnte nach Chemos und Bestrahlungen auch erst operiert werden, nachdem seine ebenfalls vorhandenen Herzprobleme behandelt worden sind - ist sehr schwer und kann bis zu 10 Stunden oder sogar länger dauern, was für das Herz eine grosse Belastung ist.

Du vermutest, dass Dein Vater Dir nicht die ganze Wahrheit sagt. Vielleicht solltest Du versuchen, mit Deinem Vater in aller Ruhe zu reden und ihm dabei klar machen, dass eine so schwere Erkrankung das Leben der ganzen Familie auf den Kopf stellt, dass Du ihm unbedingt zur Seite stehen möchtest, was auch immer passiert, dass Du das aber nur kannst, wenn Du auch alle Informationen hast. Gib ihm zu verstehen, dass Du stark genug bist, die Wahrheit zu ertragen und dass der Kampf gegen den Krebs nur gewonnen werden kann, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Es wäre auch gut, wenn Du mal bei einem Gespräch mit dem Arzt dabei sein könntest. Der Betroffene selbst ist erfahrungsgemäss aufgrund des starken psychischen Drucks und der Angst, die er hat, nicht in der Lage, alle Aussagen der Ärzte zu verstehen oder richtig einzuordnen. Vier Ohren hören mehr als zwei, und wenn Ihr etwas nicht begreift oder versteht, dann fragt solange nach, bis Ihr genau wisst, worum es geht. Ärzte muss man löchern, nur dann kriegt man auch wirklich alles gesagt. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um böse Absicht, aber die Ärzte setzen oftmals bei den Patienten zuviel voraus. Und wenn man erstmals mit der Krankheit Krebs konfrontiert wird, tauchen nach der Fassungslosigkeit so viele Fragen auf, auf die man eine Antwort haben muss, damit das weitere Vorgehen nicht nur von den Ärzten allein bestimmt wird, sondern der Patient seinen Teil dazu beitragen kann.

Versuch Deinem Vater Mut zu machen. Wenn Du hier im Thread "Positives" liest, wirst Du feststellen, dass der Kampf zwar nicht einfach ist, dass man es aber schaffen kann. Mein Vater kam ziemlich genau vor einem Jahr aus der Reha nach Hause und bis heute geht es ihm nicht nur den Umständen entsprechend, sondern wirklich sehr gut.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen weiterhelfen. Und wenn Du weitere Fragen hast, melde Dich ruhig und jederzeit, hier hat immer jemand ein offenes Ohr für Dich.

Ich wünsche Dir und Deinem Vater viel Mut und Kraft und drücke Euch für die kommende Zeit ganz fest die Daumen.

Liebe Grüsse

Esther
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Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen". Ich lächelte und war froh ..... und es kam schlimmer.
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