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Alt 05.05.2008, 02:39
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bergmädel bergmädel ist offline
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Registriert seit: 13.04.2008
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Standard AW: Happy birthday....ein Jahr später

Liebe Kathleen...

1000 gute Wünsche zum Einjährigen!
Ich kann die Freude über Deinen Jahrestag gut verstehen, seit fünf Jahren geht es mir genauso und ich freue mich immer auf den 23. Juli.
Dieser Tag, an dem es beim Schuhe binden unter meinem Arm ziepte, ich hinfasste und den ersten Knoten fühlte, wird immer besonders für mich sein.

Meine Ärztin war, und das rechne ich ihr bis heute hoch an, ehrlich zu mir hinsichtlich der Prognosefaktoren.

Am Anfang dachte ich, Mensch, zwei Jahre gesund bleiben wär toll, das verbessert schonmal die Prognose trotz miesem Lymphknotenstatus.

Nach zwei Jahren erlaubte ich mir vorsichtig auf fünf Jahre zu hoffen.

Und dann reihte sich Jahr an Jahr, und heute bin ich manchmal ganz ungläubig darüber, dass ich bis jetzt gesund geblieben bin.

Diese letzten sechs Jahre stecken voller schöner und weniger schönen Erinnerungen, viele haben mit Krebs zu tun, viele auch nicht, aber eins ist sicher: Die Krebsdiagnose hat ziemlich für Intensität gesorgt.

Eine meiner Lieblingerinnerungen ist, wie nach 6 Monaten EC/Taxol im Frühling meine Haare wieder wuchsen; draussen sprühte alles vor Leben und das passte so schön, mit aufzublühen.

Oder mein damaliger Freund, der mir den Kopf rasierte und cremte, und der mich Silvester anschaute und sagte: "Du brauchst Dir keine Sorgen machen. Ich weiss das."

Oder die wunderbaren Menschen, die ich während meiner Rehas kennengelernt habe.

Ein paar Monate nach der Chemotherapie wollte ich wieder bergwandern und dachte, ich würde jawohl auf einen pisseligen Zweitausender steigen können. - Kurz vorm Gipfelreuz bin heulend umgekehrt, weil ich einfach nicht mehr KONNTE.

Zwei Jahre später bin ich meinen ersten Marathon gelaufen.

Seit zwei Jahren gehe ich ausser zur Mammographie zu keiner turnusmässigen Nachsorgeuntersuchung mehr. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf den Schiss beim Warten auf die Ergebnisse und gehe jetzt nur noch symptomorientiert zum Arzt.

Meine Tumorzellen wiesen zu hundert Prozent Östrogenrezeptoren auf. Ich habe trotzdem schon vor Jahren die AHT abgebrochen, weil mir dadurch für meinen Geschmack zuviel Lebensqualität wegbrach. Ich bin mit dieser Entscheidung im Reinen, auch wenn ich wieder erkranken sollte. Aber, wie gesagt: Es geht mir gut.

Es ist so wichtig, von guten Krankheitsverläufen zu hören. Es macht soviel Mut.

Und den wünsche ich Dir auch, Kathleen. Hast Du auch, so wie Du schreibst. Und noch ganz viele Jahrestage.

Wenn ich an die Frauen hier im Forum denke, die metastasierten Brustkrebs haben, hoffe ich, dass die Mutmach-Geschichten ihnen nicht wehtun.
Deshalb mag ich auch nicht, wenn man von Krebs "besiegen" spricht. Ich finde, jeder stirbt als Held, der das durchmacht.

Liebe Grüsse, Sandra

Ach, hab' ich noch vergessen: Schöne Grüsse ins schöne Chur! Im März war ich das erste mal in Brambrüesch zum Skilaufen. Nächsten März wieder. Vielleicht skilaufen wir uns ja über den Weg...
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke

Geändert von bergmädel (05.05.2008 um 02:43 Uhr)
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